E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Digital Edition
Marton Gefangene ihrer Sehnsucht
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-4303-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4303-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Unaufhaltsam versinkt Sadie im Treibsand - da nähert sich ein Mann in Beduinentracht. Er entreißt sie nicht nur dem Tod, sondern weckt mit einem einzigen heißen Kuss eine verhängnisvolle Sehnsucht in Sadie! Denn ihr attraktiver Retter hat ein gefährliches Geheimnis ...
Dana Martons Romane sind stets eine Mischung aus Romantik und Spannung und spielen an ungewöhnlichen Schauplätzen. Intrigen und pure Leidenschaft dürfen ebenfalls nicht fehlen und lassen Geschichten entstehen, die die Leser bis zum Schluss in Atem halten. Die preisgekrönte Autorin entdeckte ihre Leidenschaft fürs Schreiben erst, nachdem sie bereits eine Karriere in der Geschäftswelt hinter sich hatte. Nie hat sie diesen Schritt bereut! Sie teilt sich ihr Zuhause mit zwei Wellensittichen und einer Unmenge von Büchern. Wenn Dana Marton mal nicht an einem neuen Liebesroman schreibt, dann liest sie oder entspannt sich bei ihrer zweiten Leidenschaft, der Gartenarbeit. Noch mehr über Dana Marton erfahren Sie unter www.danamarton.com.
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1. KAPITEL
Dr. Sadie Kauffman war immer skeptisch, wenn jemand kurz vor seinem Tod behauptete, er habe sich geändert und sei ein ganz neuer Mensch geworden. Aber dieses Mal entsprach es der Wahrheit. Die Zeit konnte vieles bewirken, mehr, als Sadie für möglich gehalten hätte.
Vierzig Tage und Nächte war sie schon eingesperrt und dachte über ihr Leben nach, über all die Dinge, die plötzlich keine Rolle mehr spielten. Wenn sie noch einmal vor die Wahl gestellt wäre, wie sie ihr Leben gestalten wollte, würde sie vieles anders machen. Jetzt war es zu spät dazu. Ihre innere Unruhe wuchs, und sie verkrampfte nervös die Finger. Heute sollte sie sterben.
Einer der Rebellen schlurfte mit geschultertem Gewehr auf ihr provisorisches Gefängnis zu. Das Gesicht hatte er zum Schutz vor dem Sand mit einem schmutzigen Tuch verhüllt. Er trat die niedrige, aus Fundstücken zusammengenagelte Holztür auf und stieß seine Gefangene vorwärts, als sie sich unbeholfen aufrappelte und auf unsicheren Beinen ins Freie stolperte.
„Vorwärts!“, herrschte der Mann sie an, obwohl sie am Ende ihrer Kräfte war. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, versetzte er ihr einen Stoß.
Die Sonne hatte noch kaum den Wüstenhorizont erreicht. Mein letzter Sonnenaufgang, dachte Sadie. Aber solche Gedanken waren fatal. Sie durfte die Hoffnung nicht aufgeben, bis zum letzten Augenblick nicht. Vielleicht war das ja nur eine Finte. Was nützte es den Rebellen, wenn sie sie umbrachten? Wenn sie das Lösegeld kassieren wollten, mussten sie sie am Leben lassen. Tot war sie wertlos. Sie hatte die ganze Nacht lang darüber nachgedacht, wie sie Umman, den Anführer der Bande, davon überzeugen konnte, ihre Hinrichtung noch hinauszuschieben.
Es muss funktionieren. Sie brauchen das Geld.
Sadie betastete ihr Kopftuch mit dem Schleier daran, um sicherzugehen, dass von ihrem Gesicht nichts als ihre Augen zu sehen war. Wieder stieß ihr Peiniger sie weiter in Richtung auf die Zelte zu.
„Ich kann nicht schneller!“, gab sie erbittert zurück, aber wahrscheinlich verstand er sie überhaupt nicht. Der Einzige, der mehr als die paar Brocken Englisch sprach, die nötig waren, um sie herumzukommandieren, war Umman.
Bei jedem Schritt sanken ihre Füße in den Sand ein. Sie hatte es immer noch nicht gelernt, ihr Gewicht so auszubalancieren, dass sie sich ebenso leichtfüßig fortbewegen konnte wie die Einheimischen. Vor ihr erhoben sich die Zelte ihrer Entführer wie riesige, furchterregende Tiere aus dem Wüstensand. Bei den meisten waren die Eingänge geöffnet und erinnerten an gewaltige gähnende Mäuler, die nur darauf warteten, ihre Beute zu verschlingen. Obwohl es bereits jetzt am frühen Morgen ziemlich warm war, lief ihr ein Schauder über den Rücken, und sie fröstelte.
Sie betraten das größte Zelt, und Sadie versuchte zu erkennen, was sie hier erwarten mochte. Dabei hielt sie die Augen gesenkt, damit ihre Blicke sich nicht versehentlich mit denen eines Mannes trafen. Im Zelt waren die meisten Mitglieder der Verbrecherbande versammelt und tranken, halb sitzend, halb im Liegen gewürzten Kaffee. Mit ihren Zahnlücken, den grimmigen, braun gebrannten Gesichtern und den martialischen Waffen erfüllten sie jedes Klischee, das seit Ali Baba über Räuber in der Wüste verbreitet war.
„Ihrer Regierung ist Ihr Leben offenbar gleichgültig.“ Die abfällige Bemerkung kam aus Ummans Mund.
„Das Geld wird kommen“, gab Sadie mit gespieltem Selbstvertrauen zurück. Aber natürlich wusste sie, dass die amerikanische Regierung niemals Lösegeld bezahlte. Das hatte sie bei solchen Entführungen auch immer für das einzig richtige Vorgehen gehalten – bis jetzt. „Heute noch, ganz bestimmt. Fünf Millionen Dollar sind viel Geld. Die hat man nicht einfach so in der Schublade liegen.“
Großen Eindruck schien sie damit allerdings nicht zu machen, und es sah auch nicht so aus, als empfände einer ihrer Entführer Mitleid mit ihr. Sie war ein Nichts für die Männer, weniger als ein Nichts; sie war einfach nur lästig und die wandelnde Erinnerung daran, dass deren Plan nicht aufging.
„Geben Sie sich keine Mühe.“ Umman sprach leise, aber seine Stimme füllte den Raum bis in die letzte Ecke. Er war der Älteste der Männer. Sein Gesicht war mit Narben übersät, der zottelige, grau werdende Bart hing ihm auf das schäbige braune Gewand.
Sadie zweifelte keinen Augenblick daran, dass er ihr ohne Skrupel die Kehle durchschneiden würde, wie er es auch schon bei einem seiner Kumpane wegen eines lächerlichen Vergehens getan hatte.
„Ihr Volk hat mich mit großer Respektlosigkeit behandelt.“
Nachts, als sie sich ihre Argumente zurechtgelegt hatte, waren sie ihr noch sehr überzeugend und erfolgversprechend erschienen. Aber jetzt, angesichts einer zu allem entschlossenen Bande, kamen sie ihr nur noch lächerlich vor. „Ich bin Ärztin. Vielleicht brauchen Sie mich noch. Ein paar Tage, dann …“
„Versuchen Sie nicht, mit mir zu handeln!“, fuhr Umman sie schroff an. „Wir brauchen Ihre Medizin nicht. Oder glauben Sie im Ernst, ich würde Ihnen vertrauen?“
Wohl nicht. Am Anfang hatte sie noch geglaubt, man hätte sie entführt, damit sie irgendeinen Bandenchef kurierte, und würde sie dann wieder laufen lassen. Erst nach ein paar Tagen hatte ihr langsam gedämmert, wie bedrohlich und gefährlich ihre Lage war.
Es musste doch irgendetwas geben, womit sie den widerlichen Kerl überzeugen konnte! Denk nach! Streng deine Hirnzellen an!
Sadie nahm eine Bewegung im hintersten Winkel des geräumigen Zeltes wahr. Ein Mann saß da, den sie jetzt erst bemerkte. Nasir. Sie schluckte. Er war der Schlimmste von allen. Was immer sie sich auch ausdenken konnte, es würde nichts an ihrem Schicksal ändern.
Irgendetwas an diesem Mann, eine schwer zu greifende Härte, etwas Finsteres, das sich in seinen Augen widerspiegelte, hatte sie vor ihm zurückschrecken lassen, wann immer sie seinen Blick auf sich spürte.
Nasir war nicht von Anfang an bei der Bande gewesen, sondern erst zwei Tage nach ihrer Entführung aus dem Feldhospital auf seinem Kamel zu ihnen gestoßen. Sehr schnell hatte er sich den Respekt der anderen Männer erworben. Es hatte eine oder zwei Auseinandersetzungen gegeben, vielleicht eine Art Aufnahmetest, und danach zogen die meisten es vor, sich von ihm fernzuhalten.
Jetzt galt seine ungeteilte Aufmerksamkeit ihr.
Umman stellte seine Tasse ab und sagte auf Arabisch etwas zu dem Mann, der sie hergebracht hatte. Gleichzeitig kramte er in einer Holzkiste und zog schließlich eine neu aussehende Digitalkamera hervor, die er ihrem Bewacher zuwarf. Offenbar sollte ihre Hinrichtung dokumentiert werden – vermutlich um zu beweisen, dass die Entführer nicht mit sich spaßen ließen, und um der Forderung nach Lösegeld beim nächsten Mal mehr Gewicht zu verleihen.
Ihr Herz schlug so schnell, dass ihre Brust schmerzte. Das konnte nicht sein! Es war ein einziger Albtraum. So etwas geschah nur mit Menschen, mit denen man nichts zu tun hatte, mit Fremden, die man zum ersten Mal im Internet oder in den Abendnachrichten sah. Ihre Hände fingen an zu zittern. Jetzt würden es Bilder von ihrer Leiche sein, die weltweit verbreitet wurden.
Sie musste fliehen, sie musste … Aber bevor sie den Gedanken noch zu Ende gedacht hatte, wurde sie grob am Arm gepackt.
„Nur noch einen Tag“, flehte sie. „Bitte. Dann ist das Geld bestimmt da!“ Schiere Panik hatte sie erfasst, und sie bekam kaum Luft.
„Raus!“
Ihr Bewacher gehorchte und zog sie aus dem Halbdunkel in das gleißende, todbringende Sonnenlicht. Er zerrte sie hinter das Zelt und eine Düne hinauf, ohne sich darum zu scheren, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Wie viel Zeit blieb ihr noch? Zehn Minuten? Fünf?
Der Mann hielt die ganze Zeit über sein Gewehr auf sie gerichtet. Selbst wenn es ihr gelänge, sich aus seinem harten Griff zu befreien, was hatte sie davon? Wie lange würde es dauern, bis eine Kugel sie traf? Sekunden. Nichts mehr konnte ihr helfen, jeder Gedanke an Flucht war Verschwendung. Alle Kraft verließ sie, und sie fügte sich in ihr Schicksal.
Voller Hoffnung auf Rettung hatte sie in ihrem Gefängnis ausgeharrt, statt nachts, im Schutze der Dunkelheit, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Ihr wurde schwindlig. Natürlich hatte sie geglaubt, dass die Rebellen ihre Geldquelle nicht so schnell aufgeben würden. Sie hatte Angst gehabt, sich ohne Wasser und ohne Essen der Wüste auszuliefern, und um ihr Leben gefürchtet. Aber selbst dieses Schicksal erschien ihr im Augenblick gnädiger. Alles war besser, als durch die Hand der Verbrecher zu sterben.
„Lassen Sie mich gehen. Bitte …“ Ihre Stimme klang viel zu hoch, fast schrill, und Sadie hasste sich dafür. Wenn sie schon sterben musste, wenn es keinen Ausweg mehr gab, dann wollte sie sich wenigstens noch einen Rest Würde bewahren.
Wenn der Mann sie überhaupt verstanden hatte, ließ er es nicht erkennen.
Das Gewehr – natürlich würde er es benutzen. Es würde schnell gehen, wahrscheinlich spürte sie nichts. Lange konnte es nicht mehr dauern. Sie würden nicht weit gehen; Umman wollte nur kein Blut auf seinen Teppichen haben. Sonst hätte man sie gleich an Ort und Stelle umgebracht.
Nasir ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. In fünf...