Mathys | SONNENBRAND | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Mathys SONNENBRAND

Science-Fiction-Erzählungen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95765-859-3
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Science-Fiction-Erzählungen

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-95765-859-3
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Diese Geschichten klären Fragen. Was geschieht, wenn Viren aus dem All die Erde entdecken - und sie sind nicht allein? Was geschieht, wenn Ameisen aus dem All die Erde als neue Heimat beanspruchen? Wie hoch ist das Risikopotenzial einer Apfelernte? Warum bleibt einer zurück, wenn sie endlich vor dem Sonnenbrand gerettet werden? Warum schlummert in Annas Garten so ein wenig nettes Erbe? Hilft eine Flucht, wenn die Manifestation der intellektuellen Revolution in Spielen nicht ausreicht? Was geschieht, wenn Roboter wählen dürfen? Und was, wenn eine Welt verschwindet? Und sich eine Hochzeitsgesellschaft auf Abwegen befindet? Und warum ist Raumfahrt verboten? Fragen. Und Antworten. Von Peter Mathys, einem Altmeister, der seine erste Story 1959 im 'Utopia-Magazin 25' veröffentlichte. Die Geschichten: Der Schwarm* Ameisen Balsamäpfel* Schwarzweiß* Sonnenbrand* Annas Garten* Das Spiel* Wahltag 2084 Jenseits Die Hochzeitsgesellschaft Die Weltraumkapseln Die mit einem * gekennzeichneten Storys sind Erstveröffentlichungen.

Peter Mathys: 1941 in Basel (Schweiz) geboren und aufgewachsen gab er sich Mühe, die Schulen mit geringem Aufwand zu absolvieren, studierte Recht und Wirtschaft an den Universitäten von Basel und St. Gallen und doktorierte mit einer Dissertation, die - wie sich bald zeigte - niemanden interessierte. 1959 gewann er den ersten Preis im Kurzgeschichtenwettbewerb eines Science-Fiction-Magazins in Deutschland. Die Kurzgeschichte wurde übersetzt und auch in Frankreich veröffentlicht. Mit Begeisterung arbeitete er als Journalist für zwei Tageszeitungen. Nebenher übersetzte er für einen deutschen Verlag Science-Fiction-Romane aus dem Englischen. Trotzdem brachte er die Uni problemlos hinter sich und wurde Rechtsanwalt und Notar. Es folgte ein Abstecher in die Rechtsabteilung eines Industrieunternehmens; er endete glanzlos mit dem Ablauf der vereinbarten Probezeit. Dank einem unerträglichen Seniorpartner endete auch der Eintritt in eine angesehene Anwaltskanzlei vorzeitig. Deshalb gründete er mit Freunden kurzerhand eine neue Kanzlei, die heute zu den Großen in der Schweiz zählt. Die Lust zum Schreiben war ihm allerdings nicht ganz abhandengekommen. Seit 1996 sind vier Romane entstanden. Zur Science-Fiction fand er Ende der Neunzigerjahre zurück. Versuchsweise verfasste er einige Geschichten, die in SF-Anthologien abgedruckt wurden. Die Einladung, in der Autorengruppe Phantastischer Oberrhein mitzuwirken, hat ihn motiviert, die Fragestellungen und Möglichkeiten der Science-Fiction schriftstellerisch auszuloten. Er freut sich darauf, noch einige Ideen zu realisieren.

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Der Schwarm
    Diese Geschichte ist banal und alltäglich. Einstweilen. Der Schwarm ist da – oder auch nicht. Wer weiß das schon. Man sieht ihn nicht, man hört ihn nicht, man fühlt ihn nicht. Wahrscheinlich ist er Ausgeburt einer überhitzten Fantasie. Bei der Arztpraxis Degenhart in Frankfurt häufen sich zwar an diesem Montag die Beschwerden über Kopfschmerzen, aber am Rest der Woche ist der Zulauf normal. Normal ist vor allem am Donnerstag auch eine Zunahme von Hals- und Schluckbeschwerden; viele Patienten lassen sich für den Freitag krankschreiben. So sichern sie sich ein verlängertes Wochenende. Mehrere Ärzte diagnostizieren eine Art von Grippe und verordnen, bei Patienten mit Fieber, Bettruhe. Anita Berger in Zürich will keine Bettruhe. Sie geht ans Fenster; der Tag ist februargrau, aber sie hätte lieber Sonne. Viele Radfahrer tragen schwarze Jacken mit Kapuzen; Jogger trotzen verbissen dem kühlen Wind. Das Fieber beschert ihr einen heißen Kopf. Nach einer Viertelstunde fühlt sie sich schwach und muss sich doch hinlegen. Sie kann kaum mehr atmen, sie keucht, versucht zu rufen, aber mehr als ein Krächzen gelingt ihr nicht. Sie verliert das Bewusstsein und stürzt. Erst nach zwei Tagen findet ihre Schwester Theodora sie auf dem Boden liegend, im Eingang zu ihrer Zweizimmerwohnung. Jetzt geht alles schnell. Die Ambulanz kommt innert Minuten. »Nur ein Wunder kann sie retten«, sagt der Ambulanzfahrer, während sie Anita sorgfältig auf einer Tragbahre ins Fahrzeug heben. Im Krankenhaus landet sie sofort auf der Intensivstation. Es folgen Beatmungsgerät, Untersuchung durch einen leitenden Arzt, Blutprobe, ständige Überwachung. Nach fünf Minuten erster Erfolg: Anita wird überleben. Aber die Ärzte haben den Beginn einer Lungenentzündung festgestellt. Theodora sitzt geduldig, erst im Wartsaal, dann neben dem Bett im Zimmer ihrer Schwester. Sie ist gläubig und betet jeden Morgen und jeden Abend für Anita. Die Analyse von Anitas Blutprobe ergibt: wahrscheinlich ein Virus, welcher Art ist noch zu klären. Zeitgleich wird ein achtundsechzigjähriger Mann, der Taxifahrer José Delgado, ins Universitätsspital Basel eingeliefert. Er hat Herzbeschwerden und leidet unter extremem Bluthochdruck. Auch ihm wird aufgrund der Blutuntersuchung ein Virus attestiert. Der Arzt Doktor Wolfgang Degenhart untersucht das Blut eines seiner Patienten. Seine Diagnose ist klar: ein Virus. Er nimmt sich Zeit und studiert die Geschichten anderer, fremder Viren. Spanische Grippe, Schweinegrippe, Vogelgrippe. Die erste hat in drei Schüben Europa erobert, die anderen zwei hatten ihren Ursprung in Asien. Andere Untersuchungen folgen. Sie führen zur chinesischen Provinzhauptstadt Wuhan. Doktor Degenhart meldet seine Feststellungen dem deutschen Gesundheitsamt, unvollständig, wie sie sein mögen. Gleichzeitig geschieht etwas Bezeichnendes. In den Gesundheitsämtern aller europäischen Hauptstädte treffen ebenfalls Meldungen über das fremde Virus ein. Vereinzelt wird wieder Wuhan als Quelle genannt. Niemand kennt das Virus, seine Beschaffenheit ist allen ein Rätsel. Es verbreitet sich rasend schnell; die bekannten Grippemittel wirken nicht. Aber junge Menschen werden nicht oder kaum angesteckt, ältere Patienten jedoch bilden eine Hochrisikogruppe mit geringer Lebenserwartung. Der Taxifahrer aus Basel stirbt zwei Wochen nach seiner Einlieferung ins Spital. Er ist der erste Tote der neuen Krankheit.   Das Virus fühlt sich wohl auf der Erde. Sein Schwarm ist ausgeruht von der Reise und bereit zur Ernährung. Der Vorrat an genießbarem Fleisch ist enorm, er reicht für viele Erdenjahre; erst danach muss der Schwarm weiterziehen. Das Virus weiß nicht, ob es Artgenossen hat oder allein seinen Weg zurücklegen muss. Wenn man es fragte, was es ist, würde es antworten: »Ich bin.« Aber diese Antwort würde nicht akustisch, nicht visuell, nicht haptisch, nicht auf eine andere Art der Transmission übermittelt. Sie bildet sich im Virus, in jedem Virus, als wäre sie ständig dort gewesen. (Gedankenübertragung?) Der ganze Schwarm, alle vierhundertfünfzig Milliarden Viren, besitzt gleichzeitig alle Informationen. Er weiß, dass sich sein Speisefleisch Mensch nennt. Warum das so ist, weiß er nicht. Er ernährt sich nicht direkt durch Nahrungsaufnahme, sondern heftet sich den einzelnen Zellen seines Wirtskörpers durch eine Art Osmose an. Und manchmal bilden sich saftige Pusteln, die sind dann für die Viren Hauptspeise und Dessert zugleich. Der Schwarm hat gelernt, dass der Mensch, seine Zellen, sich verändern können, nachdem sie den Viren gedient haben. Einzelne, vor allem ältere Menschen leben nicht mehr weiter, wenn sich die Viren von ihnen ernährt haben. (Das Wort »älter« hat für die Viren keine Bedeutung. Älter war ein Mensch gewesen, weil er aufgehört hat zu leben.) Die Menschen haben ein Programm erfunden, mit dem sie die Angriffe der Viren abzuwehren glauben. Der Schwarm lacht, nur zu seinem eigenen Vergnügen. Das Lachen ist nicht hörbar, es entspricht am ehesten einem elektronischen Flackern. »Sie bilden sich ein, uns bezwungen zu haben. Erste Welle nannten sie das. Jetzt haben sie Angst vor einer zweiten Welle. Zu Recht, hrr … hrr.« Der Schwarm vibriert positiv. Die Luft des Planeten Erde ist von Viren geradezu geschwängert. »Die Menschen sollten sich mit der veränderten Luft befassen, nicht nur mit den veränderten Wirtszellen. Aber dafür sind sie zu rückständig, hrr … hrr.«   Eine Arbeitsgruppe wird gebildet. Sie produziert widersprüchliche Meinungen, beschriftet haufenweise Papier, hält eine Medienkonferenz ab. Ihre Aufgabe ist es, ihren Regierungen Vorschläge zur Bekämpfung des Virus zu unterbreiten. Dazu muss vorweg definiert werden, woraus das Virus besteht und was es zu seiner Verbreitung benötigt. Die Bevölkerung zeigt erstaunlich wenig Interesse am Virus. Die täglich publizierten Zahlen von Neuansteckungen und von Todesfällen werden als interessante Statistiken zur Kenntnis genommen, aber nicht mit konkreten Krankheitsfällen in Verbindung gebracht. Aber dieses Desinteresse ändert sich, sobald das Fernsehen in Großaufnahme das langsame Sterben eines alten Mannes zeigt. Die künstliche Beatmung bleibt wirkungslos. Die beiden Kinder des Mannes dürfen zusehen, wie er mit dem Unvermeidlichen kämpft, aber hinter einer dicken Glasscheibe. So erschöpft sich der letzte Gruß in einem schwachen Winken, und die Sehnsucht des Mannes nach einem letzten Kuss oder einem tröstlichen Streicheln bleibt unerfüllt. Doktor Oskar Bauer, Chefvirologe des Zürcher Kantonsspitals, leitet die Arbeitsgruppe. Für ihn ist die Pandemie am Abklingen. Doktor Degenhart, nun Vizepräsident, ist dagegen: Er ist überzeugt, dass die Viren aus dem Weltall kommen; die große Welle steht noch bevor.   Der Schwarm ist nicht untätig. Er will einen Menschen entführen und Zelle für Zelle analysieren. Wie das geschehen soll, weiß er noch nicht. Aber dass es ein großes osmotisches Fressen wird, das weiß er, hrr … hrr …! Unterdessen ein neues Ziel, der Planet Mars, der Rote Planet. Seine zwei Monde, Phobos und Deimos. Der Schwarm umfasst sie und fliegt weiter zum Planeten hinunter. Eine große Enttäuschung. Der Rote Planet ist tot, seine beiden Trabanten ebenfalls. Nur einige Sporen in den Ritzen zwischen den Felsblöcken deuten auf vergangenes Leben hin. Aber das Urgedächtnis des Schwarms weiß mehr. Unter widrigen Umständen brauchen Sporen weder Wasser noch Nährstoffe. Sauerstoff sowieso nicht. Gewisse Sporen überdauern lebend mehrere Hundert Jahre. Wenn wir uns an ihnen festhalten, entstehen vielleicht richtige Zellen. Das wäre ein gewaltiger wissenschaftlicher Erfolg. Der Schwarm handelt rasch. Er zieht die beiden Teilschwärme zurück, die er auf Phobos und Deimos angesetzt hat. Zusammen machen sie ein Viertel des Gesamtschwarms aus, mehr als hundert Milliarden Viren. Er stellt fest: »Das genügt bei Weitem, um einen Tochterschwarm zu bilden. Und wenn wir Mars unter Kontrolle haben, steht diese ganze Galaxis mit ihren Sonnensystemen und Planeten zu unserer Verfügung. Wichtig ist, die Sporen sorgfältig zu pflegen, dann dienen sie uns als Nährstoff für die Viren. Dies ist dann der Moment, zu anderen Sonnensystemen aufzubrechen, Alpha Centauri zum Anfang. Das Schöne ist, wir bleiben unentdeckt, bis es zu spät ist. Für sie zu spät, nicht für uns. Ihre Planeten verändern sich nicht, bloß das Leben darauf wird leiden. Einige werden mit einem Schnupfen davonkommen, andere kriegen unheilbare Atembeschwerden, und wieder andere werden an Lungenentzündung sterben. Das Ist sehr gut, da werden auch die technische und die philosophische Entwicklung der Menschen empfindlich leiden, und wir könne diskret wachsen, hrr … hrr …! Der Schwarm hat auch die Fähigkeit, mit sich selber zu reden und zu argumentieren. Solche Dialoge entstehen in allen Viren im selben Moment gleichzeitig, ebenso die Antworten. Frage: »Und wenn die Aufzucht der Sporen auf dem Mars misslingt?« Antwort: »Dann suchen wir ein paar Tausend Erdjahre lang weiter.«   Doktor Bauer, kahl und ständig lächelnd, klopft die Asche von seiner Zigarre. Auf dem Tisch steht eine Vase mit langstieligen gelben Rosen. Ein Besucher hat sie stehen lassen. Oskar Bauer erklärt: »Die Anzahl Neuansteckungen und die Zahl der Todesfälle sind nun seit zehn Tagen regelmäßig zurückgegangen. Das lässt mich schließen, dass das Schlimmste hinter uns liegt.« »Lieber Kollege, ich kann Ihnen nicht folgen«, sagt Doktor Degenhart in seinem gemütlich bayrischen Dialekt. »Ihre Begründung?« Doktor Emil Wetter, Chefarzt des Inselspitals von Bern, ein...



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