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E-Book, Deutsch, Band 4, 108 Seiten
Reihe: Beautiful
McGuire Something Beautiful
17001. Auflage 2017
ISBN: 978-3-492-97748-7
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Novella
E-Book, Deutsch, Band 4, 108 Seiten
Reihe: Beautiful
ISBN: 978-3-492-97748-7
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weitere Infos & Material
Prolog
Shepley
»Sei nicht so eine Pussy«, sagte Travis und boxte gegen meinen Arm.
Stirnrunzelnd blickte ich mich um, weil ich wissen wollte, wer das gehört hatte. Die meisten meiner Kommilitonen im ersten Jahr befanden sich in Hörweite, weil sie gerade auf dem Weg zur Einführungsveranstaltung in der Cafeteria der Eastern State University waren. Ich erkannte ein paar Gesichter von der Eakins High School, aber es gab deutlich mehr, die ich nicht kannte. Etwa die beiden Mädchen, die anscheinend zusammengehörten – eine mit hellbraunem geflochtenem Haar in einer Strickjacke und die andere mit goldblonden Beach Waves und ziemlich kurzen Shorts. Letztere warf eine halbe Sekunde lang einen Blick in meine Richtung und ging dann weiter, als wäre ich bloß ein lebloses Objekt.
Travis hob die Hände. Am linken Handgelenk trug er ein breites schwarzes Lederarmband. Das hätte ich ihm am liebsten heruntergerissen und um die Ohren geschlagen.
»Sorry, Shepley Maddox!«, rief er jetzt und schaute sich ebenfalls um. Dabei klang er irgendwie nach einem Roboter oder einem richtig miesen Schauspieler. Dann beugte er sich zu mir und flüsterte: »Hab vergessen, dass ich dich nicht mehr so nennen soll – zumindest nicht auf dem Campus.«
»Nirgendwo, du Penner. Warum bist du überhaupt hergekommen, wenn du dich so aufführst?«, fragte ich.
Travis schob den Schirm meiner Baseballcap mit den Fingerknöcheln so weit hoch, dass ich sie gerade noch festhalten konnte, bevor sie herunterfiel. »Ich erinnere mich noch genau an die Einführung für die Freshmen. Kann gar nicht glauben, dass das schon ein Jahr her ist. Verdammt seltsam.« Damit packte er ein Feuerzeug aus, zündete sich eine Zigarette an und blies grauen Rauch aus.
Ein paar Mädchen, die in der Nähe abhingen, fingen an zu schwärmen. Ich hatte Mühe, mich nicht zu übergeben.
»Du bist verdammt seltsam. Danke, dass du mir gezeigt hast, wo ich hinmuss. Aber jetzt verzieh dich.«
»Hey, Travis«, rief ein Mädchen, das noch ein Stück entfernt war.
Travis nickte ihr zu und stieß mich dann heftig mit dem Ellbogen an. »Bis später, Cousin. Während du dir langweiligen Scheiß anhörst, werde ich mich mal bis zum Anschlag in diese Brünette vertiefen.«
Travis begrüßte das Mädchen, wer auch immer sie sein mochte. Ich hatte sie im Vorjahr schon ein paarmal in den Kellern der Universität gesehen, wenn ich Travis zu seinen Kämpfen für The Circle begleitete, aber ich wusste nicht, wie sie hieß. Wenn ich so zusah, was zwischen ihr und Travis abging, konnte ich alles lernen, was man wissen muss. Sie war jedenfalls längst erobert.
Travis’ wöchentliche Bilanz hatte sich seit seinem Freshman-Jahr leicht verringert, aber nicht allzu sehr. Zwar hatte er es nicht laut gesagt, aber ich merkte ihm an, dass die fehlende Herausforderung des gemeinsamen Sportunterrichts ihn langweilte. Ich persönlich freute mich darauf, endlich mal ein Mädchen kennenzulernen, das er noch nicht auf unserer Couch flachgelegt hatte.
Die schwere Tür zur Cafeteria musste man regelrecht aufstemmen. Als ich eintrat, spürte ich sofort die angenehme Aircondition. Rechteckige Tische standen in fünf Reihen zusammengeschoben. Dazwischen war Platz zum Durchgehen und für den Zugang, um sich an der Theke und für die Salatbar anzustellen. In einer Ecke stand ein runder Tisch. Genau dort saßen die Blonde mit ihrer Freundin und einem auffallenden Typen mit wasserstoffblondem Faux Hawk, der aussah, als wüchse ihm direkt aus dem Haaransatz eine Wand.
Am Ende der Tischreihen, nahe genug zum runden Tisch, saß Darius Washington. Also wartete ich, bis er mich entdeckte. Sobald er hergeschaut hatte, winkte er mir auch schon wie erhofft zu, und ich gesellte mich zu ihm. Keine zehn Schritte von dem blonden Mädchen entfernt zu sein machte mich schon superglücklich, aber ich sah nicht zu ihr hin. Travis war zwar die meiste Zeit über ein arroganter Mistkerl, aber in seinem Umfeld lernte man nur zu gut, wie sich die Aufmerksamkeit eines Mädchens gewinnen lässt.
Lektion Nr. 1: Dranbleiben, aber nicht drängeln.
Darius winkte der Gruppe am runden Tisch zu.
Ich deutete mit dem Kopf. »Kennst du die?«
Er schüttelte den Kopf. »Nur Finch. Den hab ich gestern kennengelernt, als wir ins Wohnheim eingezogen sind. Er ist total witzig.«
»Und die Mädchen?«
»Nein, aber sie sind echt scharf. Alle beide.«
»Ich brauche jemanden, der mich der Blonden vorstellt.«
»Finch scheint mit ihnen befreundet zu sein. Die reden schon die ganze Zeit. Ich werde mal sehen, was ich tun kann.«
Ich legte ihm meine Hand schwer auf die Schulter und spähte hinüber. Unsere Blicke trafen sich, sie lächelte und schaute auch gleich wieder weg.
Cool bleiben, Shep. Verbock es nicht.
Die Warterei auf etwas so extrem Langweiliges wie den Einführungsvortrag wurde noch schlimmer durch meine Vorfreude darauf, dieses Mädchen endlich kennenzulernen. Hin und wieder hörte ich sie kichern. Ich nahm mir das Versprechen ab, mich nicht umzudrehen, aber ich brach es mehrmals. Sie war umwerfend. Mit riesengroßen grünen Augen und lockigem, langem Haar, das aussah, als hätte sie eben erst im Meer gebadet und es danach in der Sonne trocknen lassen. Je angestrengter ich ihrer Stimme lauschte, desto lächerlicher kam ich mir vor. Trotzdem hatte sie irgendetwas an sich, das mich dazu brachte, fieberhaft darüber nachzudenken, wie ich sie beeindrucken oder zum Lachen bringen konnte. Ich hätte alles getan, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und wenn es nur für fünf Minuten gewesen wäre.
Nachdem wir unsere Unterlagen bekommen hatten, mit einer Karte vom Campus und dem Menüplan, und nachdem die Regeln zum hundertsten Mal aufgezählt worden waren, entließ uns Mr Johnson, der Dekan, endlich.
»Warte, bis wir draußen sind«, sagte ich.
Darius nickte. »Keine Sorge. Hab schon verstanden. Wie in alten Zeiten.«
»In den alten Zeiten waren wir hinter Highschool-Girls her. Sie hier ist definitiv kein Highschool-Girl. Das war sie wahrscheinlich nicht mal zu der Zeit, als sie tatsächlich an der Highschool war«, sagte ich und folgte Darius nach draußen. »Sie ist selbstbewusst. Und sie sieht auch irgendwie erfahren aus.«
»Nee, Mann. Auf mich wirkt sie wie ein anständiges Mädchen.«
»Ich habe doch nicht die Art von Erfahrung gemeint«, zischte ich.
Darius kicherte. »Beruhig dich mal wieder. Du hast sie doch noch gar nicht kennengelernt. Und sei vorsichtig. Weißt du noch, mit Anya? Das war dermaßen durcheinander mit ihr, dass wir echt dachten, du würdest dabei draufgehen.«
»Hey, Scheißer«, meinte Travis, der etwa hundert Meter vom Eingang entfernt an einem Baum lehnte. Er blies einen letzten Zug aus, warf dann die Kippe auf den Boden und trat sie mit dem Stiefelabsatz aus. Er hatte das zufriedene Grinsen eines Mannes nach dem Orgasmus im Gesicht.
»Wie das denn?«, fragte ich ungläubig.
»Ihr Wohnheim ist gleich da drüben«, sagte er und deutete mit dem Kopf Richtung Morgan Hall.
»Darius wird mich gleich einem Mädchen vorstellen«, sagte ich. »Und du … hältst einfach die Klappe.«
Travis zog eine Augenbraue hoch und nickte einmal. »Klar, Schätzchen.«
»Das meine ich ernst«, sagte ich und sah ihn scharf an. Dann schob ich die Hände in die Taschen meiner Jeans und holte tief Luft, während ich Darius beim Small Talk mit Finch beobachtete.
Die Brünette war schon gegangen, aber zum Glück schien ihre Freundin es nicht eilig zu haben.
»Hör auf, so herumzuzappeln«, sagte Travis. »Du siehst aus, als würdest du dir gleich in die Hose pissen.«
»Halt die Klappe«, fauchte ich.
Darius zeigte in meine Richtung, woraufhin Finch und die Blonde zu Travis und mir schauten.
»Verdammt«, sagte ich und sah meinen Cousin an. »Red mit mir, sonst sehen wir wie Stalker aus.«
»Du bist ein Träumer«, stellte Travis fest. »Das wird Liebe auf den ersten Blick.«
»Kommen … kommen sie rüber?«, fragte ich. Mein Herz fühlte sich an, als wollte es jeden Moment meinen Brustkorb sprengen. Plötzlich verspürte ich das dringende Bedürfnis, Travis für seine flapsige Art eine runterzuhauen,
Lässig ließ er den Blick schweifen. »Yeah.«
»Yeah?«, wiederholte ich und bemühte mich, ein Grinsen zu unterdrücken. Ich merkte, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat, und wischte ihn rasch weg.
Travis schüttelte den Kopf. »Man möchte dir am liebsten in die Eier treten! Du flippst jetzt schon wegen des Mädchens aus, dabei hast du sie noch gar nicht kennengelernt.«
»Hey«, sagte Darius.
Ich drehte mich um und vollführte mit der Hand, die er mir hinstreckte, eine Mischung aus High-Five und Handschlag.
»Das ist Finch«, erklärte Darius. »Er wohnt direkt neben mir.«
»Hi«, sagte Finch und schüttelte meine Hand mit einem Lächeln, das nach Flirten aussah.
»Ich bin America«, sagte die Blonde und hielt mir ebenfalls ihre Hand hin. »Die Einführung war ja echt brutal. Gott sei Dank ist man nur einmal Freshman.«
Aus der Nähe betrachtet war sie sogar noch hübscher. Ihre Augen glitzerten, ihr Haar schimmerte im Sonnenlicht, und die langen Beine...