Marshall | Ein süsses Abenteuer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

Marshall Ein süsses Abenteuer


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6480-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7337-6480-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sir Neville Fortescue rühmt sich eines tadellosen Lebenswandels - bis Diana, Duchess of Medbourne, ihn bittet, sie in ein berüchtigtes Freudenhaus zu begleiten: Ihre Küchenhilfe ist auf mysteriöse Weise verschwunden, und die Spur führt in die Londoner Unterwelt. Während sich Sir Neville zusammen mit der wagemutigen Duchess aufmacht, das verschleppte Mädchen zu retten, entdeckt er vollkommen neue Seiten an sich. Noch nie hat er solche Lust am Abenteuer verspürt wie bei dieser aufregenden Rettungsaktion... Und ein ganz und gar ungewöhnliches Gefühl durchflutet ihn immer öfter: ein aufregendes Prickeln, wenn er wie zufällig Dianas zarte Hand berührt ...



Als Bibliothekarin hatte Paula Marshall ihr Leben lang mit Büchern zu tun. Doch sie kam erst relativ spät dazu, ihren ersten eigenen Roman zu verfassen, bei dem ihre ausgezeichneten Geschichtskenntnisse ihr sehr hilfreich waren. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie fast die ganze Welt bereist. Ihr großes Hobby ist das Malen.

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1. KAPITEL

1819

Als Sir Neville Fortescue auf Lady Leominsters Ball zufällig mit anhörte, wie zwei seiner angeblichen Freunde über ihn sprachen, ahnte er noch nicht, dass sich dadurch bald sein ganzes Leben verändern sollte.

„Fortescue?“, sagte Frank Hollis zu Henry Latimer. „Oh nein, ich werde Fortescue gar nicht erst fragen, ob er mit uns ins Coal Hole kommen möchte. Ein netter Bursche, zuverlässig und anständig, aber langweilig, verdammt langweilig. Hat sich sein Leben lang keinen einzigen Fehltritt geleistet. Schon der Gedanke an ihn ödet mich an.“

„Ach, weißt du, stille Wasser sind tief.“

„Nicht immer. Bis jetzt hat er jedenfalls noch nicht gezeigt, was in ihm steckt, dabei sitzt er schon seit fünf Jahren im Parlament. Wechseln wir lieber das Thema. Was hältst du von der neuen Geliebten seines Cousins Alford? Der weiß, wie man sich richtig vergnügt. Nehmen wir doch ihn ins Coal Hole mit.“

Mit diesen Worten entfernten sich die Sprecher. Wie heißt es so schön – der Horcher an der Wand hört seine eigene Schand’, dachte Sir Neville Fortescue verdrossen. Sicher, die beiden hatten nichts allzu Schlimmes gesagt, aber er fand es nicht gerade schmeichelhaft, als langweiliger Musterknabe abgetan zu werden. Obgleich er nicht viel auf Frank Hollis’ Urteilsvermögen gab, hatten dessen Bemerkungen ihn tief getroffen, ja sogar verärgert. Wieso maßte der Mann sich überhaupt an, über ihn zu urteilen?

Der Vorfall beschäftigte ihn umso mehr, als er an diesem Tag Harriet Beauchamp aufgesucht und um ihre Hand angehalten hatte. Zum einen glaubte er, dass sie eine gute Gemahlin abgeben würde. Und zum anderen lag seine verwitwete Mutter ihm ständig in den Ohren, dass er sich endlich vermählen solle.

„Ein Mann in deiner Stellung braucht eine Gattin“, pflegte sie zu sagen, und als er ihr seinen Entschluss mitteilte, Harriet einen Heiratsantrag zu machen, freute sie sich ungemein. Ihrer Ansicht nach würde die reizende Miss Beauchamp ihm trotz ihres etwas leichtfertigen Betragens alle Ehre machen.

Heute hatte er sich genau die passenden Worte zurechtgelegt, um einer hübschen jungen Debütantin mit dem Segen ihres Vaters einen Heiratsantrag zu machen. Noch einmal ließ er sich die beschämende Szene durch den Kopf gehen …

Nach seiner Rede hatte Harriet mit geheuchelter Traurigkeit erwidert: „Ach, mein lieber Neville, ich mag dich sehr, aber ich könnte niemals deine Gattin werden.“

Er fiel aus allen Wolken. Sie wies ihn ab? „Warum denn nicht?“, rief er in leicht entrüstetem Ton, noch immer vor ihr kniend.

„Weil ich hin und wieder etwas Aufregendes erleben möchte. Mit dir könnte ich das nicht, da du so sehr darauf achtest, immer das Richtige zu tun.“

Endlich erhob er sich, denn in den engen Hosen, die die Mode zurzeit vorschrieb, konnte man nicht lange knien. „Ich dachte, die meisten jungen Damen wünschen sich einen verlässlichen Ehemann“, entgegnete er.

„Das stimmt, aber du benimmst dich dermaßen korrekt, dass man sich mit dir schier langweilt“, erklärte sie mit herzlich wenig Taktgefühl. „Und das könnte ich nicht ertragen. Bald wirst du irgendein nettes, sittsames Mädchen kennenlernen, das besser zu dir passt als ich. Wir werden doch hoffentlich Freunde bleiben? Falls ich je Hilfe benötigen sollte, würdest du mir jederzeit mit klugem Rat beistehen, das weiß ich genau.“

Beinahe hätte er ihr entgegengeschleudert: „Im Gegenteil, in dem Fall solltest du lieber einen guten Anwalt aufsuchen.“ Stattdessen gab er, wie gewöhnlich, eine unverfängliche, banale Antwort. „Ich bedaure, dass du meinen Antrag ablehnst, Harriet, aber ich werde dir natürlich immer wohl-gesonnen bleiben.“

„Dann nimmst du mir meine Entscheidung also nicht übel. Wie lieb von dir!“

In diesem Augenblick regte sich plötzlich Nevilles Leidenschaft, die er sonst immer erfolgreich unterdrückte. Um ein Haar hätte er Harriet an sich gerissen, einen heftigen Kuss auf ihre Lippen gepresst und sie hinterher angefahren: „Fandest du das aufregend genug? Oder soll ich weitermachen?“

Selbstverständlich tat er nichts dergleichen. Seit er denken konnte, hütete er sich, dem Beispiel seines Vaters zu folgen, eines trunksüchtigen Wüstlings, der in den Armen einer Kokotte gestorben war. Dass seine Familie nach seinem Tod nicht in Not geriet, verdankte sie nur der Tatsache, dass Nevilles Großvater mütterlicherseits bei der Heirat seiner Tochter ihr Erbe vor dem Zugriff ihres Gatten geschützt hatte.

Glücklicherweise verbrachte seine Mutter den Sommer bei ihrer verwitweten Schwester in Surrey. Ansonsten würde sie ihm nun wegen Harriets Abfuhr endlose Vorwürfe machen. In Wahrheit sehnte er sich nicht übermäßig danach, das Mädchen zu heiraten, aber für seine Mutter spielte das keine Rolle.

Soso, Harriet wünscht sich also eine aufregende Ehe, dachte er, während er unverrichteter Dinge das Haus der Beauchamps verließ. Es geschähe ihr ganz recht, wenn sie sich am Ende mit einem Mann wie meinem Vater, Sir Carlton Fortescue, vermählt, der sie ins Elend stürzt.

Und nun, noch am selben Abend, musste er auf Lady Leominsters Ball mit anhören, wie zwei liederliche Burschen sich ganz ähnlich wie Harriet über ihn äußerten.

Wirkte er auf andere tatsächlich so langweilig? Was gab es denn an korrektem Betragen auszusetzen? Konnte man überhaupt gleichzeitig tugendhaft und aufregend sein? Angenommen, er lockerte die Zügel ein wenig? Würde er sich dann wohler fühlen?

Eine leere Hoffnung. Er konnte nicht über seinen Schatten springen. Nach mehreren Generationen von durch und durch verdorbenen Fortescues bemühte er sich als Erster, ein anständiges Leben zu führen, damit man nicht im ganzen Land über seine Eskapaden tratschte. Mit Mitte zwanzig war er ins Parlament eingetreten, wo er seine Pflichten stets tüchtig und ehrenhaft erfüllt hatte. So viel konnten die meisten seiner Freunde nicht von sich behaupten.

Er kehrte noch einmal in den Ballsaal zurück, um sich von Lady Leominster zu verabschieden. Am besten begab er sich nach Hause und vergaß den ganzen Vorfall.

Doch während er auf die Gastgeberin zuging, fasste ihn irgendjemand bei der Schulter und rief: „Genau nach dir hatte ich gesucht! Nach dem Ball wollen ein paar Freunde und ich ins Coal Hole gehen. Komm doch mit! Amüsiere dich ausnahmsweise einmal, Neville. Aber gestatte mir zuerst, dich mit der Dowager Duchess of Medbourne bekannt zu machen. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen behauptet sie, sie könne es kaum erwarten, dich kennenzulernen.“

Vor Neville stand George, Lord Alford, mit dem man ihn gerade eben verglichen hatte – zu seinen Ungunsten. In der Tat besaß George sämtliche Vorzüge, die ihm selbst fehlten. Er sah auffallend gut aus, kleidete sich hochelegant und verstand es, jeden Augenblick seines Lebens zu genießen, ob nun mit leichtfertigen Frauenzimmern oder auf der Rennbahn, in zwielichtigen Spielhöllen oder bei Wettrennen in seinem Zweispänner. Wenn er sich für Wetten interessieren würde, was er nicht tat, hätte Neville wetten können, dass George sein Vermögen in rasendem Tempo durchbrachte. Genauso schnell, wie seine besten Pferde galoppieren konnten.

Natürlich verspürte er nicht die geringste Lust, seinen Cousin ins Coal Hole zu begleiten oder der Kühnen Duchess vorgestellt zu werden. So lautete der Spitzname der reichen jungen Witwe des Duke of Medbourne, die im vergangenen Jahr die Gesellschaft im Sturm erobert hatte. Ihrem Ruf nach zu schließen stand ihre Leichtlebigkeit der Lord Alfords in nichts nach.

„Das wage ich zu bezweifeln, George – ich meine, dass die Duchess mich wirklich kennenlernen will. Und besten Dank, aber ich werde deine Einladung nicht annehmen. Ich gehe jetzt nach Hause.“

„Tu mir doch den Gefallen“, rief Lord Alford lachend. „Ich habe mit Frank Hollis gewettet, dass ich dich dazu überreden kann, und wenn du mich im Stich lässt, werde ich ein hübsches Sümmchen verlieren.“

Als Franks Name fiel, sah Neville seinen Cousin unverwandt an. „Frank Hollis, ja?“, bemerkte er nach einer Weile. „In diesem Fall werde ich mitkommen, aber nur für einen kurzen Augenblick.“

„Zuerst die Duchess. Er wettet nämlich, dass du dich weigern wirst, ihre Bekanntschaft zu machen.“

„Tatsächlich? Gut, einverstanden, aber erwarte keine große Begeisterung von mir.“

„Nein, nein. Franks Gesicht möchte ich sehen, wenn du dich vor ihr verneigst, und wenn du um Mitternacht mit uns zu neuen Vergnügungen aufbrichst!“

Widerstrebend folgte er George in eine Ecke des Saals, wo Diana inmitten einer Schar von Bewunderern Hof hielt.

Seit ihrer Ankunft in London hatte sie mit ihrer unbezähmbaren Lebenslust ebenso großes Aufsehen erregt wie seinerzeit Lady Caroline Lamb. Natürlich war sie keineswegs so töricht wie Lady Caroline, ja, man hätte sie sogar als Blaustrumpf bezeichnen können, nur dass sie ihre Bildung niemals zur Schau stellte. Dagegen bewies sie immer wieder, dass sie nicht nur alle Menschen in ihrer Umgebung mit ihrer Schönheit betören, sondern auch den langweiligsten gesellschaftlichen Anlass mit ihrem Esprit und ihrer geistreichen Konversation beleben konnte.

Whist und Schach beherrschte sie so gut wie jeder Gentleman. Darüber hinaus spielte sie meisterhaft das Pianoforte, und es ging das Gerücht, sie spreche drei Fremdsprachen. Eines Tages hatte sie für eine kleine Sensation gesorgt, als sie in ihrem Zweispänner durch den Hydepark fuhr und...



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