Masterton | Racheengel | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Masterton Racheengel

Ein Fall für Katie Maguire
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-86552-726-4
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Fall für Katie Maguire

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-86552-726-4
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



In einer schmutzigen Wohnung in Cork wird eine männliche Leiche gefunden. Das Gesicht ist von Schüssen vollständig zerfetzt. Doch Ermittlerin Katie Maguire findet bald heraus, um wen es sich handelt: Der Tote war ein somalischer Zuhälter. Kurz darauf wird einer seiner Komplizen ermordet. Katie muss den Mörder finden. Aber die Toten waren erbarmungslose Männer, die blutjunge Mädchen nach Irland holten, um sie dort für Sex zu verkaufen. Und jetzt, da sie tot sind, ist die Stadt ein viel sicherer Ort geworden. Brutal und schockierend - das ist die Handschrift von Graham Masterton, Englands Großmeister der Angst. Daily Mail: 'Masterton hat das Talent, Opfer, die unfassbare Brutalität erleben, absolut überzeugend zu schildern.' Peter James: 'Graham Masterton ist einer der originellsten und furchteinflößendsten Erzähler unserer Zeit.' The Examiner: 'Katie Maguire gehört zu den besten Ermittlern im Thrillergenre.' Irish Independent: 'Ein harter und düsterer Thriller mit einer interessanten, lebendigen Hauptfigur.'

Graham Masterton ist einer der erfolgreichsten Autoren moderner Spannungsromane. Er schreibt Thriller, Horrorromane und erotische Ratgeber. 1975 erschien mit Der Manitou sein erster unheimlicher Roman, der sofort zum Bestseller wurde und mit Tony Curtis and Susan Strasberg in den Hauptrollen verfilmt wurde. Inzwischen sind etwa 50 Horrorromane erschienen, deren verkaufte Auflage bei über 20 Millionen liegt. Seine Website: www.grahammasterton.co.uk 'Leute zu erschrecken, hat mir schon als kleiner Junge Spaß gemacht', erklärt er vergnügt. 'Als ich 11 war, schrieb ich eine Story über einen Mann ohne Kopf, der aber immer noch singen konnte und der ständig Tiptoe through the tulips (Auf Zehenspitzen durch die Tulpen) trällerte. Vor kurzem traf ich einen Schulfreund, der sich immer noch sehr gut an diese Geschichte erinnert. Er gestand mir, dass ihm heute noch, sobald er einen Topf mit Tulpen sieht, ein Schauder über den Rücken läuft.'
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1

Kaum dass Ciaran die Tür öffnete, schlug ihnen der Gestank auch schon entgegen. Ein faulig süßer Geruch, der sie einen Schritt zurück auf den Bürgersteig trieb.

Ciarans zukünftiger Pächter zerrte ein zerknülltes Taschentuch aus der Tasche seines Regenmantels und drückte es sich auf Nase und Mund.

»Heilige Maria, Muttergottes, als würd da drin ’ne beschissene Banshee hausen«, sagte er mit gedämpfter Stimme, wobei er in den dunklen Flur deutete.

Ciaran entgegnete: »Heftig, oder? Mein Gott, da geb ich Ihnen recht.«

»Auf keinen Fall miet ich ’ne Bude, in der’s so stinkt, darauf können Sie einen lassen. Meinen Kunden würden noch vorm ersten Bissen die Augen ausm Kopf fallen.«

Ciaran hob den Blick zu den verblassten roten und grünen Buchstaben über dem Eingang des Ladens. »Ich sag Ihnen, was das vermutlich ist.« Er räusperte sich, versuchte möglichst autoritär zu klingen. »Die letzten Pächter hatten ’nen ungarischen Feinkostladen. Können Sie ja am Schild sehen. Ungarische Spezialitäten. Würde sagen, die ham beim Auszug was im Gefrierschrank vergessen, aber Bord Gáis hat den Strom abgestellt, und das vor über ’nem Monat. Das sind vergammelte Würstchen oder so, da geh ich jede Wette ein.«

»Mir egal, was es ist«, machte sein Interessent deutlich. »Ich werd mich da drin nicht mal umsehen, solange Sie den Gestank nicht losgeworden sind.«

Ciaran lenkte ein: »Okay, Mr. Rooney, alles klar. Versteh ich völlig. Ich kümmer mich drum, kein Problem. Aber was sagen Sie zu der Lage?«

Sein potenzieller Pächter blickte sich um. Er war ein kleiner Mann um die 55 mit breiter Brust, dichten grauen Locken, tief eingesunkenen, kleinen Augen und silbrigen Stoppeln am Kinn. Er trug einen grauen, um die Hüfte mit einem Gürtel geschlossenen Regenmantel, wodurch er wie ein menschliches Bierfass aussah.

»Ach, die Umgebung ist so ziemlich genau das, was ich gesucht hab. Ich will so was wie Kebab, Curry und Fish ’n’ Chips anbieten.« Er zögerte einen Moment, folgte mit dem Blick der steil abfallenden Straße in Richtung Stadtzentrum. Dann drehte er sich um und verkündete: »Meine Güte, wollen Sie die verdammte Tür irgendwann wieder zumachen?«

»Ist ja gut.« Aber als Ciaran die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, fiel ihm sein Schlüsselbund auf die Eingangsmatte. Er war gerade mal 21, dürr und ungeschickt, hatte kurzes rotes Haar, eine Hakennase und einen entzündeten roten Fleck am Kinn. Er war schon immer ungeschickt gewesen, und da er seit gerade mal zwei Wochen für das Immobilienbüro Lisney arbeitete und jetzt erst zum dritten Mal alleine mit einem Kunden unterwegs war, war er noch immer sehr nervös. Es half auch nicht, dass der Flur neben diesem Ladenlokal so stank. Sein Magen zog sich zusammen und hinten in der Kehle schmeckte er Galle.

»Hören Sie, Mr. Rooney, ich schwör Ihnen, bis morgen hab ich den Laden auf Vordermann gebracht. Ist ’n klasse Angebot. Sie ham den Laden, die Küche und den Lagerraum im Keller, und hinten gibt’s noch Toiletten. Und das für gerade mal 12.000 Euro im Jahr. Ich weiß, zurzeit werden im Stadtzentrum jede Menge Ladenlokale angeboten, aber nicht viele zu diesem Preis.«

Ciarans Boss, Blathnaid, hatte ihm gesagt, dass die Besitzer der Gebäude wegen der Rezession die Miete bereits um 2000 Euro gesenkt hatten, und sollten sie nicht bald einen Pächter auftreiben, müssten sie noch weiter runtergehen. In der Lower Shandon Street gab es noch ein paar andere kleine Geschäfte. Links von diesem Gebäude befand sich Denis Nolans Metzgerei, mit Drisheen und Schweinehälften im Schaufenster, und rechts davon lag Hennessys Zeitschriftenladen und direkt gegenüber dieses Orosin African Restaurant. Aber genauso gab es die Straße rauf einige verrammelte Ladenfronten, und sogar die, die noch geöffnet waren, hatten es nicht leicht.

»Was ist mit dem Laden in der Ballyhooly Road?«, fragte Mr. Rooney und schniefte. »Ist der noch zu haben?«

»Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Mr. Rooney, Sie werden nichts bekommen, was zu Fuß auch nur annähernd so gut zu erreichen ist wie hier in der Shandon Street. Und wenn Sie Kebab und Curry verkaufen wollen, würden Sie auch nicht dieselbe Klientel bekommen.«

»Ja, nun, das behauptet man von der Shandon Street, oder? Genau wie ’n Pint Guinness – unten schwarz, in der Mitte schwarz und oben weiß.«

Dazu sagte Ciaran nichts. Er hatte bei Lisney eine strikte Einweisung in Political Correctness bekommen, und gleichzeitig machte ihm das Chubb-Sicherheitsschloss zu schaffen. Es klemmte und er konnte den Schlüssel nicht drehen, als er ein seltsames Heulen hörte. Ziemlich hoch, wie von einer Frau oder einem Kind. Vielleicht war es auch nur eine Katze.

Was es auch war, es kam aus dem Inneren des Gebäudes.

»Genau, machen wir also weiter«, sagte Mr. Rooney mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Ich will keine Zeit mehr verschwenden. Gegen zwölf soll ich in Ballincollig sein.«

Aber Ciaran drückte gerade das Ohr an die Tür und lauschte angestrengt. »Halten Sie mal die Klappe«, sagte er, wobei er eine Hand hob.

»Was erlauben Sie sich?«, empörte sich Mr. Rooney.

»Entschuldigung. Halten Sie mal den Mund, bitte. Ich glaub, ich hör jemanden.«

»Kommen Sie, Junge, ich bin ’n viel beschäftigter Mann und schon spät dran.«

»Nein, nein, hören Sie. Da ist es wieder! Klingt wie Weinen!«

Mr. Rooney schnalzte abfällig mit der Zunge, verdrehte die Augen und ging zur Tür zurück. Im selben Moment rollte ein vor Schmutz starrender Pick-up-Truck, beladen mit Holzstämmen und Waschmaschinen, die Straße herauf. Aus seinem Auspuff qualmten die Abgase und aus den Fenstern Zigarettenrauch.

»Ich hör gar nichts«, widersprach Mr. Rooney. »Das ist Ihre Einbildung, Junge.«

Aber als sich der Pick-up die Church Street entlangkämpfte und der Lärm seines löcherigen Auspufftopfs langsam leiser wurde, ertönte aus dem Inneren des Gebäudes ein weiterer Schrei aus Schmerz und Verzweiflung.

Er war so lang gezogen, dass es fast wie aus einer Oper war, und dieses Mal hörten sie ihn beide.

»Ich dachte, Sie hätten gesagt, das Gebäude sei unbewohnt«, sagte Mr. Rooney in einem Ton, als würde er Ciaran des Vertragsbruchs beschuldigen.

»Sollt’s auch sein. Die oberen beiden Stockwerke sind Mietwohnungen, aber soweit ich weiß, wohnt da zurzeit niemand.«

»Dann wissen Sie nicht gerade viel. Scheint so, als müssten wir rein und mal nachsehen.«

»Ich sollte erst im Büro anrufen«, widersprach Ciaran.

»Ach, und was sollen die machen? Besser wär, Sie rufen gleich die Polizei.«

Ciaran zögerte ein paar Sekunden, dann drehte er wieder den Schlüssel im Schloss und öffnete die Eingangstür. Dieses Mal schien der Gestank sogar noch schlimmer zu sein. Er war so stark, dass er erst den Eindruck hatte, er könnte ihn tatsächlich als eine Art orangefarbenen Nebel sehen. Aber das war nur das Licht, das durch ein Buntglasfenster auf dem ersten Treppenabsatz in den Flur fiel.

Der Gestank ließ ihn würgen. Er verklebte seine Nasenlöcher, seine Kehle und seine Lunge. Er erinnerte ihn an damals, als eine Ratte unter den Bodendielen von Tantchen Kathleens Cottage in Clash verreckt war, nur hundertmal stärker.

Der Flur war eng und schlauchförmig, mit Prägetapete an den Wänden, die man mit senfgelbem Glanzlack versiegelt hatte, und abgewetztem grünem Linoleum auf dem Fußboden. Links führte eine Tür in den Laden.

Zuerst wehrte sie sich, aber Ciaran stemmte sich kräftig mit der Schulter gegen die Tür und drückte sie stockend weiter auf. Wegen der Stahljalousien vor dem Fenster war es dunkel im Laden. Zwei Essensauslagen mit Glasfront standen im rechten Winkel zueinander. Das Glas war staubig und die Auslagen leer. Mitten auf dem Boden lag ein Stuhl und an der gegenüberliegenden Wand hing noch immer ein zerrissenes Poster mit einer Burg in Budapest darauf. Abgesehen davon wies nichts darauf hin, dass man hier mal ungarische Spezialitäten bekommen hatte. Ciaran erkannte, dass er sich mit den Würstchen wohl geirrt hatte. Hier stank es bei Weitem nicht so schlimm wie auf dem Flur.

»Wenn Sie den Gestank loswerden, wird das hier ’ne super Fish-and-Chips-Bude«, stellte Mr. Rooney nach einem Rundumblick fest. Er wollte noch etwas sagen, als ihn ein weiteres dünnes, hohes Heulen, das fast an einen Schrei erinnerte, davon abhielt. Es klang, als käme es aus dem Zimmer genau über ihnen, und Ciaran glaubte, er hörte auch Bewegungen, Absätze auf dem Boden.

Beide sagten kein Wort, aber Mr. Rooney ging zurück auf den Flur und machte sich daran, die Stufen hinaufzustampfen, wobei er sich am klapprigen Handlauf festhielt, um sich daran entlangzuhangeln. Ciaran folgte ihm und fühlte sich ziemlich unreif. Immerhin war er der Agent des Maklers und sollte das Sagen haben.

Sie erreichten den Treppenabsatz. Das Licht vom Buntglasfenster malte ihnen Flecken ins Gesicht, als würden beide an irgendeiner unheilbaren Hautkrankheit leiden. Links von ihnen war eine Tür, von deren Rahmen die braune Farbe abblätterte, und vor ihnen noch eine Tür, halb geöffnet. Ciaran sah einen rostigen Waschzuber und eine altmodische Eisenbadewanne mit einem großen, tropfenden Hahn.

»Ist da jemand?«, rief Mr. Rooney. »Ich hab gefragt, ob da jemand ist!« Er atmete keuchend ein, aber bevor er ein drittes Mal rufen konnte, fing er zu husten an und musste sich auf die Brust klopfen, bevor er...


Masterton, Graham
Graham Masterton ist einer der erfolgreichsten Autoren moderner Spannungsromane. Er schreibt Thriller, Horrorromane und erotische Ratgeber. 1975 erschien mit Der Manitou sein erster unheimlicher Roman, der sofort zum Bestseller wurde und mit Tony Curtis and Susan Strasberg in den Hauptrollen verfilmt wurde. Inzwischen sind etwa 50 Horrorromane erschienen, deren verkaufte Auflage bei über 20 Millionen liegt. Seine Website: www.grahammasterton.co.uk

'Leute zu erschrecken, hat mir schon als kleiner Junge Spaß gemacht', erklärt er vergnügt. 'Als ich 11 war, schrieb ich eine Story über einen Mann ohne Kopf, der aber immer noch singen konnte und der ständig Tiptoe through the tulips (Auf Zehenspitzen durch die Tulpen) trällerte. Vor kurzem traf ich einen Schulfreund, der sich immer noch sehr gut an diese Geschichte erinnert. Er gestand mir, dass ihm heute noch, sobald er einen Topf mit Tulpen sieht, ein Schauder über den Rücken läuft.'



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