E-Book, Deutsch
Mikels Einmal siebter Himmel und zurück
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-2923-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch
ISBN: 978-3-7515-2923-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Ich bin froh, dass du hier bist, Gillian', murmelt die kleine Shelby beim Zubettgehen - und Alex fühlt genau wie seine Tochter: Gillian tut ihm richtig gut. Doch wie soll er sie erobern? Die leidenschaftliche Pilotin ist wie ein Schmetterling: schwer zu fangen, aber wunderschön!
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1. KAPITEL
„Soll ich die Polizei rufen?“ Loretta Yabanski, seine Vermieterin, eilte bereits auf Alex zu, während er noch aus seinem Geländewagen stieg.
Loretta war Witwe und vermietete eine Wohnung in ihrem Haus, um ein Zusatzeinkommen zu haben. Sie war recht mollig, hatte schon etliche graue Strähnen und war sehr nett.
Als Alex’ Vater Joe an der Beifahrerseite ausstieg, wandte Loretta sich an ihn. Sie hatte ein Auge auf ihn geworfen, seitdem er vor einem Monat zu seinem Sohn gezogen war. „Joe, was soll ich tun?“
„Loretta, beruhige dich“, riet Joe mit ernster Stimme, die an seine Jahre beim Militär erinnerte. Er war immer makellos gekleidet und trug sein grauweißes Haar ganz kurz. „Was ist denn los?“
„Im Garten sitzt eine Fremde auf der Schaukel!“
„Kein normaler Mensch setzt sich auf eine Kinderschaukel!“ Joe nahm sein Handy aus der Tasche, um bei der Polizei anzurufen.
„Warte“, bremste Alex ihn.
Unwillig sah sein Vater ihn mit seinen eisblauen Augen an. Alex’ Bedächtigkeit war seine gesamte Jugend über ein Thema zwischen ihnen gewesen. Entscheide dich, Junge! Diese Worte hatte Alex oft genug gehört. Wir könnten schon vom Feind umzingelt sein!
Aber das Leben war kein militärisches Manöver. Als Kind hatte Alex nicht gewagt, etwas zu sagen, auch jetzt schwieg er lieber, um keinen Krach heraufzubeschwören. „Als Erstes sollten wir sie fragen, was sie hier will.“
„Sie ist hier einfach eingedrungen!“, empörte sich Joe.
Loretta nickte und schaute Joe bewundernd an. „Sie trägt eine komische grasgrüne Baseballmütze und Jeans mit Gänseblümchen am Saum, hat grüne Schuhbänder und …“
„Ein Hippie also“, vermutete Joe.
„Das war in den Sechzigern und Siebzigern, Joe“, warf Alex ein. Es wäre ihm nie eingefallen, „Vater“ zu sagen. „Hört sich ganz nach Gillian an. Hat sie rote Haare?“ Alex kannte nur eine Frau, die grüne Schuhbänder tragen würde.
„Ach, er kennt sie?“, fragte Loretta den älteren Mann und ging hinter Alex in Richtung Garten.
„Eine Freundin vom College“, sagte Joe nur.
„Ziemlich schräg!“, fand Loretta.
Gillian und Alex waren sehr unterschiedlich, aber nachdem sie mal zusammen eine archäologische Exkursion nach Utah gemacht hatten, war die anfängliche Antipathie wie weggeblasen. Alex hatte Gillians Engagement erlebt, ihre Disziplin, ihre Bereitschaft, hart zu arbeiten, während die Begeisterung anderer Studenten sich bei der glühenden Hitze schnell gelegt hatte. Und so sah er sie längst nicht mehr als flatterhafte junge Frau.
Die Sonne ließ ihr kupferrotes Haar aufleuchten. Und ihre langen schlanken Beine waren Alex schon immer aufgefallen.
Der gegenseitige Respekt und das Vergnügen an den beruflichen Entdeckungen hatten sie einander näher gebracht und gute Freunde werden lassen.
Schon Gillians Anblick freute Alex. Verträumt schaute sie gerade zu den Bergen hinüber.
Als ein Zweig unter seinem Fuß knackte, schaute sie über die Schulter zurück, sodass ihre roten Locken durcheinanderwirbelten. Ihre grünen Augen funkelten. „Hallo, Alex!“ Sie flog ihm entgegen in die ausgebreiteten Arme.
Erst jetzt wurde Alex bewusst, wie sehr er sie vermisst hatte.
„Schön, dich wieder zu sehen!“ Sie lachte, als er sie an sich drückte.
Als er sie im Arm hielt, hatte Alex plötzlich das Gefühl, Gillian sei nie weg gewesen. Dabei hatten sie sich acht Monate nicht gesehen. Ihm wurde ganz warm. Vermutlich, weil er seit seiner Scheidung keine Frau mehr gehabt hatte.
„Komm mit rein.“
„Wo ist Shelby?“ Gillian legte ihm den Arm um die Taille und ging mit ihm zum Hintereingang. „Ich freue mich darauf, sie wieder zu sehen!“
„Sie ist nach dem Kindergarten zu einer Freundin gegangen. Stell dir vor, in ein paar Tagen kommt sie in die Vorschule.“
„Ach, und …“ Gillian blieb stehen. „Hallo, Joe!“ Sie eilte ihm entgegen. „Schön, dich wieder zu sehen.“ Sie umarmte ihn. „Du siehst gut aus.“
Joe wand sich aus der Umarmung und schaute verlegen zu Loretta.
„Hallo, ich bin Gillian Quinn“, stellte Gillian sich der Vermieterin vor.
Loretta lächelte. „Ihretwegen hätte ich beinahe die Polizei gerufen!“
„Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.“ Gillian legte Alex wieder den Arm um die Taille.
„Alex, wartet eine Minute.“ Loretta eilte die Treppe hinauf.
„Wahrscheinlich holt sie etwas zu essen“, vermutete Joe.
„Loretta glaubt, Essen sei immer nützlich“, fügte Alex erklärend hinzu.
„Dann wundere ich mich nur, dass ihr beiden nicht schon wie Hefekuchen aufgegangen seid!“ Gillian pikste Alex scherzhaft in den Bauch.
Der zuckte unwillkürlich zusammen.
„Ich bin froh, dass ihr so diszipliniert seid“, fuhr Gillian fort. „Quält ihr euch noch immer mit nächtlichem Rasenmähen?“
„Tun wir.“
„Joe, bei einem Telefongespräch hat Alex mir erzählt, dass du gelegentlich mit Loretta ausgehst.“
„Stimmt.“
Alex nahm wieder den feinen Duft wahr, den er immer mit Gillian in Verbindung brachte.
„Da bin ich!“ Loretta kam mit einem Auflauf die Treppe herunter. „Ein Begrüßungsessen.“
„Danke, Loretta.“ Joe nahm ihr die Auflaufform aus der Hand. Da Joe strahlte, musste es Lasagne zu sein, sein Lieblingsgericht. „Sag mal, wollen wir heute nicht zusammen ins Kino gehen?“, schlug er vor.
„Ja, gern!“
„Gut. Ich bin gleich zurück.“ Er eilte ins Haus.
Loretta strahlte. „Gute Idee.“
Alex wunderte sich. Joe hatte vorher nichts vom Ausgehen gesagt.
Als er wieder nach unten kam, verschwand er mit Loretta. Alex und Gillian gingen ins Haus.
„Ich habe versucht, dich telefonisch zu erreichen.“ In der Küche stellte Gillian ihre schwere Umhängetasche auf den Boden. „Hoffentlich komme ich nicht ungelegen.“
Alex warf ihr einen beruhigenden Blick zu. Dann bemerkte er das Blinken des Anrufbeantworters und drückte die Taste. „Hier ist deine beste Freundin Gillian“, hörte man ihre Stimme. „Schade, dass du nicht da bist.“
„Eine kurze Nachricht, so wie du es magst“, sagte Gillian. Sie lächelte ihr unverkennbares Lächeln. „Freust du dich über meinen Besuch?“
„Das versteht sich doch von selbst!“ Alex wunderte sich, dass Gillian überhaupt eine Nachricht hinterlassen hatte, anstatt – wie sonst – einfach aufzutauchen. Nachdenklich schaute er sie an.
Gillian fand, dass Alex gut aussah. Wie immer. Groß, breite Schultern, muskulös, selbstbewusst und intelligent, mit braunem Haar, in dem er helle Strähnen hatte, und eisblauen Augen. Kein Wunder, dass ihre Kommilitonen für ihn geschwärmt hatten.
„Ich freue mich, hier zu sein.“ Sie umarmte ihn noch mal, und ihr wurde bewusst, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
„Aber irgendwas stimmt nicht“, vermutete er.
Gillian hatte gedacht, ihre gemischte Stimmung besser überspielt zu haben. „Wie kommst du darauf?“
„Weil du vor dem Herkommen erst angerufen hast. Du wirkst irgendwie bedrückt.“
„Kann es nicht sein, dass ich dich einfach sehen wollte?“
„Bei dir ist nichts einfach.“
„Alex, du bist doch derjenige, der alles überdenkt, begründet und plant.“
„Möchtest du etwas trinken?“ Er öffnete die Kühlschranktür und hielt ihr eine Dose Mineralwasser hin.
„Ja, gern.“ Alle Küchenborde waren sorgfältig bestückt. „Sind die Dosen alphabetisch geordnet?“, neckte sie ihn.
„Na ja, man findet alles wieder. Da drüben stehen die Bohnen, hier Erbsen und Mais.“
Gillian lachte. „Siehst du, alphabetisch geordnet.“
Alex schmunzelte.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie seine Methodik weniger geschätzt und als pedantisch eingestuft hatte. Inzwischen sah sie das anders. Der Meinungsumschwung hatte bei den Grabungen in Utah stattgefunden. Obgleich abends alle verschwitzt, schmutzig und müde waren, hatte Alex nie geklagt. Als sie eines Tages endlich mit der Säuberung antiker indianischer Holzbögen fertig waren, sanken sie sich erleichtert in die Arme, und Gillian war überrascht, wie angenehm sie das fand. Sie hob das Gesicht und hatte plötzlich Lust, ihn zu küssen. Aber im selben Moment hatten sie sich verlegen voneinander gelöst. Von da an waren sie jedoch befreundet.
Alex war sensibel, ernst und verantwortungsbewusst. Und er war einer der intelligentesten Männer, die Gillian kannte. Gelegentlich bedauerte sie, dass aus der Freundschaft keine Liebschaft geworden war. Aber vermutlich war es so am Besten.
„Nun sag schon, wozu du mich überreden willst.“
„Wieso, habe ich das je getan?“
„Oft genug! Irgendwann hast du mich zum Beispiel dazu gebracht, gefährliche Wasserfälle runterzufahren.“
„Das war nicht schwierig. Du wolltest es ja selbst.“
Er lächelte. „Keineswegs.“
„Ach, und wieso hast du es trotzdem gemacht?“
„Weil ich dich nicht mit dem Führer allein lassen wollte.“
„Mit welchem Führer?“
„Du weißt schon, dieser braun gebrannte, muskulöse Machotyp. Der hatte dich schon die ganze Zeit angestarrt.“
„Alex, warst du etwa eifersüchtig?“, neckte sie ihn, denn sie war überzeugt, dass er nie auch nur einen erotischen...