Mennigen | Cotton Reloaded - 15 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 15, 128 Seiten

Reihe: Cotton Reloaded

Mennigen Cotton Reloaded - 15

Tödliche Bescherung
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-5130-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Tödliche Bescherung

E-Book, Deutsch, Band 15, 128 Seiten

Reihe: Cotton Reloaded

ISBN: 978-3-8387-5130-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Digitale Romanserie. Folge 15 - Heiligabend, New York City. Mitten im morgendlichen Berufsverkehr irrt ein etwa fünfjähriges Mädchen auf den Straßen herum. Bevor es von einem unachtsamen Autofahrer überrollt wird, holt Special Agent Jeremiah Cotton es von der Straße. Die kleine Dorothy ist auf dem Weg zu 'Macy's', dem großen Kaufhaus im Herzen von New York. Dort will sie den Weihnachtsmann bitten, ihre herzkranke Mutter zu retten. Vor dem Kaufhaus tauchen plötzlich zwei Männer auf und versuchen das Kind zu entführen. Gerade so kann Cotton die Entführung verhindern. Was die Entführer bezwecken wollten, bleibt rätselhaft. Kurze Zeit später. Cotton erhält den Anruf einer renommierten Anwältin. Sie unterbreitet ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen sollte. Ihr mysteriöser Mandant ist jemand, mit dem sich besser keiner anlegt. Hat die versuchte Entführung Dorothys etwas mit ihm zu tun? COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download. Nächste Folge am 09.01.2014: 'Die Stimme des Zorns' von Alfred Bekker.

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1
Cotton blieb der Bruchteil einer Sekunde, um das Leben des Mädchens zu retten. Die Kleine tauchte urplötzlich aus der Dunkelheit im Scheinwerferkegel seines Dienstwagens auf. Sie mochte fünf oder sechs Jahre alt sein, trug einen knielangen Wollmantel und Stiefel. Trotz des Schneegestöbers vor der Windschutzscheibe sah der G-Man, wie sie ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Wie sich in ihrem vor Schreck erstarrten Gesicht das blanke Entsetzen abzeichnete, während der Dodge Challenger auf sie zuschoss … Es war der 24. Dezember, kurz vor sieben Uhr morgens. Im Osten zeichnete sich ein schwaches helles Schimmern am Himmel ab: der erste Vorbote der Morgenröte. Cotton hatte sich heute früher als gewöhnlich von Brooklyn aus Richtung Manhattan aufgemacht, um seine FBI-Dienststelle zu erreichen, bevor der alljährlich an Heiligabend in New York zelebrierte Weihnachtswahnsinn ins Rollen kam. Jeder, der heute noch in der Stadt Geschenke besorgen wollte, musste einen ziemlichen Sprung in der Schüssel haben. Allerdings gab es von diesen offenkundigen Psychopathen mehr, als man meinen sollte. Zu dieser Schlussfolgerung war der G-Man im vergangenen Jahr gelangt, als er diese Form von Grenzerfahrung am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte: Damals war er an Heiligabend unterwegs gewesen, um sich eine Flasche Malt Whisky zu besorgen, die ihm als treuer Gefährte über die Feiertage hinweghelfen sollte. Seitdem wunderte es ihn, dass am 24. Dezember nicht mehr Polizisten in den Kaufhäusern waren, um zu verhindern, dass es vor den Regalen mit den letzten noch verbliebenen Ladenhütern zu tätlichen Auseinandersetzungen kam. Im Moment war auf den Bürgersteigen noch wenig los. Nur selten kam ein Passant in Sicht, was um diese Uhrzeit niemanden verwundern konnte. Das würde sich jedoch in einigen wenigen Stunden ändern, wenn »Saks«, »Macy’s«, »Bergdorf Goodman« und die anderen großen Geschäfte ihre Pforten öffneten. Cotton brauste die Fifth in südlicher Richtung hinunter. Mit den von Tausenden LED-Lichtern illuminierten Weihnachtsdekorationen an den Hausfassaden wirkte die Straße wie die Kulisse eines Weihnachtsfilms. Dazu passend hatte ein zarter Schneegriesel New York über Nacht wie mit einer feinen Schicht Puderzucker überzogen. Vor etwa einer Stunde waren die Flocken dann auf die Größe von Dollarmünzen angewachsen und hatten sich rapide vermehrt. Noch fuhren die Autos ohne größere Schwierigkeiten über die inzwischen geschlossene Schneedecke. Wenn es jedoch in dem Maße wie jetzt weiterschneite, würde der Schnee spätestens gegen Mittag nicht bloß für die Scheibenwischer ein echtes Problem darstellen. Und genau das musste ein jeder befürchten, der den Wetterbericht gehört hatte: Laut Vorhersage zog eine Schlechtwetterfront von Kanada heran und brachte nicht nur arktische Temperaturen, sondern auch Unmengen von Schnee mit. Cotton blieb die vage Hoffnung, dass sein Dienst beendet und er wieder daheim in Brooklyn sein würde, bevor Frau Holle richtig loslegte. Was die Arbeit selbst anging, würde beim G-Team heute wenig los sein. Zumindest war es in den vergangenen Jahren immer so gewesen, als würden die bösen Buben dieser Welt an den Feiertagen lieber Geschenke auspacken als blutige Massaker anrichten. In Midtown Manhattan wurde der Verkehr langsam dichter. Noch konnten sich die Fahrzeuge relativ zügig vorwärtsbewegen, doch in Kürze würden sie sich Stoßstange an Stoßstange über die fünfspurige Straße quetschen. Der G-Man war gerade in Höhe des Rockefeller Centers, wo die grandios geschmückte Mutter aller Weihnachtsbäume mit ihren dreißigtausend LED-Birnen Glanz verbreitete, und suchte nach einem Sender im Autoradio, der nicht »O du Fröhliche« spielte – da passierte es: Inmitten der durcheinanderwirbelnden Flocken tauchte plötzlich das Mädchen vor dem Dodge auf. Reflexartig rammte Cotton das Bremspedal aufs Bodenblech, umklammerte das Lenkrad, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, und riss es herum. Mit weit aufgerissenen Augen sah das vor Schreck erstarrte Kind, wie das Fahrzeug mit gut dreißig Meilen pro Stunde heranschlitterte. Es hörte, wie beim Bremsen die Schneekristalle unter den Reifen knirschten; die Profile verloren ihre Bodenhaftung, und das Auto wurde halb um die eigene Achse geschleudert. Wild schlingernd pflügte der FBI-Dienstwagen quer über zwei Fahrspuren hinweg, hinein in eine Schneewehe am Bordsteinrand. Eine gewaltige Schneewolke wirbelte hoch, inmitten derer das Fahrzeug auf dem Bürgersteig zum Stehen kam. Cotton löste den Sicherheitsgurt, stieß die Fahrertür auf und sprang ins Freie. Sein Blick glitt zum Mädchen auf der Straße, das auf einem Markierungsstreifen stand, der zwei Fahrbahnen voneinander trennte. Vom Schock gelähmt, starrte es wie hypnotisiert auf die weiteren Autos, die an ihm vorbeirauschten. Nur Zentimeter trennten das Kind vom Tod. Die meisten Fahrer bekamen davon nichts mit, denn ihre Sicht war ziemlich eingeschränkt – aufgrund des dichten Schneetreibens und wegen ihrer von außen teilweise zugefrorenen und von innen beschlagenen Wagenscheiben. Unter diesen Umständen erschien es wie ein Wunder, dass die Kleine es unversehrt bis zur Straßenmitte geschafft hatte. Dort steckte sie jetzt fest. Links und rechts neben ihr donnerte der Verkehr vorbei. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eines der Autos ihren kleinen Körper erfassen und zerschmettern würde. Die einzigen Passanten weit und breit waren zwei Männer. Cotton entdeckte sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der eine hatte einen Bart, der andere eine Glatze. Beide Männer waren sehr groß und von breiter Statur. Sie trugen lange Trenchcoats der unteren Preisklasse und wirkten ungeduldig, als liefe gerade etwas nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten. Der G-Man kümmerte sich nicht weiter um die beiden und eilte mit ein paar raschen Schritten zum Bordsteinrand. Verzweifelt versuchte er, zwischen den herankommenden Fahrzeugen größere Lücken auszumachen, die er vielleicht würde nutzen können, um das Mädchen zu retten. Doch er sah nichts dergleichen, und da die Zeit drängte, hetzte er einfach quer durch den fließenden Verkehr. Bremsen quietschten. Hupen jaulten auf. Ein guter Start in den Tag sieht weiß Gott anders aus, fuhr es ihm durch den Kopf. Cotton war schnell. Aber ein mit fast vierzig Meilen pro Stunde dahinrasendes Auto – die meisten Fahrzeuge hielten sich trotz des Schneefalls nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung – war eindeutig schneller. Wenn er sich nur einmal verschätzte, würde das Abenteuer für ihn kein gutes Ende nehmen. Auf dem Asphalt der Fifth von einem Wagen überrollt zu werden, war nicht unbedingt das, was man sich zu Weihnachten wünschte. Er hoffte, dass das Glück auf seiner Seite blieb. Schließlich war Heiligabend. Wenn nicht heute, wann dann sollten Wünsche in Erfüllung gehen? Irgendwie schaffte er es ohne Knochenbrüche oder Schlimmeres über die erste Fahrspur. Allerdings war er dem Kühler eines Ford Explorers nur mit Mühe und Not und einem tollkühnen Sprung knapp entkommen. Auf der benachbarten Fahrspur fegte urplötzlich ein schwarzer Chevrolet Cobalt heran: Cotton sah ihn zu spät; er würde dem Wagen nicht mehr entkommen können. Bremsen kreischten. Der Fahrer riss im letzten Augenblick das Steuer herum. Eine emporgeschleuderte Wolke Schneepulver hüllte den G-Man ein. Doch der stürmte weiter, rannte zwischen heranbrausenden Pkws hindurch, bis er endlich neben dem Mädchen stand. Er betrachtete das traurige Gesicht. Die Kleine blickte verstört und schien ihre Umgebung gar nicht richtig wahrzunehmen. Zudem wirkte sie übermüdet. Ihre Augen waren rot gerändert, als hätte sie geweint. Dieser Eindruck wurde bestätigt, als Cotton die Tränenspuren auf ihren Wangen bemerkte. »Keine Bange, es wird alles gut.« Er nahm das Kind bei der Hand. »Wenn ich ›jetzt’ sage, machst du deine Augen fest zu. Okay?« Das Mädchen knabberte auf der Unterlippe und nickte. Anschließend sah er konzentriert auf die Straße und wartete in der Hoffnung, dass sich doch noch eine Lücke zwischen den vorbeirauschenden Wagen auftat. Nach einer kleinen Weile warf er einen kurzen Blick über die Schulter zurück und registrierte zweierlei: Erstens pulsierte der Verkehr hinter ihm in der gleichen Dichte wie vor ihm. Zweitens standen die beiden Männer immer noch auf der anderen Straßenseite und suchten ebenfalls verzweifelt nach einer Lücke zwischen den vorbeifahrenden Autos. Was darauf schließen ließ, dass sie es eilig hatten. Trotz des Schneegestöbers konnte Cotton für einen Moment ihre Gesichter sehen. Er kannte keinen von ihnen. Doch ein Gefühl in der Magengrube sagte ihm, dass er sie noch näher kennenlernen würde. Vorausgesetzt, dass er den anstehenden Hindernislauf bis zum Bürgersteig lebend überstand. Aber da! Plötzlich klaffte eine Lücke im Verkehr vor ihm. »Jetzt!« Er nahm das Mädchen rasch auf den Arm und sprintete los. Bis zum rettenden Bordstein waren es sieben oder acht Meter. Cotton ignorierte das erneute Hupkonzert ebenso wie die Autos, die bremsend über die verschneite Fahrbahn schlitterten. Ohne dass es zu einem Auffahrunfall kam, erreichte er den Gehsteig. Behutsam setzte er die Kleine auf dem Boden ab. Regungslos, mit hängendem Kopf, blieb sie stehen. Beide Hände waren in den Manteltaschen vergraben. Nach ein paar Sekunden öffnete sie die zusammengekniffenen Augen und blickte starr auf den schneebedeckten Gehweg zu ihren Füßen. »Wie heißt du?«, fragte er. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie sprach kein einziges Wort. »Ich muss wissen, wie du heißt, damit ich dich nach Hause bringen...



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