Martin | Apfelrausch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Martin Apfelrausch

Commissario Pagani ermittelt in Südtirol
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-2703-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Commissario Pagani ermittelt in Südtirol

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7578-2703-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Edith Kössler referiert bei der Obstgenossenschaft Kaltern in Südtirol über den Einsatz eines umstrittenen Verfahrens zur Lagerhaltung von Kernobst. Im Laufe der Veranstaltung kommt es zu Meinungsverschiedenheiten und Provokationen seitens einzelner Apfelbauern. Noch am selben Abend wird sie erschlagen und in einem verlassenen Haus am Mendelpass versteckt. Der eigensinnige Commissario Roberto Pagani, strafversetzt nach Bozen, nimmt die Ermittlungen auf. Zu seinem Entsetzen muss er mit seinem alten Bekannten Kommissar Attila zusammenarbeiten ...

Monika Martin ist Sozialpädagogin und arbeitet als Autorin und Stadtführerin in Nürnberg. ´Apfelrausch´ ist der vierte Krimi der Reihe ´Ermitteln, wo andere Urlaub machen´. In dieser Reihe nimmt sie die Leser mit an Orte und Schauplätze, die sie selbst oft und gern bereist hat: Ungarn, Italien, die Nordseeküste und Südtirol. In ihrer Reihe ´Krimis mit Geschichte´ verbindet sie ihre literarische Tätigkeit mit ihrem regionalgeschichtlichen Engagement zu Kriminalromanen mit Fakten aus der Nürnberger Stadtgeschichte. Im November 2018 wurde ihr der Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis verliehen. Monika Martin lebt mit ihrer Familie in Schwanstetten bei Nürnberg.

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3
Der Motor heulte auf und der riesige Reisebus mit der Aufschrift Liebermann Reisen setzte sich ächzend in Bewegung. „Das ist unfassbar“, knurrte Oberstudiendirektor a.D. Dr. Hubertus Hochgesang in seinen gepflegten kurz geschnittenen Bart und fischte einen akkurat angespitzten Bleistift aus der Innentasche seines Sakkos. „Das war jetzt bereits der zwölfte Halt innerhalb von drei Stunden, und wir sind gerade einmal in Greding. Wenn das so weitergeht, kommen wir vor morgen Vormittag nicht in Kaltern an.“ Mit einem mürrischen Gesicht vermerkte er Greding, 12:03 Uhr in seinem kleinen Notizbuch und steckte es zusammen mit dem Bleistift wieder ein. „Wir sollten uns beschweren, was meinst du, Liebes?“, fügte er an seine Frau gewandt hinzu. „Immerhin haben wir eine Reise zur Apfelernte nach Kaltern gebucht und keine Rundreise durch unsere fränkische Heimat.“ „Hmm“, murmelte seine Frau Hildegard abwesend. Sie starrte gebannt auf die in großer Schrift bedruckten Seiten eines Groschenromans, der ihre ganze Aufmerksamkeit verlangte. Immerhin war es endlich soweit: Der Sohn des Wilderers hielt um die Hand der hübschen Wirtstochter an … „Hildegard! Hörst du mir überhaupt zu?“ „Aber natürlich, Hase.“ „Wir sollten uns beschweren!“ „Aber natürlich, Hase.“ Hildegard atmete tief durch, lächelte beseelt und legte mit feuchten Augen das Heft beiseite. Glücklich griff sie nach dem bereitliegenden Taschentuch und tupfte sich die Tränen ab, die ihr bereits über die erhitzten Wangen liefen. „Er hat sie doch noch bekommen“, seufzte sie leise. „Ist das nicht schön?“ Hubertus Hochgesang beobachtete mit hochgezogenen Augenbrauen, wie seine Frau das abgegriffene Heft zu den vielen anderen nicht unbedingt besser aussehenden Exemplaren in ihre voluminöse Handtasche steckte. „Musst du unbedingt diese billigen Schundromane lesen? Das ist doch Volksverdummung“, meinte er und schüttelte missbilligend den Kopf. Völlig unbeeindruckt tätschelte ihm seine Frau die Hand und zwinkerte ihm liebevoll zu. „Es reicht doch, wenn sich einer von uns mit all den großartigen Schriftstellern befasst, die unser deutsches Vaterland hervorgebracht hat, meinst du nicht? Worüber wolltest du dich noch einmal beschweren?“ Ihr Mann holte gerade Luft, um zu einem Plädoyer über die Wichtigkeit wertvoller Literatur auszuholen, als ein lautes Räuspern über die Lautsprecher des Busses zu hören war. „Liebe Fahrgäste, liebe Freunde“, ertönte die kratzige, aber ausgesprochen fröhliche Stimme Heinrich Liebermanns, der bei dieser Fahrt höchstpersönlich am Steuer saß. „Ich habe zwei gute Nachrichten für uns alle.“ Er machte eine kurze Kunstpause, in der so manche ärgerliche Zwischenrufe zu hören waren. „Ich kann gut verstehen, dass sich mancher denkt, wir sind doch bereits drei Stunden unterwegs und haben gerade einmal die 60 km von Nürnberg nach Greding geschafft, aber wir mussten doch all die vielen Gewinner und Gewinnerinnen unseres Preisausschreibens aus unserem schönen Landkreis abholen. An dieser Stelle möchte ich euch noch einmal ans Herz legen: Der Urlaub beginnt bereits auf der Fahrt. Genießt es, lehnt euch zurück in die bequemen Sessel und entspannt euch.“ Die lauten Rufe wichen einem monotonen Gemurmel, als Liebermann seine Ansprache fortsetzte. „Nun zu den beiden guten Nachrichten. Erstens: wir dürfen die letzten Gäste unserer fantastischen Reise ins wunderschöne Südtirol an Bord begrüßen. Herzlich willkommen. Die zweite gute Nachricht lautet: Mittagessen! Ja, liebe Freunde, in nur 15 Minuten erreichen wir einen schnuckeligen Landgasthof, wo wir mit köstlichen Spezialitäten aus der Region verwöhnt werden. Ich freue mich darauf.“ „Was soll das?“, rief Willi Mack, ein bulliger Mann Anfang 60 mit lauter Stimme nach vorne. „Wir wollen nach Kaltern und uns nicht stundenlang im Dunstkreis von Nürnberg aufhalten! Wir könnten schon längst in Kufstein sein! Fahr endlich weiter!“ Eine kleine, zierliche Frau mit asiatischen Gesichtszügen legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm und flüsterte auf ihn ein. „Lass mich, Frau! Ich habe doch recht, oder?“ Er sprang auf und blickte sich Beifall heischend im Bus um. „Jetzt sagen Sie doch auch mal was“, fuhr er einen schmächtigen Mann an, der eine Reihe vor ihm saß. „Ist Ihnen etwa alles egal, Herr …?“ „Seiler, Johann Seiler“, antwortete der Angesprochene leise. Es war ihm sichtlich unangenehm, plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Sein faltiges, mit dünnen roten Äderchen durchzogenes Gesicht zuckte, während er sich nervös über das fettige Haar strich. „Sie lassen wohl alles mit sich machen, was?“, bemerkte Mack abfällig, als klar wurde, dass Johann Seiler zu keiner weiteren Äußerung mehr bereit war. „Liebermann“, brüllte er jetzt nach vorne, „gib endlich Gas!“ „Aber, aber“, unterbrach ihn die besänftigende Stimme Liebermanns aus dem Lautsprecher. „Wir sind alle hungrig und wollen uns kurz die Beine vertreten. Ich habe schon den köstlichen Duft von Schäufele mit Kloß in der Nase, geht es euch nicht auch so?“ „Wir sprechen uns noch“, brummte Willi Mack vor sich hin, während er sich wieder zurück in seinen Sitz fallen ließ. Kurz darauf verließ der Bus die Autobahn und steuerte in Richtung Altmühltal. Die Stimmung innerhalb der Reisegruppe war angespannt, doch schien die Aussicht auf das angekündigte Mittagessen die Gemüter wieder zu beruhigen. Die Sonne stand am nur leicht bewölkten Himmel, die frisch abgeernteten Getreidefelder wirkten sauber und aufgeräumt, der Herbst stand vor der Tür. Mit einem lauten Seufzer erstarb der Motor des Busses vor einem kleinen, abseits des Ortes gelegenen Landgasthof, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Zwischen dem Kies auf dem Parkplatz, der von einem lückenhaften, wackeligen Zaun umgeben war, wuchsen dichte Grasbüschel. Der Spielplatz mit seiner rostigen Wippe und einer kaputten Schaukel war mit Unkraut und Brennnesseln zugewuchert. Außer der Reisegruppe waren keine weiteren Gäste da, was angesichts des schönen Wetters, der tollen Lage und der besten Mittagessenszeit – Samstagmittag, 12:30 Uhr – doch sehr verwunderlich war. Die Mitglieder der Reisegruppe schälten sich aus dem Bus, streckten die etwas eingerosteten Glieder und sahen sich skeptisch um. Diejenigen, die sich vorab über das Speiseangebot informieren wollten, suchten in dem verbeulten Glaskasten neben dem Eingang vergeblich nach einem Aushang. Wie bei solchen Busreisen üblich, bildeten sich gleich nach dem Aussteigen die ersten – überwiegend weiblich besetzten – Grüppchen derer, die zunächst dringend die Toilette aufsuchen mussten. „Zu den Toiletten bitte hier entlang“, rief in diesem Moment Heinrich Liebermann, der über die Gewohnheiten und Bedürfnisse seiner Kunden und vor allem Kundinnen bestens informiert war. Er wies auf einen kleinen Anbau neben dem Gasthof auf dem ein handgeschriebenes, vergilbtes Schild angebracht war: Zu den Toiletten. Die Damen stürmten durch die Tür und bildeten binnen Sekunden die in solchen Situationen obligatorische Warteschlange vor der Damentoilette. „Die anderen dürfen gern im großen Speisesaal Platz nehmen“, meinte Liebermann und öffnete schwungvoll die Eingangstür. Dr. Hubertus Hochgesang, der als erster das Lokal betrat, wehte ein köstlicher Duft nach Braten und Blaukraut entgegen. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er war und beeilte sich, an einem der rustikalen Tische Platz zu nehmen. „Setzen Sie sich, die Suppe ist schon seit einer halben Stunde fertig“, ließ sich nun die schnarrende Stimme einer älteren Frau vernehmen, die mit hochrotem Gesicht, auf Heinrich Liebermann zukam. „Sie wollten doch schon um 12:00 Uhr hier sein, Herr Liebermann. Können Sie nicht einmal pünktlich sein?“ „Bitte entschuldigen Sie, Frau Angerer, das nächste Mal klappt es bestimmt besser“, antwortete der Busunternehmer betont freundlich, während er damit begann, die Leute in Richtung Gastraum zu schieben. Als wenig später Platten mit krossem Krustenbraten, würzigem Zwiebelfleisch und zarten Schnitzeln aufgetragen wurden, vergaßen die Mitglieder der Reisegruppe die Skepsis, die der erste Eindruck des Gasthofes bei ihnen geweckt hatte. Die Qualität des Essens machte den ungepflegten Parkplatz, das Fehlen der Speisekarte im Schaukasten und die einfache Ausstattung der Gaststube längst wett. Eine halbe Stunde später lehnte sich Hubertus Hochgesang satt und zufrieden in seinem Stuhl zurück und lächelte. „So stelle ich mir ein Mittagessen vor“, bemerkte er an seine Frau...



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