E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Marton Die Nacht auf Espada
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1503-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-1503-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es war die schönste Nacht ihres Lebens! Doch als Carin am nächsten Morgen auf Espada, der Ranch ihres Stiefvaters Jonas Baron, erwacht, ist ihr zärtlicher Liebhaber Raphael Alvares verschwunden. Suchte er nur ein flüchtiges Abenteuer bei ihr?
Sandra Marton träumte schon immer davon, Autorin zu werden. Als junges Mädchen schrieb sie Gedichte, während ihres Literaturstudiums verfasste sie erste Kurzgeschichten. 'Doch dann kam mir das Leben dazwischen', erzählt sie. 'Ich lernte diesen wundervollen Mann kennen. Wir heirateten, gründeten eine Familie und zogen aufs Land. Irgendwann begann ich, mich mehr und mehr für die Gemeinde zu engagieren. Bis mir eines Tages klar wurde, dass mein großer Traum gerade verloren ging. Also beschloss ich, etwas dagegen zu unternehmen.' Sandra Marton setzte sich an ihren Schreibtisch und schrieb eine Geschichte, die von Liebe, Leidenschaft und dem Traum vom großen Glück handelte. 'Als ich hörte, dass ein Verlag den Roman veröffentlichen wollte, konnte ich es selbst kaum fassen', erinnert sie sich. Seitdem ist Sandra Marton ihrem Traum treu geblieben. Inzwischen hat sie über 80 Romane geschrieben, deren leidenschaftliche Helden die Leserinnen in aller Welt begeistern. Mit ihrem eigenen Helden lebt die Autorin weiterhin glücklich auf einer Farm in Connecticut.
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1. KAPITEL
New York City
Samstag, den vierten Mai
Carin Brewster umklammerte die Hand ihrer Schwester und fragte sich, wie es der Menschheit gelungen war, zu überleben, wenn jede Frau bei der Geburt eines Kindes so unerträgliche Schmerzen durchmachen musste. Sie stöhnte, als sie von einer weiteren Wehe gepeinigt wurde.
„So ist es richtig“, sagte Amanda al Rashid. „Press, Carin!“
„Tue ich ja“, stieß Carin nach Atem ringend hervor.
„Mom ist unterwegs.“
„Großartig. Sie kann mir versichern, dass sie weiß, wie man das macht.“
„Meinst du nicht, es ist an der Zeit, dass du mir verrätst, wer …?“
„Nein!“
„Ich verstehe dich nicht, Carin. Er ist der Vater deines Kindes.“
„Brauche … ihn … nicht.“
„Aber er hat das Recht zu wissen, was vorgeht!“
„Er hat keine … Rechte.“ Carin verzog das Gesicht vor Schmerz. Der Mann war fast ein Fremder. Sie hatte während der vergangenen Monate schwierige Entscheidungen treffen müssen. Ob sie ihr Baby behalten wollte. Ob sie sich an ihre Familie um Hilfe wenden sollte. Raphael Alvares nicht zu sagen, dass er sie geschwängert hatte, war eine einfache Entscheidung gewesen. Sie war ihm völlig gleichgültig, also warum sollte er Bescheid wissen wollen? Warum sollte ein Mann, der eine Stunde mit ihr im Bett verbracht und niemals versucht hatte, wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen, erfahren wollen, dass er Vater wurde? Die Wehe ließ nach. Carin sank zurück in die Kissen. „Er ist nicht wichtig. Das Baby gehört mir. Meine Tochter braucht nur mich.“
„Das ist verrückt. Bitte verrat mir seinen Namen. Lass mich ihn anrufen. Ist es Frank?“
„Nein! Frank ist nicht der Vater. Und mehr sage ich nicht. Du hast mir versprochen, das nicht zu tun, Mandy. Du hast …“
„Madame al Rashid? Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss mit Ihrer Schwester sprechen.“
Amanda machte Dr. Ronald Platz. Der Arzt setzte sich neben Carin und nahm ihre Hand. „Wie geht es Ihnen, Carin?“
Sie zögerte. „Gut.“
Er lächelte. „Sie sind hart im Nehmen, so viel ist sicher. Wir finden jedoch, dass Sie jetzt lange genug dabei sind.“
Carin gelang ein schwaches Lächeln. „Sagen Sie das dem Baby.“
„Genau das will ich tun. Wir haben beschlossen, dieses Kind auf die Welt zu holen. Was meinen Sie dazu?“
„Wird es meinem Baby schaden?“ Eine neue Wehe ließ Carin aufstöhnen.
Der Arzt drückte ihr die Hand. „Nein. Im Gegenteil. Damit sparen Sie und Ihr Baby Kraft. Es ist das Beste, das kann ich Ihnen versichern.“ Dr. Ronald stand auf und ging beiseite, als zwei Krankenpfleger auf das Bett zukamen.
Carin wurde hochgehoben und auf einer Bahre den langen Flur entlanggeschoben. Amanda eilte nebenher, bis vor ihnen Türen aufglitten. Sie beugte sich hinunter und küsste Carin auf die Stirn.
„Ich liebe dich.“
„Ich dich auch“, flüsterte Carin, und dann war sie in einem weiß gekachelten Raum und sah über sich ein Licht, das so hell wie die Sonne war.
„Entspannen Sie sich einfach, Miss Brewster“, sagte jemand, und sie spürte ein brennendes Gefühl im Arm.
„Wir fangen an.“
Das war die Stimme des Arztes. Carin wusste nicht, ob Minuten oder Stunden vergingen. Sie trieb auf einem Meer weicher Wolken, während sie auf den Schrei ihres Babys wartete. Aber der Arzt sagte irgendetwas, Zahlen wurden gerufen, fünf Einheiten Blut verlangt. Carin öffnete die Augen. Das Licht war jetzt blendend. Eine Schwester beugte sich über sie, und Carin versuchte zu sprechen, weil sie plötzlich wollte, dass jemand wusste, was passiert war. Dass sie den Vater ihres Kindes und die eine Stunde in seinen Armen nicht vergessen konnte.
Dann wurde alles schwarz, und es war nicht mehr ein warmer Morgen im Frühling, sondern ein heißer Abend im August. Sie war auf Espada, und bald würde sich ihr Leben für immer ändern. Er war groß und gut aussehend und beobachtete sie, seit sie ins Zimmer gekommen war. Das ist sicher Raphael Alvares, dachte Carin. Den „Latin Lover“ hatte sie ihn genannt, als Amanda ihr Bestes getan hatte, um sie davon zu überzeugen, dass sie den Mann einfach kennenlernen müsste.
„Er ist ein Freund von Nic, und er ist hier, weil er von Jonas Pferde kaufen will“, sagte Amanda, die bei Carin im Gästezimmer saß und zusah, wie sich ihre Schwester das lange dunkelbraune Haar bürstete. „Und natürlich hat Mutter ihn eingeladen, das ganze Wochenende zu bleiben.“ Amanda lachte. „Kupplerin, Kupplerin“, sang sie.
Carin hielt sich die Ohren zu. „Hör auf!“ Sie seufzte resigniert. Na gut, eine Überraschung war es nicht. Sie hätte wissen sollen, dass ihre Mutter den Plan nicht aufgeben würde, ihre zwei anderen Töchter unter die Haube zu bringen. Samantha war in Sicherheit, irgendwo in Europa, deshalb hatte Marta Baron Zeit, all ihre Bemühungen auf Carin zu konzentrieren. Sie konnte ja nicht wissen, dass sich Carin geschworen hatte, sich nie wieder mit einem Mann einzulassen. Und selbst wenn Marta Baron es wüsste, hätte sie das auch nicht abgehalten.
„Er ist wundervoll“, schwärmte Amanda. „Und reich und unglaublich gut aussehend. Na ja, er sieht nicht ganz so gut aus wie mein Nicholas, aber er ist wirklich ein besonderer Mann.“
„Wie schön für ihn“, sagte Carin höflich.
„Er heißt Raphael Alvares. Ist das nicht sexy?“
„Ich glaube, es ist Spanisch.“
Amanda kicherte. „Brasilianisch. Was bedeutet, dass er Senhor Alvares ist und nicht Señor Alvares, wie mein Mann mir erklärt hat.“
Carin hatte fast erwartet, dass Amanda sie aus dem Zimmer zerren würde, damit sie den Mann sofort kennenlernte, aber Amanda hatte sich anscheinend für eine subtilere Methode entschieden.
Anstatt ihr Raphael Alvares zu zeigen, hatte sie ihm offensichtlich ihre Schwester gezeigt. Jedenfalls blickte er sie weiter starr an. Gelegentlich lächelte er, und Carin erwiderte das Lächeln aus Höflichkeit, aber er war nicht ihr Typ. Kein Mann war mehr ihr Typ. Sie hob das Glas an den Mund und trank einen Schluck, damit sie nicht länger lächeln musste, denn dazu hatte sie überhaupt keine Lust. Der Wein ging mühelos hinunter, vielleicht weil es ihr zweites Glas war. Oder war es das dritte? Sie trank normalerweise keinen Rotwein, nicht einmal einen wie diesen, der aus dem Weinkeller von Espada kam und wahrscheinlich so viel kostete, wie sie als Miete für ihre erste Wohnung in New York vor sechs Jahren bezahlt hatte. Auf dem Tablett des Obers, den sie zuerst gesehen hatte, waren jedoch nur Gläser mit Rotwein gewesen.
„In der Not darf man nicht wählerisch sein“, hatte sie gesagt und sich eins genommen. Dieses Wochenende verlangt danach, sich Mut anzutrinken, dachte sie und führte das Glas wieder zum Mund, bevor sie dem Senhor den Rücken zuwandte. Ihre Mutter glaubte, sie sei wegen der Jahresfeier für Tyler und Caitlin auf Espada. Zumindest gab sie vor, es zu glauben, was lieb von ihr war.
„Ich kann nicht, Mutter“, hatte Carin gesagt, als Marta Baron angerufen hatte. Und sie hatte es aufrichtig bedauert. Eine Zusammenkunft des Clans, all der Barons, Kincaids und al Rashids, war immer ein lautes, aufregendes Ereignis, und dann waren da ja noch die entzückenden Babys. Die Frauen ihrer Stiefbrüder brachten Kinder auf die Welt, als wäre „Fruchtbarkeit“ ihr zweiter Vorname. „Ich wünschte, ich könnte, aber ich bin an dem Wochenende auf einer Hochzeit.“
Natürlich war alles anders gekommen.
Latin Lover beobachtete sie wieder. Es war, als spürte sie seinen Blick im Nacken. „Steck dir das Haar hoch“, hatte Amanda sie gedrängt, und Carin hatte es getan. Jetzt fühlte sich ihr Nacken nackt an, was natürlich blöd war, aber es war ihr unangenehm, wie Raphael Alvares sie ständig ansah. Sie dachte daran, sich umzudrehen und ihn ebenso starr anzublicken, doch dann würde sie ihn vielleicht veranlassen, sich falsche Vorstellungen zu machen. Das wäre dumm, und sie hatte es satt, dumm zu sein.
Carin trank das Glas aus. Auch wenn sie sich nicht unter die Gäste mischte, war es vielleicht doch gut, dass sie gekommen war.
Der Mann, mit dem sie fast sechs Monate zusammen gewesen war, hatte gleichzeitig eine Beziehung zu einer ihrer besten Freundinnen gehabt. Es war eine so klischeehafte, jämmerliche Geschichte, dass sie eigentlich nicht bemerkenswert war – bis auf eine kleine Abweichung. Er hatte nicht nur eine Beziehung zu Iris gehabt, er hatte sich mit ihr verlobt. Die beiden hatten den Hochzeitstag festgesetzt und alle Vorbereitungen getroffen. Carin hatte eine der Brautjungfern sein sollen.
„Ich kann nicht glauben, dass ich deinen Verlobten noch nie getroffen habe“, hatte sie einmal lachend zu ihrer Freundin gesagt. Iris, ebenso ahnungslos wie Carin, hatte erklärt, er reise viel.
Carin entdeckte einen anderen Ober mit einem Tablett. Auf diesem standen Cocktailgläser mit einer farblosen Flüssigkeit und auf kleine Plastiksäbel gespießte Zwiebeln oder Oliven. „Niedlich“, sagte Carin. Sie stellte ihr leeres Glas auf das Tablett und nahm sich eins mit einer Zwiebel. Weil es ihr nicht gerade groß vorkam, klemmte sie sich ihre Abendtasche unter den Arm und nahm sich auch noch eins mit einer Olive.
Der Ober zog die Augenbrauen hoch.
Carin probierte den Drink mit der Zwiebel. „Wow!“, flüsterte sie und trank noch einen Schluck. Es stimmte. Frank war tatsächlich viel gereist. Hauptsächlich zwischen ihrer und Iris’...




