McCullough | Caesars Frauen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 594 Seiten

Reihe: Masters of Rome

McCullough Caesars Frauen

Historischer Roman | Masters of Rome 5 - Die heimlichen Königmacherinnen der Antike
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-539-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman | Masters of Rome 5 - Die heimlichen Königmacherinnen der Antike

E-Book, Deutsch, Band 5, 594 Seiten

Reihe: Masters of Rome

ISBN: 978-3-98952-539-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Hinter jedem großen Herrscher stehen die brillanten Frauen, die seinen Weg zum Thron geebnet haben ... 68 v. Chr.: Als legendärer Feldherr erlebt Julius Caesar einen kometenhaften Aufstieg an die Spitze Roms - nicht zuletzt dank der Frauen, die diskret jeden seiner Schritte begleiten: Seine Mutter Aurelia lehrte ihm das Schachspiel der Politik und seine Frau Pompeia, Enkelin seines einstigen Feindes, die ihn in den Häusern der Patrizier Gehör verschafft. Doch kann er sich nicht fernhalten von der Seine einzige Schwäche ist die verführerische Servilia, deren betörende Leidenschaft ihn gefangen hält - denn für die Zukunft ihres Sohnes Brutus würde sie alles tun ... Während Caesar fieberhaft nach dem Posten des Pontifex Maximus strebt, lauern in den Schatten des Senats Verschwörungen und Intrigen - und auch in seinem eigenen Bett ... Band 5 der epischen Saga von Bestsellerautorin Colleen McCullough - für Fans von Robert Harris und Simon Scarrow.

Colleen McCullough (1937-2015) wurde in Wellington geboren und wuchs in Sydney auf. Nach einem Studium der Neurologie arbeitete sie in verschiedenen Krankenhäusern in Australien und England, bevor sie einige Jahre nach Amerika ging, um an der Yale University zu forschen und zu lehren. Hier entdeckte sie auch ihre Liebe zum Schreiben, wobei ihre ersten beiden Romane, »Eine Liebe an der roten Küste« und »Die Dornenvögel«, direkt zu internationalen Bestsellern aufstiegen. Colleen McCullough veröffentlichte bei dotbooks Ihre Romane »Die Frauen von Missalonghi«, »Die Stadt der Hoffnung« und »Eine Liebe an der roten Küste«. Außerdem erschien von der Autorin das mitreißende Historienepos »Masters of Rome« mit den Einzeltiteln »Adler des Imperiums«, »Die Krone der Republik«, »Günstlinge der Götter«, »Das Blut des Spartacus«, »Caesars Frauen«, »Tochter des Adlers« und »Die Wasser des Rubikon«.
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Kapitel 1


»Brutus, deine Haut gefällt mir nicht. Komm einmal ans Licht.«

Der Fünfzehnjährige reagierte nicht; ungerührt blieb er sitzen, über das Blatt Fannianpapier gebeugt, über dem die Schreibfeder schwebte, an der die Tinte längst getrocknet war.

»Brutus, du kommst auf der Stelle her«, sagte seine Mutter in ruhigem Ton.

Er ließ die Feder sinken, denn er kannte sie; er hatte keineswegs panische Angst vor ihr, doch ihren Zorn wollte er nicht herausfordern. Die erste Aufforderung durfte man ignorieren, aber bei der zweiten erwartete sie Gehorsam, sogar von ihm. Er erhob sich und schlenderte hinüber zu ihr ans Fenster, dessen Läden weit geöffnet waren, denn Rom stöhnte unter einer ungewöhnlich frühen Hitzewelle.

Obwohl sie klein war und Brutus gerade angefangen hatte, zu einem – wie sie hoffte – großen Mann heranzuwachsen, überragte sein Kopf sie nicht sehr weit; mit einer Hand umfaßte sie sein Kinn und blickte prüfend auf ein paar böse rote Pusteln, die um den Mund herum zu sprießen begannen. Sie ließ ihn wieder los und schob ihm die dunklen Locken aus der Stirn: Ausschläge auch dort oben!

»Wenn du dir nur öfter die Haare schneiden lassen würdest!« sagte sie und zog so fest an einer der tiefhängenden Locken, daß ihm die Tränen in die Augen schossen.

»Kurzes Haar ist nicht intellektuell, Mama«, protestierte er.

»Aber praktisch. Es hängt dir nicht ins Gesicht und reizt deine Haut nicht. Ach, Brutus, wie widerspenstig du geworden bist!«

»Wenn du dir einen kurzgeschorenen Soldaten wünschst, hättest du mit Silanus noch ein paar Jungen zeugen sollen und keine Mädchen.«

»Ein Sohn ist erschwinglich. Zwei Söhne sind zu kostspielig. Und wenn ich Silanus einen Sohn geschenkt hätte, könntest du nicht zwei Väter beerben.« Sie ging hinüber zum Schreibtisch, an dem er gearbeitet hatte, und wühlte ungeduldig zwischen seinen Papieren herum. »Nun sieh sich einer das Zeug hier an! Kein Wunder, daß du einen krummen Rücken hast. Du solltest nach der Schule mit Cassius und den anderen Jungen aufs Marsfeld gehen und deine Zeit nicht mit dem nutzlosen Versuch vergeuden, den ganzen Thukydides auf einem einzigen Blatt Papier unterzubringen.«

»Keiner in Rom schreibt bessere Epitome als ich«, antwortete ihr Sohn großspurig.

Servilia sah ihn amüsiert an. »Thukydides ist nicht verschwenderisch mit Worten umgegangen und hat trotzdem viele Bücher gebraucht, um den Konflikt zwischen Athen und Sparta zu erzählen. Was sollte es für einen Sinn haben, sein wunderschönes Griechisch zu zerpflücken, nur damit ein paar lesefaule Römer sich damit brüsten können, alles über den Peloponnesischen Krieg zu wissen.«

»Die Literatur ist so umfangreich geworden«, widersprach Brutus, »daß ein einzelner sie ohne Zusammenfassungen gar nicht mehr bewältigen kann.«

Servilia kehrte zu dem Thema zurück, das sie eigentlich interessierte: »Du bekommst eine schlechte Haut.«

»Das ist in meinem Alter ganz normal.«

»Aber ich habe Pläne mit dir.«

»Wehe allem, das deinen Plänen im Wege steht!« rief er, plötzlich wütend.

»Zieh dich an. Wir gehen aus.« Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer.

Als Brutus das Atrium von Silanus’ geräumigem Haus betrat, trug er seine Knabentoga mit der purpurroten Borte, denn offiziell galt er vor dem Fest der Juventas im Dezember nicht als Mann. Seine Mutter wartete bereits und blickte ihm besorgt entgegen.

Ja, er hatte einen krummen Rücken, kein Zweifel. Und was war er für ein hübscher Knabe gewesen! Noch im Januar, als sie bei Antenor, dem besten Bildhauer in ganz Italien, eine Büste von ihm bestellt hatte. Doch inzwischen machte die Pubertät sich deutlicher bemerkbar. Darunter hatte seine Schönheit gelitten, sogar für ihren voreingenommenen Blick. Noch immer lagen große, dunkle, verträumte Augen unter den markanten Lidern, aber die eindrucksvolle römische Nase, die sie sich so sehr für ihn wünschte, wollte er einfach nicht bekommen; sie blieb klein und knubblig wie ihre eigene. Und seine einst so makellose, olivfarbene Haut erfüllte sie mit tiefer Sorge. Wenn er nun zu den Unglücklichen gehörte, die so schrecklich von Pickeln heimgesucht wurden, daß Narben zurückblieben? Fünfzehn Jahre. Das war viel zu früh. Das deutete auf eine lange Leidenszeit hin. Pickel! Wie ekelhaft und gewöhnlich! Gleich morgen früh würde sie sich bei Ärzten und Kräuterhändlern erkundigen – und ob es ihm nun paßte oder nicht: Ab jetzt würde er jeden Tag auf das Marsfeld gehen, um sich dort zu ertüchtigen und sich in den Kampfsportarten ausbilden zu lassen; schließlich sollte er mit siebzehn in die römischen Legionen aufgenommen werden, und zwar als Offiziersschüler, nicht als gewöhnlicher Soldat; er sollte als Kadett zum persönlichen Stab eines konsularischen Kommandanten gehören, der namentlich nach ihm verlangte. Dazu prädestinierten ihn seine Herkunft und sein Status.

Der Verwalter ließ sie hinaus in die schmale Seitengasse auf dem Palatin; Servilia ging in Richtung Forum, Brutus mußte sich anstrengen, um mit ihrem zügigen Schritt mithalten zu können.

»Wohin gehen wir?« wollte er wissen. Er war noch immer verärgert, weil sie ihn von seiner Zusammenfassung des Thukydides weggerissen hatte.

»Zu Aurelia.«

Wenn seine Gedanken nicht gar zu sehr mit dem Problem beschäftigt gewesen wären, wie man eine Fülle von Informationen in einen einzigen Satz packt, und wenn es ein etwas kühlerer Tag gewesen wäre, dann hätte sein Herz einen Freudensprung getan. So aber stöhnte er: »O nein, nicht ausgerechnet heute in die Subura hinauf.«

»Doch.«

»Das ist so weit. Und in diese trostlose Gegend.«

»Die Gegend mag trostlos sein, mein Sohn, aber die Frau verfügt über ausgezeichnete Verbindungen. Alle werden sie dort sein.« Sie blieb stehen und warf ihm einen Seitenblick zu. »Alle, Brutus. Alle.«

Er erwiderte nichts darauf.

Zwei Sklaven bahnten Servilia einen Weg, als sie die Treppe der Ringmacher hinunterlief, um sich in das Menschengewühl auf dem Forum Romanum zu stürzen. Hier fand sich jeder ein, der mitreden, zuhören, herumspazieren, gesehen werden und mit den Mächtigen auf Tuchfühlung sein wollte. Heute trat weder der Senat noch eine der anderen Versammlungen zusammen, die Gerichte hatten Ferien, und doch waren ein paar der Mächtigen unterwegs; man erkannte sie an den wippenden, mit roten Lederriemen verschnürten Rutenbündeln, den Zeichen ihrer Macht, die von Liktoren vor ihnen hergetragen wurden.

»Es geht so steil bergauf, Mama! Kannst du nicht etwas langsamer gehen?« stöhnte Brutus, als seine Mutter am anderen Ende des Forums den Clivus Orbius hinaufstieg. Er schwitzte stark.

»Wenn du mehr Sport treiben würdest, müßtest du nicht soviel jammern«, erwiderte Servilia ungerührt.

Hier oben, in den engen Schluchten zwischen den Mietshäusern der Subura, drang Brutus ein ekelhafter Gestank nach Unrat und Fäulnis in die Nase; die abblätternden Hauswände schwitzten faules Wasser aus, eine schwarze, sirupähnliche Flüssigkeit wälzte sich durch die Gosse auf die Gitter der Abflüsse zu. Sie kamen an winzigen, unbeleuchteten Gewölben vorbei, Läden ohne Hausnummern. Wenigstens brachte die feuchte Finsternis ein wenig Abkühlung, aber dies war eine Gegend Roms, auf die der junge Brutus leichten Herzens hätte verzichten können, ganz gleichgültig, ob sich da oben nun »alle« trafen oder nicht.

Schließlich kamen sie zu einer stattlichen Tür aus altem Eichenholz mit solide geschnitztem Paneel und einem kupfernen Klopfer in Form eines Löwenkopfes mit weit aufgerissenem Maul. Einer von Servilias Dienern schlug damit heftig gegen das Holz, und die Tür öffnete sich sofort. Sie standen einem älteren, freigelassenen Griechen von erheblichem Körperumfang gegenüber, der ihnen mit tiefer Verbeugung Einlaß gewährte.

Eine reine Frauenversammlung, was sonst? Wäre Brutus nur schon alt genug gewesen, die Toga virilis zu tragen, das Zeichen der erwachsenen Männer! Dann hätte er seine Mutter gar nicht mehr begleiten dürfen. Gleichzeitig ängstigte ihn dieser Gedanke. Seine Mutter mußte mit ihrer Eingabe Erfolg haben, damit er auch noch nach dem Dezember, nach seinem Eintritt in das Mannesalter, Gelegenheit haben würde, seine Liebste zu sehen. Er ließ sich nichts anmerken; gleich als die überschwängliche Begrüßung einsetzte, löste er sich von Servilias Rockzipfel und verzog sich in ein stilles Eckchen des lärmerfüllten Raums, um sich dort vor dem schlichten Dekor der Wände möglichst unsichtbar zu machen.

»Ave, Brutus«, sagte eine helle und doch ein wenig heisere Stimme.

Er wandte sich um, sah hinüber – und glaubte einen Augenblick lang, das Herz bliebe ihm stehen. »Ave, Julia.«

»Komm, setzen wir uns«, forderte die Tochter des Hauses ihn auf und führte ihn zu zwei kleinen Sesseln in der hintersten Ecke. Während er sich unbeholfen auf dem einen niederließ, nahm sie auf dem anderen Platz, anmutig und beherrscht wie eine Schwänin auf ihrem Nest.

Wie kann sie mit ihren acht Jahren schon so schön sein? fragte sich Brutus verwundert, obwohl er sie doch so gut kannte – seine Mutter war eine enge Freundin ihrer Großmutter. Hell wie Eis und Schnee war sie, mit schmalem Kinn und schön geschwungenen Wangenknochen, die Lippen von blassem Rosa, köstlich wie eine Erdbeere, und dazu zwei große blaue Augen, die mit lebhafter Sanftmut auf alles blickten; wenn Brutus sich einmal an Liebeslyrik versucht hatte, dann war sie der Grund dafür gewesen, denn er liebte sie, ja, er liebte sie seit Jahren! Daß es Liebe war, hatte er erst vor kurzem begriffen; sie hatte ihn angesehen und dabei so süß gelächelt, daß die...



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