Messerschmidt | Weltbilder und Selbstbilder | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 151, 280 Seiten

Reihe: Wissen & Praxis

Messerschmidt Weltbilder und Selbstbilder

Bildungsprozesse im Umgang mit Globalisierung, Migration und Zeitgeschichte
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86099-961-5
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Bildungsprozesse im Umgang mit Globalisierung, Migration und Zeitgeschichte

E-Book, Deutsch, Band 151, 280 Seiten

Reihe: Wissen & Praxis

ISBN: 978-3-86099-961-5
Verlag: Brandes & Apsel
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Pädagogisch Handelnde sind in weltweite soziale Ungleichheiten eingebunden. Um Lernprozesse in Zusammenhängen der Globalisierung und der Einwanderungsgesellschaft anregen zu können, müssen die eigenen Weltbilder reflektiert werden.

Wie sehen Lehrende und Lernende sich selbst in einer globalisierten Gesellschaft? Welches Verhältnis haben sie zur Einwanderungsgesellschaft entwickelt? In welcher Beziehung stehen sie zu den historischen Bedingungen ihrer Gegenwart, in der die Erfahrungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus nachwirken?

Die Autorin kommentiert bildungstheoretische Grundlagen und stellt Zugänge für die Bildungspraxis vor, die die Bereitschaft voraussetzen, eigene Weltbilder zu reflektieren. Aktuelle Formen von Rassismus und Antisemitismus werden dabei besonders in den Blick genommen.

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Inhalt

Einleitung

1. Beziehungen in geteilten Welten - Bildung in uneindeutigen Globalisierungsprozessen

Globalisierung und Pädagogik

Universalität und Relativität globalisierter Pädagogik

Pädagogik in geteilten Welten

Prekäres Engagement in uneindeutigen Verhältnissen

Weltvergesellschaftung - Anfragen an die kosmopolitische Vision

Abhängigkeiten in einer postkolonialen Welt

Fragwürdige Hilfe

Pädagogik in vermittelten Unterdrückungsverhältnissen

Komplexität und Repräsentation

Globale Repräsentationen im Film - Lernprozesse in geteilten Welten

Positionierungen in der politischen Bildung

2. Befremdungen und Differenzen - Bildungsprozesse in der Einwanderungsgesellschaft

Besetzungen des Fremden

Identifikationen in der Einwanderungsgesellschaft

Integration und Schlechterstellung: ambivalente Praktiken im Bildungssystem

Perspektivenwechsel: Migrationspädagogik

Gleichzeitige (gegenwärtige) Motive in der pädagogischen Thematisierung von Migrationen

Migrationserfahrungen und Citizenship als Bildungsansätze

Pädagogik zwischen Kulturalisierung und Kulturkritik

Differenz - Knotenpunkt interkultureller pädagogischer Konzeptionen
Feministische Grundlagen für die Differenzdiskussion

Vielfältige Differenzlinien - Komplexe Ungleichheitsverhältnisse

Das Versprechen interkultureller Kompetenz

Konzeptionelle Überlegungen für Bildungsprozesse in der Einwanderungsgesellschaft

3. Nachwirkungen - Bildung in zeitgeschichtlicher Gegenwart

Unabgeschlossene Geschichte und diskontinuierliche Gegenwart
Rassismus als Analysekategorie

Rassismus und Antisemitismus

Sekundärer Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft

Rassismus und Antisemitismus als postnationalsozialistische Phänomene

Zum pädagogischen Umgang mit Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft

Postkoloniales Erinnern nach Auschwitz

Abwehrmuster im postnationalsozialistischen Umgang mit Zeitgeschichte

Geteilte Geschichte(n) - pädagogische Erinnerungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft

Generationenverhältnisse in zeitgeschichtlicher Reflexion

Involvierte Bildungsprozesse in zeitgeschichtlichen Nachwirkungen

4. Involvierte Bildungsprozesse - auf der Suche nach einer selbstkritischen pädagogischen Theorie und Praxis

Kritik als Entlarvung: die Herstellung des 'Wir'

Entlarvende Kritik - Verlagerung von Rassismus in den echtsextremismus

Abwehrende Projektionen - Selbstbilder jenseits von Kritik

Involvierte Selbstreflexionen - Whiteness

Macht und Kritik in bildungstheoretischer Reflexion

Kritik (in) der Pädagogik

Verdrängte Widersprüchlichkeiten

Halbbildung als hegemoniale Bildung

Involvierte Kritik - Bildung in der bürgerlichen Gesellschaft

Selbstkritische Bildung als engagierte Praxis

Literaturverzeichnis


Einleitung

Sich in Widersprüchen zu bewegen, gehört zu den alltäglichen Anforderungen in der modernen Gesellschaft und ihren Institutionen. Institutionalisierte Bildung wird von den darin agierenden pädagogisch Handelnden und von denen, die als Studierende, Weiterbildungsteilnehmende und Schüler/innen diese Institutionen besuchen, als widersprüchlich erfahren. Einerseits bietet institutionalisierte Bildung formale Abschlüsse und inhaltliches Wissen, um sich in der Gesellschaft zu etablieren, sich versorgen zu können und gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten sowie die eigenen Lebensbedingungen wenigstens partiell zu durchschauen. Andererseits wird jede Form institutionalisierter Bildung auch in ihren Zwangsverhältnissen erlebt - sei es durch festgelegte Leistungs- und Prüfungsverfahren, sei es durch den vorgegebenen Zeittakt und dadurch, dass jede/r sich darin in eine bürokratische Ordnung einfügen muss, innerhalb derer er/sie verwaltet wird. Institutionalisierte Bildung verspricht, sich in der bestehenden bürgerlichen Gesellschaftsordnung als freier Mensch, als selbst bestimmte/r, verantwortliche/r und mündige/r Bürger/in bewegen zu können. Aber dieses Versprechen erfolgt um den Preis der Selbstunterwerfung unter die Regeln der Institutionen und ihrer Anforderungen. In der kritischen Bildungstheorie ist dieser Widerspruch von Freiheit und Unterwerfung von Gernot Koneffke als innerer Widerspruch der Bildung beschrieben und analysiert worden. Koneffke macht deutlich, dass es in der bürgerlichen Gesellschaft "keine Durchsetzung der Befreiung ohne Herrschaft" gibt (Koneffke 2006, S. 32), dass aber zugleich damit der Befreiung Bedingungen gesetzt werden, deren Rationalität Herrschaft rechtfertigen muss. Durch den Widerspruch, der jeder institutionalisierten Bildung innewohnt, ist die "Heteronomie des Herrschaftsanspruchs" nicht aufgehoben, "der in aller realen Schule zwar die Ermöglichung der Befreiung sichert, doch nur zum Zweck der Dienste, die sie der Herrschaft leisten soll" (ebd., S. 33). Die materialistische Analyse des Bildungswiderspruchs arbeitet heraus, "dass in der und über die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft die Befreiung nur gebrochen gelang" (ebd.), weil in ihr der Erwerb von Eigentum zum Maß der Freiheit geworden ist und eine "Identifikation von Freiheit und Reichtum" erfolgte (ebd., S. 36). Der Gleichheitsanspruch, der genauso wie der Anspruch auf Autonomie zum Grundprinzip der bürgerlichen Gesellschaft gehört, ist dadurch gebrochen worden. In der Konsequenz lässt sich von einem doppelten Widerspruch in der Bildung sprechen, einem von Befreiung und Herrschaft und einem von Gleichheit und Herrschaft.

Mit dem Hinweis auf den Widerspruch von Gleichheit und Herrschaft in der Bildung verlagert sich die Aufmerksamkeit einer kritischen Bildungstheorie auf die sozialen Beziehungen in Bildungsprozessen, auf die kommunikativen Interaktionen der in den Bildungsinstitutionen Agierenden, und zwar sowohl der qua Profession agierenden Pädagog/innen wie derer, die sich in diese Institutionen begeben, um sich zu bilden, weiter zu bilden und um formale Qualifikationen zu erlangen. Beziehungen unter den Bedingungen gebrochener Gleichheit rücken in den Blick, wenn gefragt wird, unter welchen Bedingungen es überhaupt möglich ist, Kritik zu üben und wer aus welcher Perspektive Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen übt. Zugrunde liegt dieser Frage der methodologische Ansatzpunkt kritischer Bildungstheorie, den Brüchen nachzugehen, die mit den Bildungsversprechen von Aufklärung, Autonomie und Gleichheit einher gehen, und diese Brüche jeweils aktuell an den gegenwärtigen gesellschaftlichen Problemen heraus zu arbeiten. Koneffke spricht davon, dass es im 20. Jahrhundert zu einer "Sublimierung der Gewalt" kommt, "für die auch das Bildungswesen steht" (ebd., S. 41). Dieser Gewalt wird in den folgenden Überlegungen nachzugehen sein, wobei heraus gearbeitet wird, dass die Subjekte in den globalisierten Verhältnissen, im Ko


Die Autorin:

Astrid Messerschmidt, Dr. phil., geboren 1965, Erziehungswissenschaftlerin, Studium der Pädagogik, Religionspädagogik, Politikwissenschaft und Germanistik, wissenschaftliche und pädagogische Tätigkeiten in Erwachsenenbildung und politischer Bildung, Lehr- und Forschungstätigkeiten an der Technischen Universität Darmstadt und an Fachhochschulen, Gastprofessur an der Universität Wien, Vertretungsprofessur an der Universität Flensburg, Veröffentlichungen zur Bildungstheorie, zum Umgang mit Antisemitismus, zur Pädagogik in der Einwanderungsgesellschaft und zur zeitgeschichtlichen Bildung. Bei Brandes & Apsel: Bildung als Kritik der Erinnerung.



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