E-Book, Deutsch, Band 88, 448 Seiten
Reihe: Historical Saison
Martin / Arens Historical Saison Band 88
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1137-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 88, 448 Seiten
Reihe: Historical Saison
ISBN: 978-3-7515-1137-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
DER DUKE UND DIE KUNST DES FLIRTENS von MADELINE MARTIN
Kalt wie eine Eiskönigin - Lady Eleanors Ruf schreckt jeden Gentleman ab. Dabei muss sie rasch eine gute Partie machen! Charles, der Duke of Somersville, ist bereit, ihr Nachhilfe im Flirten zu geben. Aber was für ein Pech, dass sie sich ausgerechnet in ihn verliebt. Denn Charles ist nicht nur charmant - sondern auch ein Lügner ...
EIN ENGEL FÜR DEN VISCOUNT von CAROL ARENS
'Engel, halte durch!' Mit der ohnmächtigen Schönheit auf dem Arm stürmt der Viscount of Glenbrook in seine Kabine. Halb erfroren hat er sie in einem Rettungsboot an Bord der 'Edwina' gefunden. In dieser Nacht auf See rettet er ihr mit seiner Körperwärme das Leben - aber ruiniert für immer ihren Ruf! Es sei denn, er heiratet sie ...
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1. KAPITEL
April 1814
Da stand es geschrieben: Zwischen einer langatmigen Beschreibung der Hummerpasteten und einer gründlichen Bestandsaufnahme von Lady Norricks Ballkleid wurde ausführlich über den demütigendsten Augenblick im Leben von Lady Eleanor Murray berichtet.
Hinzu kam noch der gehässige Hinweis auf jenen verflixten Spitznamen.
Eiskönigin, so ein Blödsinn.
Innerlich war sie alles andere als aus Eis. Vielmehr wurde sie von Gefühlen gequält, die so schmerzhaft und wild waren, dass sie ihr die Kehle zuschnürten.
Aber keine Dame offenbarte ihre Gefühle und sie war immerhin eine Murray. Die Murrays waren stark und zeigten keine Furcht. Und sie würden niemals eine Kränkung zugeben, so sehr sie auch ihre Seele quälen mochte.
Eleanor starrte auf die zerknitterte Zeitung in ihren Händen herab. Die Ecken des Papiers flatterten und zeigten deutlich, wie sehr sie zitterte.
Sie wollte die Geschichte noch einmal lesen und wünschte, sie würde nur das Übliche vorfinden – einen detaillierten Bericht über das Dinner und unbedeutende kleine Gerüchte, die nichts mit ihr zu tun hatten. Schlichte, harmlose Geschichten wie zum Beispiel, dass jemand zwei Gläser Champagner getrunken hatte statt nur einem. Oder wessen Retikül vergessen worden war, nachdem die Gäste gegangen waren, und eine Mutmaßung darüber, warum dessen Besitzerin so in Eile gewesen war.
Doch der Zeitungsartikel war immer noch derselbe. Und er handelte auch von Lady Alice, die spät in der Saison zum ton gestoßen und ihn mit ihrer strahlenden Schönheit im Sturm erobert hatte. Eine junge Dame, die völlig frei von der Verzweiflung war, die Eleanor zu ersticken drohte. Alle hatten sich zu ihr hingezogen gefühlt – einschließlich Hugh.
Eleanors Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Nicht Hugh. Lord Ledsey. Sie hatte nicht mehr das Recht, ihn beim Vornamen zu nennen oder auf so zwanglose Weise an ihn zu denken. Dieses Recht gehörte jetzt allein Lady Alice. Um alles noch schlimmer zu machen, besaß Lady Alice ein so freundliches Wesen, dass es unmöglich war, sie nicht gernzuhaben. Unerträglich.
Das Leben, das Eleanor sich mit Hugh vorgestellt hatte – die Sommermonate auf Ledsey Manor, die Saison im gemütlichen Londoner Stadthaus Ledsey Place und endlich nicht mehr der verhasste Zwang, sich einen passenden Mann angeln zu müssen –, das alles gehörte jetzt Alice.
Eleanor musste schlucken. Verflixt noch mal, sie würde gleich in Tränen ausbrechen.
Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie zusammenschrecken. Schnell stopfte sie die Zeitung unter eines der Kopfkissen auf ihrem Bett, blinzelte hastig die Tränen fort und griff nach einem Buch. „Herein.“
Die Countess of Westix trat mit rauschenden Röcken ein, gefolgt von einem Diener, der ein großes Paket trug. Eleanors Mutter wies mit einer anmutigen Geste auf den Toilettentisch und wandte sich dann an ihre Tochter. „Ich hätte gern kurz mit dir gesprochen.“
Der Diener stellte das Paket wie angewiesen ab und verließ den Raum, wobei er die Tür leise hinter sich ins Schloss zog.
Eleanor betrachtete zunächst das seltsame Paket und danach ihre Mutter. Die Countess trug ein lavendelfarbenes Abendkleid mit feiner Perlenstickerei über schwarzer Spitze. Sie sah sehr schön aus trotz der silbernen Strähnen in ihrem goldblonden Haar, das wie immer zu einer vollkommenen Frisur hochgesteckt war. Keine einzige Sorgenfalte war auf ihrem glatten Gesicht zu erkennen, dennoch zog sich Eleanors Magen nervös zusammen – wie immer, wenn ihre Mutter das Zimmer betrat.
Zweifellos stand ihr eine Strafpredigt bevor.
Aber was war das für ein seltsames Paket?
Ihre Mutter warf einen Blick auf das Buch in Eleanors Hand. „Was liest du?“
„Der Festtag von St. Jago“, antwortete Eleanor zögernd.
Gewiss war ihre Mutter nicht in ihr Zimmer gekommen, um ihre Lektüre mit ihr zu besprechen, oder?
Die Countess legte ungeduldig den Kopf schief. „Falsch herum?“
Erst jetzt schaute Eleanor auf das Buch. Sie hielt es tatsächlich verkehrt herum. Verflixt!
„Vielleicht hast du ja etwas anderes gelesen?“
Die Countess of Westix hob eine Augenbraue, wie sie es immer tat, wenn sie jemanden beim Lügen ertappte. Dieser strenge Blick hatte Eleanor während ihrer gesamten Kindheit verfolgt. Oder zumindest nach dem Zwischenfall mit ihrem Vater und nachdem Evander ins Internat geschickt worden war. Seitdem war ihr Leben von rigiden Regeln bestimmt worden.
Obwohl Eleanor das Buch behutsam beiseitelegte, machte sich der Lady Observer durch ein verräterisches Rascheln unter ihrem Kissen bemerkbar.
Die Countess setzte sich neben ihre Tochter aufs Bett und seufzte. „Ich habe es ebenfalls gelesen. Und ich habe gehört … was sie über dich sagen.“
Eleanor grub die Fingernägel in ihre Handfläche, bis der Schmerz stärker war als ihre Demütigung. Diesen Trick hatte sie schon als Mädchen benutzt, wann immer ihre Empfindungen sie zu überwältigen drohten – so als könnte sie auf diese Weise auch die Gefühle aus ihrem Herzen herausreißen. Sie wollte nicht dieses entsetzliche Gespräch mit ihrer Mutter führen und jenen fürchterlichen Augenblick auf dem Ball ein weiteres Mal durchleben. War die Erfahrung im Ballsaal, umgeben von all den Leuten, nicht schon qualvoll genug gewesen?
„Ich bin stolz auf dich, meine Tochter. Du hast deine Beherrschung nicht verloren, als es darauf ankam, Haltung zu zeigen.“
Die Countess legte eine Hand auf Eleanors Arm. Die Berührung war so unbeholfen wie ungewohnt. Und tatsächlich zog ihre Mutter ihre kühlen Finger augenblicklich wieder zurück. „Eigentlich sollte ich mich mehr schämen als du.“
Eleanor war sprachlos. Ihre Mutter hatte sich in ihrem ganzen Leben kein einziges Mal unschicklich verhalten. Warum sollte sie sich für etwas schämen?
„Meine Ehe mit deinem Vater, Gott hab ihn selig, war nicht glücklich.“ Die Countess bedachte Eleanor mit einem undurchdringlichen Blick. „Er stammte von einem mächtigen Clan ab, der erst spät in den englischen Adel erhoben wurde. Gefühle, so fand er, seien nur ein Zeichen von Schwäche und zeugten davon, dass jemand von niederer Abstammung war. Seine Familie hatte zu sehr darum gekämpft, von der englischen feinen Gesellschaft anerkannt zu werden. Keiner von ihnen wollte riskieren, jemals für gewöhnlich gehalten zu werden. Die Murrays sind stark. Sie zeigen keine Furcht.“
Eleanor unterdrückte ein bitteres Lächeln. Diese Leitsprüche kannte sie auswendig, da sie ihr ein halbes Leben lang vorgesagt worden waren. Sie kannte die Geschichte, die sich dahinter verbarg, nur allzu gut. Ihr Vater hatte dem ton nicht erlaubt, auf sie herabzusehen, weil sie aus Schottland stammten und nicht seit Anbeginn der Zeit dem Adel angehörten.
„Ich gab einen Teil von mir auf, als ich deinen Vater heiratete“, fuhr ihre Mutter fort. „Mir war indes nicht bewusst …“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie presste die Lippen zusammen und zwinkerte ein einziges Mal entschlossen, bevor sie weitersprach. „Mir war nicht bewusst, dass ich auch meine Kinder dazu verdammen würde, etwas von sich aufzugeben.“
Dieses ungewohnte Offenbaren von Gefühlen ließ Eleanor insgeheim voller Unbehagen zusammenzucken. Doch sie bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Schließlich öffnete ihre Mutter ihr Herz, um ihrer Tochter zu helfen, und Eleanor konnte nur an ihre eigene Unfähigkeit denken, mit einem so ungewohnten, heiklen Moment fertigzuwerden.
Ihre Mutter stand abrupt auf und die unbehagliche Spannung zwischen ihnen löste sich. „Auch ich verlangte von dir, deine Gefühle zu unterdrücken, bis du völlig teilnahmslos und kalt wurdest. Aber erst nach diesem Ereignis habe ich das erkannt.“ Sie seufzte und ließ die sonst so steifen Schultern leicht hängen. „Es tut mir leid, meine Tochter. Heute Abend jedoch habe ich vor, dieses Unrecht wiedergutzumachen.“ Sie ging zum Toilettentisch hinüber, nahm das Paket zur Hand und öffnete es.
Eleanor trat neugierig neben ihre Mutter, schaute in die Kiste und entdeckte einen zusammengefalteten schwarzen Seidenstoff.
„Es sind ein Domino und eine Maske.“ Die Countess holte einen langen schwarzen Umhang mit Kapuze sowie eine schwarze Seidenmaske heraus. „Es ist auch eine Perücke dabei, damit du nicht erkannt wirst.“
Um ihr Haar zu verstecken. Natürlich. Ein Blick auf ihr grellrotes Haar, und jeder würde wissen, dass sie es war. Die Haarfarbe hatte Eleanor von ihrem Vater geerbt und sie hatte ihr wirklich keine Vorteile beschert. Im Gegensatz zu den grünen Augen ihrer Mutter, für die Eleanor sehr dankbar war.
Jetzt strich sie mit der Hand über den schwarzen Umhang und ihr Herz machte einen Sprung. „Wohin soll ich denn gehen, dass ich mich verkleiden muss?“
„Ich habe eine Kurtisane engagiert, die dir beibringen wird, was ich dich leider nicht lehren kann.“
Eleanor starrte ihre Mutter voller Entsetzen an.
„Oh, sie war nicht immer Kurtisane“, erklärte ihre Mutter. „Früher war sie die Tochter eines sehr liebenswerten Pfarrers und als solche habe ich sie auch kennengelernt. Aber schwierige Umstände können sehr grausam zu einer Frau sein, sodass sie manchmal keine Wahl hat.“ Die Countess presste die Lippen zusammen und hielt einen Moment andächtig inne. „Sie ist diskret und wird dich lehren, anderen Menschen gegenüber aufgeschlossener zu sein und mehr Gefühle zu zeigen. Anders als ich. Ich möchte nicht, dass du...