E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
McPhee Herzen in süsser Gefahr
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6740-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6740-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In den Händen des Feindes befindet sich die schöne Josette Mallington, seit Captain Pierre Dammartin sie zurück nach England bringen soll! Quer durch die umkämpfte Iberische Halbinsel führt der gefahrenvolle Weg, den sie mit Pierre zurücklegt - und auf dem sie sich Meile für Meile mehr in ihren charmanten Begleiter verliebt. Sicher, als Franzose ist er ihr Feind. Aber als Mann ist er alles, wovon sie jemals geträumt hat! Und hell leuchtet der Stern der Liebe, als sie Pierre mutig zeigt, wie sehr sie sich nach einem Frieden sehnt, in dem sie für immer vereint sein könnten ...
Margaret McPhee lebt mit ihrem Ehemann an der Westküste Schottlands. Ganz besonders stolz ist sie auf ihre Kaninchendame Gwinnie, die mit ihren acht Jahren eine alte Lady unter ihren Artgenossen ist. Als Wissenschaftlerin ausgebildet, hatte sie trotzdem immer eine romantische Ader. Ihrem Mann begegnete sie zum ersten Mal auf der Treppe im Laborgebäude - sie ein paar Stufen über ihm, was sehr vorteilhaft war, denn Margaret ist klein und ihr Mann sehr groß. Es war Liebe auf den ersten Blick, und seitdem sind sie seit 15 Jahren unzertrennlich. Als Kind lebte Margaret die meiste Zeit in einer Traumwelt. Ihre Familie sagte zwar immer, da würde sie herauswachsen, doch darauf wartet sie immer noch. Seit sie bei ihrer Großmutter historische Liebsromane entdeckte - und diese förmlich verschlang - kommt sie nicht mehr davon los. Noch immer liest sie gerne Historicals, kauft sich jetzt aber ihre eigenen. Besonders die Romane von Georgette Heyer faszinierten sie und weckten in ihr den Wunsch, selbst Geschichten über aufregende Regency-Helden zu schreiben. Ihre ersten beiden Manuskripte wurden abgelehnt. Doch dank der Unterstützung anderer Autorinnen schaffte sie es, dass ihr Regency-Roman "The Captain's Lady" veröffentlicht wurde. Margaret genießt es Fahrrad zu fahren, verschönert sich den Nachmittag mit Tee und Keksen und erkundet gern mit ihrem Mann die herrliche Landschaft und die Natur der schottischen Inseln. Sie hofft stets darauf, eines Tages einen Riesenhai im Meer zu Gesicht zu bekommen und einen Seeadler am Himmel zu entdecken.
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2. KAPITEL
Josette hockte auf der Kante einer staubigen Kiste, die Arme um sich geschlungen, um sich gegen die Kälte in dem feuchten Keller zu schützen, in den die französischen Soldaten sie eingesperrt hatten. Wohin immer sie in der Dunkelheit blickte, erschien das blasse, unbewegte Antlitz ihres toten Vaters vor ihrem inneren Auge, und sosehr sie es auch versuchte, sie konnte nicht vergessen, wie ihm das Blut aus dem Mund geronnen war. Bleierne Stille umgab sie, doch selbst jetzt glaubte sie noch das laute Donnern der Gewehre und Musketen und die Schreie der sterbenden Männer zu hören. Verzweifelt hielt sie sich die Ohren zu, um die entsetzlichen Geräusche zu ersticken, aber es half nichts.
Am Morgen war sie noch Teil einer Einheit von fünfundzwanzig Männern und drei Frauen gewesen. Sie hatte Wasser von der Quelle hinter dem Kloster geholt, um Tee aufzubrühen. In bester Laune war ihr Vater zum Frühstück erschienen, und sie hatten nahrhaften, wärmenden Porridge gegessen und miteinander gelacht.
Josette erinnerte sich, wie er ihr von den französischen Soldaten berichtet hatte, die das Gebirge überquerten, und dass er beabsichtigte herauszufinden, was sie hier suchten. Also hatten er und eine Hand voll seiner Männer sich auf den Weg gemacht, während Josette und die anderen im Kloster geblieben waren und das Abendessen vorbereiteten. Doch der Spähtrupp war schon nach kurzer Zeit zurückgekehrt, den Feind dicht auf den Fersen. In höchster Eile hatte Lieutenant Colonel Mallington seinen Captain und den Ersten Lieutenant mit einer Botschaft zu Wellington entsandt. Nicht lange danach waren die Franzosen angerückt und hatten Josettes Welt in Trümmer gelegt. Ihr Vater würde nie wieder mit ihr lachen. Er war tot. Alle waren tot. Alle außer ihr.
Der Gedanke war so unerträglich, dass sich ihr Magen heftig zusammenzog. Hastig sprang sie auf und erreichte, in der Dunkelheit stolpernd, eine Ecke des Kellers, wo sie sich würgend vornüberbeugte. Als der Anfall vorüber war, lehnte sie sich zitternd gegen die Wand. Erst nach einer ganzen Weile fühlte sie sich in der Lage, ihren Weg zurück zu der Kiste zu ertasten, auf der sie gesessen hatte.
Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, da hörte sie Schritte auf der Treppe, die sie vorhin von den Franzosen heruntergeschleift worden war. Dem Geräusch der klackenden Absätze nach zu urteilen, war es ein einzelner Mann, der auf den Keller zukam. Josette wappnete sich innerlich und versuchte, die Furcht zu unterdrücken, die ihr die Kehle zuschnürte. Jemand drehte den Schlüssel im Schloss und stieß die Tür auf.
Das Licht einer Laterne blendete sie. Josette wandte das Gesicht ab. Als ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, blickte sie erneut zur Tür und sah sich dem Capitaine gegenüber, den ihr Vater Dammartin genannt hatte.
„Mademoiselle Mallington“, sagte er, trat über die Schwelle und blieb mit erhobener Laterne vor ihr stehen.
Er kam ihr sehr viel größer vor als in ihrer Erinnerung. Staub und Schmutz waren von seinem Uniformrock gebürstet worden. Zu der weißen Hose trug er kniehohe schwarze Stiefel, und dieses Mal hatte er den Messinghelm der Dragoner nicht aufgesetzt. Im Schein der Laterne schimmerte sein kurzes Haar schwarz wie die Nacht. Er sah sie ausdruckslos an, aber ein harter Zug lag um seinen Mund. In dieser Hinsicht hatte ihre Erinnerung sie immerhin nicht getrogen.
„Capitaine Dammartin.“ Sie erhob sich.
„Setzen Sie sich“, befahl er auf Englisch.
Josette presste gereizt die Lippen zusammen. Sein leiser Ton ließ nichts Gutes ahnen, und dennoch war ihre erste Regung, sich ihm zu widersetzen. Nur der Gedanke an ihren Vater ließ sie innehalten. Sie meinte noch, seine Stimme hören zu können: Vertrau ihm, Josette. Aber wie sollte sie dem Franzosen vertrauen, wenn sich jede Faser in ihr dagegen sträubte? Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihrem Vater zu gehorchen, und andererseits ihrem Spürsinn zu glauben, zögerte sie.
Dammartin zuckte mit den Schultern. „Dann stehen Sie eben, da Sie es vorzuziehen scheinen. Für mich macht es keinen Unterschied.“ Ungerührt ließ er den Blick auf ihr ruhen.
Josettes Herz klopfte wild, doch sie weigerte sich, ihn ihr Unbehagen merken zu lassen. Mit leicht vorgerecktem Kinn sah sie ihm stolz ins Gesicht.
So maßen sie einander mit Blicken. Keiner von beiden wollte sich die Blöße geben, sich als Erster abzuwenden.
„Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen“, sagte Dammartin, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Ihre Beine begannen zu zittern, und Josette wünschte, sie hätte sich vorhin gesetzt, doch jetzt war es unmöglich. Nur mit der größten Willensanstrengung gelang es ihr, ihre Schwäche zu überwinden. „Da geht es Ihnen wie mir, Sir.“
Er schien nicht einmal überrascht zu sein. „Wir können uns ja abwechseln. Die Dame zuerst.“ So, wie er das Wort betonte, war klar, dass er sie nicht im Mindesten für eine solche hielt.
„Der … Leichnam meines Vaters. Ist er … Haben Sie ihn …“
„Ihr Vater liegt genau dort, wo er gefallen ist“, erwiderte er barsch.
„Sie haben ihm keine Bestattung gewährt?“
„Hat sich Lieutenant Colonel Mallington etwa die Zeit genommen, Franzosen zu begraben? Jede Seite begräbt ihre eigenen Männer.“
„Nach einer Schlacht! Das heute war etwas ganz anderes!“
„Meinen Sie?“, fragte er geringschätzig. „Ich stand unter dem Eindruck, dass es sich sehr wohl um eine Schlacht handelte, Mademoiselle.“
Josette presste die zitternden Hände zusammen. „Aber es ist niemand von seinen Männern am Leben geblieben, um ihn zu begraben.“
„So will es scheinen.“
Seine Antwort hing zwischen ihnen wie ein Echo. Josette wurde von heftigem Schwindel ergriffen.
„Sie lassen ihn also nicht begraben?“, fragte sie ungläubig.
„Nein.“
Entsetzt schnappte sie nach Luft. „Nein? Und mein Vater behauptete, Sie seien ein Ehrenmann. Offenbar hat er sich gründlich in Ihnen getäuscht.“
Dammartin erwiderte nichts darauf.
„Sie wollen ihn einfach so liegen lassen, damit wilde Tiere ihn zerfetzen können?“
„Das ist der normale Gang der Dinge auf einem Schlachtfeld.“
Die Hände zu Fäusten geballt, machte Josette einen Schritt auf ihn zu. „Sie sind verachtenswert!“
„Sie sind die Erste, die das behauptet“, entgegnete er knapp.
„Geben Sie mir wenigstens einen Spaten, damit ich selbst ein Grab für ihn ausheben kann.“
„Das ist nicht möglich, Mademoiselle. Doch wenn Sie Ihren Vater begraben wissen wollen, wird es geschehen.“
Verblüfft sah sie ihn an. „Aber Sie sagten …“
„Es wird geschehen“, wiederholte er, „sobald Sie meine Fragen beantwortet haben.“
Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie ahnte, was Dammartin von ihr wissen wollte. Mühsam setzte sie eine gleichgültige Miene auf und betete insgeheim um Kraft und Mut.
Pierre Dammartin betrachtete das Mädchen aufmerksam. Offenbar hatte er sich nicht geirrt. Sie wusste etwas. „Sagen Sie mir, Mademoiselle Mallington, was suchten Scharfschützen des Fünften Bataillons des 60. Regiments eigentlich in Telemos?“
„Ich weiß es nicht.“
„Kommen Sie, Mademoiselle. Es fällt mir schwer, das zu glauben.“
„Warum? Sie denken doch nicht etwa, mein Vater hätte solche Dinge mit mir besprochen? Ich versichere Ihnen, britische Offiziere pflegen ihre Anordnungen nicht mit ihren Töchtern zu diskutieren.“
Er schenkte ihr ein kühles Lächeln. „Und pflegen sie ihre Töchter auf einen gefährlichen Feldzug mitzunehmen und sie an der Seite ihrer Männer kämpfen zu lassen?“
„Es ist nicht ungewöhnlich, dass Offiziere ihre Familie bei sich haben. Was das Kämpfen angeht, so tat ich das nur ganz am Ende, weil die Lage verzweifelt war.“
Er achtete nicht auf ihre letzte Bemerkung. „Und Ihre Mutter? Wo ist sie?“
„Sie ist tot, Sir.“
Auch das rührte ihn nicht besonders, wie es schien.
„Erzählen Sie mir von den Männern Ihres Vaters.“
„Es gibt nichts zu erzählen“, sagte sie furchtlos, fast als wollte sie ihn verhöhnen.
„Von wo aus sind Sie hierhermarschiert?“
„Ich erinnere mich nicht.“
Dammartin hob eine Augenbraue. Entweder war das Mädchen dumm oder tapfer, und nach allem, was er von Mademoiselle Mallington gesehen hatte, tippte er eher auf Letzteres. „Wann sind Sie in Telemos angekommen?“
Sie senkte den Blick. „Vor einigen Tagen.“
„An welchem Tag genau?“
„Ich erinnere mich nicht.“
„Dann überlegen Sie ein wenig, Mademoiselle.“ Er trat näher, um sie mit seiner Körpergröße einzuschüchtern. „Ich bin sicher, die Antwort wird Ihnen noch einfallen.“
Sie wich einen Schritt zurück. „Es könnte der Montag gewesen sein.“
Eine ganz offensichtliche Lüge. Alles an ihr verriet sie – die Art, wie sie seinem Blick auswich, nur um ihn dann wieder betont hochmütig anzusehen, ihre Haltung, die rastlosen Bewegungen ihrer Hände.
„Montag?“
„Ja.“
„Wie viele Männer waren es?“
„Ich bin nicht sicher.“
„Dann seien Sie so freundlich, sich eine Vermutung abzuringen.“ Wieder trat er einen Schritt auf sie zu.
Und wieder wich sie zurück. „Hundert“, behauptete sie trotzig.
„Das sind sehr viele.“ Das Abzählen der...