E-Book, Deutsch, Band 21, 384 Seiten
Reihe: Julia Muttertagsband
Marsh / Thorpe / Greene Julia MuttertagsBand Band 21
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86295-216-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie ist die richtige, Dad / So lange vermisst... / Leise erwacht die Hoffnung /
E-Book, Deutsch, Band 21, 384 Seiten
Reihe: Julia Muttertagsband
ISBN: 978-3-86295-216-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
SIE IST DIE RICHTIGE, DAD von GREENE, JENNIFER
Die kleine Patrice wünscht sich sehnsüchtig eine neue Mami. Wie gut, dass sie in Ariel endlich ihre Taumkandidatin findet. Damit sich ihr Papa Josh in die hübsche Juwelierin verliebt, heckt Patrice einen süßen Plan aus. Mit Erfolg! Aber ist eine Familie mit drei Kindern auch Ariels Traum?
SO LANGE VERMISST... von THORPE, KAY
Bitter bereut Lauren ihr Kind weggeben zu haben. Als der attraktive Adoptiv-Vater eine Nanny sucht, ist das Glück zum Greifen nah. Auf seinem Landgut gewinnt sie nicht nur die Liebe ihrer Tochter Kerry, sondern auch Brads Herz. Bis er erfährt, wer Lauren ist
LEISE ERWACHT DIE HOFFNUNG von MARSH, NICOLA
Nie mehr wollte Aimee den Vater ihres Sohnes wiedersehen! Doch nun ist der fünfjährige Toby schwer krank und braucht Jed als Spender. Besorgt zieht Jed bei Aimee ein und umwirbt sie so zärtlich, dass ihr Herz erneut in Gefahr gerät. Kann Aimee ihm diesmal vertrauen?
USA-Today-Bestsellerautorin Nicola Marsh hat weltweit mehr als sieben Millionen Romane verkauft und diverse Preise wie den Romantic Times Reviewer's Choice Award gewonnen. Für Erwachsene schreibt sie aufregende Liebesromane, für Jugendliche spannende Geistergeschichten. In ihrer Freizeit liebt die frühere Physiotherapeutin gutes Essen, sich um ihre kleinen Helden zu kümmern und es sich mit einem guten Buch gemütlich zu machen.
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1. KAPITEL
„Natürlich drehst du total durch, weil dieser Typ dich zum Dinner eingeladen hat, Jeanne. Du hockst doch schon so lange vor deinem Computer, dass du gar nicht mehr weißt, wie ein normales männliches Wesen aussieht.“
Die Ladenglocke klingelte. Ariel Lindstrom klemmte sich den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter und spähte aus dem Hinterzimmer in den Verkaufsraum, aber sie konnte keine Kunden entdecken.
„Eine Einladung zum Dinner heißt doch nicht gleich, dass du ihn heiraten sollst. Geh einfach mal mit ihm aus und amüsier dich. Was ist daran so schwierig? … Ja, natürlich hast du nichts anzuziehen. Du bist ja auch seit zehn Jahren nicht mehr einkaufen gewesen. Komm rüber zu mir. Ich finde schon was für dich in meinem Schrank … Na gut, mein Geschmack ist ein bisschen ausgefallen. Aber sonst …“
Ariel war ganz aufgedreht. Gute Ratschläge zu geben machte ihr richtig Spaß. Noch immer sah sie suchend in den Verkaufsraum. Irgendjemand musste doch hereingekommen sein. Die Ladenglocke hatte schließlich geklingelt. Aber es war keine Menschenseele zu sehen. Merkwürdig.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und äugte noch einmal angestrengt in den Verkaufsraum, aber da rührte sich nichts. Als das Telefon geklingelt hatte, war sie gerade dabei gewesen, einen Haken an eine silberne Halskette anzulöten. Antiker Schmuck war die Spezialität ihres Geschenkeladens. Die beiden größten Vitrinen waren vollgepackt mit altertümlichen Ketten und Anhängern auf kleinen Samtkissen. Gleich neben der Tür hatte Ariel auch eine Ecke für Kinder eingerichtet, in der es Kristallkugeln, Zauberstäbe und allerlei Utensilien für Zaubertricks zu sehen gab.
Plötzlich entdeckte Ariel nun doch etwas. Den ganzen Körper des Wesens konnte sie von ihrem Standpunkt aus nicht erkennen, aber aus der Zauberecke lugte die Spitze eines Tennisschuhs hervor. Es war ein knallig orangefarbener Tennisschuh, eindeutig Kindergröße. Sie lachte leise, dann sagte sie: „Glaub ja nicht, dass ich schon mit dir fertig bin, Jeanne. Aber ich muss später zurückrufen. Ich hab’ nämlich Kundschaft im Laden.“
Dass Ariel eine besondere Schwäche für Kids hatte, war allgemein bekannt, und dieses kleine Mädchen war wirklich ein rührender Anblick. Mit großen Augen, aus denen Schuldbewusstsein und Verwunderung sprachen, sah die Kleine zu Ariel hoch. Die Kleine war kaum älter als fünf oder sechs Jahre. Sie trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck der Bostoner „Red Sox“ und ausgefranste, abgeschnittene Jeans. Unter der verkehrt herum aufgesetzten Baseballkappe sahen zwei unordentlich geflochtene brünette Zöpfchen hervor. Ein Schmutzfleck zierte die Stupsnase. Beide Knie wiesen halb verheilte Abschürfungen auf. Das Mädchen hatte ein Dutzendgesicht, wenn man einmal von seinen glänzenden schokoladenbraunen Augen absah. Aber dass sie nicht gerade besonders niedlich war, schien die Selbstsicherheit der Kleinen nicht im Geringsten zu beeinträchtigen. Ihr ganzes Auftreten hatte etwas Provozierendes, Keckes.
Ariel empfand sofort Zuneigung für die Kleine. Genauso war auch sie als Kind gewesen. Sie hockte sich neben das Mädchen. „Hallo, du. Wie heißt du denn?“
„Killer.“
„Killer, hm … Wenn das kein toller Name ist, dann weiß ich es auch nicht. Suchst du irgendwas Besonderes?“
Die Kleine zuckte die mageren Schultern. „Ich wollte nur mal ein bisschen herumgucken. Nach den Zaubertricks und so. Ich wollte bestimmt nichts klauen.“
„Das hatte ich auch nicht gedacht. Es ist gerade der richtige Nachmittag für den Zauberkram. Ich zeig dir mal ein paar Tricks, wenn du magst. Es ist sowieso viel zu heiß, um draußen zu spielen, nicht?“ Ariel wurde neugierig. „Wo ist denn deine Mom, Süße?“
Es sollte keine schwer zu beantwortende Frage sein. Die Kinder aus der Nachbarschaft kamen häufig an ruhigen Nachmittagen ins „Treasures“, ihren Laden, um sich umzusehen. Dieses Vorortviertel war typische Mittelklasse, viele Mütter gingen zur Arbeit, und der Laden lag in der Nähe der Schulen. Ariel hatte nur deswegen nach der Mutter des Mädchens gefragt, weil sie sich vergewissern wollte, dass die Kleine auch die Erlaubnis hatte zu kommen. Aber Killer nahm ihre Frage seltsamerweise wortwörtlich.
„Mom ist abgehauen. Sie hatte uns Kids satt. Wir haben zu viel angestellt und sie verrückt gemacht.“
Das Kind sagte das ganz selbstverständlich und sachlich. Da war nichts Mitleidheischendes herauszuhören. Dennoch fühlte sich Ariel zutiefst angesprochen von den Worten, auch wenn Scheidungen etwas so Alltägliches waren, dass sich kaum noch jemand über Geschichten von kaputten Familien aufregte. Aber da sie ebenfalls als Kind das Opfer eines Scheidungskrieges geworden war, wusste sie Bescheid. Mit ihren inzwischen neunundzwanzig Jahren hatte sie längst jedes Vertrauen in die Einrichtung der Ehe verloren, und die Vorstellung eines „Für immer“ empfand sie als unglaubwürdig. Dennoch schmerzte es sie, dass ein so kleines Kind schon so bittere Erfahrungen durchmachen musste.
Der Knirps hatte ein Mundwerk wie eine Maschine.
Ihr wirklicher Name war Patrice, aber alle Leute nannten sie stets nur Killer. Der Nachname lautete Penoyer. Ihr Urgroßvater stammte aus Ungarn, aber der war schon seit einer Ewigkeit tot. Sie war sechs Jahre alt. Ihr Dad hatte natürlich keine Ahnung davon, wie man ordentlich Zöpfchen flocht. Ihre beiden älteren Brüder kannten keine Spiele, wie Mädchen sie spielen mögen. Im Herbst sollte sie in die Grundschule kommen, die beiden Brüder hatten ihr oft erzählt, wie langweilig die Schule war. Deswegen hatte sie nun auch keine Lust zur Schule und war fest entschlossen, überhaupt gar nicht erst hinzugehen. Ihr bester Freund war Boober. Der war fast zwei Meter achtzig groß, unsichtbar und ein Fan von Zauberei, aber das alles war ein Geheimnis, von dem ihr Dad nichts zu wissen brauchte. „Weil Dad nämlich rein gar nichts von Magie hält.“
„Oh, gar nichts?“, fragte Ariel erstaunt, die Killer inzwischen vorgeführt hatte, wie man einen Schal verschwinden lässt. Außerdem hatte sie eine Fünfzigcentmünze hinter Killers linkem Ohr hervorgezaubert. Ariel machte es nichts aus, ihre Arbeit für eine Weile liegen zu lassen und sich mit der Kleinen zu unterhalten. Abgesehen von jenem Fantasiefreund „Boober“, der sowohl männlich als auch weiblich sein mochte, gab es offenbar in Killers Leben kein weibliches Wesen. Ganz offenbar sehnte sich das Mädchen nach Gesellschaft und Zuspruch. Über der uralten Ladenkasse tickte die Wanduhr, die Zeit verging, aber das Kind zeigte keinerlei Absicht, nach Hause zu gehen.
„Killer, meinst du wirklich, dass du noch länger hierbleiben darfst? Du wirst doch nicht etwa zu Hause erwartet?“
Erschrocken sah die Kleine Ariel mit ihren schokoladenbraunen Augen an. „Wie viel Uhr ist es denn jetzt?“
„Kurz nach vier“, sagte Ariel.
„Auweia, ich muss weg!“
Das Kind rannte zur Tür. Die Ladenglocke schepperte, dann flitzte Killer um die Hausecke in die Nebenstraße und war verschwunden.
Ariel hockte noch immer ziemlich verdutzt am Boden, teils amüsiert, teils nachdenklich. Es schien ihr selbstverständlich, dass sie sich zu der frechen Kleinen hingezogen fühlte, denn sie erinnerte sie nur allzu sehr an ihre eigenen Kinderjahre. Aber war es nicht töricht, diese Gefühle so ernst zu nehmen? Wer wusste denn, ob sie die kleine Herumtreiberin je wiedersehen würde?
Schluss mit der Grübelei, sagte sie sich. Es wurde Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Sie war weder besonders ehrgeizig noch nachlässig, aber natürlich wusste sie sehr wohl, dass unbezahlte Rechnungen sich nicht von allein erledigten. Sie wandte sich um und wollte ins Hinterzimmer zurückkehren, da entdeckte sie es: Eines ihrer Einhörner war verschwunden!
Die kristallenen Einhörner gehörten zu den beliebtesten Stücken für Sammler. Weil alle Figuren Unikate waren, hatte Ariel jede Figur auf einen kleinen Spiegel gestellt. Und einer dieser Spiegel war leer.
Außer Killer war niemand in den Laden gekommen. Das Einhorn war mit einem Preis von fünfundvierzig Dollar ausgezeichnet. Erst jetzt fiel es Ariel wieder ein, dass sie das Kind zwischen der Zauberecke und den Kristallsachen entdeckt hatte. Und nun erinnerte sie sich auch an den schuldbewussten Blick der Kleinen.
Verdammt!
Ariel überlegte, wie sie der kleinen Diebin auf die Spur kommen könnte. Sie hatte doch ihren Nachnamen genannt! Penoyer? Kein solcher Allerweltsname, dass es schwer wäre, die Telefonnummer herauszufinden – vorausgesetzt, sie wollte ihr Einhorn oder die fünfundvierzig Dollar wiederhaben.
Ariel brauchte nicht lange zu überlegen. Eigentlich ging es ihr mehr ums Prinzip als um das Geld. Es widerstrebte ihr, das Kind in Schwierigkeiten zu bringen. Die Vorstellung von einem Vater, der angeblich so prosaisch war, dass er sich aus Zauberei „rein gar nichts“ machte, ging ihr durch den Kopf.
Killers Dad gehörte allem Anschein nach in die Kategorie „knochentrockener Realist und erbarmungsloser Prinzipienreiter“. Sicher war es nicht ganz fair, sich nur nach den Worten des Kindes ein Urteil über den Mann zu bilden. Andererseits konnte ihr das egal sein, denn sie würde ihn ja doch nie kennenlernen. Und der Verlust eines Einhornes war einfach nicht wichtig genug, um die Kleine in Schwierigkeiten zu bringen.
„Ariel!“
„Ja, was ist?“ Ariel hörte ihre Geschäftspartnerin Dot wohl, aber sie konnte ihre Arbeit momentan nicht unterbrechen. Es war auch höchst unwahrscheinlich, dass Dot dringend ihre Hilfe brauchte. Es war schon fast sieben Uhr abends, also...