E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Miller Weihnachtsglück und Lichterglanz
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95649-948-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95649-948-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zeit der Wunder in Mustang Creek
Das Leben in einer Großstadt wie New York hat Charlotte Morgan sich nicht so einsam vorgestellt. Erleichtert kehrt sie daher nach Mustang Creek zurück, als ihre Tante sie braucht. Dort begegnet sie Jaxon Locke wieder, der einst ihr Herz berührte - und dann aus ihrem Leben verschwand. Das Knistern zwischen ihnen füllt sofort die magischen Winternächte, die sie miteinander verbringen ... Könnte Charlotte dieses Mal tatsächlich die wahre Liebe in Jaxons Armen finden?
Ein Marshal zum Verlieben
Erneut eine Ehe aus Vernunftgründen eingehen? Der jungen Witwe Dara Rose bleibt eigentlich nichts anderes übrig, wenn sie ihre Töchter nicht verlieren will. Und sie weiß, dass sie sich bald entscheiden muss. Da kommt der neue Gesetzeshüter Clay McKettrick nach Blue River, und weckt in Dara Rose nicht nur eine tiefe Sehnsucht, sondern auch die Hoffnung auf ein Weihnachtswunder ...
'Miller berührt Herzen, wie es nur wenige Autoren vermögen.'
Publishers Weekly
'Millers Romane erzählen vom Zauber der Weihnacht und der Bedeutung der Liebe.'
Romantic Times Book Reviews
Nach ihren ersten Erfolgen als Schriftstellerin unternahm Linda Lael Miller längere Reisen nach Russland, Hongkong und Israel und lebte einige Zeit in London und Italien. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt - in den weiten 'Wilden Westen', an den bevorzugten Schauplatz ihrer Romane.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Für den Flug von New York nach Wyoming hätte Charlotte Morgan ihr Gepäck nicht aufgeben sollen. Ihr Aufenthalt in Denver dauerte wegen eines Sturms, der von der Westküste her aufzog, nun schon viel länger als geplant. Jetzt wartete sie – endlich – an der Gepäckausgabe des Flughafens Cheyenne. Und wartete … Wie ihre Freundin Karen zu sagen p?egte, existierten nur zwei Arten von Gepäck: Handgepäck und verlorenes. Und ihres gehörte offenbar zur zweiten Kategorie.
Es war der 21. Dezember, kurz vor den Feiertagen. Doch ihr war de?nitiv nicht zum Feiern zumute, ihre Laune war im Keller.
Das Flughafen-Chaos war typisch für das Pech, von dem sie seit einiger Zeit verfolgt wurde.
Mal sehen. Sie hatte ihre Tante Geneva in einer Einrichtung für betreutes Wohnen unterbringen müssen. Den Umzug zu organisieren, hauptsächlich per E-Mail und Telefon, war nicht leicht gewesen. Hinzu kam, dass nun eine Fremde in Genevas Haus lebte, dem Haus, in dem Charlotte aufgewachsen war. Natürlich hatte sie ihre Tante über Mrs. Klozz ausgefragt, hatte wissen wollen, wie sie und diese geheimnisvolle Besucherin sich kennengelernt hatten, doch Genevas Antworten waren durchgehend vage, wenn nicht gar ausweichend geblieben.
Charlotte hatte in ihrer Sorge Spencer Hogan angerufen, einen alten Freund und den Polizeichef von Mustang Creek, und ihn gebeten, Nachforschungen anzustellen. Doch er hatte nur gelächelt und erklärt, das wäre nicht nötig; Mrs. Klozz wäre, wie er es ausdrückte, „in Ordnung“.
Letztlich hatte Charlotte beschlossen, das Thema ruhen zu lassen. Sie würde die Frau ja früh genug treffen und sich eine eigene Meinung bilden.
Trotz allem hatte sie ein ungutes Gefühl.
Dann – als sie schon dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen – wurde sie entlassen.
Na dann, fröhliche Weihnachten.
Sicher, das Unternehmen, eine Werbe?rma, hatte ihr eine großzügige Ab?ndung gezahlt. Ihr Boss hatte gemeint, die Budgetkürzungen würden ihren Tribut fordern, von allen.
Nur von ihm nicht, wie es schien. Sein Job war im Gegensatz zu ihrem offenbar sicher gewesen. Es hatte sie einige Mühe gekostet, keine Bemerkung in dieser Richtung fallen zu lassen, allerdings wollte sie im Grunde nur noch nach Hause gehen.
Als sie beobachtete, wie alle anderen ihr Gepäck abholten, während ihres, wie erwartet, nirgends zu sehen war, wurde ihr die Ironie ihres Schicksals bewusst. Als Teenager wollte sie Mustang Creek unbedingt verlassen, Erfolg haben, den richtigen Mann ?nden und nie zurückschauen. Das hatte sie getan. Sie hatte Mustang Creek verlassen. Sie hatte einen tollen Job gefunden. Sie hatte den richtigen Mann kennengelernt.
Aber zurückgeschaut hatte sie doch.
Außer ihr wartete ein weiterer hoffnungsvoller Passagier. Sie tauschten einen mitfühlenden Blick aus und zuckten die Achseln. Das Band drehte sich noch, vielleicht also …
Ja, sie hatte die Kleinstadt verlassen. Hatte den Traumjob ergattert – und verloren. Hatte einen gewissen Dr. Jaxon Locke getroffen, sich in ihn verliebt, und auch das hatte nicht funktioniert.
Der andere Passagier machte das Rennen; sein Koffer glitt aufs Band.
„Frohes Fest“, sagte er mitfühlend und eilte davon.
Und dann … ein Weihnachtswunder! Charlottes Koffer kam tatsächlich noch heraus – keine zwei Sekunden, bevor sie zum Schalter der Fluglinie laufen und eine Verlustmeldung aufgeben wollte – und machte sich auf den Weg zu ihm. Juhu! Frische Unterwäsche an Weihnachten.
Tante Geneva hätte ihr geraten, dankbar zu sein, und als sie ihren Koffer vom Band wuchtete und zum Autoverleih karrte, lächelte Charlotte tatsächlich. Es wurde besser. Na gut, noch stand ihr die Heimfahrt durch ein aufziehendes Unwetter bevor, doch immerhin hatte sie ihre Kleidung. Alles andere würde sie kaufen oder nach Hause liefern lassen müssen, doch darüber wollte sie sich später den Kopf zerbrechen. Ihr lachhaft teures Apartment war untervermietet, der Rest eingelagert.
Das Schneegestöber traf sie von der Seite, nachdem sie endlich ihr Mietauto erreicht hatte. Nichts ging über eine Fahrt in einem fremden Fahrzeug durch eine Schlechtwetterfront, dachte sie, als sie in den Mittelklassewagen stieg und den Zündschlüssel im Schloss drehte.
Sie war auf dem Weg nach Hause.
Nach sieben Jahren in New York City.
In früheren Jahren hatte sie sich nach dem Stadtleben gesehnt, doch jetzt wollte sie nur noch zurück in das große, alte, zugige Haus, dieses gemütliche Heim, in dem sie groß geworden war. Mustang Creek war jene Art Kleinstadt, in der die Leute, sobald man nur nieste, befürchteten, dass man sich etwas eingefangen hatte, und einem die Lieblingsmedizin ihrer Großmutter anboten. Charlotte wollte den Duft des Grases im Sommer, den Blick auf die Tetons, die alte Weinlaube im Garten.
Sie wollte ihr Zuhause.
Geneva braucht mich, überlegte Charlotte, während sie herauszubekommen versuchte, wie man die Scheibenwischer einschaltete. Doch sie selbst brauchte diese Veränderung vielleicht noch viel dringender. Der Verlust ihres Jobs war in ?nanzieller Hinsicht keine Katastrophe, denn ihre Tante hatte ihr viel über das Sparen beigebracht. Charlotte fand es schrecklich, dass die lebhafte Frau, an die sie sich erinnerte, langsam abbaute. Dennoch betrachtete sie ihre eigenen veränderten Umstände in mancherlei Hinsicht als etwas Gutes. Sie könnten Zeit miteinander verbringen. Wertvolle Zeit. Sie würde nicht mehr nur für wenige Stunden bei ihr hineinschneien und wieder hinausrauschen wie in den vergangenen paar Jahren. Sie konnte sich um das Haus kümmern, vielleicht einen Teil ihrer Ersparnisse für Reparaturen einsetzen. Das Gebäude benötigte schon seit zehn Jahren ein neues Dach. Charlotte hatte mehr als einmal angeboten, die Kosten dafür zu übernehmen, doch Tante Geneva, ihre einzige noch lebende Verwandte, hatte abgelehnt. Eigensinn und Stolz lagen in der Familie, das war keine Frage. Sie hatte diese Eigenschaften ehrlich erworben.
Sie hätte sich den Wetterbericht genauer anschauen sollen, stellte Charlotte fest, als die ersten Schneeschleier wie verirrte Gespenster ihren Wagen umkreisten. Außer ihr war kaum jemand unterwegs, was ihr nur recht war, denn die Sicht war so schlecht, dass sie kaum die Spur halten konnte. Abgesehen vom trüben Scheinwerferlicht eines Fahrzeugs in einiger Entfernung hinter ihr hatte sie die Straße für sich allein.
Sie war froh, dass sie am Flughafen von Denver Kaffee getrunken und ein Sandwich gegessen hatte, obwohl sie – erschöpft, wie sie war – jetzt gut und gern einen weiteren Kaffee hätte gebrauchen können. Sie drosselte das Tempo noch stärker und blinzelte aus zusammengekniffenen Augen hinaus in die sich zuspitzende Schneekatastrophe. Es gab ein weiteres unmittelbares Problem, das sie nicht bedacht hatte: Sie hatte keinen Schlüssel für das Haus. Tante Geneva war Schneiderin gewesen und hatte von daheim gearbeitet; sie war ein Genie an der Nähmaschine und hatte im letzten halben Jahrhundert wahrscheinlich den Großteil aller Brautkleider in Bliss County genäht. Deshalb hatte Charlotte eigentlich nie einen Schlüssel gebraucht.
Ehrlich gesagt war sie nicht einmal sicher, ob überhaupt ein Schlüssel existierte. Die Tür mit ihren wunderschön facettierten Glasscheiben war noch das Original, und soweit sie wusste, war das Schloss nie ausgetauscht worden. Vielleicht hatte Tante Geneva der Freundin einen Schlüssel ausgehändigt, die jetzt ihr Haus hütete und ihre geliebte Katze und den Hund versorgte. Allerdings war es bereits nach zehn; angesichts ihrer derzeitigen Fahrgeschwindigkeit würde sie nicht so bald in Mustang Creek eintreffen.
Es erschien ihr nicht angebracht, um Mitternacht an die Tür zu klopfen, zumal sie Millicent Klozz nicht einmal kannte. Auf keinen Fall wollte sie die arme Frau aus dem Schlaf reißen.
Im Radio liefen Weihnachtsklassiker, und Charlotte drehte bei Have Yourself a Merry Little Christmas die Lautstärke höher. Sie liebte den Song. Er weckte Erinnerungen an Heiligabend, daran, wie Tante Geneva sie immer ins Bett gebracht, ihr eine Geschichte vorgelesen und ihr verboten hatte, vor Tagesanbruch nach unten zu gehen.
An dieses Verbot hatte sie sich stets gehalten – abgesehen von dem einen Jahr, als sie sieben war. Da war sie mitten in der Nacht nach unten geschlichen – nicht ganz die knarrende Treppe hinunter, weil sie gewusst hatte, dass sie dann erwischt worden wäre – und hatte die Päckchen unter dem Baum entdeckt. Sowie sie gehört hatte, dass Tante Geneva aufgestanden war – dem Rauschen des Wasserhahns nach zu urteilen, um einen Schluck zu trinken –, hatte Charlotte sich einen raschen Blick auf die Geschenke erlaubt. Die meisten waren mit ihrem Namen versehen.
Dann war sie ins Bett ihrer Tante geklettert und hatte sich dort, die Augen weit geöffnet, eingekuschelt. Als Geneva sich umgedreht hatte, war ihr ein kurzer Schrei entfahren. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, ein kleines Gesicht so dicht an ihrem vorzu?nden, zumal es im Schein des Nachtlichts im Flur kaum zu erkennen war.
„Der Weihnachtsmann war da“, hatte Charlotte ihr aufgeregt mitgeteilt.
„Hoffentlich hat er mir ein neues Herz mitgebracht“, hatte Geneva geantwortet, nachdem sie nach Luft geschnappt und die Hand aufs Herz gedrückt hatte. „Herrgott, Kind, hast du mich erschreckt!“
„Er war in unserem Haus!“
Charlotte erinnerte sich, wie Geneva sie in den Arm genommen hatte, erinnerte sich an die Wärme ihrer Arme, an das liebevolle Lächeln auf dem Gesicht ihrer Tante. „Aber...