Die vorliegende Arbeit schließt bezüglich der „Habichtslehren“ – die jahrhundertelang praktisch unbeachteten, ersten originären Schriften über die Beizjagd in deutscher Sprache – wichtige Forschungslücken: Zuerst, indem nicht nur die beiden durch Kurt Lindner bekannt gemachten Manuskripte überarbeitet und neu herausgegeben werden, sondern im Besonderen dadurch, dass die „Jüngere Habichtslehre“ – eine in den 1960er Jahren noch unbekannte, zum Verständnis der Genese dieser Traktate jedoch immens wichtige Textstufe – erstmals ediert und ausführlich kommentiert wird. Von Beginn an intendiert war hierbei ein Werk, das nicht nur in indogermanistischer, mediävistischer oder handschriftenkundlicher Sicht Relevanz entfaltet, sondern auch für zeitgenössische Falkner, grundsätzlich an der Kulturtechnik der Beizjagd Interessierte und historisch arbeitende Vogelkundler fruchtbringend nutzbar ist. Somit liegen alle drei deutschen Manuskripte inkl. der Einarbeitung der lateinischen Handschrift L in einem Werk auf dem gegenwärtigen Wissensstand der Forschung vor – schon hier zeichnet sich ein großer Fortschritt in der Erschließung der Primärquellen dieser Zeit ab.
Die seit den 1960er Jahren im Raum stehende Forschungsfrage nach der Provenienz dieser Texte innerhalb des deutschen Sprachraums kann im zweiten Teil der Arbeit erstmals schlüssig beantwortet werden. Neben einer umfangreichen und akribischen Auswertung der handschriftlichen Textvertreter hinsichtlich ihrer geographischen Herkunft nach analysierten Sprachmerkmalen wurden auch nicht linguistische Charakteristika – die rezenten Verbreitungsgebiete der beschriebenen Beutevögel – mit in die Argumentation einbezogen, um eine zweite, völlig unabhängige Beweiskette zu erhalten, deren Kombination mit sprachwissenschaftlichen Methoden nur einen Schluss zum Abfassungsraum der „Habichtslehren“ zulässt.
Die sehr fruchtbaren Verbindungen kultureller Art, die die Falknerei grundsätzlich auszeichnen, äußern sich besonders in der Vitalität der „Falknersprache“, einem frühen Zunftidiom, das zahlreiche Einflüsse und Anregungen aus einer Vielzahl von Sprachen und Kulturen aufgenommen hat. Diese umfangreichen Bezüge gebührend auszuloten ist das Anliegen des dritten Hauptteils der Arbeit. Jedes in den „Habichtslehren“ dokumentierte Fachwort wird einer ausführlichen Betrachtung hinsichtlich seiner Bezeugung in den Texten, seines erstens Erscheinens im Deutschen, seiner gegenwärtigen Verwendung, Bedeutung und Etymologie unterzogen. Dabei werden nicht nur vorhandene Deutungen referiert, sondern auch zahlreiche neue Vorschläge der Wortanalyse unterbreitet. Auch in diesem Forschungsbereich steht der sprachwissenschaftliche Befunde nicht starr für sich, sondern es werden immer auch die reellen – hier meist ornithologisch-biologischen – Verhältnisse herangezogen, ohne deren Betrachtung viele parallel nebeneinander stehende Interpretationsmöglichkeiten linguistischer Art hätten ungelöst bleiben müssen.
Maslo
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Weitere Infos & Material
Dr. André Maslo, Jahrgang 1986, geboren in Sonneberg, Thüringen
Derzeitige Tätigkeit:
Seit 09/16 Umweltbildung und Geschäftsführung an der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken Naturschutzzentrum Wasserschloß Mitwitz e.V.
03/16-09/16 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken Naturschutzzentrum Wasserschloß Mitwitz e.V.
Seit 11/15 Referent für Artenschutz und Herausgeber der Publikationen im Verband Deutscher Falkner
11/12-11/15 Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Falkner
Akademischer Werdegang:
10/11-12/15 Promotionsstudium der Indogermanistik an der FSU Jena
06/09-07/15 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes
10/05-03/11 Studium der Indogermanistik, der Germanistischen Sprachwissenschaft und der Volkskunde/Kulturgeschichte an der FSU Jena
Forschungsschwerpunkte:
Altgermanistik
Mediävistik
Kulturgeschichte
Dr André Maslo, born 1986 in Sonneberg, Thuringia, Germany
currently:
since 09/16 environmental education and executive officer at Ökologische Bildungsstätte Oberfranken Naturschutzzentrum Wasserschloß Mitwitz e.V.
03/16-09/16 research assistant at Ökologische Bildungsstätte Oberfranken Naturschutzzentrum Wasserschloß Mitwitz e.V.
since 11/15 conservation referee and publications at Verband Deutscher Falkner
11/12-11/15 executive officer at Verband Deutscher Falkner
education:
10/11-12/15 Graduation in indo-european studies at FSU Jena
06/09-07/15 scholarship of Studienstiftung des deutschen Volkes
10/05-03/11 studies of indo-european studies, German philology and folklore/cultural history at FSU Jena
Main research:
elder German philology
Mediaevistik
cultural history