Mauch / Ortlepp / Heideking | Geschichte der USA | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 592 Seiten

Mauch / Ortlepp / Heideking Geschichte der USA


7. aktualisierte und ergänzte Aufl 2020
ISBN: 978-3-8463-5399-8
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 592 Seiten

ISBN: 978-3-8463-5399-8
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Neuauflage des Klassikers zur Geschichte der Vereinigten Staaten bietet einen Überblick der Ereignisse und Entwicklungen bis ins Jahr 2020. Sozial- und kulturgeschichtliche Themen treten neben die Darstellung von Politik, Wirtschaft und Verfassung vor dem Hintergrund einer weltpolitischen Lage, die sich in den letzten 20 Jahren entscheidend verändert hat und zu einer Neubewertung der Rolle der USA als Weltmacht Anlass gibt. Besondere Beachtung finden die Rassenproblematik, ethnische, religiöse und Umweltfragen, Einwanderung sowie die Rolle der Frauen und die deutschamerikanischen Beziehungen. Die Fülle von Fakten und Analysen verbindet der Band mit den Mitteln narrativer Geschichtsschreibung zu einer differenzierten, gut lesbaren Darstellung auf aktuellem Forschungsstand. Die neue kommentierte Bibliographie diskutiert Standardwerke wie auch aktuelle Literatur. utb+: Begleitend zum Buch erhalten Leser:innen auf einer redaktionell betreuten Website eine umfangreiche Quellensammlung (Faksimile, Video-, Audiomaterial), um den Stoff zu veranschaulichen und zu vertiefen. Erhältlich über utb.de.
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Weitere Infos & Material


Kapitel 1: Kolonien und Empire
Kapitel 2: Revolution, Verfassungsgebung und Anfänge des Bundesstaates, 1763 – 1814
Kapitel 3: Demokratisierung, Marktwirtschaft und territoriale Expansion, 1815 – 1854
Kapitel 4: Bürgerkrieg, Industrialisierung und soziale Konflikte im Gilded Age, 1855 – 1896
Kapitel 5: Imperialismus, progressive Reformbewegung und Erster Weltkrieg, 1897 – 1920
Kapitel 6: Prosperität, Große Depression und Zweiter Weltkrieg, 1921 – 1945
Kapitel 7: Liberaler Konsens und weltpolitische Hegemonie, 1946 – 1968
Kapitel 8: Krise des nationalen Selbstverständnisses und konservative Renaissance, 1969 – 1992
Kapitel 9: Die Vereinigten Staaten nach dem Kalten Krieg
Kapitel 10: Manipulationen und Krisen – Die USA im neuen Jahrtausend
Anhang
Ausgewählte weiterführende Literatur
Aufnahme der 50 Einzelstaaten in die Union
Zeittafel
Die Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten
Personenregister
Sachregister
Abbildungsverzeichnis


1 Der Zusammenprall dreier Kulturen am Rande der atlantischen Welt


Die Kolonialgeschichte gehört zweifellos zu den Epochen, deren wertende Darstellung von Historikern und Publizisten am gründlichsten überprüft und – begleitet von heftigen Debatten – am stärksten revidiert worden ist. Anfangs wurde sie fast ausschließlich aus europäischer Perspektive und mehr oder weniger in der Form eines Heldenepos erzählt, das die Entdeckung und Erschließung eines „jungfräulichen“ Kontinents durch tapfere Seefahrer und Siedler verherrlicht. Die Kritik an diesem „Eurozentrismus“ hat eine Verlagerung des Interesses und der Sympathien hin zu den Leidtragenden des epochalen Geschehens bewirkt, den indianischen Ureinwohnern und den versklavten , die bis in die 1980er Jahre meist nur am Rande der historischen Betrachtung auftauchten. Es bleibt zwar unbestritten, dass sich die „weiße“ Kultur durchsetzte, aber man fragt heute doch viel bohrender als früher nach den Schattenseiten und Kosten dieses Erfolges, und man versucht zugleich, auch die langfristigen Wirkungen zu ergründen, die der Zusammenprall und die Interaktion von indianischer, europäischer und afrikanischer Kultur in Nordamerika zeitigten.

Am härtesten traf es die Ureinwohner, die den aus Europa und Afrika eingeschleppten Krankheitserregern hilflos ausgeliefert waren und deren Ethnien oft schon nach den ersten Kontakten durch Seuchen dezimiert und später durch Kriege, Vertreibungen, Hungersnöte und Alkoholismus immer mehr geschwächt und nicht selten ganz vernichtet wurden. Die Beziehungen zu den vordringenden Siedlern waren uneinheitlich und wechselhaft: Sie reichten von friedlichem Handel und temporären Bündnissen gegen gemeinsame Feinde bis zu gegenseitigen Terror- und Ausrottungskampagnen, die von den Weißen häufig grausamer, vor allem aber „effizienter“ durchgeführt wurden. An der englischen Siedlungsgrenze (), wo der „Landhunger“ am größten war, hatten gelegentliche Missionierungs- und Zivilisierungsversuche noch weniger Erfolg als im französischen oder spanischen Einflussbereich. Hier nahm während der Kolonialzeit ein Teil der demographischen Katastrophe ihren Lauf, zu der sich die „Entdeckung“ Amerikas für die Ureinwohner des Kontinents entwickelte. Die Bevölkerungszahlen können nur geschätzt werden, aber sie sind in den letzten dreißig Jahren von der Forschung deutlich nach oben revidiert worden. 1965 ging man noch davon aus, dass zur Zeit des Kolumbus auf dem Gebiet der heutigen USA und Kanadas zwischen 900.000 und 1,5 Millionen Ureinwohner lebten. Inzwischen variieren die Schätzungen zwischen 5 und 12,5 Millionen, wobei die Mehrheit der Wissenschaftler 6 bis 7 Millionen als realistisch betrachtet. Ähnlich verhält es sich mit Untersuchungen zur indianischen Gesamtbevölkerung Nord- und Südamerikas um 1490, die neuerdings auf 45 bis 60 Millionen beziffert wird. Als die englische Kolonisation im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts begann, waren die großen Indianerreiche Südamerikas bereits zerstört und die Bewohner der Karibikinseln weitgehend ausgerottet. Die indianischen Kulturen im Mississippi-Tal hatten ihren Höhepunkt offenbar schon um 1350 überschritten, aber der rapide demographische Niedergang setzte auch hier erst mit der europäischen Kolonisierung ein. Als „Faustregel“ gilt, dass sich die Zahl der innerhalb von hundert Jahren nach dem ersten Kontakt mit Europäern um etwa 90 Prozent verringerte. Lebten beispielsweise um 1570, zur Zeit der frühesten englischen Siedlungsversuche an der Festlandsküste, östlich des Mississippi 3 Millionen Indianer, so waren es 1670 gerade noch 300.000. Im südlichen Neuengland schrumpfte die Zahl der Ureinwohner im selben Zeitraum von ca. 120.000 auf 12.000. Hier trafen die Puritaner auf eine indianische Bevölkerung, die durch von Entdeckungsreisenden und Abenteurern eingeschleppte Krankheitserreger so sehr geschwächt war, dass sie kaum noch Widerstand leisten konnte. Als sich der Stamm der Pequots im Connecticut-Tal 1637 dennoch gegen die weiße Landnahme zur Wehr setzte, töteten puritanische Milizen und verbündete Indianer etwa 500 Männer, Frauen und Kinder und verkauften viele Überlebende als Sklaven auf die Karibikinseln. Dieses brutale Vorgehen wurde mit dem Hinweis auf die „Sündhaftigkeit“ der „Wilden“ und einem aus der Bibel abgeleiteten Anspruch auf „ungenutztes“ Land gerechtfertigt. Die Geistlichen deuteten die militärischen Erfolge ebenso wie das Massensterben der Indianer an Pocken oder anderen Epidemien als Fingerzeig Gottes, dass die Wildnis für das „auserwählte Volk“ der Puritaner vorbestimmt sei.

Abb. 1: Das Dorf Pomeiock, ca. 1590

Ähnliche Folgen zeitigte das Zusammentreffen von Europäern und in der südlicher gelegenen Chesapeake-Region, obwohl es den Siedlern der Virginia Company ohne die anfängliche Unterstützung durch den Häuptling Powhatan und dessen Tochter Pocahontas kaum gelungen wäre, dauerhaft Fuß zu fassen. Ein indianischer Aufstand im Jahr 1622 diente dazu, die systematische Bekämpfung und Dezimierung der einheimischen Stämme zu rechtfertigen. Das Bild des „edlen Wilden“, das in Europa von den Befürwortern der Kolonisierung propagiert wurde und das viele Engländer mit nach Amerika brachten, schlug innerhalb weniger Jahre in ein aggressives Feindbild um. Dabei schrieben die Siedler den Indianern häufig negative Eigenschaften wie Grausamkeit, Heimtücke und Habgier zu, die sie selbst in ihrem Verhalten gegen die Ureinwohner an den Tag legten. Die Zerstörung der indianischen Stammeskulturen konnte nicht ohne negative moralische Rückwirkungen auf die kolonialen Gemeinschaften selbst bleiben, die doch in vieler Hinsicht – etwa durch die Übernahme der Nutzpflanzen Mais und Tabak – von den profitiert hatten.

Karte 1: Die Indianerkulturen Nordamerikas

Als mindestens ebenso schwere und anhaltende, bis in die Gegenwart fortdauernde Belastung sollte sich die Versklavung von Afrikanern erweisen, die auf dem nordamerikanischen Kontinent in nennenswertem Ausmaß erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann. Die Schwarzen, die ab 1619 nach Virginia gebracht wurden, waren rechtlich zunächst nicht wesentlich schlechter gestellt als die weißen Knechte (), die über eine bestimmte Zahl von Jahren die Kosten ihrer Schiffspassage abdienen mussten. Einige Afrikaner erlangten sogar, zumeist wohl als Belohnung für ihren Übertritt zum Christentum, die völlige Freiheit. Sexuelle Kontakte von Schwarzen und Weißen und sogar Mischehen waren keine Seltenheit, obwohl für solches Verhalten Kirchenstrafen und (im Fall der Afrikaner) Peitschenhiebe drohten. Seit den 1660er Jahren wurde der Status der Schwarzen jedoch durch Gerichtsurteile und auf gesetzlichem Wege immer mehr verschlechtert, bis sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Konzept der fest etablierte, das die Afrikaner zu „beweglichem Besitz“ () und zur Ware degradierte. Hierbei handelte es sich um die einzige gravierende Abweichung vom englischen , denn die Institution der existierte nicht im Mutterland, sondern wurde von den Karibikinseln übernommen.

Die schrittweise Einführung der Sklaverei auf dem nordamerikanischen Festland muss im größeren Zusammenhang eines Systems der...


Mauch, Christof
Prof. Dr. Christof Mauch ist Professor für Amerikanische Geschichte und Transatlantische Beziehungen an der LMU München und Leiter des Rachel Carson Center.

Heideking, Jürgen
Prof. Dr. Jürgen Heideking war Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Tübingen.

Ortlepp, Anke
Prof. Dr. Anke Ortlepp lehrt Nordamerikanische Geschichte an der Universität zu Köln.



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