Martin | Wild Cards. Die erste Generation 02 - Der Schwarm | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 576 Seiten

Reihe: Penhaligon Verlag

Martin Wild Cards. Die erste Generation 02 - Der Schwarm

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-19299-0
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 576 Seiten

Reihe: Penhaligon Verlag

ISBN: 978-3-641-19299-0
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Wild-Cards-Virus hat die Welt verändert: Die Joker, die durch das Virus körperlich verändert wurden, werden verachtet. Die Asse hingegen, die nun mit unfassbaren Fähigkeiten ausgestattet sind, werden gefürchtet oder bewundert. Doch nur wenn Joker, Asse und Normalsterbliche zusammenarbeiten, können sie die Erde vor der Vernichtung bewahren. Denn die Schwarmmutter ist auf unseren Planeten aufmerksam geworden - und keine bekannte Macht des Universums konnte sie jemals aufhalten.

Die vorliegende Anthologie ist bereits in zwei Bänden im Heyne Verlag erschienen unter den Titeln 'Wild Cards - Asse Hoch' und 'Wild Cards - Schlechte Karten'.

George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos 'Das Lied von Eis und Feuer' wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie 'Game of Thrones' verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster 'House of the Dragon', welcher auf dem Werk 'Feuer und Blut' basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.

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1979
Pennys aus der Hölle
Lewis Shiner

Sie waren vielleicht ein Dutzend. Fortunato bekam es nicht richtig mit, weil sie ständig in Bewegung blieben und ihn einzukreisen versuchten. Zwei oder drei hatten Messer, die übrigen abgesägte Billardqueues, Autoantennen oder sonst was, das sich als Waffe nehmen ließ. Sie waren schwer auseinanderzuhalten. Jeans, schwarze Lederjacke, langes, mit Gel zurückgekämmtes Haar. Auf mindestens drei von ihnen passte die vage Beschreibung, die Chrysalis ihm gegeben hatte.

»Ich suche jemanden namens Gizmo«, sagte Fortunato. Sie wollten ihn von der Brücke wegtreiben, ihn aber noch nicht mit Gewalt drängen. Der gepflasterte Weg links von ihm führte bergauf zu den Kreuzgängen. Der ganze Park war verlassen, war jetzt seit zwei Wochen verlassen, seitdem sich die Gangs dort breitgemacht hatten.

»Hey, Gizmo«, sagte einer. »Was hältst du von dem Mann?«

Also war es derjenige mit den dünnen Lippen und den blutunterlaufenen Augen. Fortunato stellte Blickkontakt zu dem Jungen her, der ihm am nächsten war. »Zisch ab«, sagte Fortunato. Verunsichert wich der Junge zurück. Fortunato sah den Nächsten an. »Du auch. Verschwinde.« Dieser war schwächer. Er drehte sich um und lief.

Mehr Zeit blieb ihm nicht. Ein Billardqueue sauste wie ein Schwert auf seinen Kopf zu. Fortunato verlangsamte den Ablauf der Zeit, nahm das Queue und benutzte es, um das nächste Messer wegzuschlagen. Er atmete ein, und der Zeitablauf war wieder normal.

Jetzt wurden alle nervös. »Geht«, sagte er, und drei weitere flohen, darunter auch Gizmo. Er lief bergab, dem Ausgang an der 193rd Street entgegen. Fortunato warf das Billardqueue weg und rannte ihm nach.

Sie liefen bergab. Fortunato spürte, dass er müde wurde, und setzte einen Energiestoß frei, der ihn abheben und durch die Luft fliegen ließ. Der Bursche unter ihm fiel hin und überschlug sich. Im Rückgrat des Jungen brach etwas, und seine Beine zuckten noch einmal. Dann war er tot.

»Jesus«, hauchte Fortunato, während er sich welkes Oktoberlaub von der Kleidung klopfte. Die Bullen hatten die Streifen in der Umgebung des Parks verdoppelt, obwohl sie sich scheuten, den Park selbst zu betreten. Sie hatten es einmal versucht, und es hatte sie zwei Männer gekostet, die Kids aus dem Park zu verjagen. Am nächsten Tag waren die Kids zurückgekehrt. Aber die Bullen beobachteten den Park, und bei einem derartigen Vorfall würden sie kommen und die Leiche abtransportieren.

Er durchsuchte die Taschen des Jungen, und dort war sie – eine Kupfermünze von der Größe eines Fünfzig-Cent-Stücks, so rot wie getrocknetes Blut. Seit zehn Jahren ließ er Chrysalis und ein paar andere danach Ausschau halten, und letzte Nacht hatte sie den Jungen im Crystal Palace mit einer solchen Münze herumspielen sehen.

Er fand weder eine Brieftasche noch sonst etwas von Bedeutung. Fortunato nahm die Münze und lief zum Eingang der U-Bahn-Station.

»Ja, ich erinnere mich daran«, sagte Hiram, als er die Münze mit einer Ecke seiner Serviette aufhob. »Es ist eine Weile her.«

»Es war 1969«, sagte Fortunato. »Vor zehn Jahren.«

Hiram nickte und räusperte sich. Fortunato brauchte keine Magie, um zu wissen, dass sich der fette Mann unbehaglich fühlte. Fortunatos offenes schwarzes Hemd und die ebenso schwarze Lederjacke entsprachen nicht unbedingt der hier geltenden Kleidervorschrift. Das Aces High thronte über der Stadt auf der Aussichtsplattform des Empire State Building, und die Preise waren ebenso gigantisch wie die Aussicht.

Er hatte seine Neuerwerbung mitgebracht, eine Dunkelblonde namens Caroline, die fünfhundert pro Nacht kostete. Sie war klein, fast zierlich, hatte ein kindliches Gesicht und einen Körper, der zu Vermutungen anregte. Sie trug hautenge Jeans und eine pinkfarbene Seidenbluse, an der einige Knöpfe geöffnet waren. Wenn sie sich bewegte, dann bewegte sich auch Hiram. Es schien ihr Spaß zu machen, ihn schwitzen zu sehen.

»Allerdings ist dies nicht die Münze, die ich Ihnen vor zehn Jahren gezeigt habe. Es ist eine andere.«

»Bemerkenswert. Es ist kaum zu glauben, dass Sie auf zwei davon gestoßen sind, die sich in einem derart guten Zustand befinden.«

»Das ist noch milde ausgedrückt. Diese Münze stammt von einem Burschen, der zu einer der Gangs gehörte, die sich in den Kreuzgängen herumtreiben. Er trug sie lose in der Tasche. Die erste gehörte einem Typ, der sich dem Okkulten verschrieben hatte.«

Es fiel ihm immer noch schwer, darüber zu reden. Der Bursche hatte drei von Fortunatos Geishas ermordet, sie aus irgendwelchen verqueren Gründen in einem Pentagramm aufgeschlitzt. Fortunato hatte sein bisheriges Leben fortgesetzt, seine Frauen ausgebildet und mehr über die tantrischen Kräfte in Erfahrung gebracht, die ihm das Wild-Card-Virus verliehen hatte, sich aber ansonsten bedeckt gehalten.

Wenn es ihm in den Sinn kam, verbrachte er ein, zwei Tage oder gar eine Woche damit, einem der Hinweise nachzugehen, die der Mörder hinterlassen hatte. Die Münze. Das letzte Wort, das er von sich gegeben hatte: »TIAMAT«. Die Energierückstände von etwas anderem, das sich in der Dachkammer des toten Mörders befunden hatte, eine Präsenz, der Fortunato nicht auf die Spur gekommen war.

»Sie wollen damit sagen, dass sie irgendetwas Übernatürliches an sich haben«, sagte Hiram. Seine Augen huschten zu Caroline, die sich träge auf ihrem Stuhl reckte.

»Ich möchte nur, dass Sie noch einen Blick darauf werfen.«

»Tja«, meinte Hiram.

Um sie herum verursachten die Mittagsgäste des Restaurants leise Geräusche mit ihren Bestecken und Gläsern und unterhielten sich dabei so leise, dass es wie das Murmeln eines entfernten Bachs klang. »Wie ich Ihnen bereits sagte, scheint es sich um einen prägefrischen amerikanischen Penny aus dem Jahr 1794 zu handeln. Die Prägestöcke sind offensichtlich von Hand graviert. Die Münzen könnten aus einem Museum oder einer Münzhandlung gestohlen worden sein, vielleicht auch aus einer privaten Sammlung …« Seine Stimme verlor sich. »Mmmmm. Sehen Sie sich das an.«

Er hielt ihm die Münze hin und zeigte mit einem seiner fleischigen kleinen Finger auf eine Stelle. »Sehen Sie den unteren Rand dieses Lorbeerkranzes hier? Es sollte ein Bogen sein. Aber stattdessen ist er irgendwie formlos und sieht schrecklich aus.«

Fortunato starrte die Münze an, und für einen Augenblick hatte er das Gefühl zu fallen. Die Blätter des Lorbeerkranzes verwandelten sich in Tentakel, die Enden des Kranzes öffneten sich wie ein Schnabel, aus den Schlaufen des Bogens wurde gestaltloses Fleisch mit zu vielen Augen. Fortunato hatte dieses Bild schon einmal gesehen, und zwar in einem Buch über sumerische Mythologie. Die Bildunterschrift hatte ›TIAMAT‹ gelautet.

»Geht es dir nicht gut?«, fragte Caroline.

»Doch, doch.« Er wandte sich Hiram zu. »Fahren Sie fort.«

»Mein Instinkt sagt mir, dass es sich um Fälschungen handelt. Aber wer würde einen Penny fälschen? Und warum hat man sich nicht die Mühe gemacht, sie älter wirken zu lassen? Sie sehen aus, als wären sie erst gestern geprägt worden.«

»Wurden sie aber nicht, falls das eine Rolle spielt. Die Aura beider Münzen weist darauf hin, dass sie ausgiebig benutzt wurden. Ich würde sagen, sie sind mindestens hundert Jahre alt, wahrscheinlich eher zweihundert.«

Hiram legte die Fingerspitzen zusammen. »Ich kann Sie zu jemandem schicken, der Ihnen vielleicht eine größere Hilfe ist. Sie heißt Eileen Carter und leitet ein kleines Museum auf Long Island. Wir … äh … korrespondieren miteinander. Über Numismatik, wissen Sie. Sie hat ein paar Bücher über okkulte Geschichte geschrieben, lokales Zeug.« Er schrieb eine Adresse in ein kleines Notizbuch und riss die Seite heraus.

Fortunato nahm sie und erhob sich. »Ich bin Ihnen sehr verbunden.«

»Hören Sie, glauben Sie …« Er leckte sich die Lippen. »Glauben Sie, dass es für eine ganz normale Person ungefährlich wäre, eine dieser Münzen zu besitzen?«

»Wie zum Beispiel einen Sammler?«, fragte Caroline.

Hiram sah zu Boden. »Wenn Sie die Münzen nicht mehr benötigen, bin ich bereit, dafür zu bezahlen.«

»Wenn das vorbei ist«, sagte Fortunato, »und wir dann alle noch leben, überlasse ich sie Ihnen gern.«

Eileen Carter war Ende dreißig und hatte graue Strähnen in ihrem brünetten Haar. Sie betrachtete Fortunato durch die Gläser einer eckigen Brille und musterte dann Caroline. Sie lächelte.

Fortunato verbrachte einen Großteil seiner Zeit mit Frauen. So schön Caroline auch sein mochte, sie war unsicher, eifersüchtig und sehr empfänglich für unvernünftige Ernährung und Schminke. Eileen war ganz anders. Carolines Aussehen schien sie höchstens zu amüsieren. Und was Fortunato anging – ein in Leder gekleideter Schwarzer, der zur Hälfte japanischer Abstammung war und dessen geschwollene Stirn von einer näheren Bekanntschaft mit dem Wild-Card-Virus zeugte –, so schien sie an ihm überhaupt nichts Ungewöhnliches zu finden.

»Haben Sie die Münze dabei?«, fragte sie und sah ihm dabei direkt in die Augen. Er war Frauen überdrüssig, die aussahen wie Models. Diese Frau hier hatte eine Hakennase, Sommersprossen und zehn, fünfzehn Pfund zu viel. Am meisten gefielen ihm ihre Augen. Sie waren leuchtend grün, und er sah Lachfältchen in den Augenwinkeln.

Er legte die Münze auf den Tisch, mit der Zahl nach oben.

Sie beugte sich vor, um sie zu betrachten, wobei sie mit...


Martin, George R.R.
George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos »Das Lied von Eis und Feuer« wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie »Game of Thrones« verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster »House of the Dragon«, welcher auf dem Werk »Feuer und Blut« basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.



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