E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Mather Wag den Schritt ins Glück
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-2986-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-2986-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Warum nur klopft Rachels Herz so laut, seit der Unternehmer Gabriel Webb sie in ihrem Café um ein Gespräch bat? Sie wollte das Leben mit ihrer kleinen gelähmten Tochter doch allein meistern. Aber der stolze Gutsbesitzer lässt nichts unversucht, ihr den Alltag sonniger zu machen ...
Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken - und das war's. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier - nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.
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1. KAPITEL
„He, ist das nicht Gabriel Webb da hinten am Fenster? Wow!“ Neugierig blickte Stephanie in die Richtung. „Was macht er denn hier? Mischt er sich unters gewöhnliche Volk?“
„Macht es dir etwas aus?“ Rachel bückte sich, um ein Blech mit Scones aus dem Backofen zu nehmen. „In mein Café zu kommen heißt nicht, sich unters gemeine Volk zu mischen.“
„Du weißt, was ich meine.“ Stephanie band sich die Schürze um. „Aber ich habe ihn hier noch nie gesehen. Du etwa?“ Sie schnitt ein Gesicht. „Du musst zugeben, dass ‚Rachel’s Pantry‘ nicht zu den Orten gehört, an denen er sich normalerweise aufhält.“
„Ich weiß nicht, wo er morgens normalerweise seinen Kaffee trinkt.“ Rachel wollte nicht zugeben, dass sie auch schon seit zwanzig Minuten darüber nachdachte. „Wichtig ist nur, dass er seine Rechnung bezahlt.“
Stephanie warf ihr einen ironischen Blick zu. „Es ist dir also egal, wenn er hierher kommt. Kingsbridge ist nicht groß, ich weiß. Aber es gibt ein paar gute Hotels, und wenn die leitenden Mitarbeiter von Webb’s Pharmaceuticals hier sind, wohnen sie normalerweise im County.“ Verstohlen sah sie über die Schulter. „Was hat er gesagt?“
„Ich habe nicht mit ihm gesprochen“, erwiderte Rachel. „Patsy hat seine Bestellung entgegengenommen.“
„Und das war?“
„Du meine Güte, Steph! Eine Kanne Tee, wenn du es genau wissen willst. Bist du nun zufrieden?“
„Tee!“ Stephanie blickte wieder zum Fenstertisch. „Keinen Kaffee?“
„Tee“, wiederholte Rachel leise. „Würdest du jetzt bitte mit der Lasagne anfangen?“
„Okay, okay.“ Gespielt ergeben hob Stephanie die Hände. „Ich fange sofort damit an.“ Sie nahm einige Schüsseln aus dem Regal hinter sich. „Und es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, aber ich habe Mrs. Austen in der High Street getroffen, und sie hat mir von ihrem Besuch bei Mark und Liz in Australien erzählt. Die beiden haben ein ganz tolles Haus in einem Vorort von Sydney, und Mark will mit jemandem, der Rennboote, Jetskis und so etwas herstellt, ein Geschäft gründen. Ganz schön aufregend, nicht?“
„Was? Oh, ja.“
Rachel hatte gar nicht richtig zugehört, denn sie musste ständig an Gabriel Webb denken und hatte das ungute Gefühl, dass er vielleicht in ihr Café gekommen war, um über Andrew zu sprechen.
Rachel presste die Lippen zusammen. Das war lächerlich. Sie hatte Andrew schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Soweit sie informiert war, lebte er in London. Vor Kurzem hatte sie zwar gehört, dass sein Vater Gabriel wieder in das Herrenhaus zurückgekehrt war, das sie in Kingsbridge besaßen, doch es hatte sicher nichts mit ihr zu tun. Und das war auch besser so. Andrew hatte sie verletzt, und sie wollte nichts mehr mit ihm oder seiner Familie zu tun haben. Sicher, seine Mutter war tot, aber wenn Gabriel Webb hier war, um ihr mitzuteilen, dass sie seinen Sohn in Ruhe lassen sollte, verschwendete er nur seine Zeit.
„Und, wie lange ist er schon da?“
Obwohl Stephanie sich über den Tresen beugte, wusste Rachel genau, wovon sie redete. Da sie allerdings nicht mehr über Gabriel Webb reden wollte, tat sie so, als hätte sie ihre Freundin falsch verstanden. „Über fünf Jahre, glaube ich. Liz und er sind in dem Jahr nach Hannahs Geburt ausgewandert. Hat Mrs. Austen erzählt, ob sie inzwischen Enkelkinder hat?“
Stephanie wandte den Kopf. „Oh, wahnsinnig komisch!“, rief sie. „Du weißt genau, dass ich nicht über Mark Austen rede. Was ist mit dir los? Hast du Angst vor dem Mann?“
„Vor Gabriel Webb?“ Rachel spürte, wie sie errötete. „Natürlich nicht. Ich verstehe nur nicht, was das ganze Theater soll. Er ist nur ein Kunde! Nur weil ich mal mit seinem Sohn ausgegangen bin …“
„Das klingt ja, als wäre es bloß ein One-Night-Stand gewesen“, protestierte Stephanie, die gerade Käse auf die Soße streute. „Ihr beide wart einige Monate zusammen. Alle dachten, es wäre etwas Ernstes mit euch, bis sein Vater euch auseinandergebracht hat.“
„Es war nicht …“
Rachel verstummte. Es war besser, ihre Freunde in dem Glauben zu lassen, als zuzugeben, dass Andrew für das Scheitern ihrer Beziehung verantwortlich war. Und auch für Hannah war es besser so, wie sie sich bitter eingestand. Sie hatte ihre Tochter aus allem heraushalten wollen, und sie zweifelte nicht daran, dass Gabriel Webb genauso erleichtert gewesen war wie sein Sohn.
„Ich möchte nicht darüber sprechen“, erklärte sie schließlich. „Oh, Patsy.“ Sie wandte sich an den Teenager, der gerade die Tische abgeräumt hatte und jetzt zurückkam. „Kannst du bitte das Geschirr hier wegstellen? Und dann geh, und frag den … Gentleman am Fenster, ob er noch etwas wünscht.“
„Okay.“
Widerstrebend warf Rachel einen Blick in Richtung ihres unwillkommenen Gasts und nahm dann die Tafel herunter, um die Tagesgerichte darauf zu schreiben.
„Wie viel schulde ich Ihnen?“
Seine Stimme war tiefer als Andrews und so sinnlich, dass Rachel ein Schauer über die Rücken lief. Obwohl Andrew einige Monate mit ihr zusammen gewesen war, hatte er sie nie seiner Familie vorgestellt. Es war das erste Mal, dass sie Gabriel Webb begegnete.
Ihr Mund wurde plötzlich ganz trocken, und sie stellte fest, dass er jünger war, als sie erwartet hatte – etwa Mitte vierzig. Allerdings sah er nicht gut aus. Sein dunkles Haar hatte graue Strähnen, und er war hager und hatte Ringe unter den Augen, die in diesem Licht fast schwarz wirkten. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er krank gewesen war. Im nächsten Moment schalt sie sich jedoch, weil sie sich überhaupt Gedanken darüber machte.
„Ich …“ Am liebsten hätte sie ihm gesagt, es ginge aufs Haus, und ihn gebeten zu gehen. Nachdem sie Stephanie davon zu überzeugen versucht hatte, dass seine Nähe sie nicht aus der Fassung brachte, musste sie allerdings so tun, als hätte sie alles unter Kontrolle. „Hm … einsfünfundneunzig.“
„Einsfünfundneunzig?“ Gabriel Webb nickte. „Okay.“ Dann nahm er einen Fünfpfundschein aus der Hosentasche, legte ihn auf den Tresen und wandte sich ab. „Danke.“
„Warten Sie!“, rief Rachel und hob die Hand, als er sich wieder umdrehte. „Sie haben Ihr Wechselgeld vergessen.“
„Ich habe es nicht vergessen“, entgegnete er ausdruckslos und wollte das Café verlassen.
Ohne auf Stephanies ungläubigen Blick zu achten, folgte Rachel ihm und holte ihn an der Tür ein. „Der Service ist inklusive“, sagte sie angespannt und hielt ihm das Geld entgegen. „Sie hätten das Trinkgeld Patsy geben sollen.“
Seine Miene war resigniert, als er die Münzen entgegennahm. „Muss das sein?“, fragte er so leise, dass Stephanie es zum Glück nicht hören konnte. Mir ist klar, dass Sie mich wahrscheinlich nicht mögen, Rachel, aber ich dachte, Sie würden sich vor Ihren Angestellten zusammenreißen.“
Rachel war verblüfft. „Ich kenne Sie nicht, Mr. Webb“, erklärte sie, nachdem sie die Sprache wieder gefunden hatte.
„Stimmt“, bestätigte er trocken. „Und deswegen hätten Sie im Zweifelsfall zu meinen Gunsten entscheiden können. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“ Er zuckte die Schultern. „Jedenfalls möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen.“
Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Irgendetwas an ihm beunruhigte sie, und sie verspürte einen Anflug von Panik. Vermutlich war es seine Ähnlichkeit mit Andrew, die sie aus der Fassung brachte.
Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass es mehr als das war. Sie waren beide groß und schlank, hatten dunkles Haar und einen dunklen Teint, den sie von ihren südländischen Vorfahren geerbt hatten. Doch im Gegensatz zu Andrew war Gabriel nicht im herkömmlichen Sinne attraktiv, denn seine Züge waren schroffer.
„Es war gut, Sie endlich mal kennenzulernen“, bemerkte er.
Rachel nickte höflich, zweifelte aber daran, dass er es ernst gemeint hatte.
Er klappte den Kragen seines Mantels hoch und trat in die kühle Frühlingsluft hinaus. Obwohl der April sehr kalt gewesen war, hätte man ihrer Meinung nach trotzdem keinen Mantel tragen müssen. Sie ging zum Fenster und schob die Jalousie beiseite, um ihm nachzublicken. Die Begegnung mit ihm hatte sie aufgewühlt, und Rachel wünschte, nun nicht Stephanie gegenübertreten zu müssen.
„Das ist ein Mann, nicht?“, erkundigte Stephanie sich prompt neben ihr. „Was hat er gesagt? Es scheint ja ein sehr intensives Gespräch gewesen zu sein.“
„Das ist nicht wahr.“ Wieder errötete Rachel. „Findest du, dass er gut aussah?“
„Ist das eine ernst gemeinte Frage?“ Stephanie zog die Augenbrauen hoch, als sie zum Tresen zurückkehrten. „Ja, ich finde schon. So gut ein Millionär aussehen kann, schätze ich.“
Rachel seufzte frustriert. „Das habe ich nicht gemeint. Er sah aus, als wäre er krank gewesen. Er war so blass und hager im Gesicht.“
„Mir blutet das Herz!“, rief Stephanie ungerührt. „Wahrscheinlich hatte er nur eine schwere Nacht. Männer wie er haben immer eine schwere Nacht.“
„Du hast doch keine Ahnung“, entgegnete Rachel und war froh, als im nächsten Moment mehrere Gäste hereinkamen, um die sie sich kümmern konnte.
Als sie um fünf schlossen, brachte Rachels Mutter Hannah ins Café. Manchmal wartete sie mit den Einkäufen, bis Hannah aus der Schule kam, und dann kamen sie auf eine Kanne Tee und ein Stück Torte vorbei.
Rachel freute sich darüber, die beiden zu...