Meining | Die Käppele Verschwörung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 224 Seiten

Reihe: Assessor Georg Hiebler

Meining Die Käppele Verschwörung

Historischer Kriminalroman
2024
ISBN: 978-3-7349-3120-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 3, 224 Seiten

Reihe: Assessor Georg Hiebler

ISBN: 978-3-7349-3120-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Königreich Bayern, 1890: Prinzessin Therese von Bayern kontaktiert Georg Hiebler in einer heiklen Angelegenheit. Er soll sie zu einer Behandlung ihres geisteskranken Cousins, König Otto von Bayern, in die Würzburger Universitätsklinik begleiten. Doch die Abreise des Königs bleibt nicht unbemerkt. Obwohl eigentlich nur ein gemächlicher Ausflug in die unterfränkische Metropole geplant war, befindet sich Hiebler plötzlich in einem Netz gesponnen aus geistigen Wirrungen, verbotenen Liebschaften und mörderischen Intrigen.

Meining Die Käppele Verschwörung jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Prolog
März 1890 Die drei Männer teilten sich eine Kutsche. Der älteste der Gruppe, Hermann Schnack, Abgeordneter des bayerischen Landtags und Mitglied der Zentrumspartei, blätterte in einer Zeitung und kraulte sich währenddessen seinen langen grauen Bart. Ihm gegenüber saß Herr Professor von Grashey und unterzeichnete in einer Unterschriftenmappe eine schier nicht enden wollende Flut von Arztbriefen. Doktor Hubrich, der dritte in der Gruppe und ärztlicher Leiter der Kreisirrenanstalt im unterfränkischen Werneck, schaute aus dem Fenster. Er schob den Kragen etwas zur Seite und kratzte sich an seinem frisch rasierten Hals. Still beobachtete er die Bäume links und rechts entlang des Weges in gemächlicher Geschwindigkeit an der Kutsche vorbeiziehen. Es war ein milder und sonniger Frühlingstag. Neben dem rhythmischen Geklapper der Hufe auf dem Kiesweg und den Rollgeräuschen der Räder drang lautes Vogelgezwitscher durch das offene Kutschenfenster. Von Grashey unterzeichnete einen weiteren Brief. Dann klappte er die Unterschriftenmappe zu, blickte hoch und sah ebenfalls aus dem Fenster. »Sie sind das erste Mal dabei, Herr Kollege«, sprach er Hubrich an. »Aber seien Sie beruhigt. Der Besuch des hohen Patienten ist eine reine Routineangelegenheit. Die jährliche Pro-forma-Untersuchung eines armen Kranken, der nie mehr wieder gesund wird.« Hubrich hob die Augenbrauen und blickte verwundert auf Grashey. »Wissen Sie, Herr Hubrich«, fuhr dieser fort, »ich mache das mittlerweile seit vier Jahren. Es ist immer das Gleiche, aber der Landtag verlangt jedes Jahr ein neues Attest.« Abgeordneter Schnack sah von seiner Zeitung hoch. Er blickte zuerst auf Hubrich und dann auf Grashey. »Hat schon seinen Grund, Herr Professor«, sagte er lächelnd. Von Grashey seufzte frustriert. »Vorher war mein Schwiegervater, Bernhard von Gudden, für den hohen Patienten zuständig. Leider weilt er ja nicht mehr unter uns. Wie Sie wissen, hat der andere hohe Patient, Seine Majestät Ludwig II., ihn mit in den Tod genommen. Und jetzt bin eben ich als Nachfolger meines Schwiegervaters in der Pflicht, die geistige Gesundheit oder eben Krankheit der Wittelsbacher zu attestieren. Ob mir das in Anbetracht des Schicksals meines Schwiegervaters gefällt oder nicht.« »Herr Kollege, Professor von Guddens tragischer Tod ist mehr als bedauerlich«, sagte endlich Hubrich, der bisher geschwiegen hatte. »Und dennoch weigere ich mich, diese verantwortungsvolle Aufgabe als lästige Pflicht zu erachten und die Untersuchung des Patienten nur als Lappalie zu bezeichnen. Für mich ist die heutige Konsultation eine Ehre. Ich fühle mich verpflichtet, mir entsprechend meines Wissens und basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ein gänzlich unbelastetes Bild vom Zustand unseres Patienten zu machen. Schließlich ist König Otto I. als Bruder von Ludwig II. dessen rechtmäßiger Nachfolger auf dem Königsthron. Obwohl, wie wir natürlich alle wissen, mittlerweile Bayern vom Prinzregenten Luitpold regiert wird, so ist er dennoch unser König. Aus diesem Grunde habe ich die weite Reise nach München angetreten. Ich will Ihrer Diagnose nicht widersprechen, aber dennoch denke ich, dass es schon seinen Grund haben wird, wenn der Landtagspräsident mich um meine Dienste bittet.« Schnack grinste erneut. »Hm, meinen Sie?«, erwiderte von Grashey gelassen. Er legte die Unterschriftenmappe neben sich, nahm die Brille ab und putzte die Gläser mit einem weißen Seidentuch, das er aus der Innentasche seines Jacketts zog. »Sie werden sehen, Herr Kollege, selten ist eine Diagnose so einfach zu stellen gewesen wie die unseres hohen Patienten. Tag und Nacht kümmern sich zwei meiner Assistenzärzte nur um ihn. Die jungen Kollegen werden Ihnen auch nichts anderes berichten, als dass es sich um eine schwere Form der Dementia praecox handelt. Wahnvorstellungen vermengt mit einer fortschreitenden Abnahme der kognitiven Leistungen.« Hubrich hob zweifelnd die rechte Augenbraue hoch, dann wandte er sich wieder ab und blickte aus dem Fenster. Schnack widmete sich wieder der Zeitungslektüre. Von Grashey steckte das Tuch ein, setzte die Brille auf und zog aus seiner Westentasche eine goldene Taschenuhr hervor. Er klappte den Deckel auf. »Vor einer guten halben Stunde sind wir los. Eigentlich müssten wir jeden Moment da sein«, sagte er. Dann klappte er den Deckel wieder zu, steckte die Uhr ein und beugte sich vor, um erneut aus dem Fenster zu sehen. »Na, da sind wir doch schon: Schloss Fürstenried – die teuerste Irrenanstalt der Welt.« In diesem Moment hielt die Kutsche. Die drei Männer stiegen aus, setzten ihre Zylinderhüte auf und zogen die Jacken gerade. Schnack wies den Kutscher an zu warten. Dann gingen sie gemeinsam über den Kies der Auffahrt zu der Eingangstür. Zwei uniformierte Soldaten standen auf den Stufen vor dem Eingang. Die Wachsoldaten schienen die Gruppe schon erwartet zu haben. Gelangweilt salutierten sie und öffneten die schwere Tür des Schlosses. Hubrich, Schnack und von Grashey kamen in ein weitläufiges Vestibül. Im Gegensatz zu der schmucken Barockfassade des Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten ehemaligen Jagdschlosses, war der Innenraum nüchtern, kahl und ohne Möbel. Zu Hubrichs Überraschung waren sämtliche Kanten im Raum sowie das Geländer der in den ersten Stock führenden Treppe mit dicken Stoffen gepolstert. Die Türen zu den Räumen im Erdgeschoss wiesen keine Klinken, sondern einen runden Knauf auf. Nachdem die drei Männer das Schloss betreten hatten, wurden sie von einem Diener empfangen, der ihnen wortlos Hüte und Mäntel abnahm. Vor einem nach rechts abgehendem Raum standen zwei weitere Wachsoldaten, die beide salutierten, als sie die Gruppe sahen. »Wie viele Soldaten sind hier eigentlich abkommandiert?«, fragte Hubrich den Abgeordneten Schnack. In diesem Moment kam ein Offizier die Treppe herunter. »Es sind mit mir genau zwei Dutzend, die für den Schutz und die Sicherheit Seiner Majestät sorgen«, antwortete der Mann, der Hubrichs Frage scheinbar vernommen hatte. Schnack schüttelte dem Offizier die Hand. »Herr Oberst Gattlinger! Erneut ist ein Jahr vergangen. So sieht man sich wieder. Den Herrn Professor von Grashey kennen Sie ja inzwischen. Heute neu in der Runde ist Herr Doktor Hubrich.« Oberst Gattlinger schüttelte freundlich lächelnd die Hände der anderen beiden Männer. »Willkommen im Schloss Fürstenried«, sagte er und machte eine angedeutete Verbeugung. »Um Ihre Frage weiter zu beantworten, Herr Doktor«, fuhr Gattlinger an Hubrich gewandt fort, »neben den 24 Soldaten sind hier im Schloss noch vier Diener, vier Pfleger und ein Koch tätig. Bis auf Letzteren und meine Person arbeiten alle im Schichtdienst. Tag und Nacht, zu jeder Stunde wird für Majestät gesorgt.« »Und wie steht es um den hohen Patienten?«, fragte von Grashey. »Diese Beurteilung liegt außerhalb meines Tätigkeitsbereiches, Herr Professor. Ich habe andere Aufgaben zu erfüllen – aber das wissen Sie ja«, antwortete er mit dem Anflug eines Lächelns. »Na gut! Dann werden wir wohl jetzt unserer Aufgabe nachkommen«, erwiderte von Grashey. »Wo finden wir Seine Majestät?« Oberst Gattlinger gab den beiden Wachsoldaten vor der Tür ein Zeichen. Die Männer nickten, einer öffnete die Tür und steckte seinen Kopf durch den Türspalt. Er murmelte etwas in den Raum, was für die in der Eingangshalle Stehenden nicht vernehmbar war. Dann hörte man eine weitere Stimme aus dem Raum antworten. Es folgte ein kurzer Wortwechsel. Der Soldat ging wieder einen Schritt zurück und schloss die Tür hinter sich. »Melde gehorsamst«, begann er schließlich, »der Kammerdiener Seiner Majestät lässt verlauten, dass Majestät aktuell keinen Besuch zu empfangen wünscht.« Gattlinger ging zu dem Wachsoldaten und positionierte sich einen Meter vor ihm. »Welcher Pfleger hat gerade Dienst?«, fragte er schroff. »Der Pfleger Franz, Herr Oberst. Und mit ihm ist der Kammerdiener Bernhard im Raum. Seine Majestät haben laut Auskunft der beiden seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Man versuche im Moment geduldig, Majestät zu bewegen, seine Mahlzeit einzunehmen.« »Das ist doch nicht neu, dass er außer Zigarren und Zigaretten nichts zu sich nimmt – dieser Hungerkünstler«, spottete Gattlinger. »Öffnen Sie die Tür, die Kommission hat eine Aufgabe zu erfüllen.« »Sehr wohl, Herr Oberst«, erwiderte der Soldat und tat wie geheißen. »Bitte, meine Herren«, sagte Gattlinger und winkte Hubrich, von Grashey und Schnack zu sich. Es folgte ein kurzes Nicken der drei Männer, dann gingen sie los. »Ich sagte doch: jetzt nicht!«, rief ein Pfleger aus dem Raum, als er die offene Tür und die sich nähernde Gruppe wahrnahm. »Seien Sie still!«, befahl Gattlinger. »Die Kommission muss mit ihrer jährlichen Untersuchung beginnen.« Gefolgt von den anderen beiden, schritt Hubrich neugierig durch die Tür. Zunächst erblickte er Pfleger Franz, einen großen, wuchtigen Mann mit kahl geschorenem Kopf und langem, nach oben gezwirbeltem Schnurrbart, der mit einer Mischung aus Überraschung und Ärger auf die unwillkommenen Gäste reagierte. Dann sah sich Hubrich im Raum um. Die Wände waren zu seiner Verwunderung durchgehend mit Matratzen gepolstert. In der Mitte des Raums war ein weiterer Mann, der Kammerdiener, der gerade einen kleinen Tisch deckte, vor dem ein einzelner Stuhl stand. Aus einer dunklen Ecke hörte Hubrich ein seltsames, monotones Gemurmel: »Lu, La, Lu … Lu, Lu, Lu … Lu, La,...


Meining, Alexander
Geboren und aufgewachsen ist Alexander Meining in München. Dort begann er Geschichte zu studieren, bevor er zur Medizin wechselte. Inzwischen lebt, arbeitet und schreibt er in Würzburg. „Die Käppele-Verschwörung“ ist nach „Mord im Ringpark“ und „Würzburger Dynamit“ der dritte Teil der im Gmeiner-Verlag erschienenen „Georg-Hiebler-Reihe“. Erneut ist das schöne Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhundert die Kulisse. Reale Personen und historische Ereignisse bieten hierbei den Rahmen für fiktive Geschichten, bei denen der Schauplatz, die Epoche, die Charaktere und die Spannung im Vordergrund stehen.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.