E-Book, Deutsch, Band 2273, 144 Seiten
Reihe: Julia
Mather Zu nah am Tabu?
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-0820-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2273, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-0820-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Wir ... wir sollten jetzt besser gehen', flüsterte sie. Er nickte. 'Sollten wir.' Dann beugte er sich herab und küsste sie. Eine unmögliche Liebe? Millionär Jack Connolly hat sich gerade erst in seine Villa an der rauen Küste Nordenglands zurückgezogen. Er will die Einsamkeit genießen und sein Leben neu ordnen. Da begegnet ihm die schöne Grace. Mit ihren rotgoldenen Locken und den endlos langen Beinen erregt sie auf den ersten Blick sein Verlangen. Aber so sehr er sich insgeheim nach ihr verzehrt, weiß er doch: Sie ist tabu für ihn! Schließlich ist sie bereits vergeben. Aber was er auch versucht, um sie zu vergessen - es weckt nur noch mehr sein Begehren ...
Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken - und das war's. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier - nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.
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1. KAPITEL
Als Jack zur Haustür hereinkam, klingelte das Telefon.
Am liebsten hätte er es einfach ignoriert. Er wusste, wer am anderen Ende der Leitung war. Der letzte Anruf seiner Schwägerin lag mindestens drei Tage zurück, und Debra ließ ihn selten längere Zeit in Ruhe.
Aber sie war Lisas Schwester und glaubte wohl, sich um ihn kümmern zu müssen. Dabei hatte er keinerlei Hilfe nötig. Er kam sehr gut allein zurecht.
Resigniert ließ er die Tüte mit dem ofenwarmen Baguette aus der Dorfbäckerei auf den Küchentresen fallen und griff nach dem Wandtelefon.
„Connolly“, meldete er sich in der leisen Hoffnung, dass sich vielleicht nur jemand verwählt hatte. Eine Hoffnung, die sich sogleich zerschlug, als Debra Carricks gereizte Stimme aus dem Hörer drang.
„Warum ist dein Handy ständig ausgeschaltet? Ich versuche schon seit gestern, dich zu erreichen!“
„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen“, erwiderte Jack trocken. „Warum, bitte schön, sollte ich auf Schritt und Tritt ein Telefon bei mir tragen? Nichts, was du mir zu sagen hast, wird so dringend sein, dass es nicht warten könnte.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte Debra gekränkt. „Was ist, wenn du einen Unfall hast? Stell dir vor, du fällst von deinem blöden Boot! Dann bist du froh, wenn du jemanden zur Hilfe rufen kannst.“
„Nur dass mein Handy unter Wasser leider nicht funktioniert“, wandte Jack freundlich ein, was Debra mit einem unwilligen Laut quittierte.
„Du hast auch auf alles eine Antwort, Jack“, sagte sie frustriert. „Wann kommst du wieder nach Hause? Deine Mutter macht sich Sorgen um dich.“
Das mit den Sorgen mochte stimmen, aber im Gegensatz zu Debra war Jacks Mutter klug genug, ihm keine solchen Fragen zu stellen, genau wie sein Vater und seine Geschwister.
Sie hatten akzeptiert, dass er Abstand von der Familie brauchte. Dieses Haus an der windgepeitschten Küste Northumbrias war genau der Ort, an dem er sein wollte.
„Mein Zuhause ist hier.“ Mit einem Anflug von Stolz sah er sich in der geräumigen Landhausküche um.
Das Haus war in einem erbärmlichen Zustand gewesen, als er es gekauft hatte. Monatelang hatte er aus Koffern und Umzugskartons gelebt, doch nun war die Renovierung, die er zu einem großen Teil selbst erledigt hatte, abgeschlossen.
Lindisfarne House hatte sich zu einem ebenso gemütlichen wie eleganten Zuhause gemausert. Der ideale Rückzugsort für ihn, um zu entscheiden, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte.
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst“, ereiferte sich Debra. „Jack, du bist Architekt, und noch dazu ein äußerst erfolgreicher! Nur weil du reich geerbt hast, musst du dich doch nicht in diesem gottverlassenen Kaff in Nordengland verkriechen.“
„Rothburn ist kein gottverlassenes Kaff. Es ist nicht abgelegener als Kilpheny auch. Ich musste weg aus Irland, Debra. Ich dachte, du verstehst das.“
„Ja, schon.“ Debra seufzte. „Ich schätze, der Tod deiner Großmutter war nach der Tragödie zu viel für dich. Aber deine ganze Familie und deine Freunde leben hier. Wir vermissen dich, weißt du.“
„Ja, ich weiß.“ Jack verdrehte die Augen, allmählich verlor er die Geduld. „Sorry, Debra, ich muss Schluss machen“, behauptete er. „Es hat an der Tür geläutet.“
Nachdem er aufgelegt hatte, stützte er sich mit gespreizten Händen auf die Arbeitsplatte aus kühlem Granit und atmete ein paar Mal tief durch. Debra konnte nichts dafür, dass er beim Klang ihrer Stimme immer an Lisa denken musste. Deshalb war sie noch lange kein schlechter Mensch.
Wenn sie ihn doch nur in Frieden lassen würde!
„Sie ist in dich verliebt.“
Die heitere, leicht amüsierte Frauenstimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah Lisa auf der Anrichte sitzen, in die Betrachtung ihrer Fingernägel vertieft. Sie trug die Caprihose und die Seidenbluse, die sie getragen hatte, als Jack sie das letzte Mal lebend gesehen hatte. An ihrem rechten Fuß baumelte eine einzelne hochhackige Sandalette.
Jack schloss die Augen, öffnete sie wieder und richtete sich auf. „Wie kommst du darauf?“
„Ich weiß es eben.“ Lisa hob den Kopf und sah ihn an. „Debra ist seit Jahren in dich verknallt. Seit ich dich zum ersten Mal mit nach Hause gebracht habe, um dich Daddy vorzustellen.“
Ohne ein weiteres Wort wandte Jack sich ab. Er stellte die Kaffeemaschine an, brach sich ein großes Stück von dem knusprig warmen Baguette ab und bestrich es dick mit Butter. Dann zwang er sich zu essen, obwohl es ihm gar nicht behagte, dass Lisa ihm dabei zusah.
„Wirst du nach Irland zurückkehren?“
Lisa gab nicht auf. Wiederstrebend sah Jack wieder zu ihr hin. Sie saß noch immer auf der Anrichte, eine bleiche, ätherische Gestalt, die sich, wie er aus Erfahrung wusste, jederzeit in Nichts auflösen konnte. Doch heute wollte sie ihn offensichtlich quälen.
„Was interessiert es dich?“, fragte er schulterzuckend und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, stark und schwarz, so wie er ihn am liebsten mochte. „Hast du etwa auch etwas gegen Northumbria einzuwenden?“
„Ich will nur, dass du glücklich bist.“ Lisa spreizte die Hände mit den frisch lackierten Fingernägeln, wie er es Hunderte Male bei ihr gesehen hatte. „Deshalb bin ich hier.“
„Wirklich?“
Jack war sich da nicht so sicher. Seiner Meinung nach setzte Lisa alles daran, ihn und andere glauben zu lassen, er sei verrückt geworden. Er sprach mit einer Toten. Wie abgedreht war das denn?
Ein kühler Luftzug streifte sein Gesicht, und Lisa war verschwunden.
Sie hinterließ keine Spuren, auch nicht den winzigsten Hauch ihres Lieblingsparfüms. Nichts, was als Beweis dafür hätte dienen können, dass Jack nicht dabei war, den Verstand zu verlieren.
Der Psychiater, den er deswegen aufgesucht hatte, vertrat die These, dies sei einfach seine ganz persönliche Art zu trauern. Doch Lisas Besuche hörten nicht auf, und inzwischen hatte Jack sich so daran gewöhnt, dass sie ihn kaum noch beunruhigten.
Zumal er nicht das Gefühl hatte, dass Lisa ihm schaden wollte. Sie wirkte genauso unbeschwert und kapriziös, wie sie es zu Lebzeiten gewesen war.
In Gedanken versunken trug er seinen Kaffee hinüber ins Wohnzimmer, einem großen, sonnigen Raum mit poliertem Eichenfußboden und lederbezogenen Sitzmöbeln. Die hell verputzten Wände boten einen reizvollen Kontrast zu den dunklen Deckenbalken, die breite Fensterfront zeigte direkt auf die Küste und die graublauen Wogen der Nordsee.
In einer Nische am Fenster stand ein rustikaler Schaukelstuhl. Dorthin setzte er sich, legte die Füße in den derben Lederstiefeln auf die Fensterbank und trank in Ruhe seinen Kaffee. Er hatte den ganzen Tag zur freien Verfügung, und auch das war ganz nach seinem Geschmack.
Er könnte mit seinem Segelboot, der Osprey, aufs Meer hinausfahren. Es würde seine ganze Kraft erfordern, die 25-Meter-Jacht an diesem stürmischen Maimorgen zu manövrieren, denn die Nordsee kannte kein Erbarmen.
Aber hatte er wirklich Lust auf so viel Action? Er könnte auch ein paar kleinere Reparaturen an Bord erledigen und den Tag bei den Fischern im Hafen verbringen. Das tat er gern.
Nicht, dass er unbedingt Gesellschaft brauchte. Der tödliche Unfall seiner Frau hatte ihn tief getroffen, aber er war nicht selbstmordgefährdet. Und Lisa war seit fast zwei Jahren tot. Er sollte sich also allmählich daran gewöhnt haben.
Hatte er auch. Nur dass sie ihn immer wieder heimsuchte.
Angefangen hatte es etwa einen Monat nach ihrer Beerdigung. Jack hatte an ihrem Grab auf dem Friedhof von Kilpheny gestanden, als er plötzlich spürte, dass jemand neben ihn trat. Es war Lisa.
Du meine Güte, hatte sie ihm einen Schrecken eingejagt! Er hatte schon gedacht, sie hätten versehentlich die falsche Frau beerdigt.
Aber das war unmöglich. Es war Lisas kleiner Sportflitzer gewesen, der beim Zusammenstoß mit einem Tanklaster in Flammen aufgegangen war. Und DNA-Vergleiche hatten zweifelsfrei ergeben, dass die getötete Fahrerin seine Ehefrau war.
Das Einzige, was den Crash heil überstanden hatte, war eine ihrer Designer-Sandaletten. Vielleicht trug sie deshalb immer nur eine, wenn sie einen Abstecher in die Welt der Lebenden machte, obwohl Jack die Logik nicht ganz verstand.
Wenn Lisa doch ansonsten völlig unversehrt wirkte, hätte man sie da nicht auch mit einem vollständigen Paar Schuhe ausstatten können?
Nun, er hatte gelernt, über kleine Unstimmigkeiten wie diese hinwegzusehen. Lisa folgte eben ihren eigenen Regeln.
Sie liebte es immer noch, ihn zu provozieren, genau wie während ihrer kurzen dreijährigen Ehe. Sie konnte es einfach nicht lassen.
Jack leerte seine Kaffeetasse in einem Zug und stand auf. Er hatte nicht vor, sich für den Rest seiner Tage auszumalen, was gewesen wäre, wenn. Oder herumzusitzen und Däumchen zu drehen, wie Debra es nannte.
Und mit einem Geist zu sprechen.
Vielleicht wurde er wirklich allmählich ein bisschen wunderlich.
Acht Stunden später hatte sich seine Laune erheblich gebessert. Nachdem er vormittags an seinem Boot gearbeitet hatte, war er nachmittags bei herrlichem Wetter und günstigem Wind aus Südwest doch noch aufs Meer hinausgefahren.
Mit frischem Schellfisch und Gemüse im Kofferraum fuhr er zurück zum Lindisfarne House. Er freute sich schon auf das Abendessen.
An den Kühlschrank gelehnt, gönnte er sich gerade ein...