Michaels | Verlobt mit dem falschen Prinzen? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 411, 384 Seiten

Reihe: Historical Gold

Michaels Verlobt mit dem falschen Prinzen?


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3203-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 411, 384 Seiten

Reihe: Historical Gold

ISBN: 978-3-7515-3203-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eigentlich hat Lady Marrianne Daventry die Verlobung mit dem französischen Prinzen schon vor Jahren als gelöst betrachtet. Schließlich waren sie damals beide noch Kinder, und mittlerweile gilt der Prinz als verschollen. Als jedoch sein Erbe auftaucht und darauf besteht, Marrianne aufgrund des alten Verlöbnisses zu ehelichen, macht die resolute Lady sich kurzerhand auf die Suche nach dem Prinzen aus ihrer Kindheit. Ihr einziger Anhaltspunkt ist ein alter Brief, der sie tief in den Wald führt, zu dem mysteriösen Gabriel. Doch er ist kein Prinz, sondern ein Pferdeknecht - er kann unmöglich Lady Marriannes Verlobter sein! Nur ihr Herz ist da anderer Meinung ...



Schon auf der Highschool verschlang Charis Michaels unzählige Romances, und jetzt lebt sie ihren Traum und schreibt Bücher über Leute, die in Kutschen fahren, auf Bälle gehen und sich unsterblich verlieben. Die gebürtige Texanerin lebt mit ihren Kindern, ihrem Mann und ihren zwei Hunden in Washington, D.C.

Michaels Verlobt mit dem falschen Prinzen? jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


4. KAPITEL


Wie war es ihr bloß gelungen, in einer Nacht gleich von zwei Männern überfallen zu werden, fragte sich Ryan. Gewiss ein Rekord – vor allem, wenn sie den dritten Mann mit einbezog, der sie auf Guernsey angegriffen hatte. Jener Mann war der Grund dafür, dass sie überhaupt zum Savernake Forest gereist war. Insgesamt war sie dreimal innerhalb eines Monats überwältigt worden. Was marodierende Männer anging, war sie vollauf ausgelastet.

Angst hatte sie indes keine – nein, das stimmte nicht. Sie hatte Angst, aber sie war nicht panisch, nicht mehr. Der gegenwärtige Angreifer hatte sie sich über die Schulter geworfen und war losgerannt. Er trug sie fort von dem Hinterhalt und den wahllos umherirrenden, schreienden Männern. Ihr brannte die Kopfhaut von der fleischigen Faust des Wegelagerers, und auch die Wunde an ihrem Bein schmerzte, aber immerhin wurde sie nicht unmittelbar bedroht.

„Bitte, Sir“, flehte Ryan in der Hoffnung, im Rahmen der aktuellen Verschleppung einen gewissen Einfluss zu gewinnen. Ihre Stimme klang wie ein Keuchen. Bei jedem Schritt drückte ihr die Schulter des Mannes in den Bauch. Ihre Hüfte wurde gegen sein Ohr gepresst, unnachgiebig von dem Arm gepackt, den er ihr um die Rückseite der Oberschenkel geschlungen hatte. Sie hing kopfüber in seinem harten, breiten Rücken und prallte immer wieder mit dem Gesicht dagegen. Krampfhaft grub sie ihm die Hände in den Mantel, um sich festzuhalten. Die Wunde an ihrem Bein hatte angefangen zu pochen.

„Bitte“, versuchte Ryan es erneut, an den Rücken ihres Entführers gewandt. Sie drehte den Kopf zur Seite, um tief Luft zu holen. „Ich möchte an Ihren Anstand appellieren …“

„Still“, zischte der Mann atemlos. „Nicht reden. Meade wird nicht lange am Boden bleiben. Seine Männer werden uns schon auf den Fersen sein.“

„Ja, in Ordnung“, gab sie flüsternd zurück, „aber dürfte ich bitte laufen?“ Einer von ihnen musste das vorschlagen. Die Bisswunde an ihrem Bein war vier Wochen alt, und Ryan humpelte nicht länger.

„Nein“, stieß er rau aus.

„Vielleicht könnten Sie mich aufrichten und meine Beine so drehen, dass ich …?“

„Nein.“

Er lief stetig bergauf, schob sich an Bäumen vorbei, stieg über umgestürzte Stämme, watete durch Senken voller verrottender Vegetation. Mit jedem Schritt trat er eine Lawine aus Steinchen los. Ryan beobachtete, wie das Geröll den Hang hinabrieselte, einem Wasserfall aus Schotter gleich. Wie der Mann es schaffte, sich auf den Beinen zu halten, war ihr schleierhaft.

Nach einem fünfminütigen Anstieg erreichten sie eine Felskuppe, und der Mann lehnte sich schwer atmend gegen das Gestein.

Ryan räusperte sich, und sogleich hob er sich einen Finger an die Lippen. Schhh.

Sie senkte die Stimme. „Bitte? Wenn Sie mich einfach hinunterlassen würden …“

Die Schreie von Männern ließen sie verstummen – Stimmen, die von weiter unten den Hügel heraufdrangen. Dazu das Peitschen und Brechen von Zweigen, die Laute von Menschen, die sich durch den Wald schlugen.

Der Mann, der sie festhielt, fluchte in einer fremden Sprache (Französisch, wenn sie sich nicht täuschte) und stieß sich vom Felsen ab. Er beugte sich vor, zerrte sie kurzerhand von seiner Schulter und drehte sie herum. Plötzlich lag sie in seinen Armen wie eine besinnungslose Frau, das Gesicht nach oben gewandt. Über sich erblickte sie die Baumkronen, eine Kathedrale aus Blattwerk, und darüber den Nachthimmel. Ehe sie reagieren konnte, zog er sie abermals an sich und barg sie recht unsanft an seiner Brust, sodass sie gegen ihn prallte wie eine Kette aus Bojen. Langsam, vorsichtig umrundete er den Stein, Ryan fest an sich gedrückt. Er duckte sich und schmiegte sich eng an den Fels, sodass sie beide mit diesem zu verschmelzen schienen. Schließlich stieß er die Luft aus und verharrte vollkommen reglos, ohne auch nur zu atmen.

Ryan blieb nichts anderes übrig, als sich auf seinem Schoß zusammenzukauern, ein Ohr an seinem Schlüsselbein, ihre Hände in unbequemer Haltung an seine Brust gezwängt, ihre Knie in seinen Rippen. Sie hörte sein Herz, spürte seinen Bart und roch den Wind sowie Pferde und Männer. Sie konnte nichts tun, außer die Augen zu schließen und in seinen Armen zu liegen.

Eine Minute verstrich … zwei … Auf seiner Schulter hatte sie gefroren, aber nun wurde ihr rasch zu warm. Ihr knurrte der Magen. Die Wunde an ihrem Bein pochte. Sie wollte sich regen, aber er zog sie umso fester an sich. Sie zuckte zusammen und reckte das Kinn, um Luft zu holen. Dabei streifte sie mit dem Mund seinen Hals. Barthaare kratzten sie. Die Berührung war ebenso unerwartet wie intim – rau und warm und würzig; Ryan fühlte seinen Puls unter ihren Lippen. Einen ausgedehnten, benommenen Moment lang vergaß sie den Wald, die Verfolger und das Pochen in ihrem Bein. Sie drückte die Lippen an seinen Hals und atmete die Luft unter seiner Hutkrempe ein.

Weiter unten waren der Räuber und seine Handlanger zu hören, die sich durchs Unterholz kämpften. Nach einer Weile trat Stille ein, gefolgt von neuerlichem Geraschel; schließlich Murren und Flüche, die leiser wurden und von einem Rückzug kündeten.

Eine Ewigkeit später ließ er sie los. Er ließ sie einfach fallen und huschte davon.

Unvorbereitet landete Ryan auf dem feuchten, bemoosten Boden, zog scharf die Luft ein und beeilte sich, den Sturz mit den Händen abzufedern. Der Gegensatz zwischen seiner festen, warmen Umarmung und dem nassen Laub des Waldes war so drastisch, dass sie das Gefühl hatte, vom Pferd gefallen zu sein. Während sie sich aufrappelte, zog er sich an den Felsen zurück, sein Gewicht auf einem Knie.

„Sind sie fort?“, fragte sie flüsternd.

„Ja. Sie sind faul und unterbezahlt.“

„D…danke. Schätze ich. Das heißt, falls dies eine Rettung war, stehe ich in Ihrer Schuld. Falls nicht, nun – so ziemlich alles ist besser als dieser Wegelagerer. Ich wage kaum zu fragen, aber ich habe eine junge Stute geritten, als ich überfallen wurde. Haben Sie …?“

„Das Pferd gehört jetzt Channing Meade“, entgegnete er und erhob sich, ohne Anstalten zu machen, ihr aufzuhelfen. Ryan stützte sich am Felsen ab, um auf dem Abhang nicht den Halt zu verlieren.

„Sie kennen diesen Räuber?“, fragte sie.

„Nein, aber Räuber stehlen Pferde, und Ihres wurde ihm auf dem Silbertablett serviert.“

Er nahm den Hut ab, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und setzte ihn wieder auf. Die Wolken verzogen sich, sodass Ryan sein Gesicht ausmachen konnte. Seine Züge passten zu seinem Körper; markant, sehnig, hart. Dennoch erkannte sie, dass er jung war; kaum älter als sie selbst mit ihren vierundzwanzig Jahren; gewiss noch keine dreißig.

Außerdem war er recht attraktiv, trotz Bart und Schmutz und finsterem Blick. Sie betrachtete Attraktivität nüchtern, sah sie in der angeborenen Struktur eines Gesichts. Feine Kleider und Pomade waren reines Blendwerk. Dieser Mann hier wäre selbst in einem Sumpf schön.

Ryan selbst war weder hübsch noch unansehnlich. Sie bestach nicht durch ihr Aussehen, eine Tatsache, die sie schon vor Jahren akzeptiert hatte. Was sie auszeichnete, waren ihr Verstand, ihr Pragmatismus und ihre Zielstrebigkeit. Ihre Schwester Diana war auffallend schön, ihre Schwester Charlotte elfenhaft zart – eine jede von ihnen auf ihre Weise betörend. Die Schönheit der beiden definierte alles, was sie taten. Sie war wie ein Zusatz. Lady Charlotte, die zarte Elfe; Lady Diana, die strahlende Schönheit. Lady Ryan war diejenige, die alles zusammenhielt. Ihr Charakteristikum war ihre Zuverlässigkeit.

Vermutlich war auch die Attraktivität dieses Mannes fester Bestandteil seiner Persönlichkeit. Sein Gesicht hatte sie erst jetzt gesehen, aber die Schönheit seiner Gestalt hatte sie in dem Augenblick erfasst, als er sie sich über die Schulter geworfen hatte. Lange Beine, breite Brust, verwegener Hut und fescher Ledermantel. Das alles ließ ihn eher wie einen Retter und nicht wie eine Bedrohung erscheinen. Wobei sie sich vor Augen führte, dass Attraktivität zwar Geborgenheit vermitteln mochte, jedoch keine Garantie für selbige war.

„Ich gehe jetzt“, verkündete er jäh und stemmte sich hoch.

Gehen? dachte sie und erkannte, dass er vorhatte, sie allein zu lassen. Er mochte sie gerettet haben, aber wozu? Um sie im dunklen Wald auszusetzen?

„Oh.“ Sie schaute sich um. „Gut. Ja, natürlich.“

„Es wird bald regnen. Ich habe ein nervöses Pferd an einem Baum angebunden zurückgelassen.“

„In Ordnung. Tut mir leid, aber könnte ich mich Ihnen anschließen, um … um …“

Sie musterte die Bäume ringsumher. Die Landschaft sah überall gleich aus: düster, steil, abweisend. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Vielleicht war dieser Mann nicht bedrohlich, doch der Wald war es durchaus.

„Ich werde Sie in mein Lager mitnehmen müssen“, sagte er. „Wir haben keine andere Wahl. Können Sie laufen?“

„Ihr Lager“, echote sie, während sie auf die Füße kam. „Wie überaus …“, sie suchte nach dem passenden Wort, „… freundlich.“

Gewiss, sie war erleichtert, aber der Anschein von Sicherheit, den sein gutes Aussehen geweckt hatte, begann zu schwinden. Sein Lager. Unbehagen durchrieselte...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.