Meyer | Cursed – Der Fluch des Mondes (Gilded 2) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2, 608 Seiten

Reihe: Gilded

Meyer Cursed – Der Fluch des Mondes (Gilded 2)


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8458-6084-8
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 608 Seiten

Reihe: Gilded

ISBN: 978-3-8458-6084-8
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit Farbschnitt in der 1. Auflage je nach Verfügbarkeit  Ein neues Retelling der Märchen-Queen: düster und romantisch Serilda ist am Boden zerstört. Seit der Erlkönig Gild und die vielen anderen Seelen verflucht hat, findet sie keine Ruhe. Als der Erlkönig die Magie des Endlosmondes nutzen möchte, um endgültig die Macht eines Gottes zu erhalten, müssen Serilda und Gild sich erneut zusammentun, um gegen das Böse in ihrer Welt zu kämpfen. Und für ihre Liebe, die alles ist, was zwischen ihnen und dem Zorn des Erlkönigs steht ... Band 1: Gilded - Die Versuchung des Goldes Band 2: Cursed - Der Fluch des Mondes

Marissa Meyer liebt Fantasy, Grimms Märchen und Jane Austen. Sie hat Kreatives Schreiben mit dem Schwerpunkt Kinderliteratur studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Tacoma, Washington.
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Kapitel 1


Serilda unterbrach ihre Erzählung, um nachzusehen, ob die Kinder endlich eingeschlafen waren.

Ein Augenblick verging, dann öffnete Nickel die trüben Augen. »Ist die Geschichte schon zu Ende?«

Serilda wandte sich ihm zu. »Du solltest mittlerweile wissen, dass die besten Geschichten nie wirklich zu Ende sind«, flüsterte sie und glättete eine Locke seines flaumigen blonden Haars. »Ich würde behaupten, dass ›glücklich bis an ihr seliges Ende‹ eine meiner beliebtesten Lügen ist.«

Nickel gähnte. »Kann sein. Aber es ist eine schöne Lüge.«

»Das ist sie«, bestätigte Serilda. »Aber jetzt sei still. Es ist Zeit zu schlafen. Morgen erzähle ich euch mehr.«

Nickel protestierte nicht, sondern drehte sich nur auf die Seite, um der kleinen Gerdrut mehr Platz zu machen, die zwischen ihm und Hans eingeklemmt war. Fricz und Anna lagen seltsam gekrümmt am Fußende. Die fünf Kinder hatten sich angewöhnt, in Serildas Bett zu schlafen, obwohl sie in den Gemächern der Dienerschaft ihre eigenen Betten hatten. Serilda störte das nicht. Die Ansammlung verschlungener Gliedmaßen, die offenen Münder, bläulichen Lider und gemurmelten Beschwerden, dass jemand die Decke zu weit an sich gezogen hatte, erfüllten ihr Herz mit etwas, das Zufriedenheit gleichkam.

Wie sie diese Kinder liebte.

Und wie schrecklich es war, was man ihnen angetan hatte. Wie Serilda sich vor schlechtem Gewissen zerfleischte, weil es ihre Schuld war. Ihre Schuld und die ihrer verräterischen Zunge und der Geschichten, die sie nicht müde wurde zu erzählen. Ihre Vorstellungskraft, die ihr, seit sie sich erinnern konnte, so viele Einfälle beschert hatte … die ihr doch nichts als Ärger eingebracht hatten. Ein Leben voller Unglück.

Und das schlimmste Unglück von allen war, dass diese fünf kostbaren Seelen ihr Leben verloren hatten.

Aber sie baten Serilda immer wieder, ihnen Geschichten zu erzählen. Und sie konnte ihnen nichts abschlagen.

»Gute Nacht.« Serilda zog die Decke hoch bis unter Nickels Kinn und bedeckte den Blutfleck, der durch sein Nachthemd gesickert war – dort, wo das Loch in seiner Brust klaffte, weil die Nachtkrähen des Erlkönigs sein Herz gefressen hatten.

Serilda beugte sich vor, um Nickel einen Kuss auf die Schläfe zu drücken. Dabei musste sie an sich halten, wegen seiner kalten, glitschigen Haut an ihren Lippen nicht das Gesicht zu verziehen. Es fühlte sich an, als könnte selbst die leichteste Berührung seinen Schädel zerbröseln lassen, als wäre er so spröde wie Herbstlaub in der Faust eines Kindes. Geister waren nicht besonders empfindlich – sie waren bereits tot und man konnte ihnen kaum mehr ein Leid antun. Aber sie steckten irgendwo zwischen ihrer sterblichen Gestalt und ihrem vermodernden Leichnam fest, und deshalb war es so, als könnten sie sich nicht entscheiden, wo sie aufhörten und wie viel Platz sie beanspruchen sollten. Einen Geist anzuschauen ähnelte der Betrachtung eines Trugbildes, die Umrisse verschwammen und veränderten sich. Einen Geist zu berühren war das Unnatürlichste auf der Welt. Ein wenig, als berührte man eine tote Schnecke, die zuvor in der glühend heißen Sonne zu verrotten begonnen hatte. Aber … kälter.

Dennoch liebte Serilda diese fünf kleinen Geister von ganzem Herzen. Und obwohl ihr eigener Körper verschwunden war, weggesperrt in einer verwunschenen Burg, und sie nicht länger ihren Herzschlag fühlen konnte, würde sie diese Kinder nie merken lassen, wie gern sie sich losreißen würde, wann immer eines von ihnen sie umarmte oder seine tote kleine Hand in ihre schob.

Serilda wartete, bis sie sicher war, dass Nickel fest schlief und Gerdrut angefangen hatte zu schnarchen, beeindruckend laut für so ein kleines Ding. Dann schlüpfte sie aus dem Bett und drehte die Laterne auf dem Nachttisch herunter. Sie ging zu einem der Bleiglasfenster, von dem man auf den großen See blicken konnte, der die Burg umgab und auf dessen Wasser die Abendsonne glitzerte.

Morgen war der Tag der Sommersonnenwende.

Morgen würde sie heiraten.

Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach Serildas Gedanken, ehe sie in Verzweiflung versinken konnte. Leichtfüßig schritt sie über den Teppich, um die Kinder nicht zu stören, und öffnete die Tür.

Draußen stand Manfred, der Kutscher des Erlkönigs und der erste Geist, dem Serilda je begegnet war. Früher hatte Manfred dem König und der Königin von Adalheid gedient, aber er war bei dem Massaker umgekommen, bei dem der Erlkönig und seine Finsteren alle Schlossbewohner ermordet und dann die Burg für sich beansprucht hatten. Manfreds Tod war wie der vieler anderer grausam gewesen – in seinem Fall hatte ihm jemand ein Stemmeisen ins Auge gerammt. Es steckte noch immer in seinem Schädel und das Blut tropfte langsam und stetig aus seiner Augenhöhle. Nach all der Zeit hatte sich Serilda an den Anblick gewöhnt. Jetzt begrüßte sie Manfred mit einem Lächeln.

»Ich habe dich heute Abend gar nicht erwartet.«

Manfred verbeugte sich. »Seine Grimmigkeit verlangt nach Euch.«

Rasch verging ihr das Lächeln. »Natürlich tut er das«, sagte sie säuerlich. »Die Kinder sind gerade erst eingeschlafen. Ich brauche noch einen Augenblick.«

»Lasst Euch Zeit. Es stört mich nicht, ihn warten zu lassen.«

Serilda nickte wissend und schloss die Tür. Manfred und die übrigen Geister dienten den Finsteren zwar, aber sie verachteten ihre Herrschaft. Wann immer sie konnten, fanden sie Mittel und Wege, um den Erlkönig und seinen Hofstaat mit Nichtigkeiten zu ärgern. Kleine Akte der Rebellion.

Serilda flocht ihr langes Haar zu zwei Zöpfen und überlegte, dass wahrscheinlich viele Mädchen, die von ihrem künftigen Ehemann gerufen wurden, sich für etwas Farbe in die Wangen kneifen oder sich den Hals mit Rosenwasser betupfen würden. Wohingegen Serilda den Drang verspürte, ein Messer in ihren Strumpf zu stecken, um es, falls sich die Gelegenheit bot, ihrem Verlobten in die Kehle rammen zu können.

Sie warf den Kindern noch einen letzten Blick zu, und dabei fiel ihr auf, dass sie doch nicht wirklich zu schlafen schienen. Sie waren zu blass, ihr Atem zu ruhig. Wenn sie ruhten, sahen sie absolut tot aus.

Bis Gerdruts Kopf zur Seite rutschte und sie ein Geräusch wie das Mahlen von Mühlsteinen von sich gab. Serilda versuchte nicht zu lachen. Sie erinnerte sich, warum sie das alles tat.

Ihretwegen.

Allein ihretwegen.

Sie wandte sich ab, schlüpfte aus dem Zimmer und ging zur Treppe.

Serilda kannte den Weg zu den Gemächern des Erlkönigs, war aber dennoch dankbar für Manfreds Gesellschaft, während sie durch die Gänge schritten, die nur von Fackeln beleuchtet wurden und an deren Wänden gruselige Wandteppiche hingen, auf denen groteske Szenen von jagenden Hunden und übel zugerichteter Beute zu sehen waren. Allmählich gewöhnte sich Serilda an die unheilschwangeren, quälenden Schatten, die die Flure der Burg füllten, aber sie bezweifelte trotzdem, dass sie sich hier je richtig wohlfühlen würde. Nicht wenn in jeder Ecke ein höhnisch grinsender Finsterer hockte oder ein anderes widernatürliches Monster, das sie mit gierigen Augen beobachtete.

Schon bald würde sie die Königin dieser Burg sein, aber sie glaubte nicht, dass sie dadurch mehr Sicherheit verspüren würde. Ghule und andere Wesen, die lange vor ihr hier gewesen waren, machten mit ihren hochmütigen Mienen und abfälligen Bemerkungen deutlich, dass sie Serilda eher die Haut von den Knochen fressen würden, als sich vor einer sterblichen Königin zu verbeugen.

Serilda gab sich alle Mühe, das nicht persönlich zu nehmen.

»Freuen sich alle darauf, wenn die Festivitäten endlich vorbei sind?«, fragte Serilda, während sie und Manfred durch die labyrinthischen Gänge marschierten.

»Ganz und gar nicht, meine Königin«, antwortete Manfred mit seiner üblichen monotonen Stimme. Im Gegensatz zur Gleichgültigkeit der Finsteren – vielleicht zum Teil genau deswegen – hatte die Geister-Dienerschaft recht positiv auf Serildas neue Stellung reagiert. Viele nutzten bereits den königlichen Titel, wenn sie Serilda ansprachen – Majestät und Königin und hin und wieder sogar Eure Brillanz. »Ich habe den Eindruck, dass viele die Hochzeitsvorbereitungen als erfreuliche Ablenkung betrachten.«

»Ablenkung von was?«

Manfred warf ihr mit seinem gesunden Auge einen Seitenblick zu und ein fast unmerkliches Grinsen ließ seinen grau gesprenkelten Bart zucken. »Von unserem Leben«, sagte er trocken, um dann mit einem Achselzucken hinzuzufügen: »Oder vielmehr von dessen Verlust.«

Serilda runzelte die Stirn. Obwohl Manfred und viele andere Geister seit Jahrhunderten tot waren, war ihr Tod für sie offensichtlich noch immer ein Stachel im Fleisch. Was man in manchen Fällen wörtlich nehmen konnte.

»Manfred«, sagte sie gedehnt,...


Meyer, Marissa
Marissa Meyer liebt Fantasy, Grimms Märchen und Jane Austen. Sie hat Kreatives Schreiben mit dem Schwerpunkt Kinderliteratur studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Tacoma, Washington.

Marissa Meyer liebt Fantasy, Grimms Märchen und Jane Austen. Sie hat Kreatives Schreiben mit dem Schwerpunkt Kinderliteratur studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Tacoma, Washington.



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