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Matson | Ein Sommer auf gut Glück | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 688 Seiten

Matson Ein Sommer auf gut Glück


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-641-20099-2
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 688 Seiten

ISBN: 978-3-641-20099-2
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das wunderbare Chaos der ersten Liebe

Die Sommerferien stehen vor der Tür und Andie hat alles geplant: einen Sommerkurs an einer renommierten Uni als perfekte Vorbereitung auf das Medizinstudium. Kein Problem – mit ihren guten Noten und einem bekannten Politiker als Vater. Doch als ein Skandal ihren Vater zum Rücktritt zwingt und der „befreundete“ Rektor der Eliteuni seine Empfehlung zurückzieht, steht Andie zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Plan da. So beginnt ein Sommer, in dem sie Dinge tut, die sie nie zuvor getan hat: Sie führt Hunde aus, verbringt Zeit mit ihrem Vater – und lässt den süßen Clark weiter in ihr Herz, als sie vorhatte. Aber kann das länger halten als einen Sommer?

Die international erfolgreiche Jugendbuchautorin Morgan Matson studierte Schreiben für junge Leser an der New School in New York. Road-Trips quer durchs Land sind ihre große Leidenschaft und sie hat schon drei Mal die USA durchreist ... bis jetzt. Geboren wurde sie an der Ostküste, lebt jetzt aber in Los Angeles.
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1

Ich wackelte mit den Zehen in meinen viel zu engen Schuhen, zwang mich, gerade zu stehen, und versuchte, das Blitzlichtgewitter um mich herum so weit wie möglich zu ignorieren. Es wurde langsam Abend, doch draußen war es immer noch brütend heiß. Trotzdem trug ich einen knielangen Tweedrock und eine hochgeschlossene Bluse. Meine Haare waren vorher geföhnt und frisiert worden, dazu kamen Perlenohrringe und ein leichtes Make-up. Normalerweise sah ich an einem Mittwochnachmittag Anfang Juni nicht so aus, aber dieser Tag war auch alles andere als normal.

»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte mein Vater, der an einem improvisierten Rednerpult auf unserer Eingangsveranda stand. Er sah kurz auf seine Unterlagen, holte dann tief Luft und setzte zu seiner vorbereiteten Rede an. Ich kannte sie inzwischen auswendig, da ich sie mir auf Wunsch seines Stabs- und Strategiechefs Peter Wright so oft anhören musste, bis ich dabei nicht einmal mehr mit der Wimper zuckte – als ob ich über all das längst Bescheid wüsste und mich Dads Aussagen kein bisschen überraschten.

Während seine vertrauten Worte an mir vorbeirauschten, betrachtete ich blinzelnd das Pult. Wo kam es eigentlich her? Hatte Peter immer eins im Kofferraum seines SUVs verstaut, nur für alle Fälle?

»… bedauere ich es sehr, wenn die Menschen in Connecticut ein Stück weit ihr Vertrauen in mich verloren haben«, sagte mein Dad gerade und holte mich zurück in dem Moment. Ich schaute zu ihm hinüber und hoffte, dass ich nichts anderes ausstrahlte als die loyale Tochter, die treu an der Seite ihres Vaters stand. Denn etwas anderes würde die Geschichte, die ohnehin schon die Spitzenmeldung sämtlicher Nachrichtensendungen war, noch weiter aufbauschen.

Natürlich war mir klar, warum. Ein bekannter Kongressabgeordneter, einer der Stars seiner Partei, war plötzlich in einen Skandal verwickelt, der nicht nur seine Karriere, sondern auch die nächsten Wahlen völlig auf den Kopf zu stellen drohte. Die Medien überschlugen sich mit Schlagzeilen. Wenn es dabei um eine andere Person gegangen wäre, hätte ich nur schulterzuckend die Berichte gelesen und mir weiter keine Gedanken darüber gemacht. Doch da das Ganze hier bei uns zu Hause – in unserem Vorgarten, auf unserer Veranda – stattfand und meinen Vater betraf, war von dieser Abgeklärtheit natürlich keine Spur.

Mein Blick schweifte zu den zahllosen Reportern und Fotografen, die ihre unaufhörlich klickenden Kameras auf uns richteten und mir unbarmherzig klarmachten, dass jeder noch so kleine Augenblick von ihnen eingefangen wurde. Die Medien hatten ein untrügliches Gespür für Sensationen. Das konnte man deutlich am Gedränge vor unserem Haus und den vielen Übertragungswagen am Straßenrand erkennen. Seit die Nachricht bekannt geworden war, herrschte hier Hochbetrieb, wobei die Journalisten erst seit wenigen Stunden direkt bis zu unserem Haus vorgelassen wurden. Zuvor hatte sie der Wachposten daran gehindert, der die Einfahrt nach Stanwich Woods hütete – so hieß die Retortensiedlung in Stanwich, Connecticut, wo wir wohnten. Da der Wachmann normalerweise nichts weiter zu tun hatte, als Bewohner durchzuwinken und ansonsten Zeitschriften zu lesen, konnte ich mir lebhaft vorstellen, dass er alles andere als begeistert davon war, jetzt scharenweise Vertreter überregionaler Medien abzuwehren.

In den Schlagzeilen und Berichten ging es darum, dass mein Dad, einst aussichtsreicher Anwärter für das Amt des US-Vizepräsidenten, vor fünf Jahren seine Bewerbung überraschend zurückgezogen hatte. Nun wurde er für die nächsten Wahlen wieder als aussichtsreicher Vize-Kandidat gehandelt – oder sogar mehr. Die aktuelle Berichterstattung war jedoch vor allem von Häme geprägt und die Überschriften klangen deutlich schärfer als beim letzten Mal. Aufstrebender Kongressabgeordneter stürzt tief. Korruption im Kongress wird Starpolitiker zum Verhängnis. Walker bringt sich selbst zu Fall. Obwohl ich das Mediengeschehen von klein auf kannte, hatte es sich so noch nie angefühlt.

Mein Vater – der Abgeordnete des Repräsentantenhauses Alexander Walker – war seit meinem dritten Lebensjahr Kongressmitglied. Davor hatte er als Pflichtverteidiger gearbeitet, doch an diese Zeiten konnte ich mich nicht mehr erinnern. Ich kannte ihn nur als jemanden, der um die Gunst der Wähler werben, öffentlich Stellung beziehen und Wahlbezirke genau kennen musste. Die meisten Väter meiner Freunde hatten Jobs, bei denen sie irgendwann Feierabend hatten, doch das war bei meinem Dad nie der Fall. Sein Beruf war sein Leben und damit in gewisser Weise auch meins.

In meiner Kindheit war es noch nicht ganz so schlimm gewesen, aber in den letzten Jahren hatte sich vieles verändert. Schon seit geraumer Zeit gehörte ich praktisch mit zur Marke Alex Walker – als Tochter eines tüchtigen alleinerziehenden Vaters, der sich mit ganzer Kraft für die Bewohner von Connecticut einsetzte. Doch inzwischen stellte ich auch eine potenzielle Gefahr für ihn dar. Mir wurden immer wieder zahllose Beispiele von Politikerkindern vor Augen gehalten, die der Karriere ihrer Eltern geschadet oder sie zumindest bedroht hatten. Diese Vorfälle sollten mich daran erinnern, was ich unter allen Umständen zu unterlassen hatte. So durfte ich in der Öffentlichkeit oder in Hörweite der Medien keinesfalls Dinge äußern, die in irgendeiner Weise negativ interpretiert werden könnten. Ich durfte mich nicht in auch nur ansatzweise gewagten Outfits oder Situationen fotografieren lassen. In den sozialen Medien war ich zwar genauso unterwegs wie andere auch, nur wurden meine Konten von mehreren Praktikanten überwacht, und wenn ich etwas posten wollte, mussten sie es vorher freigeben. Mit dreizehn nahm ich an einer einwöchigen Medienschulung teil, und seitdem hielt ich mich meistens ziemlich eng an die Vorgaben und Texte, die für mich geprüft, entworfen und verfasst wurden. Bisher hatte ich meinem Vater oder seinem Team eigentlich noch nie Ärger gemacht.

Zumindest nicht bewusst. Einmal hatte ich bei einem Wahlkampftermin ohne nachzudenken meinen üblichen Iced Latte bestellt, was eine zweistündige Beratung seines Teams nach sich zog. Darauf folgte eine einstündige Besprechung mit mir, deren Tagesordnung ALEXANDRA lautete, obwohl mich kein Mensch so ansprach. Seit frühester Kindheit nannten mich alle nur Andie, weil ich damals den langen Namen, den meine Eltern mir gegeben hatten, partout nicht aussprechen konnte. Mehr als »Andra« brachte ich im zarten Alter von zwei Jahren noch nicht heraus, was dann irgendwann zu Andie wurde, und daran hatte sich bis heute – fünfzehn Jahre später – nichts geändert. Am Ende der Besprechung wurde entschieden, dass ich künftig auf geeisten, zuckerfreien Vanille-Latte mit Sojamilch für fünf Dollar verzichten musste, wenn die Presse in der Nähe war. Ich sollte nicht als versnobte Jugendliche angesehen werden, die das Geld zum Fenster hinauswarf, während es bei vielen Einwohnern von Connecticut kaum für das Nötigste reichte. Außerdem wollte man die Milchlobby nicht verärgern.

Und trotz alledem – obwohl wir seit Jahren übervorsichtig waren und auf kleinste Details achteten – waren wir nun heute Abend hier auf dieser Pressekonferenz. Das war eigentlich kaum zu begreifen. Allerdings hatten weder mein Vater noch ich etwas falsch gemacht, wie Peter gegenüber den Medienvertretern nicht müde wurde zu betonen. Die ganze Situation war entstanden, weil jemand aus seinem Büro (angeblich) Spendengelder, die für die Stiftung meines Vaters bestimmt waren, für dessen Wahlkampagne zweckentfremdet hatte. Als bei einer Revision festgestellt wurde, dass die Stiftung so gut wie pleite war, begannen einige Leute nachzuforschen. Und bevor ich das Ganze überhaupt begriffen hatte, war es schon zu der momentanen Lage gekommen.

Vor zwei Wochen sah mein Leben noch ganz normal aus. Mein Vater arbeitete wie üblich in Washington, für mich ging langsam das Schuljahr zu Ende, ich traf mich mit meinen Freundinnen und überlegte, wie ich am besten mit meinem Freund Zach Schluss machen könnte (bei den Schließfächern, direkt nachdem er sein Abschlusszeugnis bekommen hatte, kurz und schmerzhaft, so wie man ein Pflaster von der Haut abzieht). Vor zwei Wochen verlief mein Leben noch ganz nach Plan. Und nun war auf unserer Veranda ein Rednerpult aufgebaut.

Kurzzeitig fiel mein Blick auf eine Stelle, wo ein dickes Kabel auf dem Rasen lag und das Gras plattdrückte. Vor einem Monat hatten wir dort noch Werbefotos für Dads Herbstkampagne geschossen – mein Vater mit Sakko ohne Krawatte und ich in Rock und Kaschmirpullover. Zuvor war auf der Wiese Laub verteilt worden, um aus einem Maitag kurzerhand Oktober zu machen. Ich hatte nicht nachgefragt, ob man so etwas irgendwo fertig kaufen konnte oder ob ein Praktikant die Blätter von Hand eingefärbt hatte, weil ich es lieber gar nicht wissen wollte.

Das Shooting hatte den ganzen Tag gedauert. Erst wurden Fotos gemacht und dann noch Videos aufgenommen, wie mein Vater mit mir zusammen über den Rasen schlenderte, als ob das ganz normal wäre. Als ob wir uns vorher immer besonders schick anziehen würden, wenn wir mal eben plaudernd über die Wiese spazierten. Kurz vor Schluss hatte uns der Aufnahmeleiter seufzend angeschaut und gefragt: »Haben Sie denn keinen Hund oder so was?«

Mein Vater war wie immer mit seinem Blackberry beschäftigt gewesen, sodass es an mir war, lächelnd zu antworten: »Nein, wir sind nur zu zweit, ohne Hund.« Daraufhin nickte der Aufnahmeleiter nur und sagte etwas zu dem Mann, der den silbernen Reflektor hielt, der für das passende Licht sorgen sollte. Dann machten wir mit der nächsten Einstellung weiter, die uns als...


Matson, Morgan
Die international erfolgreiche Jugendbuchautorin Morgan Matson studierte Schreiben für junge Leser an der New School in New York. Road-Trips quer durchs Land sind ihre große Leidenschaft und sie hat schon drei Mal die USA durchreist ... bis jetzt. Geboren wurde sie an der Ostküste, lebt jetzt aber in Los Angeles.

Reinhart, Franka
Franka Reinhart, Jahrgang 1972, hat Übersetzung mit fachlichem Schwerpunkt Psychologie studiert und überträgt seit knapp 20 Jahren Sachbücher, Belletristik und Jugendliteratur aus dem Englischen ins Deutsche, darunter Jane Casey, Morgan Matson, Colleen McCullough, Catherine Rider, Paul Theroux und Ella Woodward/Mills. Außerdem organisiert sie Lesungen und Veranstaltungen rund um das Thema Literaturübersetzung, u.a. im Rahmen des Übersetzerzentrums der Leipziger Buchmesse. Nebenbei singt sie Sopran, liebt ihren Garten und lebt mit ihrer Familie in Leipzig.



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