E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Mikels Morgenlicht und Abendglut
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5699-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5699-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Sportreporter Brady braucht unbedingt eine Ehefrau, um das Sorgerecht für seinen Sohn zu erhalten. Und da die hübsche Dozentin Maggie ebenfalls verheiratet sein muss, weil sie nur dann ihr Erbe antreten kann, werden sie sich schnell einig: Die Lösung heißt Zweckehe. Und die Liebe? Kommt später ...
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
„Du weißt, ich bin gegen meinen Willen hier“, erinnerte Maggie Buchanan ihren Bruder, der mit ihr am Tisch saß. Unruhig sah sie sich um. Sie befand sich in einem überaus eleganten Ballsaal eines Hotels in Phoenix. Draußen kündigte der kühle Septemberwind bereits den nahenden Winter der Wüste – Regen und niedrige Temperaturen – an.
Bennett schenkte ihr sein bezauberndes Lächeln, das Frauenherzen schmelzen ließ. „Du bist hergekommen, weil dir der wohltätige Zweck dieser Veranstaltung am Herzen liegt.“
„Das schon. Aber dieses Spiel mache ich trotzdem nicht mit.“
„Warum denn nicht? Es könnte dir auch Spaß machen.“
„Eine Verabredung mit einem Mann zu ersteigern?“, fragte Maggie ungläubig.
„Es ist doch nur für einen guten Zweck“, erwiderte er, während einer der attraktivsten Polizisten der Stadt über den Laufsteg schlenderte, was die versammelte Damenwelt zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Angewidert betrachtete Maggie die Frauen, die sich ihrer Meinung nach restlos lächerlich machten. „Niemals“, rief sie Bennett zu. „Das kommt nicht infrage!“
Lachend rückte er seine Krawatte zurecht und betrachtete eine Blondine am Nebentisch. Sie trank Champagner aus einem langstieligen Kelch und schien sich mehr für ihn als für die Versteigerung zu interessieren. „Sag niemals nie, Maggie. Wer ist das?“, erkundigte er sich leise bei seiner Schwester.
„Elizabeth Hudson, die Tochter von Richter Hudson.“
„Maggie, tu dir etwas Gutes“, drängte er sie, ohne den Blick von der Frau abzuwenden. „Setze etwas auf den nächsten Typ.“
„Warum sollte ich?“, fragte Maggie leicht gereizt.
Widerstrebend wandte er sich wieder ihr zu. „Vergiss nicht, du hast ein Problem.“
Er brauchte sie nicht an ihre Schwierigkeiten zu erinnern. Hatten sie nicht schon im Taxi darüber gesprochen? „Du meinst doch nicht etwa, dass ich …“ Erschrocken senkte sie die Stimme und sah ihren Bruder eindringlich an: „Bennett, ich werde mir hier keinen Ehemann suchen.“
„Wärst du öfter weggegangen, würdest du nicht in dieser Klemme stecken.“
„Ich bin viel zu beschäftigt.“ Ihren Job als Privatdozentin für mittelalterliche Geschichte nahm sie sehr ernst. Sie lehrte an der Universität, leistete nebenher freiwillige Arbeit für wohltätige Zwecke und gehörte der Gesellschaft für Denkmalschutz an. Da blieb zum Ausgehen keine Zeit. „Die meisten Männer, die ich kenne, sind verlobt oder verheiratet, manche sogar zum dritten oder vierten Mal. Oder sie sind überzeugte Junggesellen. Es ist nahezu unmöglich, einen geeigneten Kandidaten zu finden – vor allem einen, der mit einer befristeten Ehe einverstanden ist.“
„Falsch. Ich wüsste da jemanden“, sagte Bennett gedehnt. „Brady …“
„Brady? Brady McQueen?“ Maggie ließ sich nicht leicht vom Aussehen eines Mannes oder seinem muskulösen Körper beeindrucken, doch Brady McQueen mit seinem erotischen Lächeln und den sagenhaften blauen Augen war der Traummann jeder Frau in Bennetts und ihrem Bekanntenkreis. Doch Brady McQueen bevorzugte zarte Blondinen wie seine verstorbene Frau Kirsten Scott oder die Schönheit am Nebentisch, die die Aufmerksamkeit ihres Bruders erregte.
„Er ist nicht abgeneigt“, unterbrach Bennett ihre Gedanken.
„Wie … nicht abgeneigt?“
„Vielleicht möchtest du auch eine Romanze.“
Sie traute ihren Ohren nicht. Was war nur in ihn gefahren? Ihr acht Jahre älterer Bruder war für gewöhnlich ein rationaler, vernunftbegabter Mensch. Als Anwalt hatte er stets klaren Verstand und logisches Denken gezeigt. Doch beides schien ihm auf unerklärliche Weise abhanden gekommen zu sein. „Quatsch. Ich suche keine Romanze“, wehrte sie ab.
„Und genau deshalb sitzt du in der Klemme.“
Offenbar hatte er an seiner hirnverbrannten Idee einen Narren gefressen. „Wieso sollte er ausgerechnet mich heiraten wollen?“
„Ich habe nur von einer Verabredung gesprochen, Maggie, mehr nicht“, erwiderte Bennett und fuhr sich durchs Haar, das ebenso dunkel wie ihres war.
„Und was soll das bringen?“
„Es könnte zu mehr führen.“
„Ich bitte dich, Bennett!“, sagte sie lauter als nötig. Leute blickten zu ihnen herüber.
Er lachte leise. „Ich mag es, wenn du dich in der Öffentlichkeit vergisst.“
„Das ist absurd“, zischte sie ihm zu.
„Absolut nicht. Du hast gar keine andere Wahl. Du musst heiraten.“ Damit richtete er den Blick wieder auf die Blondine.
Amüsiert beobachtete Maggie, wie ihr Bruder sein hinreißendes Lächeln einsetzte. Kein Wunder, dass er mit Brady eng befreundet war. Die beiden waren aus demselben Holz geschnitzt. Oft und gern hatte Maggie ihrem Bruder beim Flirten zugesehen, doch sie selbst wollte nicht das Opfer eines solchen Herzensbrechers werden.
„Du brauchst einen Ehemann.“
Um dem unangenehmen Thema auszuweichen, blickte Maggie zur Bühne herüber, da das Kreischen der Frauen wieder anschwoll. Sie hielt den Atem an. Lässig und mit einem umwerfenden Lächeln stand Brady McQueen am Bühnenrand und wartete, dass der Beifall abklang.
„Maggie!“ Bennett schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht.
Sie zuckte zusammen und ärgerte sich darüber, wie sehr sie sich von Bradys Anblick faszinieren ließ.
Bennett war klug genug, auf ihre Reaktion nicht einzugehen. „Das Gebot liegt bei siebenhundert“, sagte er nur.
Erstaunlich, dachte sie. Wie können sich intelligente Frauen nur dermaßen bloßstellen?
„Es gibt nicht so viele Gelegenheiten, Männer kennenzulernen“, fuhr ihr Bruder fort. „Single-Bars, Zeitungsanzeigen.“ Er lachte über ihren finsteren Blick. „Ich mache doch nur Spaß.“
Natürlich wusste er sehr genau, dass die erwähnten Möglichkeiten für sie niemals infrage kamen. Sie ging nie ein unnötiges Risiko ein. Im Auto schloss sie stets die Türen ab, nach Einbruch der Dunkelheit blieb sie im Haus, und sie hatte immer Abwehrspray bei sich. Vor allem traf sie sich nicht mit aufregenden Männern, die nur Lust und Abenteuer suchten.
„Die Jagd nach einem Ehemann ist eine ernste Sache“, mahnte Bennett.
„Auf die ich absolut nicht aus bin.“
„Hier geht es nicht darum, auf was du aus bist“, entgegnete er leise. „Es soll ja nicht für ewig sein. Aber es ist das Beste, was du momentan tun kannst.“ Er deutete zum Laufsteg. „Mach schon!“
„Bennett, was soll das Ganze?“
„Los jetzt. Wir haben keine Zeit für Erklärungen. Biete für ihn, sonst ruinierst du unseren Plan.“
Maggie zog fragend die Brauen hoch. „Unseren Plan? Was hast du geplant? Und mit wem?“
Ihr Bruder deutete auf Brady.
„Ihr habt über mich gesprochen?“ Hatte er Brady tatsächlich erzählt, dass die arme Maggie keinen Mann fand?
„Biete!“, befahl Bennett.
„Erst will ich wissen, was ihr über mich geredet habt.“
„Er braucht dich, Maggie.“
Das war nicht fair. Bennett kannte ihre Schwachstelle. Wenn jemand Hilfe brauchte, holte man Maggie, die nie Nein sagen konnte.
„Meine Damen“, hob der Moderator die Stimme, „dies ist Ihre Chance! Eine Verabredung mit einem attraktiven und intelligenten Mann! Ein Traumdate! Unvergessliche Stunden liegen vor Ihnen. Ein romantisches Dinner auf einer Jacht bei Sonnenuntergang, ein Abend im Konzert, ein ereignisreicher Tag beim Fallschirmspringen oder Surfen – bei diesem Junggesellen haben Sie die freie Wahl. Er kann einfach alles.“
„Eintausend“, sagte Maggie laut. Sie ignorierte die neugierigen Blicke – und auch die finstere Miene einer wunderschönen Brünetten, die sofort zweihundert mehr bot.
„Das ist Wahnsinn“, flüsterte Maggie ihrem Bruder zu.
„Es ist für einen wohltätigen Zweck. Biete fünfzehn.“
„Fünfzehnhundert“, bot Maggie und staunte, wie energisch sie sich anhörte.
Die Brünette machte ein noch wütenderes Gesicht, schwieg jedoch.
Der Moderator schwärmte weiter von einer Verabredung, die ihr Geld wert war, und Brady kam auf Maggie zu – hellwach und voller Tatendrang.
Um welche Taten es sich dabei handeln mochte, wusste sie nicht. Am liebsten hätte sie sich aus dem Saal geflüchtet, so flau war ihr im Magen, doch das ging ja wohl kaum. Mochte Brady auch noch so selbstsicher wirken und ihre Kehle sich wie zugeschnürt anfühlen – Maggie blieb aufrecht sitzen und hielt seinem Blick stand.
„Hi, Maggie“, sagte er sanft.
Nun steckte sie wirklich in ernsthaften Schwierigkeiten, das wurde ihr schlagartig klar. Nie zuvor hatte ein Mann ihren Namen so zärtlich und sinnlich ausgesprochen. Noch nie war ihr beim Klang ihres Namens solch ein wohliger Schauer über den Rücken gelaufen. Wie gern hätte sie jetzt etwas gesagt. Schließlich war sie aufgeweckt und schlagfertig und meistens eine gute Gesprächspartnerin. Doch dieser Mann war nicht wie die meisten Leute.
Er war Brady McQueen.
Ein kräftig geschnittenes, gebräuntes Gesicht unter hellbraunem, von der Sonne gebleichtem Haar. Brady war Sportreporter beim Herald. Er war sehr offen und gesellig, und nach allem, was Bennett über ihn erzählt hatte, führte er kein so zurückhaltendes Leben wie Maggie.
„Was geht hier eigentlich vor?“, wandte sie sich an ihren Bruder.
„Wollen wir gehen?“, fragte Brady, weil er nicht vor so vielen neugierigen Beobachtern...




