E-Book, Deutsch, Band 6, 350 Seiten
Reihe: ATLAN Monolith
Mehnert ATLAN Monolith 6: Sprung ins Jenseits
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-4947-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 6, 350 Seiten
Reihe: ATLAN Monolith
ISBN: 978-3-8453-4947-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
April 3112 alter Terranischer Zeitrechnung: In dieser Zeit geht die United Stars Organisation - kurz USO - gegen das organisierte Verbrechen vor. An ihrer Spitze steht der Arkonide Atlan, Perry Rhodans bester Freund. Ein Zellaktivator verleiht dem mehr als zehntausend Jahre alten einstigen Imperator des arkonidischen Imperiums die relative Unsterblichkeit. Auch Chonosso, der Hauptwelt der Tarey-Bruderschaft, setzen Lordadmiral Atlan und Risiko-Spezialist Santjun alles auf eine Karte. Es gilt, ihr Leben zu retten und Malcher aufzuhalten, denn der Chef der Silberherren ist nur noch einen Schritt von seinem großen Ziel entfernt: Beherrscht er die Monolithen, dann beherrscht er auch die Milchstraße. So sehr sich Perry Rhodan, Reginald Bull, Gucky und die Posbis auch bemühen, das Unheil abzuwenden - am Ende bleibt nur eine Möglichkeit. Einer muss ihn wagen, den Sprung ins Jenseits. Folgende Romane sind Teil des Monolith-Zyklus: 1. 'Planet der Silberherren' von Uwe Anton 2. 'Todeszone Zartiryt' von Rüdiger Schäfer 3. 'Echo der Verlorenen' von Hans Kneifel 4. 'Der Silbermann' von Marc A. Herren 5. 'Ceres am Abgrund' von Manfred H. Rückert 6. 'Sprung ins Jenseits' von Achim Mehnert
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 3
Vom Tod ins Leben
8. Mai 3112 Sie fiel, zu entsetzt, um zu schreien. Um sie herum drehte die Welt sich, verwandelte sich oben in unten und unten in oben, wurden die Schlaglichter Shenzens zu erratischen Eindrücken bar jeglichen Zusammenhangs. Abwechselnd gewahrte sie den Himmel, Felswände mit zerklüfteten Klippen und tief unten die Stadt, die im Dunst aus Industrieabgasen und der warmen, feuchten Luft aus planetaren Sauerstoffaufbereitungsanlagen mehr zu erahnen als zu erkennen war. Ihr Verstand weigerte sich zu akzeptieren, dass alles zusammengehörte. Sie zappelte, schlug wild um sich und tastete verzweifelt nach Bedienungseinrichtungen eines Mikrogravitators, Flugaggregats oder Prallfeldgenerators. Ihre zitternden Finger griffen ins Leere. Nichts von alledem war vorhanden. Sämtliche ein Überleben versprechende Anker waren gehoben. Geblieben waren letzte Sekunden vor dem Tod, in denen nicht einmal ihr bisheriges Leben an ihr vorbeiziehen wollte. Aus und vorbei! Schwärze umgab sie, bevor sie am Boden aufschlug. Sie stöhnte – was unmöglich war. Einen Sturz aus dieser Höhe konnte sie nicht überlebt haben. Folglich war sie tot, doch dann hätte sie nicht stöhnen können. Ein fahler Lichtschein drang durch ihre geschlossenen Lider, und sie fürchtete sich davor, die Augen zu öffnen und mit einer Realität konfrontiert zu werden, die sie nur hassen konnte. An ihren Schläfen und in den Armbeugen spürte sie die Berührung von etwas Kaltem. Wach auf, Smutje. Ihre Kameraden von der IMASO? Das Schiff existierte nicht mehr. Vor ihrem inneren Auge sah sie ein Gesicht mit scharf geschnittenen Zügen, umrahmt von schulterlangen, weißblonden Haaren, die leicht rötlichen Augen, deren Iris nicht von dem gleichen intensiven Rot war wie bei anderen Arkoniden. Atlan! Der Lordadmiral, ihr Chef, in dem sie vorrangig einen interessanten Mann sah. Ein Wachtraum? Sich einfach davonzumachen ist nicht die feine englische Art, Leutnant. Das war seine, Atlans Stimme. Sie schlug die Augen auf, starrte in den Himmel empor und stieß einen heiseren Schrei aus. Schrie gegen den Sturz an, der sie vermeintlich zu Tode brachte. »Aber …«, Iasana Weilands Lippen bebten, »… wie kann das sein?« Sie schloss die Augen, zu überwältigt von den Eindrücken, die auf sie einstürzten. Denn sie fiel nicht, sondern lag, obwohl sie hätte tot sein müssen, in einem warmen, weichen Bett, offenbar in einem Medozentrum. Die Erkenntnis, auf eine ihr unbekannte Weise vom Tod ins Leben zurückgefunden zu haben, erforderte ein paar Sekunden, in denen sich die Plophoserin zu gleichmäßigem Atmen zwang und ihre Gedanken sortierte. Es gelang leichter als erwartet, und die Erinnerung bildete eine kausale Kette. Weiland sah sich auf Shenzen, oben auf der Klippe stehen und dann von Onjar Marik in die Tiefe gestürzt. Er war ein gewissenloses, kaltblütiges Schwein, hatte sie mit einem Tamasoori-Halsband gefoltert, und doch hatte sein rigoroses Vorgehen sie überrascht. Sie hatte überlebt. Wie es dazu gekommen war, daran besaß sie allerdings keine Erinnerung. Noch bevor sie aufgeschlagen war, musste sie das Bewusstsein verloren haben. Und durch ihr unbekannte Umstände davor bewahrt worden sein, am Grund zerschmettert zu werden. Wieder öffnete sie die Augen, und das Krankenzimmer war noch da. Ihre Kameraden nicht, und auch nicht Lordadmiral Atlan. Sie war allein. Vergeblich versuchte sie einen Blick nach draußen zu erhaschen. Polarisation dunkelte die dem Krankenbett gegenüberliegende Fensterfront ab. Medizinische Geräte, durch Schläuche und Messsonden mit ihrem Körper verbunden, umgaben Iasana Weiland. In ihrer Armbeuge steckte eine Kanüle. »Es scheint eng gewesen zu sein.« Zu ihrer Verwunderung bereitete es ihr keine Mühe, die Worte auszusprechen. Unwillkürlich musste sie lächeln. Natürlich war es eng, wenn man ohne technische Hilfsmittel einen Berghang hinabstürzte. Sie stützte sich auf die Unterarme, drückte den Oberkörper in die Höhe, streckte sich und drehte vorsichtig den Kopf. Die Bewegungen bereiteten ihr weder Schmerzen noch Übelkeit. Daten- und Zahlenkolonnen, mit denen sie nichts anfangen konnte, liefen über mehrere Monitoren. Eine Sinuskurve dokumentierte ihren Herzrhythmus. Sie tastete nach ihren Schläfen, an denen Elektroden befestigt waren. Weg damit? Nein, besser nicht. Obwohl sie sich gesund und kräftig fühlte, war es ratsam, auf einen Arzt zu warten. Weiland bettete sich auf den Rücken und ließ den Blick über die Einrichtung wandern. Es gab keinen Hinweis darauf, wo sie untergebracht war. Von der verchromten Oberfläche eines medizinischen Geräts sah ihr Spiegelbild sie an. Ihre blauen Augen schauten so aufmerksam und durchdringend wie immer. Kein Anzeichen von Erschöpfung war darin zu lesen. Die langen, roten Haare waren hingegen verfilzt, wie nach mehreren Tagen fehlender Pflege. Wie lange liege ich schon hier? Die Tür öffnete sich, und ein Medoroboter glitt in den Raum. Er schwebte zu den Instrumenten und las die Werte von den Monitoren ab, ohne ein Wort an die Plophoserin zu richten. »Zufrieden?«, wollte Weiland wissen. Schweigend setzte der Roboter seine Tätigkeit fort. Er nahm mit seinen tentakelförmigen Handlungsarmen eine Reihe von Schaltungen vor, kontrollierte Schläuche und überprüfte den Sitz der Sonden. Weiland ließ ihn eine Weile gewähren, bis ihr sein Verhalten zu dumm wurde. »Wenn du nicht mit mir redest, suche ich mir jemanden, der dazu in der Lage ist.« Sie richtete sich auf. »Gibt es hier keinen Arzt, der für mich verantwortlich ist?« »Das würde ich bleiben lassen, Leutnant«, drang eine dünne Stimme an ihr Ohr. Ein Ara in einem weißen Kittel, der um seine hagere Gestalt schlotterte, hatte das Krankenzimmer betreten. »Sie sind soeben aus einem Koma erwacht. Ihr Zustand dürfte höchst instabil sein.« Weiland betrachtete den Galaktischen Mediziner, der den Medoroboter verscheuchte und an ihr Bett trat. Er inspizierte die Anzeigen der Überwachungsgeräte und wiederholte die Handgriffe, die die Maschine vorgenommen hatte. »Die Körperfunktionen der Patientin sind stabil«, plärrte der Roboter. »Es gibt keine Hinweise auf eine vorangegangene Bewusstseinsstörung.« »Du musst dich irren.« Der Ara beugte sich über die Frau und nahm verschiedene Untersuchungen vor. »Oder etwa doch nicht? Höchst ungewöhnlich.« »Wollen Sie mir nicht endlich verraten, was geschehen ist, Doktor?«, fragte Weiland. »Sie sprachen von einem Koma.« »Tuman-Kal, Leutnant. Den Doktor können Sie sich sparen.« Der Ara verschränkte die dürren Arme vor der Brust. In seinen albinotisch roten Augen lag ein Ausdruck von Erstaunen. »Sie wurden mit einer ausgeprägten Störung der Großhirnfunktion eingeliefert. Sie haben auf keine Behandlungsmethode angesprochen. Ihr Bewusstsein reagierte auf keinerlei Stimuli.« Oh ja, es war eng gewesen. »Wie lange war ich weggetreten? Welches Datum haben wir?« »Wir schreiben den 8. Mai.« Iasana Weiland stieß die Luft aus. Zehn Tage waren vergangen seit den dramatischen Ereignissen auf Shenzen. Zehn Tage lang hatte sie im Koma gelegen, seit dem 28. April. Allein das war ein Aufschub, den es nicht hätte geben dürfen. Sie hätte eigentlich tot sein müssen. »Wieso bin ich bei dem Sturz nicht gestorben?« »Ich weiß von keinem Sturz, Leutnant. Sie wurden komatös eingeliefert, ohne äußere Verletzungen.« Die wirklichen Wunden hatte Onjar Marik ihr innerlich zugefügt. Weiland war froh, dass man nicht sah, was er ihr angetan hatte. Wie er sie gezwungen hatte, sich ihm zu unterwerfen, und sie nahe daran gebracht hatte, ihre Würde einzubüßen. Sie hoffte, dass das sadistische Schwein tot war. Hass ist ein schlechter Ratgeber. Beruhige dich. »Wo bin ich?« »In einem Medozentrum des Flottenraumhafens von Terrania.« Auf der Erde also. Die Information entlockte Weiland ein Lächeln. »Wo hält sich die Besatzung der IMASO auf?« »In einem benachbarten Gebäude.« »Geht es meinen Kameraden gut?« »Denen, die den Absturz der IMASO überlebt haben – ja.« Tuman-Kals Worte klangen beinahe zynisch. »Die Verletzten haben ihre größeren und kleineren Wehwehchen überstanden. Alle sind einsatzbereit, worauf ich mich in Ihrem Fall nicht festlegen möchte.« »Nun, letztendlich ist es Ihnen gelungen, mich aus dem Koma aufzuwecken.« Der Ara schlackerte mit seinem spitz zulaufenden Kahlkopf. »Diesen Erfolg kann ich mir nicht ans Revers heften«, bedauerte er, wobei er ein paar Notizen in ein Schreibpad tippte. »Ich kann keine konkreten medizinischen Gründe für Ihr verspätetes Aufwachen nennen. Meine Kollegen und ich haben eine Überlastung Ihres Nervensystems durch die Ereignisse auf Zartiryt, Lumbagoo und Shenzen diagnostiziert. Ja, ich bin über die Geschehnisse informiert. Wie man mir berichtete, war Zartiryt Ihre erste echte Außenmission, der, ohne dass Sie die Ereignisse verarbeiten konnten, weitere persönliche Einsätze folgten, die ausnahmslos weit über Standardmissionen hinausgingen.« »Ich habe keine besondere Belastung verspürt.« »Ihr Unterbewusstsein womöglich schon. Sie waren mehrfach der starken Strahlung dieser geheimnisvollen Monolithen ausgesetzt, von denen Wissenschaftsoffizier Christina Gabrielle mir berichtete. Wir haben keine Erfahrungen mit einer solchen Kombination, doch ich halte sie für ursächlich für Ihren Zusammenbruch.« »Ja, für einen körperlichen Zusammenbruch.« Das konnte die Plophoserin sich vorstellen. »Aber für...