McIntosh | Der Champagnergarten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

McIntosh Der Champagnergarten

Roman
Erscheinungsjahr 2022
ISBN: 978-3-641-28344-5
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

ISBN: 978-3-641-28344-5
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Grauen des Krieges, die Macht der Liebe und die unsterbliche Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.

Épernay, 1914: Sophie Delancré ist eine leidenschaftliche Winzerin. Sie leitet das Weingut ihrer Familie und hat einen großen Traum: Sie will den edelsten Champagner Frankreichs herstellen. Als sie auf den gutaussehenden und herzlichen Jerome Mea, ebenfalls Winzer, trifft, ist es Liebe auf den ersten Blick. Schon bald läuten die Hochzeitsglocken und das Glück scheint perfekt. Doch schon kurz nach der Hochzeit muss Jerome in den Krieg ziehen und Sophie bleibt alleine auf dem gemeinsamen Anwesen zurück.
Während die junge Winzerin darum kämpft, ihr Weingut alleine am Laufen zu halten, zwingt sie eine kritische Zuckerknappheit, sich auf einen gefährlichen Handel mit einem zwielichtigen Bekannten einzulassen. Und plötzlich scheint der Krieg nicht mehr die einzige Bedrohung in ihrem Leben zu sein …

Die historischen Romane von Fiona McIntosh:

1. Herzen aus Gold
2. Der Duft der verlorenen Träume
3. Wenn der Lavendel wieder blüht
4. Das Mädchen im roten Kleid
5. Der Schokoladensalon
6. Die Diamantenerbin

Alle Romane sind einzelstehend lesbar.

Fiona McIntosh, geboren in Brighton, England, ist zeit ihres Lebens viel gereist: Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Afrika, arbeitete in Paris und siedelte schließlich nach Australien über. Gemeinsam mit ihrem Mann gibt sie ein Reisemagazin heraus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Adelaide, Südaustralien.

McIntosh Der Champagnergarten jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Prolog


Es ging auf den Februar des Jahres 1910 zu. Im Januar war die Seine über acht Meter angestiegen und hatte die gesamte Innenstadt überflutet. Doch erstaunlicherweise hatte es nur wenige Tote in Paris gegeben. Entgegen allen Voraussagen sprengte das Wasser die Uferbefestigungen nicht; stattdessen bahnte es sich einen viel teuflischeren Weg, stieg durch die Metro-Ausgänge auf und drang durch jeden Abfluss und jeden Kanal, den es fand. Heimlich und leise zwang Mutter Natur die Stadt auf die Knie und bedeckte alles mit Wasser. Dabei hatte sie die Einwohner gewarnt. Im Winter hatte es wesentlich mehr als sonst geregnet, und auch andere Flüsse führten Hochwasser. In Paris mussten Behelfsbrücken gebaut werden, damit sich die Menschen fortbewegen konnten, und auf vielen Straßen und Boulevards, sogar auf den Champs Élysées waren Ruderboote das Transportmittel der Wahl. Es herrschte eine Atmosphäre in der Stadt, die an Karneval erinnerte. Die Szenen, die für den Rest der Welt dokumentiert und in Fotografien festgehalten wurden, wirkten surreal.

Die Seine riss alles mit sich, Baumstämme, Möbel und Verkaufsstände, aber auch die Kadaver von Tieren, die vom Wasser überrascht worden waren.

Und drei Mitglieder der Familie Delancré fanden in den Fluten den Tod.

Sophie war als Einzige am Leben geblieben, weil sie in Épernay zu tun gehabt hatte, während ihre Familie sich in Paris aufhielt. Sie war wütend gewesen, weil sie ihren absoluten Lieblingsort, die Opéra Garnier, nicht besuchen konnte. Mittlerweile jedoch wollte sie lieber nie mehr an den Winter 1910 denken. Ihre Gedanken allerdings nahmen darauf keine Rücksicht. Sie konnte ihre Trauer nicht einfach so ablegen, wie Paris die Erschütterungen der Flut überwunden hatte.

Vier traurige Jahre waren vergangen, seitdem sie erfahren hatte, dass ihre Eltern in den schlammigen Fluten umgekommen waren. Ihr Bruder jedoch – ein Himmelsgeschenk, wie ihre Mutter ihn genannt hatte – war nie gefunden worden. Dass er sein Leben in den wirbelnden Tiefen ausgehaucht hatte, war nur ein winziges Ereignis in dem unfassbaren Drama, in dem mehr als zweihunderttausend Pariser in der Flut ihr Zuhause verloren hatten.

Sophie hatte nie erfahren, was tatsächlich passiert war, als ihre geliebten Angehörigen von der Flut mitgerissen wurden, doch sie musste davon ausgehen, dass der zehnjährige Olivier vielleicht ins Wasser gefallen war. Wie seine Mutter hatte sein Vater bestimmt versucht, ihn zu retten, und sie waren beide von den reißenden Wassermassen weggespült worden. Keiner von ihnen konnte schwimmen, und sie hoffte nur, dass ihr Todeskampf nicht allzu lange gedauert hatte. Der entsetzliche Gedanken daran quälte sie in vielen einsamen Winternächten, bis der Winzer Jerome Méa sie am Ellbogen packte, als sie stolperte, und ihr Leben so rasch veränderte, wie die Flut das ihrer Familie verändert hatte.

Sie waren sich nur zufällig begegnet, denn obwohl ihre Väter sich kannten, hatten sich die Wege der Kinder nie gekreuzt. Jerome war in Avize geboren, knapp dreißig Kilometer von Épernay entfernt, wo Sophie geboren und aufgewachsen war. Vier Jahre nach dem Tod ihres Vaters erhielt sie eine Nachricht von Louis Méa, Jeromes älterem Bruder, der mit dem Champagner-Produzenten eine neue Technik besprechen wollte. Sie sollte beim Winterschnitt ausprobiert werden.

Méas überraschter Gesichtsausdruck, als statt des Firmeninhabers die Tochter den Termin mit dem Seniorchef des Weingutes, Étienne Doremus, wahrnahm, wich rasch einem süffisanten Lächeln. Er zeigte ihr das Schloss … obwohl sie aus diesem Grund ja gar nicht gekommen war. Er gab sein Bestes, um sie zu beeindrucken, und prahlte damit, welcher König in welchem Flügel während der letzten Jahrhunderte übernachtet hatte und in welchem Zimmer Napoleon seine Geliebte Josephine mit den nach Rosen und Veilchen duftenden Handschuhen überrascht hatte, die er für sie im Haus Gallimard in Grasse hatte anfertigen lassen. Dabei stellte Sophie fest, wie sehr sie dieser ziemlich beleibte und extravagante Méa langweilte. Er war mindestens zehn Jahre älter als sie. Als er es wagte, sie sanft am Rücken zu berühren, um sie durch einen Flur zu geleiten, fiel ihr auf, wie klein und sorgfältig manikürt seine Hände waren. Wusste er überhaupt, wie ein Weinberg aussah?

»Meine Liebe, wissen Sie, was das hier ist?«

Sophie hätte ihn am liebsten mit einem scharfen Blick zum Schweigen gebracht und ihm erklärt, dass sie es nicht nur nicht wissen konnte, sie konnte es noch nicht einmal erraten. Außerdem interessierte es sie nicht die Bohne, aber das wäre unhöflich gewesen … und hier ging es ums Geschäft. Also hielt sie den Mund und lächelte fragend.

Er redete weiter, als hätte er lediglich eine rhetorische Frage gestellt. »Dies ist der Raum, in dem Victor Hugo, der meine Vorfahren regelmäßig besuchte, am liebsten schrieb. Er wurde nur etwa drei Stunden von hier in Besançon an der Schweizer Grenze geboren«, fuhr er fort. Seine hohe Stimme klang, als würde sie Klatsch und Tratsch lieben. »Es heißt, er verehrte das Licht in diesem Zimmer … Ich stelle mir gern vor, wie er hier am schrieb. Vielleicht inspirierte ihn ja unsere Kathedrale in Reims.«

Er war wirklich ein aufgeblasener Dummkopf! Sie konnte es kaum erwarten, dem grässlichen Kerl zu entkommen, aber sie blieb diplomatisch. Seine Trauben waren von unvergleichlicher Qualität, und die brauchte sie.

»Und, meine Liebe, glauben Sie an den ersten Eindruck?«

Erstaunt blickte sie ihn an. »Ja, daran glaube ich«, behauptete sie und verkniff sich erneut die Wahrheit, die ihr am liebsten über die Lippen gekommen wäre.

»Oh, ich auch«, sagte er und leckte sich über die Lippen. Ständig saugte er daran, damit sie röter wirkten. »Und mein erster Eindruck ist, dass Sie eine Frau von Geist und Motivation sind. Sie haben die Oper erwähnt … nur wahrhaft intelligente Menschen verstehen sie.«

»Und doch geht es in der Oper nicht um Intellekt, sondern eher um Gefühle …«

Ohne Entschuldigung unterbrach er sie, als ob er ihre Erwiderung gar nicht gehört hätte. »Eines Tages möchte ich mit Ihnen in die Oper gehen, meine Liebe … In der Tat, lassen Sie mich in diesen schwierigen Zeiten aufrichtig sein, Ihnen und Ihrem Champagnerhaus gegenüber. Wie gern würde ich Sie zu vielen schönen Anlässen begleiten. Ich habe das Gefühl, Ihnen das bieten zu können, was Sie am meisten brauchen.« Angesichts seines schmierigen Lächelns erschauerte sie innerlich.

»Und was soll das sein, Monsieur Méa?« Er sollte es laut aussprechen.

Nach kurzem Überlegen wählte er ein Wort. »Bindung«, erwiderte er und hob eine Augenbraue, was aussah, als würde sich eine Raupe in eine neue Richtung bewegen.

Ihr innerliches Erschauern verwandelte sich in Ekel. Was dachte er sich nur? »Äh, Monsieur Méa, ich …«

Er zog ihre Hand an die Lippen, schnupperte daran und stieß einen leisen Seufzer aus, ehe er sie küsste. Seine roten Lippen lagen viel zu lang auf ihrer Haut und hinterließen einen feuchten Fleck. »Für Sie Louis, bitte«, drängte er. »Wir sind jetzt Freunde und wahrscheinlich bald noch mehr. Wir müssen schützen, was unsere beiden Familien aufgebaut haben. Unsere Väter standen sich immer nahe, und ihre Kinder sollten dieses Band vertiefen. Vor allem jetzt, da unsere geliebten Eltern verstorben sind. Mögen sie in Frieden ruhen.«

Sophie war so angewidert, dass sie die Hand am liebsten an ihren Röcken abgewischt hätte. Stattdessen lachte sie nur nervös. »Äh, Louis, was ist mit den Weinbergen? Es ist wichtig, dass …«

Da wurden sie durch das hektische Heranstürmen eines groß gewachsenen Mannes unterbrochen, der sich beim Laufen die Kappe vom Kopf zog. Leise keuchend verzog er das Gesicht zu einem entschuldigenden Grinsen. Seine Stimme war laut, seine riesigen Hände starrten vor Schmutz, und seine Augen unter den buschigen Augenbrauen blickten von Louis zu Sophie. Louis’ Berührung hatte sich feucht angefühlt, aber der Blick dieses Mannes schien ihr die Haut zu versengen, als er ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte. Er war unrasiert, schien sich aber nicht viel um seinen Aufzug zu scheren. Bevor er die Hand ausstreckte, um sie zu begrüßen, wischte er sie rasch an seiner fleckigen Arbeitshose ab, als hätte er ihre Gedanken erraten.

»Es tut mir leid, ich komme zu spät. Louis musste einen Boten schicken, um mich zu holen.«

Sophie starrte ihn fasziniert an. »Wer sind Sie?«

Er lachte, laut und herzlich. »Entschuldigung, Mademoiselle Delancré! Ich bin Jerome Méa, der Bruder von Louis.«

»Mit seinen Verspätungen hat mein Stiefbruder seit seiner Geburt meine Geduld ständig auf die Probe gestellt, meine Liebe«, warf Louis ein.

Sophie blinzelte verwirrt.

»Wir haben verschiedene Mütter«, erklärte Jerome freundlich. »Aber das stört mich nicht weiter. Was mich angeht, so sind Louis und ich Brüder. Wir teilen alles.«

Sophie warf Louis einen raschen Blick zu. Sie bezweifelte, dass er genauso empfand.

»Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Jeromes Mutter zog uns groß.« Er gab sich Mühe, sachlich zu klingen, aber sie hörte das Bedauern in seiner Stimme.

»Ah«, sagte sie. Langsam dämmerte es ihr. »Das wusste ich ja nicht. Es tut mir leid, dass Sie Ihre Mutter so früh verloren haben.«

Louis nickte und sprach sichtlich ungerührt weiter. »Ich bat Jerome, Ihnen das Weingut zu zeigen, damit Sie sehen, was unsere Familie mit den Reben...


McIntosh, Fiona
Fiona McIntosh, geboren in Brighton, England, ist zeit ihres Lebens viel gereist: Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Afrika, arbeitete in Paris und siedelte schließlich nach Australien über. Gemeinsam mit ihrem Mann gibt sie ein Reisemagazin heraus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Adelaide, Südaustralien.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.