Mehler | Mord mit Buttercreme | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Thekla, Hilde, Wally

Mehler Mord mit Buttercreme

Kriminalroman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96041-287-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Thekla, Hilde, Wally

ISBN: 978-3-96041-287-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Cowboyhut statt Kuchengabel: eine herrliche Krimikomödie mit Herz, Spannung und Witz.

Ein neuer Fall für Thekla, Hilde und Wally. Doch diesmal weht ein ganz anderer Wind. Rote Feder, ein Indianer aus der Westernstadt Pullman City, ist spurlos verschwunden. Um Licht ins Dunkel zu bringen, tauchen die drei munteren Hobbyermittlerinnen in eine völlig andere Welt ein. Kommen sie im Wilden Westen zurecht, oder wird für sie schon bald das Lied vom Tod gespielt? Denn tatsächlich geraten sie nicht nur einmal in Lebensgefahr . . .

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2
Am späten Nachmittag desselben Tages in der Westernstadt Thekla kannte den »Black Bison Saloon« bereits von ihrem ersten Besuch in Pullman City. Das Restaurant lag am oberen Ende der Mainstreet und besaß eine L-förmige Veranda im Westernstil, die sich, obwohl Werktag war, als voll besetzt erwies. Ferienzeit, dachte Thekla und fragte sich angesichts der vielen Kinder, die herumwuselten, wie viele Zentner Pommes, Ketchup und Eiscreme an einem Tag wie diesem in Pullman City wohl verzehrt wurden. Hilde schien ähnliche Überlegungen angestellt zu haben. Mit einem grimmigen Blick auf die Bedienung, die einen riesigen Hamburger, in dem ein Zahnstocher mit dem Sternenbanner steckte, vor einen kleinen, deutlich übergewichtigen Jungen hinstellte, sagte sie: »Wie kann sie das bloß tun?« »Sie macht halt ihren Job«, entgegnete Heinrich darauf trocken. Hilde bedachte die Eltern des Jungen mit einem missbilligenden Blick, überquerte die Veranda und steuerte auf den Eingang zum Saloon zu, weil Ali ihnen aufgetragen hatte, sich an den Tisch unterm Büffelkopf zu setzen. Silberquell, hatte er angekündigt, würde sich gegen vierzehn Uhr bei ihnen einfinden. Thekla merkte, dass Wally ein Stück zurückgeblieben war, und schaute sich nach ihr um. Als sie Wallys glänzende Augen sah, musste sie wider Willen lachen. Sie hätte es sich denken können. »Wie in meinen Lieblingsfilmen«, flüsterte Wally verträumt. »›Der Schatz im Silbersee‹, ›Weites Land‹. Aber nicht bloß auf der Leinwand, sondern wirklich und wahrhaftig – und ich mittendrin.« Thekla verstand, was Wally damit sagen wollte, und stimmte ihr zu. Die Mainstreet, die durchaus authentisch wirkenden Gebäude, die sie säumten, die beiden Typen, die gerade aus dem Marshal Office kamen, ja, alles wirkte so, als wäre ein Westernklassiker Wirklichkeit geworden. Sie nahm Wallys Arm und zog sie zum Saloon. »Auf John Wayne, Gregory Peck oder einen andern der großen Kinohelden wirst du allerdings vergeblich warten.« Es war offensichtlich, dass Wally Theklas Bemerkung gar nicht mitbekam. Sie schien wie betäubt. Am Eingang blieb sie wieder staunend stehen, sodass Thekla sie vorwärtsschieben musste, um Platz für nachdrängende Gäste zu schaffen. Behutsam bugsierte sie Wally zu dem Tisch, den Ali bezeichnet hatte. Der Stützbalken, der dahinter aufragte, trug einen riesigen Büffelkopf. Wally stieß einen spitzen Schrei aus und weigerte sich, darunter Platz zu nehmen. »Das Ding erschlägt mich, wenn es runterfällt.« »Würde dir recht geschehen, weil du dich so kindisch anstellst«, sagte Hilde grob und schob sie auf die andere Seite des Tisches. Als Wally daraufhin noch immer keine Anstalten machte, sich niederzulassen, und stattdessen in die Betrachtung der Kronleuchter versank, legte ihr Hilde beide Hände auf die Schultern und drückte sie auf einen Stuhl. »Krieg dich mal wieder ein, Wally. Lass dich nicht von diesem Larifari ablenken. Wir haben zu tun. Verdammt und zugenäht, das ist doch alles bloß Kulisse.« Hildes Worte, selbst der Fluch prallten von Wally ab, als befände sie sich unter einer Glasglocke. »Wie hübsch sie angezogen sind«, rief sie begeistert und meinte die Mädchen, die im Saloon servierten. Der Ausruf brachte ihr von Hilde sofort erneut einen Rüffel ein. Thekla seufzte wieder einmal, warf Heinrich einen entnervten Blick zu, den er mit einem Achselzucken und einem Augenverdrehen beantwortete. Sie erriet, was er ihr damit sagen wollte: Du weißt doch, wie die beiden sind. Feuer und Wasser, Himmel und Hölle. Ist es nicht rätselhaft, wie sie sich je anfreunden konnten? Und noch rätselhafter ist, wie diese Freundschaft ein halbes Jahrhundert überdauern konnte. »Da kommt Silberquell«, sagte Hilde in nüchternem Ton. »Jedenfalls gehe ich davon aus, dass sie es ist.« Thekla hörte, wie Wally ein überwältigtes »Ooooh« ausstieß, und hätte es ihr beinahe gleichgetan. Silberquell sah wunderschön aus. Schlank und geschmeidig, mit klaren, ebenmäßigen Gesichtszügen, rehbraunen Augen und glänzenden schwarzen Haaren, die sie zu zwei dicken Zöpfen geflochten trug. Um die Stirn hatte sie ein Perlenband gewunden. Ihre Bekleidung bestand aus einem kurzen beigen Gewand, dessen Oberteil auf der Vorderseite einen hellblauen Besatz hatte und in Weiß, Rot und Blau üppig bestickt war. Über die bloßen Arme spielten breite Fransen. »Nscho-tschi«, hauchte Wally beseligt. Erneut fand sie damit Theklas Zustimmung. Thekla erinnerte sich gut genug an den ersten Winnetou-Streifen, der in den Sechzigern in die Kinos kam, um Marie Versini in der Rolle von Winnetous Schwester Nscho-tschi vor sich zu sehen. Die Ähnlichkeit war frappierend. Ein Blick auf Heinrich zeigte ihr, dass auch er verblüfft und fast gerührt war. Nur Hilde zeigte sich völlig unbeeindruckt. Sie streckte Silberquell die Hand entgegen. »Westhöll. Das sind Frau Maibier, Frau Stein und Herr Held.« Silberquell ergriff Hildes Rechte mit beiden Händen. »Danke. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie hergekommen sind und mir bei der Suche nach Rote Feder helfen wollen.« Hilde schüttelte sie ab. »Quatsch keine Opern, Mädel. Setz dich her und sag, was Sache ist.« Silberquell wirkte einen Moment lang erschrocken, dann lächelte sie verstehend und glitt auf den letzten freien Stuhl am Tisch. Ali muss sie vorgewarnt haben, ging es Thekla durch den Sinn. »Mit was soll ich denn anfangen?«, fragte Silberquell. Der niederbayrische Dialekt irritierte Thekla einige Augenblicke lang, bis ihr zu Bewusstsein kam, dass sie nicht wirklich einer Indianerin gegenübersaß. Erschreckend, wie schnell man sich in so einer Scheinwelt verlor. Was hast du eigentlich erwartet?, fragte sie sich. Dass Silberquell sagt: Bleichgesichter kennen Hauptsache bereits, mögen ihre Fragen dazu stellen. »Wann haben Sie Rote Feder zum letzten Mal gesehen?«, fragte Hilde im Verhörton. Bevor Silberquell darauf antworten konnte, trat eine attraktive Blondine an ihren Tisch und fragte nach ihren Wünschen. Thekla und Heinrich bestellten Bitter Lemon, Hilde und Silberquell wollten Tee. Wally sagte: »Wunderschön.« »Was bitte?« »Ihr Kleid ist so wunderschön«, erklärte Wally. Thekla hatte bereits bei ihrem ersten Besuch die Garderobe der Mädchen im Service gebührend bewundert, sodass sie schon vertraut damit war. Die durchweg sehr schlanken jungen Damen trugen schwarze Korsagen mit am Rücken gekreuzten Bändern. Üppige rote Rüschen liefen von einer Schulter schräg über die Brust und auf der Vorderseite des schmalen schwarzen Rockes gerade hinunter bis zum Saum, der sich etwa auf Wadenhöhe befand. »Aber bestimmt nichts für dich«, kam es kalt von Hilde. »Und jetzt sag endlich, was du bestellen willst.« Thekla fragte sich, warum Hilde sich heute so besonders garstig verhielt, und kam nach kurzem Überlegen zu dem Schluss, dass sie ausnehmend ungeduldig sein musste. Offenbar fieberte sie darauf, sich Hals über Kopf in Ermittlungen zu stürzen, die Westernstadt samt ihren Bewohnern auf den Kopf zu stellen, nichts und niemanden ungeschoren davonkommen zu lassen. Hilde verabscheute alles, was ihr dabei in die Quere zu kommen drohte – selbst wenn es sich bloß um eine Bemerkung oder eine Geste handelte –, und reagierte auf Ablenkungen wie eine in die Enge getriebene Wildkatze. Kaum hatte Wally ihre Bestellung aufgegeben (»Kaffee. Nein, lieber Tee. Oder doch Kaffee …« – »Wally, Kruzitürken!« Der Anschnauzer kam natürlich von Hilde, woraufhin Wally ein strenges Krötengesicht machte und trotzig sagte: »Ich glaube, ich nehme einen Whisky on the Rocks«), wandte sich Hilde wieder an Silberquell. »Also wann?« Silberquells Mundwinkel hatten sich belustigt gehoben, nun senkten sie sich schmerzlich. »Am vergangenen Samstag um siebzehn Uhr.« Als sie daraufhin in vier verdatterte Gesichter sah, beeilte sie sich zu erklären: »Rote Feder und ich haben uns um halb vier in der Mainstreet getroffen, um bei der American History Show mitzumachen. Das ist Pflicht für alle, die hier angestellt sind, aber auch für diejenigen, die im Authentikbereich eine Parzelle besitzen. Ich bin direkt aus dem Big Tipi gekommen, wo ich seit Mittag für den Pullman Kids Club beschäftigt war. Was Rote Feder vor der Show gemacht hat, weiß ich leider nicht. Ist das wichtig für Sie? Vielleicht schon«, gab sie sich selbst zur Antwort. Daraufhin überlegte sie kurz und runzelte dabei die Stirn. »Ich erinnere mich, dass er ein bisschen gereizt wirkte, als wäre ihm gerade was über die Leber gelaufen. Aber schon bei der Lewis-und-Clark-Expedition …« Sie unterbrach sich und erklärte dann: »Meriwether Lewis und William Clark sind 1804 von Präsident Jefferson beauftragt worden, das Land bis zur Westküste zu erkunden. Die Expedition ist von Indianern geführt worden. So stellen wir sie in der Show auch dar. Rote Feder war bei seinem Auftritt wieder ganz normal, hat sogar rumgealbert.« Silberquell tippte mit der Fingerspitze auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr, die nicht recht zu ihrer Kostümierung passen wollte. »Um fünf war die Szene dran, die der berühmten Schlacht am Little Bighorn gedenkt. Rote Feder schlüpft dabei in die Rolle von Crazy Horse, ich spiele einen jungen Krieger. Nach dieser Szene muss ich mich ganz schnell umziehen, weil ich in der Schlussparade wieder als Frau auftrete. Ich bin deshalb in eins der Zimmer gelaufen, die uns dafür zur Verfügung stehen. Als ich zum Sammelplatz gekommen bin, waren die Reiter schon zur Mainstreet unterwegs. Nach der...


Jutta Mehler, Jahrgang 1949, hängte frühzeitig das Jurastudium an den Nagel und zog wieder aufs Land, nach Niederbayern, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hatte. Seit die beiden Töchter und der Sohn erwachsen sind, schreibt Jutta Mehler Romane und
Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren, sowie Kriminalromane.



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