E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: Echo Lake-Reihe
McGinnis Echo Lake - Liebe findet ihren Weg
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7325-8630-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: Echo Lake-Reihe
ISBN: 978-3-7325-8630-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Warmherzig, romantisch, wunderschön - dieser Roman macht glücklich!
Lange hat sich Gabriela auf ihren Sommerurlaub in der Karibik gefreut, doch statt am Strand liegen zu können, muss sie ihre Schülerinnen ins Sommercamp begleiten. Die Mädchen haben Mist gebaut, und das Camp ist die letzte Chance, einen Verweis von der renommierten Privatschule abzuwenden. Gabriela würde für ihre Schützlinge alles tun. Zu ihrem Entsetzen ist das Ferienlager am See jedoch weit rustikaler als gedacht: Es gibt kein fließendes Wasser, dafür allerlei Getier, und sogar ihr Zelt müssen sich die verwöhnten Mädchen selbst aufbauen.
Outdoor-Experte und Camp-Leiter Luke hat Mühe, sich sein Amüsement nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Zumal die von ihm erwartete gestrenge Lehrerin sich als attraktive, beherzte junge Frau entpuppt ...
Maggie McGinnis lebt mit ihren Kinder und Katzen in New England und hat sich in den USA als Autorin von romantischen Liebesromanen einen Namen gemacht. Mit diesem Roman führt sie uns ins wunderbare Vermont.
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1
»Erstes Vergehen: Juckpulver auf dem Toilettenpapier der Direktorin.« Seufzend schaute Gabriela die vier Mädchen an, die im Aufenthaltsraum vor ihr saßen. Sie liebte sie, als wären sie ihre Töchter, aber im Moment hatte sie Lust, sie im Dienste der Geburtenkontrolle zu verleihen. Sie würden selbst die Pärchen mit dem größten Kinderwunsch zum Umdenken bewegen.
»Zweites Vergehen: Babypuder im Händetrockner.« Sie holte tief Luft. »Drittes Vergehen: die Grillen in ihrem Schlafzimmer. Und sie hat bestimmt noch nicht alle gefunden.«
Madison, die hübsche blonde Anführerin der vier, kicherte. »Die Pritchard hat das verdient, und das wissen Sie. Sie ist eine Bit–«
»Madison.« Gabi schlug einen sehr bestimmten Ton an und zog die Augenbrauen hoch. »Das reicht. Das ist alles noch nichts im Vergleich zu dem, was ihr euch gestern Nacht geleistet habt. Ihr habt keine Ahnung, welcher Ärger auf euch zukommt.«
»Sagen Sie jetzt etwa: ›Viertes Vergehen, heimlich zu einer Jungenschule im geklauten Auto abgehauen‹?« Das Mädchen verdrehte die Augen. »Weil Sie es unbedingt dramatisieren wollen?«
Gabi zog die Brauen noch weiter hoch, aber Madison zuckte bloß mit den Schultern. »Meiner Ansicht nach ist das gar keine große Sache, auch wenn Sie und die Pritch-Bitch eine daraus machen wollen. Wie immer.«
»Falsch. Das ist sogar eine verdammt große Sache. Ihr habt den Schultransporter kurzgeschlossen, um Himmels willen!«
»Aber Gabi …« Waverly versuchte es mit einem flehentlichen Tonfall, doch Gabi hob die Hand.
»Tut mir leid, Mädchen. An der Briarwood Academy herrschen strenge Verhaltensregeln, und ihr habt sie mit Füßen getreten. Der Vorstand hat heute Morgen eine Dringlichkeitssitzung einberufen, und die Direktorin hat schon mit euren Eltern telefoniert. Ihr könnt von Glück reden, wenn ihr nicht der Schule verwiesen werdet.«
Gabi hielt inne und ließ ihre Worte für einen Moment wirken. Waverley senkte die Schultern, Eve blickte gehetzt hin und her, Madison kaute auf der Unterlippe. Gut. Die Zimmergenossinnen hatten sich das ganze Jahr über in den Haaren gelegen und sich nun zum ersten Mal zusammengerauft, aber nur – welche Ironie –, um etwas auszuhecken, für das man die höhnischen kleinen Biester achtkantig rauswerfen würde.
Sam – die Frage nach ihrem richtigen Namen, nämlich Alexandra, verkniff man sich besser – blinzelte argwöhnisch. »Sie hat tatsächlich unsere … Eltern angerufen?« Beim Wort »Eltern« schwankte ihre Stimme, aber nur sie und Gabi wussten, warum.
»Nun ja, es kommt natürlich nicht infrage, dass eure Familien erst von der Polizei über den Vorfall unterrichtet werden, falls diese eingeschaltet wird.«
»Die Polizei? Aber Gabi …« Waverly griff sich erschrocken an die Kehle. »Haben Sie uns denn nicht in Schutz genommen? Das war doch nur ein Streich und nichts Kriminelles.«
Gabi schüttelte den Kopf. Waverly war vermutlich gegen ihren Willen in die Sache mit reingezogen worden, wie immer. Das Mädchen brauchte dringend mehr Rückgrat. »Muss ich tatsächlich aufzählen, welche Gesetze ihr gebrochen habt?«
Madison verdrehte erneut die Augen. »Und schon wieder dramatisieren Sie alles.«
Waverly schaute auf, ihr Blick schwamm bereits in Tränen. »Aber Sie sind unsere Hausmutter. Haben Sie in der Sache keinen Einfluss? Können Sie uns nicht helfen?«
Hausmutter. Gabi sträubten sich die Nackenhaare, wenn sie so genannt wurde. Eigentlich war sie die Leiterin aller Wohnhäuser des Internats, aber Priscilla Pritchard, die Direktorin, zog diesen antiquierten Begriff vor. Außerdem legte Priscilla großen Wert darauf, dass jeder seinen Platz in der Hierarchie kannte, und es gefiel ihr, dass Gabi trotz eines Masterabschlusses und acht Jahren Berufserfahrung unter ihr stand.
Gabi schüttelte den Kopf. »Mein Einfluss endete in dem Moment, als ihr mit euren hübschen kleinen Füßen den Campus verlassen habt. Diesmal habt ihr es zu weit getrieben und werdet die Konsequenzen tragen müssen.«
In dem Augenblick ging die Tür auf, und Priscilla Pritchard kam herein, in einer Seelenruhe … und mit der Zufriedenheit einer Katze, die gerade einen Kanarienvogel verspeist hat. Gabi verspürte ein unangenehmes Flattern im Magen. Priscilla trug das gewohnte dunkelblaue Kostüm und einen Hermès-Schal, den grünen, weil Freitag war. Ihr eleganter Haarknoten war vollkommen glatt frisiert, und obwohl sie auf die sechzig zuging, war in ihren blonden Strähnen kein Silberschimmer zu sehen – vermutlich dank eines extrem teuren Bostoner Friseurs.
Priscilla verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. »Meine Damen.«
Sie wurde von Schweigen begrüßt, was ihr Lächeln noch breiter werden ließ. Gabi schluckte. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache – ein noch schlechteres als vor zwölf Stunden, als sie die Feuertreppe des Pendleton-Wohnheims hochgestiegen war und sich die Mädchen geschnappt hatte.
»Ihr denkt sicherlich, dass ich hier bin, um euch allesamt rauszuwerfen«, begann Priscilla. »Und erfreulicherweise sind eure Eltern geschlossen der Ansicht, dass der Schulverweis eine angemessene Strafe ist.«
Verdammt. Sie wird es tun. Vielleicht hatten die Mädchen das tatsächlich verdient, aber Gabi ging ihr Schicksal viel zu nah, als dass sie Genugtuung empfinden konnte.
Wie auf ein stilles Zeichen hin schüttelten die Mädchen ihre defensive Haltung ab. Sie glaubten offenbar, wenigstens noch ein bisschen Macht zu behalten, wenn sie sich gleichgültig gaben. Madison und Waverly täuschten das vermutlich nicht einmal vor. Sie würden lediglich die Schule wechseln, ihr neues Zimmer in der aktuellen Designerfarbe dekorieren und von Neuem Dummheiten anstellen.
Sam und Eve würden eine Designerfarbe nicht mal erkennen, wenn sie ihnen auf den Kopf tropfte. Wenn die beiden ihren Platz in Briarwood verloren, würden sie nach Boston zurückgeschickt – zu ihren Pflegeeltern, die ihre Rückkehr vermutlich nicht weiter zur Kenntnis nähmen … sofern die beiden Mädchen überhaupt zu den vorigen Pflegeeltern kämen.
»Habt ihr schon einmal von Camp Echo Lake gehört?« Mit einem abfälligen Lächeln blickte Priscilla in die Runde. Das Flattern in Gabis Magen verstärkte sich.
Priscilla trat ein paar Schritte von der Wand weg und setzte sich vor die Mädchen auf einen Stuhl. »Das ist ein schöner Flecken Erde am Echo Lake in Vermont, nur drei Stunden von hier entfernt. Unsere Schule hat die Anlage kürzlich gekauft, und dem Vorstand ist es sehr wichtig, sie endlich zu nutzen. Zum Glück bietet sich dafür jetzt die perfekte Gelegenheit, wie mir scheint.«
Gabi ließ sich auf einen Stuhl fallen und musste die Nachricht erst einmal verdauen. Priscilla schickte die Mädchen in ein Camp?
»So.« Priscilla legte die Hände ineinander wie eine Großmutter, die ihren Enkeln freudig ein neues Auto schenkt. »Mit der Erlaubnis eurer Eltern – oder eures Vormunds – haben wir uns eine Alternative zum Schulverweis überlegt. Ihr vier werdet nächste Woche eure Zimmer nur zu den Prüfungen und zu den Mahlzeiten verlassen, und am Freitag werdet ihr eure Sachen für einen vierwöchigen Aufenthalt in Camp Echo Lake packen.«
Madison kniff die Augen zusammen. »Glaub ich nicht. Mein Vater hat dem garantiert nicht zugestimmt.«
»Hat er.« Priscilla zeigte auf jedes einzelne Mädchen. »Genau wie eure Väter. Ihr habt Glück, dass wir uns für diese Möglichkeit entschieden haben. Ihr habt sogar ganz großes Glück, dass der Vorstand nicht beschlossen hat, euch in eines der Camps zu schicken, die ich zunächst vorgeschlagen habe. Da müsstet ihr nämlich eure Kleidung, eure Seife und euer Zelt selbst herstellen.«
Gabi biss sich hart auf die Lippe. Einerseits war sie erleichtert, weil ein Schulverweis vom Tisch war, andererseits wirkte Priscilla viel zu erfreut über diese Strafe. Daher war nicht anzunehmen, dass die Mädchen den halben Sommer in einer paradiesischen Ferienanlage verbringen würden.
Die Sache musste einen Haken haben.
Eve verschränkte die Arme noch fester. »Dieses Camp Echo Lake … hat das Hütten?«
Priscilla zuckte mit den Schultern. »Ich war noch nicht dort, aber der Leiter hat mir versichert, dass die Anlagen der Situation angemessen sind.«
Gabi blickte sie prüfend an. Der Situation angemessen wären im Augenblick Zweimannzelte in Bärenterritorium mit einem Brotlaib als Kopfkissen.
Waverly blinzelte heftig. »Aber ich soll nach Paris fliegen.«
Das erinnerte Gabi an ihre eigenen Flugtickets, die an der Pinnwand über ihrem Schreibtisch hingen. Nächsten Freitagabend würde sie – nachdem sie sich von der ins Camp verbannten Schar verabschiedet hatte – in das Flugzeug nach Barbados steigen und ihre wohlverdienten Ferien im Paradies antreten. Noch schöner wäre es, wenn sie in die Flitterwochen fliegen würde – etwa mit dem Helden aus einer ihrer heiß geliebten romantischen Komödien –, aber obwohl ihr dreißigster Geburtstag kurz bevorstand, musste sie den Mann, mit dem sie es auch nach den Flitterwochen aushalten konnte, erst noch finden.
Natürlich hegte sie keine unrealistischen Erwartungen, auch wenn die Mädchen ihr vorwarfen, in einer romantischen Hollywood-Traumwelt zu leben. Sie war einfach überzeugt davon, dass sich eines Tages ein Mann als perfekt erweisen würde, wenn er nur erst unter dem richtigen Einfluss stünde. Doch bisher hatte sich dieser Wunsch nicht bewahrheitet. Und sie konnte nicht...




