Mehler | Mord mit Schokoguss | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Mehler Mord mit Schokoguss

Kriminalroman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96041-124-6
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-96041-124-6
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein spektakulärer Mord im Künzinger Museum Quintana führt Thekla, Hilde und Wally auf die Spur eines römischen Legionärs. Der Fall ist eine harte Nuss für die drei gewitzten Ermittlerinnen im besten Alter. Verfolgen sie etwa ein Phantom? Beharrlich kommen sie der Antwort immer näher – geraten dabei bedauerlicherweise aber auch in Lebensgefahr.

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1 Mittwoch, der 21. Januar, in einem Café in Künzing Alarmierend. Bedrohlich. Unheilschwanger. Ich sollte absagen, dachte Thekla, kaltblütig absagen. Krankheit vorschützen, von der Bildfläche verschwinden, untertauchen. Sie musste keine Hellseherin sein, um zu ahnen, was es bedeutete, dass Hilde das wöchentliche Treffen im Straubinger Café Krönner nach Künzing verlegt hatte. »Backstuben-Bistro Riesinger mit Panoramablick in die gläserne Backstube«, murmelte Thekla und versuchte, den Schauder der Erinnerung an eine frühere Mordermittlung abzuschütteln, den das Wort »Backstube« hervorrief. »Mit Drive-in-Schalter«, fügte sie belustigt hinzu. Drive-in. Wie mochten die Steinzeitmenschen es genannt haben, wenn sie im heutigen Künzing haltgemacht hatten, um mit den Bewohnern einer Höhle am Wegrand ein Tauschgeschäft zu machen? Denn das hatten sie definitiv. Irgendwann war sogar eine ganze Horde hier sesshaft geworden. Vor fünftausend Jahren ungefähr, behaupteten die Archäologen und legten scharfkantige Steine als Beweis vor, die angeblich als Klingen, Hobel oder Harke gedient hatten. Ja, Künzing blickte auf eine lange, lebhafte Vergangenheit zurück und steckte voller Überbleibsel davon. Deshalb war der Ort, der aus dem römischen Kastell »Quintana« entstanden war, durchaus einen Besuch wert. Aber Hildes Abweichung vom Gewohnten verhieß gar nichts Gutes. Seit Jahrzehnten trafen sich Thekla, Hilde und Wally bei Krönner in Straubing zum Kaffeekränzchen, und jedes Mal, wenn Hilde etwas anderes arrangiert hatte, war es brenzlig geworden, manchmal sogar akut lebensgefährlich. Als sie erwähnt hatte, dass Kreisbrandrat Alois Schraufstetter in Künzing mit von der Partie sein würde, gab es keinen Zweifel mehr, woher der Wind wehte und was er mitbringen würde: den Gestank von Tod und Verbrechen. Thekla wollte nicht damit behelligt werden. Sie wollte nie wieder in fremden Wohnungen herumschnüffeln, nie wieder Leute aushorchen und sich nie wieder in das Hirn eines Mörders versetzen müssen, um eine Ahnung davon zu bekommen, was es ausgebrütet hatte. Dem Treffen in Künzing fernzubleiben würde jedoch bedeuten, alles aufzukündigen, was sie, Hilde und Wally seit gut einem halben Jahrhundert verband. Zum einen. Zum andern würde sie als Feigling dastehen, als Drückebergerin und als Abtrünnige. Könnte sie da Hilde und Wally je wieder in die Augen sehen? Bestimmt nicht. Wohl nicht einmal sich selbst. Das war die eine Seite der Medaille. Die andere war viel schlimmer: Sollte Hilde tatsächlich mit einem Mordfall aufwarten, und Thekla würde bei den Ermittlungen mitmachen, dann könnte sie Heinrich nicht mehr in die Augen sehen und sich selbst dann am allerwenigsten. So oder so, sie steckte in der Klemme. Um zu erfahren, in welcher genau und wie tief, musste sie nach Künzing fahren. Thekla entschied, der Landstraße gegenüber der chronisch verstopften A 3 den Vorzug zu geben, wofür sie allerdings doppelte Fahrzeit einplanen musste. Trotzdem. Lieber, als von übermüdeten, unter Zeitdruck stehenden Lkw-Fahrern in die Zange genommen zu werden, wollte sie auf kurvigen Sträßchen nach Deggendorf gondeln und von dort an der Donau entlang nach Hengersberg und Winzer, wo sie den Fluss überqueren, Osterhofen passieren und wenig später in Künzing ankommen würde. Musste man sich in Künzing Sorgen um einen Parkplatz machen? Wohl nicht. Der Einwohnerzahl nach zu urteilen war der Ort seit der Steinzeit nicht nennenswert gewachsen. Ein friedvolles Dörfchen in der Donauwaldregion, das zwar aufgrund seiner früheren Bedeutung als römisches Kastell in der Gegend eine gewisse Berühmtheit erlangt, aber dennoch nichts von seiner Beschaulichkeit verloren hatte. Als Thekla kurz hinter Osterhofen in die B 8 einbog, war bereits abzusehen, dass sie zu spät kommen würde. In Deggendorf-Deggenau hatte es (wie so oft) Verkehrsstockungen gegeben, und auf Höhe Hengersberg hatte sie lange Zeit nicht gewagt, einen Tankwagen zu überholen. Als Thekla das Ortsschild von Künzing erreichte, war die vereinbarte Zeit um fast eine Viertelstunde überschritten. Zum Glück lag das Backstuben-Bistro Riesinger direkt an der Durchgangsstraße und besaß einen weitläufigen Parkplatz, sodass es sie bloß eine Minute kostete, den Wagen abzustellen und zum Eingang zu eilen. Noch bevor der Türflügel hinter ihr zugefallen war, hatte sie das Trio an einem Ecktisch erspäht. Thekla blieb stehen und tat, als würde sie sich suchend umsehen, weil sie ein wenig Zeit benötigte, um das Bild zu verdauen, das sich ihr bot. Ali – hatte er schon wieder an Gewicht zugelegt? – saß, eingeklemmt wie eine schöne Scheibe Leberkäs in zwei Semmelhälften, zwischen Hilde und Wally, die ihm dermaßen auf den Pelz gerückt waren, dass ihm ganz schön heiß geworden zu sein schien. Die Wangen brannten, die Nasenspitze glühte, die Stirn glänzte fiebrig. Man sollte die Feuerwehr rufen, dachte Thekla amüsiert. Keiner der drei hatte ihre Ankunft bemerkt, was nicht verwunderte, denn Hilde und Wally wetteiferten um Alis Aufmerksamkeit. Thekla trat hinter einen Garderobenständer und schälte sich in Zeitlupe aus ihrer Jacke, wobei sie den Tisch im Auge behielt. Wally, die in ihrer Ehe unter einem Defizit an Nähe litt (Sepp Maibier knauserte zwar nicht mit finanziellen Zuwendungen, aber rigoros mit Herzenswärme), hatte sich bei Ali eingehakt, sodass es ihm unmöglich war, nach seiner Kaffeetasse zu greifen. Sie klimperte mit den Augenlidern wie Daisy Duck und schmiegte von Zeit zu Zeit den Kopf an seine Schulter. Früher wäre Wally auch ausstaffiert gewesen wie Daisy Duck, aber seit sie sich eine Stilberaterin leistete, war sie mit dezenter Eleganz gekleidet und trug ein Make-up, das nachgerade Wunder wirkte. Thekla fragte sich, wie weit Alis Resistenz gegen den Reiz des Weiblichen reichte. Auch Hilde, zwar knochig und hager wie eh und je, hatte im vergangenen Jahr ihren Modestil gründlich geändert. Die strengen erdfarbenen Kostüme und Hosenanzüge waren kessen Blusen und flotten Jacken gewichen. An diesem Nachmittag trug sie Mohnrot, eine Farbe, die ihr fraglos schmeichelte. Das neue Outfit machte sie jünger und lebendiger. Das – und Alis Gesellschaft. Hilde hielt sein Handgelenk umklammert und redete hingebungsvoll auf ihn ein. Aber es ist nicht, wonach es aussieht, dachte Thekla. Hilde – das wusste sie todsicher – war nicht im Mindesten an dem durchaus stattlichen Kreisbrandrat als Mann interessiert. Wenn Ali ein Ameisenbär gewesen wäre, hätte sie ihn ebenso umschmeichelt, vorausgesetzt, dieser Ameisenbär hätte, wie Ali es tat, seine außergewöhnliche Nase dazu verwendet, unerkannte Verbrechen aufzuspüren. Damit verging Thekla das Witzeln. Alis Anwesenheit bei dem heutigen Kaffeekränzchen bedeutete ohne Frage, dass eine Mordermittlung in der Luft lag. Sie tat einen Seufzer. Die Aussicht auf das, was bevorstand, deprimierte sie. Auf einmal fühlte sie sich matt. Mit schleppenden Schritten trat sie an den Tisch. Ali machte Anstalten, zur Begrüßung aufzustehen, aber Wally hing wie ein Zentnersack an ihm, sodass er nur drei Zentimeter hochkam, bevor er wieder auf den Sitz zurückfiel. Dass Hilde ihn losließ, erlaubte ihm wenigstens, die Hand auszustrecken. Es war ihm jedoch sichtlich peinlich, sitzen zu bleiben, als Thekla sie ergriff. Wally bedachte ihn mit einem schmalzig-teilnahmsvollen Augenaufschlag, während sie zu Thekla sagte: »Alis Jugendliebe ist ermordet worden. Ist das nicht entsetzlich, Thekla? Der arme, arme Ali.« Es war also tatsächlich wahr. Sie sollte erneut mit Mord und Totschlag konfrontiert werden. Und Ali war auch noch äußerst persönlich involviert. Thekla sah ihn prüfend an. Ali ging straff auf die sechzig zu und war – dem Alter seiner Kinder nach zu urteilen – seit annähernd vierzig Jahren verheiratet; glücklich, wie man reden hörte. Die Zeit seiner Jugendliebe musste demnach etliche Jahrzehnte zurückliegen. »An ihrem siebzigsten Geburtstag. Ist das nicht entsetzlich?«, sagte Wally. Thekla kapitulierte. Man würde ihr eine plausible Erklärung für all das geben müssen. Sie musste nicht lange warten. Hilde nahm die Sache in die Hand. Sie wies auf den unbesetzten vierten Stuhl am Tisch. »Hock dich endlich hin und hör zu.« Als Thekla der Aufforderung gerade nachkommen wollte, zog Hilde ihr unversehens den Stuhl unterm Hintern weg. »Bevor du dich setzt, musst du dich noch mit Kaffee und Kuchen versorgen. Selbstbedienung.« Wally machte kugelrunde Krötenaugen. »Speerspitzen, Thekla. Du musst eine von den Speerspitzen probieren. Sie sind …« … entsetzlich? »… vorzüglich. Mürbeteig mit Zitronencreme und Schokoguss. Und aussehen tun die leckeren Teilchen wie das vordere Ende von einem Speer der römischen Legion.« Speerspitzen. Aus Mürbeteig. Aha. Thekla stiefelte zur Theke. Da ihr Lieblingsgebäck, »Agnes-Bernauer-Torte«, nicht zu haben sein würde, weil Krönner in Straubing das Rezept dafür so geheim hielt wie die Nato ihre Verteidigungspläne, konnte sie ebenso gut eine Speerspitze aus Mürbeteig essen. »So, jetzt kann es losgehen«, sagte Hilde, als Thekla mit ihrem Milchkaffee und dem Kuchenteller an den Tisch zurückkam. Sie rammte ihr den Stuhl in die Kniekehlen, sodass Thekla recht unsanft auf der Sitzfläche landete, der Kaffee überschwappte und die Speerspitze fast vom Teller rutschte. Ungerührt fuhr Hilde...


Jutta Mehler, Jahrgang 1949, hängte frühzeitig das Jurastudium an den Nagel und zog wieder aufs Land, nach Niederbayern, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hatte. Seit die beiden Töchter und der Sohn erwachsen sind, schreibt Jutta Mehler Romane und Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren, sowie
Kriminalromane.



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