E-Book, Deutsch, Band 5022, 200 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern (Science-Fiction-Abenteuer)
Mehnert Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 22: Die Tragödie von Gij
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-582-1
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5022, 200 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern (Science-Fiction-Abenteuer)
ISBN: 978-3-95719-582-1
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
ine Hyperfunknachricht von Harry T. Orell droht die Besatzung der Promet II ins Verderben zu stürzen. Irgendetwas verwandelt die Raumfahrer zu willenlosen Marionetten, die sich ihrer eigenen Existenz nicht länger bewusst sind. Die Printausgabe umfasst 148 Buchseiten.
Autoren/Hrsg.
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Lar-System, 12.367 Lichtjahre von der Erde entfernt, 07.12.2090
„Herzlich willkommen auf Fünf!“, imitierte Gus Yonker die Begrüßungsformel eines Touristenführers. „Genießen Sie das Wetter und fühlen Sie sich wie zu Hause.“ Der dichte Regen, der auf das Gebirge des fünften Planeten der Sonne Lar niederging, entzog die uralte Sendestation der Erbauer der optischen Beobachtung. Die Sturzflut verwischte die sichtbare Grenze zwischen dem schmutzig grauen Felsgestein und der in Vergessenheit geratenen Einrichtung, dem einzigen Gebäude auf der Planetenoberfläche von Fünf. Wie ein unermüdlicher Trommelwirbel prasselte der Regen auf das Dach des N-Bootes. Der Sturm zog und zerrte an dem kleinen Raumflugkörper wie an einem lästigen Insekt. Das Außenmikrofon übertrug unbändiges Heulen. „Wirklich ein schöner Willkommensgruß, Gus“, spöttelte Peet Orell. Er musste seine ganze fliegerische Routine aufbringen, um dem Unwetter zu trotzen, das die Berggrate umtobte. „Und so zutreffend“, meinte Gus. „Wir hätten bis nach dem Wolkenbruch warten sollen“, fand Junici Borul. „Das kann noch Tage dauern“, widersprach ihr Gefährte Arn. „Gestern Abend hat es schon genauso geschüttet wie jetzt. Unseren Messungen zufolge kann ein Sturm auf Fünf mehrere Wochen andauern. So lange wollen wir nicht hierbleiben.“ Nein, das wollte keiner von ihnen. Nicht, nachdem sie einen ausgestorbenen dritten Planeten vorgefunden und den Freitod des letzten Soba miterlebt hatten. Jetzt lag eine achtstündige Ruhephase hinter der Besatzung der Promet II. Die Raumjacht der HTO schwebte in einem geostationären Orbit über dem Kastenbau, jener Funkstation, von der das als Hyperfunkfeuer bezeichnete Signal stammte, das die Promet in diesen Raumsektor gelockt hatte. Inzwischen wussten die Raumfahrer, dass es sich dabei um nichts anderes als eine Quarantänewarnung handelte. „Die Station liegt genau unter uns“, stellte Arn fest. „Noch zweihundert Meter.“ Auf halber Strecke erfasste ein heftiger Windstoß das N-Boot und drohte es gegen die Felsen zu schmettern. Geistesgegenwärtig steuerte Peet gegen. Er drosselte die Geschwindigkeit des kleinen Raumfahrzeugs. Mittlerweile konnte er die Antenne und das tarnende Gittergeflecht auf dem Dach des Bauwerks mit bloßem Auge erkennen. Man sah der Anlage ihr Alter von geschätzten eineinhalb Jahrtausenden nicht an. Die Böen mühten sich vergeblich an der Antenne ab, deren Hyperfunksignale sogar bis ins Solsystem gelangten. Zwischen den Felsen flaute der Wind ab, aber das schaurige Heulen drang unvermindert an die Ohren der Freunde. Peet, der wie seine Begleiter einen Raumanzug trug, flog eine ebene Fläche am Südende der Station an. Sie hatte offenbar einst als Landeplattform gedient. Sanft setzte das N-Boot auf, das sonore Summen des Antriebs erstarb. „Helme schließen!“ Zwar handelte es sich bei dem fünften Planeten um eine Sauerstoffwelt, aber Peet wollte kein Risiko eingehen. Vielleicht war das Virus, das die Erbauer dahingerafft hatte, auch auf Fünf freigesetzt worden. In dem Fall würden sie das Beiboot später dekontaminieren müssen. Arn, Junici und Gus befolgten den Befehl des Kommandanten. Sie ließen die Helme im Halssaum ihrer Anzüge einrasten und nahmen die mitgeführten Ausrüstungsgegenstände an sich. Auch Kombistrahler gehörten dazu. Niemand konnte voraussehen, was sie im Inneren der Station erwartete. Als Peet das Ausstiegsschott öffnete, blies den Freunden kräftiger Wind entgegen, der sie jedoch nicht von den Beinen zu fegen vermochte. In der engen Gebirgsnische hatte er längst nicht mehr die Kraft wie der Sturm weiter oben. Allerdings herrschte weiter starker Regen. „Bei der geringsten Auffälligkeit melde dich über Funk, mein Sternenmädchen“, mahnte Arn seine Gefährtin über Helmfunk. „Versprochen, mein Sternenheld.“ Die Moranerin mit dem für ihr Volk typischen Silberhaar und den schockgrünen Augen lächelte und wischte mit der Hand über die Helmscheibe, über die sich bereits ein Sturzbach ergoss. „Aber ich glaube nicht, dass mir hier draußen jemand begegnet. Wer geht bei diesem Wetter schon freiwillig vor die Tür?“ „Ich kenne sogar vier Verrückte, die das tun“, versetzte Yonker trocken. „Aber ich nenne keine Namen.“
*
Arn klopfte mit seiner behandschuhten Linken gegen die hoch aufragende Stationswand, an der das Regenwasser in Strömen hinunterlief. „Sieht aus wie graues Felsgestein, ist aber eindeutig Metall.“ Die Männer gelangten an ein verschlossenes Schott, das breit und hoch genug war, um auch als Hangartor für kleinere Flugmaschinen zu dienen. Ein N-Boot oder einen irdischen Gleiter hätte es problemlos aufnehmen können. Rechts neben dem Rahmen war eine Platte in das unbekannte Metall eingelassen. Gus unterzog sie einer kurzen Untersuchung. „Keine Energie“, bedauerte er. „Und das Schott dürfte ein paar Tonnen wiegen. Wir müssen uns nach einem anderen Eingang umsehen.“ „Wir könnten versuchen, eine Öffnung zu schweißen.“ Arn klopfte auf den Strahler, der am Funktionsgürtel seines Raumanzugs hing. Peet war nicht wohl bei der Vorstellung. „Besser nicht“, lehnte er den Vorschlag seines moranischen Freundes ab. „Wer weiß, was wir damit auslösen? Es könnte Abwehreinrichtungen geben, die sogar nach der langen Zeit noch aktiv sind. Suchen wir einen anderen Weg.“ „Und wenn wir keinen finden?“ Der Mann mit dem Aussehen eines Wikingers blieb die Antwort schuldig. Da im Osten zerklüftete Felsen die Station begrenzten, wandte er sich dem westlichen Ausläufer zu. Nach fünfzig Metern erfuhr die Wand eine Biegung, der die Freunde folgten. Sie brauchten nicht weit zu gehen, bis sie vor einer meterbreiten Nische standen, die sich als Personenschott entpuppte. Zwar war auch sie mit einer längst inaktiven Kontaktplatte versehen, es gab aber zusätzlich eine mechanische Öffnungsvorrichtung. Yonker griff nach dem Handrad und machte sich daran zu schaffen. Zunächst widerstand es seinen Bemühungen. Erst als Peet den Funker nach Kräften unterstützte, löste es sich mit einem Ruck aus seinem Ruhezustand. Gus drehte weiter, bis das Schott nach innen aufschwang. Vor den Männern lag Schwärze, in der rote und grüne Kontrolllämpchen glühten. „Es gibt also noch Energie in der Station“, schloss Arn. Wie zur Bestätigung seiner Worte flammte vor den Raumfahrern Licht auf. Sie standen am Rand einer weiten Halle, die sich über eine Breite von hundert Metern erstreckte und mindestens doppelt so lang war. „Nehmen wir die Einladung an“, forderte Peet seine Begleiter auf. Mit tropfenden Raumanzügen betraten sie die Halle. Die Helme ließen sie weiterhin geschlossen. Ein mögliches Virus konnte auch im Inneren der alten Station noch aktiv sein. An den Wänden reihten sich riesige Maschinen, die sich zudem an mehreren Stellen aus dem Hallenboden erhoben, wie Geschwüre in die Höhe wucherten und sich mit der Decke vereinigten. Rohre und Leitungen verbanden die einzelnen Konglomerate miteinander. An einigen Maschinenzeilen verrieten die Kontrollleuchten energetische Aktivität. Peet legte den Kopf in den Nacken. Das künstliche Licht sickerte aus verborgenen Quellen, die nur noch partiell Funktionstüchtigkeit aufwiesen. Verschiedene Bereiche der Halle lagen im Zwielicht. „Ganz schön marode“, kommentierte Yonker den Anblick. „Einige Maschinen sind ausgefallen, andere verrichten ihre Tätigkeit noch.“ „Genauso wie auf Drei.“ Für einen Moment glaubte Peet, zwischen den Maschinen eine Bewegung zu erkennen, doch als er die Stelle in Augenschein nahm, entdeckte er nichts Auffälliges. „Vielleicht werden die Hyperfunksignale deshalb nur noch sporadisch ausgestrahlt.“ „Wegen eines Schadens an der Funkanlage?“, fragte Yonker. Peet nickte. „Hältst du das für möglich, Gus?“ „Durchaus, ja.“ „Und all die anderen Aggregate hier? Wofür hältst du die?“ „Ich habe nicht die geringste Ahnung“, gestand der Funker. Das ging Arn nicht anders. Der Mann aus dem Kyl-System nahm verschiedene Messungen vor, während sie langsam weiterschritten. Wie Gebirge erhoben sich die Maschinenblöcke, Artefakte aus einer längst vergangenen Zeit, das Vermächtnis eines ausgestorbenen Volkes. Peet bedauerte Khuurs Freitod. Sicher hätte der Soba ihnen noch eine Menge mehr über die damaligen Ereignisse erzählen können. „Ich frage mich, wo die Erbauer die eigentliche Funkanlage versteckt haben“, sagte Yonker ungeduldig. Er hätte die Anlage gern unter die Lupe genommen. Erneut glaubte Peet, aus dem Augenwinkel eine Bewegung zu erhaschen. Als er herumfuhr, erspähte er einen kugelförmigen Flugroboter, der sich mit mäßiger Geschwindigkeit an der Maschinenphalanx entlangbewegte. Vorsichtig, ohne hektische Bewegungen, machte er seine Begleiter auf den Roboter aufmerksam. Die fliegende Metallkugel kam exakt auf sie zu.
*
Ein wenig erinnerte die Felsenlandschaft Junici an das Paily-Massiv auf Moran. In der dort untergebrachten Bunkeranlage hatten die letzten 2500 Moraner nach der Zerstörung ihrer Heimatwelt durch die Schwarzen Raumer überlebt, bevor sie schließlich nach Suuk umgesiedelt waren. Allerdings konnte sich Junici nicht daran erinnern, auf dem Kontinent Low jemals einen solchen Wolkenbruch erlebt zu haben. Die geschlossene Wolkendecke hing tief und dräuend über dem Felsenkessel, in dem...