Mennigen Cotton Reloaded - 23
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8387-5768-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Unsterblichen
E-Book, Deutsch, Band 23, 120 Seiten
Reihe: Cotton Reloaded
ISBN: 978-3-8387-5768-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Digitale Romanserie. Folge 23. In einem Erdloch in der Nähe von Rose Hills, Kalifornien, erlangt eine rothaarige Frau im Leoparden-Bikini langsam ihr Bewusstsein wieder. Kurz darauf wird sie bei lebendigem Leib von Klapperschlangen gefressen - und eine Kamera zeichnet alles auf. Special Agent Jeremiah Cotton wird mit seinen Kollegen ins HQ des G-Teams in New York City gerufen. Ein fanatischer Serienmörder treibt sein Unwesen in Kalifornien: Er filmt seine Opfer, wie sie bei lebendigem Leib von wilden Tieren gefressen werden. Die bestialischen Filme stellt er auf einer Videoplattform online. Alle Opfer sind ehemalige Schauspielerinnen der Produktionsfirma 'Hellfire-Studio', die in ihrer Glanzzeit vor dreißig Jahren billige Horrorfilme drehte. Gemeinsam reisen die Agenten nach Kalifornien, um die noch lebenden Schauspielerinnen des Studios in Sicherheit zu bringen. Doch der Kameramann hat bereits das Setting für seinen nächsten Film aufgebaut ... COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download. Nächste Folge: 'Wüste der Vergeltung' von Peter Mennigen.
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2
Zur selben Zeit schlugen sich Jeremiah Cotton und sein Kollege Steve Dillagio einige Tausend Meilen weiter östlich die Nacht um die Ohren. In einem dünn besiedelten Außenbezirk New Yorks observierten die Agents eine verdunkelte Lagerhalle, die möglicherweise als Drogenküche diente. Von einer kleinen Anhöhe aus hatten sie das mit verwildertem Gestrüpp, Abfällen und ausgebrannten Autowracks übersäte Brachland gut im Blick. Alles ruhig. Das einzige Geräusch verursachten die Wellen des Hudsons, die ans Ufer des Grundstücks schwappten. Eine Stunde verging. Nichts. Zwei Stunden. Drei. Immer noch nichts. »Das ist doch Scheiße, Jeremiah«, fasste Dillagio seine aktuelle Befindlichkeit prägnant zusammen. »Ich sterbe heute Nacht garantiert nicht durch eine Kugel, sondern vor Langeweile.« »Ich wüsste auch einige Orte, wo ich im Augenblick lieber wäre«, teilte ihm Cotton mit, dessen Gefühlslage offenkundig ähnlich war. »Aber unser Auftrag lautet: beobachten, belauschen und nichts unternehmen. Sobald sich irgendwelche illegalen Aktivitäten in der Lagerhalle oder um sie herum ereignen, verständigen wir ein FBI-SWAT-Team. Wenn die Jungs die Bude auseinandernehmen, machen wir Feierabend.« »Und wie lange soll das noch dauern?«, fragte sein Nebenmann gereizt. Cotton grinste. »Es dauert so lange, wie es dauert.« Dillagio schnitt eine Grimasse, als hätte ihm gerade jemand einen Schlag in den Magen verpasst. »Willst du ernsthaft andeuten, ich soll noch stundenlang auf einem Ameisenhügel rumhocken?« »Ja«, bestätigte Cotton trocken. »Kriegst du das hin, Steve?« Der ignorierte die Frage. »Glaub mir, ich mein’s nur gut mit dir, Kumpel: Streber können sich eine Menge Feinde machen.« »Ich vermute mal, du sprichst da nicht aus eigener negativer Erfahrung.« Sein Kollege legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Jetzt mal ehrlich: Das hier ist doch ein Job für blutige Anfänger. Dafür hätte unser Boss besser Zeerookah abstellen sollen. Der hängt doch den ganzen Tag vor seiner Computerglotze rum. Wenn sich also einer darin auskennt, starr auf etwas hinzugucken und sich dabei den Hintern in Falten zu sitzen, dann unser Eierkopf.« Cotton hatte echt keine Lust, den Vorschlag zu vertiefen. »Hast du keine bessere Idee auf Lager, Steve?« Der wandte sich achselzuckend ab. »Wir könnten mal einen Blick in den Schuppen riskieren. Um uns zu vergewissern, ob da überhaupt jemand drin ist. Falls ja, schnappen wir uns den oder die Burschen. Und dann Abmarsch in die Heia.« Cotton erwog kurz, ob er seine Antwort mit dem Tippen des Zeigefingers gegen die Schläfe unterstreichen sollte. »Das ist nicht dein Ernst, oder? Je nach Größe des Empfangskomitees wär’s das für uns.« »Weißt du, Jeremiah, das ist wirklich eine traurige Geschichte mit dir«, stöhnte Dillagio theatralisch. »Dieser Mangel an Eigeninitiative, wo soll das nur mit dir hinführen? »Jedenfalls nicht mit einem Schildchen am Zeh ins Kühlfach einer forensischen Leichenhalle.« Sein Nebenmann überging das Argument. »In der Hütte hocken höchstens zwei oder drei bis unter die Schädelplatte zugedröhnte Meth Heads.« Cotton seufzte. »Wer oder was sagt dir das?« »Mein Bauchgefühl.« Der Gefragte versuchte überzeugend zu klingen. »Hat sich bisher nie getäuscht.« Noch ein Seufzer. »Emotionale Entscheidungen führen meist zu schlechten Ergebnissen, Alter.« »Und wer sagt dir das?« »Der gesunde Menschenverstand«, entgegnete Cotton, um der »Bauchtheorie« den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Deshalb tun kluge Leute keine unbedachten Sachen.« Dillagio hatte nicht vor, noch mehr Zeit mit Sprücheklopfen zu verplempern. »Ich sag dir, wie wir das machen: Ich geh da rein, schnapp mir die Burschen; und du guckst zu, wie ein richtiger Agent seine Arbeit macht.« Er sprang auf und steuerte im Laufschritt auf die Lagerhalle zu. Cotton, der den Hitzkopf innerlich verfluchte und ihn am liebsten in die tiefste Hölle geschickt hätte, zog seine Waffe aus dem Holster und huschte lautlos hinterher. Ihre Schießeisen beidhändig gepackt, die Läufe nach unten gerichtet, verlangsamten die Agents ihre Schritte vor dem geschlossenen Schiebetor der Halle. Die Idee, da einfach reinzustürmen, gefiel Cotton immer weniger. »Und wie geht’s jetzt weiter, du Genie?« »Vorschlag A: Wir ziehen uns beide nackt aus und tanzen hier rum, bis jemand aus der Nachbarschaft die Cops ruft und wir auf die Weise Verstärkung bekommen. Oder Vorschlag B: Ich ziehe jetzt das Tor ein Stück weit auf, und du checkst die Lage.« Dillagio packte den eisernen Türgriff. »Ich bin für Vorschlag B. Was ist mit dir?« »Das ist gegen die Vorschriften«, gab Cotton zu bedenken. »Was?« Dillagio kniff die Augenbrauen zusammen, als verstehe er nicht, was gemeint sein könnte. »Was redest du da für einen Stuss?« »Wir haben ein juristisches Problem«, erklärte Cotton betont langsam, wie bei jemandem, der das Hirn als ein entbehrliches Utensil betrachtete. Dillagio traute seinen Ohren nicht. »Seit wann bist du Knallerbse Jurist?« »Wenn wir da ohne Durchsuchungsbeschluss reingehen, kriegen wir später richtig Ärger«, warnte der Gefragte, dem die Folgen eines unerlaubten Eindringens nur allzu bewusst waren. »Ganz gleich, ob da drin eine Drogenhöhle ist oder nicht.« »Durchsuchungsbeschluss?«, wiederholte sein Kollege, als höre er diesen Begriff zum ersten Mal im Leben. »Mann, wir brauchen doch keinen Durchsuchungsbeschluss. Da drin ist Gefahr im Verzug. Hast du vorhin nicht den Hilferuf aus dem Gebäude gehört, Jeremiah?« »Nein, habe ich nicht«, antwortet Cotton gereizt. »Was daran liegen könnte, dass da drin niemand um Hilfe gerufen hat.« »Du solltest dringend mal einen Ohrenarzt konsultieren, Kleiner. Also, was jetzt? Rein oder nicht rein? Glaub mir, ist vollkommen ungefährlich.« »Klar«, schnaubte Cotton, entsicherte grimmig seine Waffe und hielt sie auf den Eingang gerichtet. »Der Satz wird sich bestimmt prima auf meinem Grabstein machen.« »Wenn’s dir ein Trost ist: Du wirst eine bedeutend schönere Leiche abgeben als ich, Kumpel.« Dillagio zog an dem Griff. »Jede Pathologin wird sich glücklich schätzen, deinen Adoniskörper obduzieren zu dürfen.« Das schwere Holztor öffnete sich mit einem hohen Quietschen. Durch den Türspalt drangen Licht und ein Schwall von Chlor und Essigsäure durchtränkter Luft. »Geh vor, ich halte dir den Rücken frei«, versprach Dillagio. »Und was Vorschriften angeht, Amigo: Die sind bloß was für Leute ohne Fantasie.« Die beiden Agents huschten geduckt in das Lagerhaus. Drinnen erwartete sie ein Labyrinth aus Tischen, beladen mit Reagenzgläsern, Erlenmeyerkolben und sonstigen Laborgeräten für die Herstellung synthetischer Drogen. Verstaubte Lampen an der Decke sorgten für schummriges Licht. Cottons Blick schnellte permanent hin und her. Dabei arbeiteten seine grauen Zellen eine Reihe von Möglichkeiten durch, wie er in den nächsten Sekunden sein Leben aushauchen könnte. Laut Statistik stellten sich derart chaotische Einsätze erschreckend oft als wenig Karriere fördernd heraus. Die gingen mehr in Richtung einer Beförderung ins Grab. Vorsichtig pirschte sich der G-Man vorwärts. Wider Erwarten kreuzte jedoch kein Dutzend Berufskiller mit abgesägten Schrotflinten auf. Es schien, als hätte Dillagios Bauch recht behalten. Sah tatsächlich alles nach einem harmlosen Routineeinsatz aus – bis plötzlich ein stämmiger Kerl mit Pferdeschwanz und einem Faible für schrille Hawaiihemden aus einem Nebenraum stürmte. Er ballerte dabei mit einem halbautomatischen Sturmgewehr wild um sich. Was in einem mit hochexplosiven Lösungsmitteln angereicherten Drogenlabor noch nie eine gute Idee war. Beim ersten Schuss übernahmen Cottons Instinkte die Regie. Mit einem gewaltigen Sprung brachte sich der G-Man hinter einem Tisch aus der Schusslinie. Unterwegs wich er einem halbem Dutzend Projektilen aus, deren Ziel es gewesen war, sich ihm in die Brust zu bohren. Stattdessen bekam er lediglich einen Streifschuss an der linken Hüfte als Souvenir verpasst. Die Agents erwiderten das Feuer. Die Kanone ihres Gegners erwies sich allerdings in puncto Schussfrequenz und Durchschlagskraft ihren kleinkalibrigen FBI-Dienstwaffen weit überlegen. Die Kugeln pfiffen nur so durch die Luft. Verwandelten einen Großteil der Glasbehälter auf den Tischen in Splitter, die wie Schrapnelle umherschossen. Dillagio war hinter einem Stapel Kisten in Deckung gegangen. »He, Jeremiah!«, rief er von dort. »Hattest recht, war doch ’ne blöde Idee, herzukommen. Was hältst du von einem diskreten Rückzug?« Der G-Man schätzte die Entfernung zwischen ihnen und dem Ausgang ab. Sie würden von Kugeln durchsiebt sein, ehe sie auch nur in die Nähe der Tür gekommen wären. Zumal ihr Widersacher alles andere als ein Amateur war. Während die Agents damit beschäftigt waren, Pläne zu schmieden, nutzte der Kerl die Zeit, sich unsichtbar zu machen. Sein wütendes Gewehrfeuer verstummte abrupt. In dem Lagerraum breitete sich Stille aus. Einziges Geräusch war das Zischen ineinanderlaufender Chemikalien, deren Moleküle sich zu einem immer brisanteren Gemisch verbanden. Dillagio richtete sich vorsichtig auf. Der unbekannte Schütze schien wie vom Erdboden verschluckt. Umso größer war die Überraschung, als er plötzlich hinter dem Agent auftauchte und seine Waffe direkt auf dessen Hinterkopf richtete. »Gratuliere, Schnüffler«, zischte der Killer. »Hast tatsächlich unser Labor gefunden. Ich denke, jetzt ist eine kleine...