Milius | Das Potential Forschenden Lernens des Osnabrücker Forschungsprojekts Schulentwicklung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 9, 244 Seiten

Reihe: Erziehungswissenschaftliche Impulse

Milius Das Potential Forschenden Lernens des Osnabrücker Forschungsprojekts Schulentwicklung

Eine explorative Studie zur Studierendensicht
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-7621-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine explorative Studie zur Studierendensicht

E-Book, Deutsch, Band 9, 244 Seiten

Reihe: Erziehungswissenschaftliche Impulse

ISBN: 978-3-7578-7621-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Konzept des Forschenden Lernen soll Erfahrungs- und Professionalisierungsprozesse durch forschend-wissenschaftliche Untersuchungen ermöglichen, durch die ein hoher Kompetenzerwerb sowie die Ausbildung eines forschenden Habitus gefördert werden sollen. Durch fehlende Eingrenzung des Begriffes entwickelten sich allerdings viele, differente Auffassungen Forschenden Lernens. Die vorliegende Interviewstudie thematisiert das Potential des Forschungsprojekts Schulentwicklung der Universität Osnabrück. Die Ergebnisse verdeutlichen den positiven Einfluss des Konzeptes und die Begeisterung der Studierenden. Es lassen sich im ersten Ansatz drei Typen aus den Erkenntnissen generieren, die sich different mit einem individuellen Schwerpunkt professionalisieren, weshalb sich letztlich auch der Erwerb der Kompetenzen auch unterscheidet. Konklusiv ist allerdings das hohe Potential zur Professionalisierung in dem Forschungsprojekt Schulentwicklung der Universität Osnabrück festzuhalten.

Frauke Milius begann 2016 das Lehramtsstudium an der Universität Osnabrück und schloss dieses 2022 mit dem akademischen Grad Master of Education für Lehramt an Gymnasien für die Fächer Biologie, Chemie und Kunst ab. Während des Studiums war sie bereits unter anderem als studentische Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft tätig. Seit September 2022 arbeitet sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


3. Forschungsprojekte im Überblick


Im dritten Kapitel werden zwei Forschungsprojekte vorgestellt, auf deren Konzeption das Osnabrücker Forschungsprojekt basiert. Dieses wird anschließend ebenfalls ausführlich erläutert.

3.1 Die Oldenburger Teamforschung


Die Oldenburger Teamforschung ist ein Programm, das sozial gerahmte Aktionsforschung für Studierende an der Universität Oldenburg im Kontext der Schulentwicklung ermöglicht. Es entstand aus einem Zusammenspiel dreier Faktoren. Zum einen war die in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführte einphasige Lehrer*innenbildung durch eine intensive Kooperation von Universität und Schulen aus der Umgebung geprägt. Die beteiligten Lehrkräfte unterstützten Studierende, indem sie in den universitären Lehrveranstaltungen ihre berufspraktischen Kompetenzen und ihre Expertise einbrachten. Daraus entwickelten sich aus Lehrkräften und Studierenden bestehende Forschungsteams, aus denen sich besondere Reflexions- und Professionalisierungspotenziale ergaben (vgl. Fichten & Moschner 2009, S.242). Zum anderen beeinflusste die 1990 erschienene Publikation von Altrichter und Posch „Lehrer erforschen ihren Unterricht“, die die teacher-as-researcher-Bewegung publik machte und aus der die Vermittlung der Vorgehensweise und Grundlagen einer praxisnahen, schul- und unterrichtsbezogenen Aktionsforschung hervorging. Zuletzt ist die Gründung der Forschungwerkstatt Schule & LehrerInnenbildung (FWO) zu nennen, die die Teamforschung unterstützte und in der Studierende und Dozierende in Teams in forschungsbezogenen Fragen beraten und dabei die Reflexion der Lern- und Professionalisierungsprozesse begleiten (vgl. Fichten & Moschner 2009, S.242f.) Die aus diesen Faktoren resultierende Oldenburger Teamforschung fokussiert sich auf die Entwicklung von Lösungen und handlungsorientierten Ansätzen für schulische und unterrichtliche Problemstellungen. Diese stammen direkt von Lehrkräften aus berufspraktischen Handlungskonzepten und werden von vier- bis sechsköpfigen Teams bearbeitet. Dabei wird die Aktionsforschung direkt in die universitäre Lehrer*innenbildung integriert (vgl. ebd. S.243). Übergeordnet gilt es, Reflexionskompetenz durch Einblicke in Schul- und Unterrichtskontexte als festen Bestandteil der Lehrprofessionalisierung zu etablieren (vgl. ebd. S.245). Dies soll durch ein forschungsorientiertes Studium (vgl. ebd. S.254) und eine formative, prozessbegleitende Evaluation gewährleistet werden. Durch diese sollen die Studierenden Methodenkenntnisse, Reflexionsfähigkeit, kritisches Denken und Teamfähigkeit erlangen (vgl. ebd. S.260ff.).

Die Oldenburger Teamforschung wurde auf verschiedene Weisen realisiert. Zu Beginn wurde sie im Rahmen des pädagogischen Studienanteils als ein- bis zweisemestrige Seminarveranstaltung durchgeführt, in der bis zu zehn Forschungsteams für vier bis fünf Monate Forschungsprojekte an Primar- und Sekundarschulen durchführten. Von 2000 bis 2005 fand die Oldenburger Teamforschung in Kooperation mit dem BLK-Modellversuch „Lebenslanges forschendes Lernen im Kooperationsverbund Schule – Seminar – Universität“ statt. In dem Modellversuch wurde erprobt, inwiefern über Teamforschung eine reflexiv-analytische Haltung gegenüber der Berufspraxis produktiv entfalten und in einen nachhaltigen forschenden Habitus entwickelt werden kann. Im Anschluss an den Modellversuch fand die Teamforschung einsemestrig als dreistündige Seminarveranstaltung statt. Dies lag unter anderem auch daran, dass die Zahl der Teilnehmenden aus höheren Semestern in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Insbesondere forschungsmethodische Kompetenzen und weniger das Forschende Lernen an sich stand für die höheren Studierenden aufgrund der anstehenden Abschlussarbeit im Fokus, sodass das Verwertungsinteresse über der reflexiven Professionalisierung stand. Nachdem 2004 die alte Studienstruktur durch Bachelor-Master-Studiengänge abgelöst wurde, wurde die Teamforschung zu einem festen Bestandteil des Moduls „Schul- und Unterrichtsforschung und ihre Forschungsmethoden“ im Masterstudiengang, mit der Nebenwirkung, dass sich auch beispielsweise der Kenntnisstand der Studierenden im Seminar durch vorherig belegte Module verbesserte (vgl. ebd. S.244f.). Die Teilnahme an dem Forschungsseminar ist mit neun Leistungspunkten kreditiert und beläuft sich auf ein Semester (vgl. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg).

Die Oldenburger Teamforschung wird in der Typenbildung von Schneider und Wildt (vgl. 2009, S.32f.) als eine Kombination von Typ B und Typ C charakterisiert. Sie verbindet die Praxisforschung und die Fallarbeit als Forschendes Lernen.

3.2 Bielefelder Fallstudienwerkstatt Schulentwicklung


Die Fallstudienwerkstatt Schulentwicklung der Universität Bielefeld lässt Studierende über eine Dauer von zwei Semestern aktiv forschend an Schulentwicklungsprozessen lernen. Die Studierenden arbeiten an kooperierenden Schulen Evaluations- und Entwicklungsaufgaben aus, die für die Schulen relevante Probleme darstellen. Die generierten Produkte können die Schulen später für ihre eigenständige Weiterentwicklung verwenden, wohingegen die Studierenden im Gegenzug praktische und wichtige Erfahrungen in Schulentwicklungsprozessen sammeln können (vgl. Klewin & Kneuper 2009, S. 63).

Angelehnt an die Oldenburger Teamforschung unterscheidet sich die Bielefelder Fallstudienwerkstatt Schulentwicklung besonders in der Hinsicht, dass zwar die Schulen die Problem- und Fragestellungen entwickeln, die Lehrkräfte allerdings keine forschende Rolle einnehmen. Aus diesem Grund können eher Parallelen zwischen der Bielefelder Fallstudienwerkstatt und dem Hamburger Modell der Schulbegleitforschung gezogen werden. Im Hamburger Forschungsmodell arbeiten Studierende ebenfalls an und mit Kooperationsschulen relevante Probleme der Schulentwicklung, allerdings beteiligen sich die Lehrkräfte nicht forschend (vgl. Klewin & Kneuper 2009, S.63/ vgl. Wischer, Katenbrink & Fiegert 2014, S.63).

Entstanden ist das Konzept im Rahmen einer universitären Lehrveranstaltung, die Schulentwicklung thematisierte. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten entwickelte sich bei einigen Studierenden der „Wunsch nach „mehr“ (Klewin & Kneuper 2009, S.63), da die Möglichkeit fehlte, die gelernten theoretischen Inhalte in die Praxis zu transferieren und diese Erfahrungen reflektieren zu können. Auf dieser Grundlage entstand ein Konzept für eine Lehrforschung entwickelnde Seminararbeit, auf die die Fallstudienwerkstatt Schulentwicklung basiert. Hierbei steht insbesondere der Theorie-Praxis-Transfer von projektorientierten Fragestellungen im Fokus (vgl. ebd. S. 63f.). Ziel dabei ist nicht nur die Professionalisierung innerhalb des Studiums, sondern auch der Erwerb von Kompetenzen und Haltungen für die Qualitätsentwicklungsprozesse an Schulen. Die Entwicklung des forschenden Habitus soll dabei nachhaltig und stabil sein (vgl. ebd. S.64).

Die Teilnahme an der Fallstudienwerkstatt Schulentwicklung ist mit zwölf Leistungspunkten hoch kreditiert und entspricht einer Fallstudie der Schulpflichtpraktika, die von allen Studierenden im Laufe des Studiums erstellt werden muss. Der ausgedehnte zeitliche Rahmen ermöglicht eine lange und intensive Auseinandersetzung im Forschungsfeld (vgl. ebd. S.63). Da jedes Semester neue Studierende aufgenommen werden, erfolgt die Auseinandersetzung in Gruppen, die aus Forschungseinsteiger*innen und Fortgeschrittenen bestehen. Die Gruppen werden durch Lehrende der Universität betreut. Insgesamt gibt es drei verschiedene Typen von Projektskizzen, die die kooperierenden Schulen grob umreißen und die dann von den studentischen Gruppen ausgearbeitet werden. Evaluationsprojekte, Programmentwicklungsprojekte und Projekte zur Durchführung und Reflexion von Fördermaßnahmen werden dann von den Studierenden konkret geplant, analysiert und mit verschiedenen Erhebungsmethoden untersucht. Zunächst wird thematisch in Methodik und Konzeption eingeführt, die Gruppen werden gebildet und das Feld wird untersucht. Daran schließen die Exploration im Feld und auch die Arbeit im Feld an. Die erhobenen Daten werden ausgewertet und letztlich präsentiert (vgl. ebd. S.66ff.). Abschließend reflektieren die Studierenden die Methodik, die Ergebnisse und den praktisch erlebten Schulentwicklungsprozess (vgl. ebd. S. 70).

Die Bielefelder Fallstudienwerkstatt Schulentwicklung entspricht nach der Typenbildung von Schneider und Wildt (vgl. 2009, S.32f.) einer Kombination von Typ A und Typ B. Sie verbindet die praktische Einführung in empirisch-wissenschaftliches Arbeiten und die Praxisforschung als Forschendes Lernen.

3.3 Osnabrücker Forschungsprojekt Schulentwicklung


Mit der 2009 gegründeten Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung wird das Forschende Lernen in das Lehramtsstudium für Studierende im Masterstudiengang Lehramt an Gymnasien integriert (vgl. Homepage Forschungswerkstatt Schulentwicklung/ vgl. Fiegert & Kunze 2020, S. 216). Zielsetzung des Projektes ist die Anbahnung von komplexen Kompetenzen sowohl in Bezug auf die Berufsanforderungen als auch im Feld der (Praxis)Forschung (vgl. Fiegert & Kunze 2017, S. 28). Insgesamt sind in dem Osnabrücker Konzept der...



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