E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Mather Gehörst Du einem anderen?
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5332-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5332-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Er ist geradezu unverschämt gut aussehend und auch noch ausgesprochen charmant - Grace kann kaum die Augen von Oliver Ferreira nehmen. Auch er scheint an ihr interessiert. Doch immer wieder sieht sie ihn mit dieser anderen Frau. Spielt er nur mit ihren Gefühlen?
Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken - und das war's. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier - nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.
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1. KAPITEL
Oliver stand an dem großen Fenster seines Büros im vierzehnten Stock, als die Sprechanlage leise summte.
Seufzend wandte er den Blick von den regennassen Straßen Newcastles ab und ging über den dicken dunkelblauen Teppich zu seinem Schreibtisch. Er drückte den Knopf der Sprechanlage. „Ja?“, fragte er knapp. Er ärgerte sich über die Störung.
Seine Sekretärin Mrs. Clements räusperte sich. „Ihr Bruder ist hier, Mr. Ferreira. Ich habe ihm gesagt, dass Sie beschäftigt sind, aber er besteht darauf, Sie zu sehen.“ Sie machte eine Pause. „Haben Sie Zeit?“
Während Oliver noch versuchte, damit zurechtzukommen, dass sein Bruder es wagte, in seinem Büro aufzutauchen, hörte er schon die lautstarke Auseinandersetzung im Vorzimmer. Thomas Ferreira liebte es nicht, warten zu müssen. Wenige Sekunden später wurde die Bürotür aufgestoßen. Ein großer, breitschultriger Mann erschien auf der Schwelle.
„Was soll das, zum Teufel?“, rief Thomas. Sein attraktives Gesicht war gerötet vor Zorn. „Muss ich mir neuerdings einen Termin geben lassen, wenn ich mir dir reden will, Oliver? Ich gebe zu, es ist schon länger her, dass wir uns gesehen haben. Aber du brauchst nicht gleich zu übertreiben.“
Oliver blickte seine Sekretärin an, die hinter seinem Bruder stand. „Es ist schon gut, Mrs. Clements“, versicherte er ihr. „Ich weiß, es ist nicht Ihre Schuld.“
Mrs. Clements hob resigniert die Hände. „Sie denken an den Termin mit Mr. Adler um vier Uhr, ja?“
„Er wird daran denken“, mischte Thomas sich ein. „Ich werde ihn nicht lange aufhalten. Keine Sorge, ich bin sein Bruder, kein Steuerfahnder.“
Mrs. Clements ignorierte ihn und blickte ihren Chef an. „Kann ich Ihnen Kaffee oder Tee bringen, Mr. Ferreira?“
„Solange es keine Flasche Scotch ist“, spottete Thomas.
Oliver beachtete ihn gar nicht und erwiderte höflich: „Tee, wenn es keine Umstände macht.“
„Selbstverständlich nicht.“
Thomas schloss die Tür hinter der Sekretärin. „Ehrlich, Oliver, diese Frau würde für dich durchs Feuer gehen.“ Er verzog das Gesicht. „Wie die meisten Frauen.“
„Aber nicht alle“, stellte Oliver leicht verbittert fest. Dann kniff er ungeduldig die Augen zusammen. „Was willst du, Tom? Ich habe nicht viel Zeit.“
Statt zu antworten, ging Tom zum Schreibtisch, zog einen Ledersessel heran und machte es sich bequem. „Lass uns warten, bis der Tee da ist“, schlug er vor. „Die alte Clements braucht nicht zu hören, was ich zu sagen habe.“
Oliver unterdrückte seinen Ärger. „Mrs. Clements ist absolut vertrauenswürdig. Sie würde nie etwas ausplaudern.“
„Trotzdem …“ Tom zuckte die Schultern. „Ich hatte ganz vergessen, was für eine Aussicht du von hier oben hast“, wechselte er das Thema. „Das hast du bestimmt vermisst, als du in Blackstone Abbey gesessen hast.“
Oliver hätte seinen Bruder am liebsten aus dem Büro geworfen. Doch erst wollte er erfahren, was Tom ihm zu sagen hatte. Deshalb nahm er sich zusammen.
Vor ungefähr vier Jahren hatten sie sich das letzte Mal ernsthaft unterhalten. Obwohl Oliver sich über den Besuch seines Bruders ärgerte, war er neugierig, weshalb er gekommen war.
Vielleicht war es Zeit, die Vergangenheit zu begraben. Früher hatten sie sich gut verstanden. Erst Toms Verrat und das Scheitern von Olivers Ehe hatten sie entzweit. Dass die Ehe zerbrochen war, war nicht nur Toms Schuld, sondern auch Sophies. Immerhin war sie Olivers Frau gewesen, während sein Bruder unverheiratet gewesen war.
Es würde Oliver schwerfallen, Tom jemals wieder zu vertrauen. Die Scheidung von Sophie war schmerzhaft gewesen. Monatelang hatte er seinen Kummer in Alkohol ertränkt. Toms abfällige Bemerkung über die Flasche Scotch und seine Anspielung auf Blackstone Abbey, eine Entzugsklinik, bewiesen, dass er nicht hier war, um sich zu entschuldigen. Vermutlich will er etwas von mir, dachte Oliver. Das war schon immer so gewesen, Tom war nur gekommen, wenn er etwas wollte.
Oliver ließ sich in seinen Schreibtischsessel sinken, lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete seinen Bruder nachdenklich. Tom war älter geworden, wie er feststellte. Aber er selbst ja auch.
„Wie geht es Sophie?“, fragte er schließlich, weil er es hinter sich bringen wollte. Es überraschte ihn, wie wenig er für seine Exfrau empfand. Nach der Scheidung hatte er es monatelang nicht ertragen können, ihren Namen zu hören. Doch nun spürte er kaum mehr als ein leichtes Bedauern darüber, was hätte sein können, und erinnerte sich daran, wie dumm und gutgläubig er gewesen war.
Tom schien über die Frage erstaunt zu sein. „Ihr geht es gut, nehme ich an. Warum rufst du sie nicht an und findest es heraus?“
Es gelang Oliver, seine Verblüffung zu verbergen. „Nein, das tue ich lieber nicht.“ Er legte die Hände auf die Armlehnen. Als Mrs. Clements mit einem Tablett hereinkam, rang er sich ein Lächeln ab. „Danke.“ Er blickte mit gespielter Begeisterung auf die Kekse. „Die sehen gut aus.“
„Wenn Sie sonst noch etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen“, sagte seine Sekretärin freundlich. Sie war eine sehr loyale Mitarbeiterin und damals über Toms Betrug sehr schockiert und zornig gewesen.
Als die Tür hinter ihr zufiel, machte Oliver keine Anstalten, Tee einzuschenken, sondern lehnte sich wieder zurück. Wenn Tom etwas trinken wollte, konnte er sich selbst bedienen.
„Was willst du?“, fragte Oliver resigniert. „Wenn es um Geld geht, vergeudest du deine Zeit. Abgesehen davon, dass meine Exfrau ihr Bestes getan hat, um mich zu ruinieren, läuft es momentan auf dem Immobilienmarkt nicht gut.“
„Tu doch nicht so, als ob du darauf angewiesen wärst“, entgegnete Tom scharf. „Ich weiß zufällig, dass du gerade den Auftrag bekommen hast, ein Einkaufszentrum am Vicker’s Wharf zu entwerfen.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Aber ich habe nicht von Geld geredet, oder? Nachdem Sophie das meiste Geld, das sie nach der Scheidung als Abfindung erhalten hat, in das Gartencenter investiert hat, bleibt es ja in der Familie.“ Er zögerte kurz. „Um genau zu sein, habe ich gerade das daran angrenzende Grundstück gekauft und hoffe, dass wir künftig auch Wintergärten verkaufen können. Die sind momentan sehr gefragt, wie du wahrscheinlich weißt.“
„Schön für dich.“ Oliver war froh zu hören, dass sich der Geschäftssinn seines Bruders bezahlt machte. Das Ferreira Gartencenter hatte ihr Vater aufgebaut, und Tom war der Einzige in der Familie, der seine Liebe zu den Pflanzen und Blumen geerbt hatte. Seit Tom das Geschäft führte, hatte sich der Umsatz verdoppelt, natürlich nicht zuletzt dank der Investitionen von Olivers Exfrau. „Okay. Wenn es nicht um Geld geht, worum dann? Du bist bestimmt nicht gekommen, um zu fragen, wie es mir geht“, fuhr er fort.
„Wieso nicht?“ Tom schien sich zu ärgern. „Du bist immer noch mein Bruder. Nur weil wir in der Vergangenheit einige Meinungsverschiedenheiten hatten …“
„Meine Frau zu verführen und meine Ehe zu zerstören würde ich nicht gerade als Meinungsverschiedenheit bezeichnen“, erklärte Oliver kurz angebunden.
„Ja, schon gut.“ Tom machte ein mürrisches Gesicht. „Wir hatten unsere Probleme, das will ich gar nicht leugnen. Und ich streite auch nicht ab, dass ich schuld daran war. Aber ich hätte Sophie nicht verführen können, wenn sie es nicht auch gewollt hätte, oder? Und du warst so versessen darauf, Teilhaber bei Faulkner’s zu werden. Du hast deine Frau vernachlässigt, Oliver. Gib es zu.“
„Ich gebe nichts zu, Tom. Und wenn das als Rechtfertigung gemeint ist …“
„Das ist es nicht“, unterbrach Tom ihn rasch. Er setzte eine reumütige Miene auf. „Würde es dir helfen, wenn ich zugebe, einen Fehler gemacht zu haben? Ich hätte niemals so weit gehen dürfen. Ich war ein Idiot, ein egoistischer, arroganter Idiot. Mehr als jeder andere bereue ich, was geschehen ist.“
Oliver schob den Sessel so heftig zurück, dass er an die Wand stieß. „Du solltest jetzt gehen.“ Er lachte freudlos auf und schüttelte den Kopf. „Du bist unbezahlbar, weißt du das? Hast du wirklich geglaubt, es würde irgendetwas ändern, dass du zu mir ins Büro kommst und mir erzählst, du hättest einen Fehler gemacht?“
„Ich habe es gehofft“, antwortete Tom verdrießlich. „Jeder macht Fehler, oder nicht?“
Oliver schüttelte wieder den Kopf. „Geh einfach, Tom, ehe wir beide etwas sagen, was uns später leidtut.“
Tom rührte sich nicht. Oliver blickte auf seine Uhr. Es war halb vier, wie er ungläubig feststellte. War wirklich erst eine Viertelstunde vergangen, seit Tom aufgetaucht war?
Er atmete tief aus und betrachtete seinen Bruder unschlüssig. Was nun? fragte er sich. Musste er ihn wirklich hinauswerfen? Das könnte er tun, denn er war größer und durchtrainierter als Tom. Dennoch gefiel ihm die Vorstellung nicht, seinen Bruder durch Mrs. Clements Zimmer und an den anderen Büros vorbeizuziehen. Es war schwer genug gewesen, das Mitleid seiner Kollegen zu ertragen, nachdem Sophie ihn verlassen hatte. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ihm die Sache immer noch so nahe ging, dass er seinen Bruder so unfreundlich behandelte. Er empfand nichts außer Verachtung für Tom, der offenbar davon ausgegangen war, dass Oliver auf seine Lügen hereinfallen würde.
„Ich habe gleich einen Termin“, erklärte er ruhig. Sich zu ärgern oder zornig zu werden, das brachte ihn nicht weiter....