Martin | Rauschgoldengel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Martin Rauschgoldengel

Charlotte Gerlach ermittelt im Untergrund
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7431-6925-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Charlotte Gerlach ermittelt im Untergrund

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7431-6925-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In den frühen Morgenstunden des Aschermittwochs wird in der Nürnberger Altstadt hinter dem Albrecht-Dürer-Denkmal die Leiche eines jungen Mannes in einem Engelskostüm gefunden. Es handelt sich um einen Drogendealer, der in der Szene als Rauschgoldengel bekannt ist. Charlotte Gerlach ermittelt im Drogenmilieu und stößt auf eine Spur, die in die Nürnberger Unterwelt führt: in die Felsengänge ...

Monika Martin, Jahrgang 1969, ist Sozialpädagogin und führt seit 1996 für das Institut für Regionalgeschichte, Geschichte für Alle e.V., historische Stadtrundgänge in Nürnberg durch. Teichwächter ist der dritte Krimi aus der Reihe Krimis mit Geschichte, in der die Autorin ihre literarische Tätigkeit mit ihrem regionalgeschichtlichen Engagement zu einem Kriminalroman mit Fakten aus der Nürnberger Stadtgeschichte verbindet. Monika Martin lebt mit ihrer Familie in Schwanstetten bei Nürnberg.

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2
Es war heiß und stickig. Milchig weiße Nebelschwaden waberten durch den düsteren Raum und lösten sich nur zögerlich auf. Grelle Blitze zuckten, helle Strahlen gleißenden Lichts durchschnitten die Dunkelheit. Überall standen finstere Gestalten mit schwarzen Umhängen, furchterregenden Fratzen, grell gefärbtem, wirrem Haar. Manche lehnten alleine an der kalten, nackten Wand, andere trafen sich in kleinen Grüppchen oder standen eingequetscht in einer riesigen Menge rhythmisch zuckender Körper. Ohrenbetäubend laute Musik und das tiefe Wummern der Bässe machte jede Konversation unmöglich. Eine junge Frau in einem weiten, schwarz schimmernden Mantel und hohem, spitzem Hut, unter dem silbrig glänzendes Haar hervorquoll, durchquerte den Raum und steuerte zielsicher auf einen hohen Tresen zu. Mit verschiedenen Handzeichen rief sie eine mächtige, ganz in weiße Tücher gewickelte Gestalt herbei, legte einige Münzen auf den Tisch und deutete auf einen Turm Getränkekästen. Die Mumie, von der lediglich die tiefblauen Augen zu sehen waren, reichte der Frau zwei Flaschen mit roter Flüssigkeit und ließ die Münzen in seine Kasse fallen. Mit den Getränken in der Hand kämpfte sich die Frau wieder zurück, vorbei an gruseligen Zombies, blutverschmierten Vampiren und schauerlichen Frankensteinen. In einer Ecke kauerte eine schlanke Hexe in einem eng anliegenden, dunkelroten, kurzen Kleid, schwarzen Netzstrumpfhosen und einer Vielzahl verschieden großer Spinnen im langen, blonden Haar. Die Schminke war verlaufen, die Augen rot verweint. Charlotte Gerlach packte ihre Freundin energisch am Arm und schob sie in Richtung Ausgang. Eiskalte, von dichten Nikotinschwaden durchsetzte Luft schlug den beiden Frauen entgegen. So froh Charlotte auch über das Rauchverbot in Restaurants und Diskotheken war, so nervig fand sie die Tatsache, dass die Formulierung „ich geh mal raus an die frische Luft“ einfach nicht mehr der Wahrheit entsprach – zumindest was die unmittelbare Nähe der Eingangstür betraf. Zitternd reichte sie ihrer Freundin eine Limonadenflasche und wickelte sich fester in ihren Hexenumhang. Vielleicht hätte sie doch besser die gefütterten Stiefel anziehen sollen, denn es hatte einige Grad unter Null und der Schnee türmte sich links und rechts des mühsam freigeräumten Eingangs. „Trink mal einen Schluck und reiß dich endlich zusammen!“, schimpfte sie ungehalten. „DU wolltest unbedingt zur Rosenmontags-Grusel-Party in den Hirsch – und das auch noch mit dem Fahrrad! Ich hätte es mir bei dieser Affenkälte lieber zu Hause auf dem Sofa gemütlich gemacht!“ Sandra Watzlawick versank immer tiefer in ihrem schwarzen Schal und wagte es kaum, ihre Freundin anzusehen. „Tut mir leid“, stieß sie unter dicken weißen Atemwolken hervor. „Seit über zwei Stunden stehe ich mir jetzt gelangweilt Löcher in den Bauch! Du willst nicht tanzen, dich nicht unterhalten und tust so, als wäre ich gar nicht da!“ Charlotte redete sich förmlich in Rage. „Die ganze Zeit starrst du nur auf den Eingang und hoffst, dass dieser Heini endlich kommt. ER KOMMT NICHT! Kapier das endlich!“ Sandra weinte laut. Dicke Tränen rannen ihr über das schwarz geschminkte Gesicht. „Er hat es mir versprochen“, jammerte sie unglücklich. „Ach! Er hat dir schon so manches versprochen und das Wenigste davon gehalten. Dieser Typ ist einfach unzuverlässig, unberechenbar, narzisstisch, egoistisch,…“ „Es reicht!“, rief Sandra verzweifelt. „Ich weiß, dass du nichts von ihm hältst.“ „Sandra“, setzte Charlotte nach, „du bist Anfang 30, kein Teenager mehr. Warum tust du dir das an?“ „Du verstehst gar nichts!“, schrie Sandra. „Ich liebe ihn! Lass mich endlich in Ruhe mit deinen Vorwürfen! Du hörst dich an wie meine Mutter!“ Damit ließ sie Charlotte stehen und verschwand schluchzend in der Menschenmenge. „Was war das denn?“, ertönte eine etwas dumpf klingende Stimme. Ein Mann in einem schwarzen Anzug mit aufgedrucktem Skelett trat an Charlotte heran und nahm seine Totenkopfmaske ab. Hervor kam das verschwitzte, hochrote Gesicht von Tim Brettschneider, Charlottes Freund. „Habt ihr euch gestritten?“ „Ach, die kann mich mal!“, rief Charlotte wütend. „Der Frau ist nicht mehr zu helfen!“ „Was ist denn passiert?“, fragte Tim, nahm seiner Freundin die Flasche aus der Hand und trank sie in einem Schluck aus. „Ach, ich kann das nicht mehr hören. Ihr neuer Freund hat sie versetzt. Wieder mal.“ Tim blickte sie verwundert an. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass sie einen Freund hat.“ „Das ist auch so eine Marotte. Keiner darf es wissen, alles ist topsecret. So ein Blödsinn.“ Charlotte war außer sich. „Mir ist völlig schleierhaft, was sie an diesem Typ findet!“ „Wer ist es denn? Kennst du ihn?“ fragte Tim schlotternd und hüpfte von einem Bein auf das andere. Seine Lippen waren schon ganz blau, an der Nasenspitze hing ein Wassertropfen. „Natürlich nicht. Niemand kennt ihn.“ „Wollen wir nicht drinnen weiterreden? Hier draußen friert man ja fest.“ Charlotte schüttelte den Kopf. „Mir reicht es für heute. Ich will nach Hause. Kommst du mit?“ „Das klingt verlockend, wäre da nur nicht die Aussicht auf eine kleine Radtour bei gefühlt zweistelligen Minusgraden und mannshohen Schneebergen“, grinste Tim und schnitt eine Grimasse. Charlotte beruhigte sich langsam. „Über das Problem habe ich auch schon nachgedacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen.“ „Du klingelst unseren Chauffeur aus dem Bett?“ „Fast. Ich spendiere uns ein Taxi. Die Räder können wir ja morgen abholen.“ Eine Viertelstunde später saßen sie im deutlich überheizten Taxi auf dem Weg zu ihrer Wohnung in der Altstadt. „Was ist denn mit Sandra los? So kenne ich sie gar nicht“, fragte Tim, nachdem er es endlich geschafft hatte, sich trotz seines weiten Kostüms den Sicherheitsgurt anzulegen. „Ich auch nicht“, stimmte Charlotte besorgt zu. „Seit sie mit diesem Magnus zusammen ist, ist sie kaum noch wiederzuerkennen.“ „Inwiefern?“ „Sie ist gar nicht mehr richtig ansprechbar, unternimmt kaum noch etwas“, erklärte Charlotte. „Sie sitzt nur noch zu Hause und wartet darauf, dass er kommt oder sich meldet.“ „Wer ist das überhaupt? Weißt du etwas über ihn?“ „Außer seinem Vornamen nichts, das ist ja das Komische. Keiner darf ihn kennenlernen, sie trifft sich immer nur alleine mit ihm - und das ausschließlich bei ihr zu Hause.“ „Hat er etwas zu verbergen?“ Charlotte zuckte ratlos mit den Schultern. „Offensichtlich, sonst würde er kein solches Geheimnis um seine Person machen.“ Tim stieß sie schmunzelnd in die Seite. „Erwacht da etwa wieder die Kriminalhauptkommissarin in dir? Mitten in der Nacht? Am Feierabend?“ „Jetzt hör aber auf! Du musst doch zugeben, dass es nicht ganz normal ist, wenn jemand so gar nichts von sich preisgeben will, oder?“ „Komisch ist das schon. Da gebe ich dir recht. Weiß man denn, was dieser Magnus beruflich macht?“ „Angeblich hat er mal Sozialwissenschaften studiert und einige Semester Betriebswirtschaft. Aber einen Abschluss hat er meines Wissens nach keinen.“ „Und womit verdient er sein Geld? Oder hat er reiche Eltern?“ „Das weiß ich auch nicht so genau“, räumte Charlotte ein. „Sandra spricht nicht besonders gerne darüber.“ „Wahrscheinlich weiß sie es gar nicht“, mutmaßte Tim, als das Taxi über das Kopfsteinpflaster beim Unschlittplatz holperte. „Sie können uns hier aussteigen lassen“, bot Charlotte dem Taxifahrer an und kramte ihre Geldbörse hervor. „Dann müssen Sie nicht durch die engen Gassen kurven.“ Charlotte und Tim bewohnten eine Altbauwohnung in der Unteren Wörthstraße, einer der wenigen Gassen Nürnbergs, die weitgehend vom verheerenden Bombardement des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben waren. Sie lag idyllisch am südlichen Ufer der friedlich dahinfließenden Pegnitz, in unmittelbarer Nähe des Hauptmarktes. Die beiden genossen die zentrale und doch ruhige Lage sehr und nahmen dafür gerne etwas weniger Komfort in Kauf. Immerhin hatten sie eine Toilette in der Wohnung, fließend kaltes und warmes Wasser und im Winter ein kuschelig warmes Wohnzimmer. Das Wichtigste war, dass Charlotte zu Fuß zur Arbeit gehen konnte, denn das Polizeipräsidium am Jakobsplatz lag nur etwa zehn Gehminuten entfernt. „Deine Freundin Sandra hat offensichtlich ein Faible für schwierige Beziehungen, was?“, griff Tim das Thema wieder auf, als sie wenig später nebeneinander im Bett lagen. „Ihr Exmann war doch auch nicht gerade einfach,...



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