Marschall | Das Erbe von Tanston Hall | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 284 Seiten

Reihe: Ein britischer Krimi mit Kate und Luna

Marschall Das Erbe von Tanston Hall

Ein Cornwall Krimi
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-940258-26-7
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Cornwall Krimi

E-Book, Deutsch, Band 1, 284 Seiten

Reihe: Ein britischer Krimi mit Kate und Luna

ISBN: 978-3-940258-26-7
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vor drei Jahren verschwand Kates Bruder spurlos. Gerade als sie glaubt, mit dem Verlust leben zu können, erhält sie einen anonymen Anruf. Ihr Bruder soll in einem kleinen Dorf in Cornwall gesehen worden sein und in großen Schwierigkeiten stecken. Kate bricht sofort auf - doch im idyllischen Cawsand erwarten sie perfide Intrigen und ein tödliches Familiengeheimnis.

Anja Marschall lebt und schreibt in Schleswig-Holstein, wo sie seit mehreren Jahren als Publizistin arbeitet. Ihr erster Roman, 'Fortunas Schatten', ist beim Dryas Verlag erschienen.

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Autoren/Hrsg.


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Kapitel 03 Kate hatte ihr erstes Früh­stück im „King’s Men“ hastig beendet und sich von Mrs Whidby einen Schirm geliehen. Dann waren sie und die Wirtin in einem klapprigen Jeep nach Plymouth gefahren. Das war nun schon mehrere Stunden her. Mittlerweile war es Nachmittag und man ließ Kate noch immer auf dem Flur im dritten Stock des Polizeigebäudes warten. Sie hatte Hunger und spürte, wie sie von Minute zu Minute ärgerlicher wurde. Eine junge Beamtin hatte Kates Ausweis mitgenommen, um kurz die Personalien zu überprüfen, wie sie sagte. Das war vor über zwei Stunden gewesen! Mit zunehmender Wut im Bauch und einem knurrenden Magen beobachtete Kate das Kommen und Gehen auf dem Flur. Männer und Frauen eilten über das abgewetzte graue Linoleum, vorbei an der Bank, auf der sie saß. Die Schritte hallten von den kahlen Wänden und vermischten sich mit dem Schlagen von Türen und dem Klingeln von Telefonen dahinter. Niemand beachtete sie. Kate fühlte sich, als sei sie durchsichtig. Auch der junge Uniformierte, der soeben den Gang entlangkam, übersah sie. In der rechten Hand hielt er eine durchsichtige Plastiktüte. Kate sprang auf und eilte ihm nach, als auch er durch eine der vielen Türen verschwinden wollte. Sie fragte, wie lange sie noch warten müsse, und er blickte sie verständnislos an. Dann erklärte er ihr umständlich, dass der zuständige Beamte sicherlich bereits auf dem Weg sei und sie sich noch ein wenig gedulden müsse. Kate starrte auf den Beutel in seiner Hand. Darin konnte sie deutlich eine schwarze Waffe sehen, an der rostfarbene Flecken klebten. Mit einem entschuldigenden Lächeln schloss der Polizist die Tür vor ihrer Nase. Schweigend setzte sie sich wieder auf die harte Holzbank an der Wand. Ihr Magen knurrte jetzt noch lauter. Und sie auch. Kate Cole war nicht weit davon entfernt, in eines der Büros zu stürmen, um sofort ihren Ausweis zurückzuverlangen. Offenbar hatte man sie und ihr Anliegen vergessen oder beides für unwichtig erklärt. Was erwartete sie denn überhaupt von der Polizei in Plymouth? Man hatte ihr damals in London nicht geholfen, Phil zu suchen, und man würde es jetzt auch nicht tun. Sie straffte die Schultern. Der nächste Beamte würde sie kennenlernen, entschied sie. Zwei Männer traten um die Ecke. Der eine trug eine dunkle Navy-Uniform mit weißer Schirmmütze, der andere war in Zivil. Die Abzeichen auf den Ärmeln des Marinemannes sagten ihr nichts, doch sie schätzte allein durch die Anzahl der goldenen Streifen, dass der Mann ein höherer Offizier sein müsse. Der Mann neben ihm machte einen nicht weniger wichtigen Eindruck. Erst wollte Kate aufspringen, doch dann entschied sie, die Rückgabe ihres Ausweises lieber von jemand anderem zu fordern. Jemand, der nicht so wichtig aussah. Als sie erneut allein auf dem Flur war, stand Kate auf. Sie würde schon jemanden finden, den sie anschreien konnte. Ein weiterer Uniformierter kam um die Ecke. Seine Schirmmütze trug er im Arm, als er mit schnellen Schritten auf sie zukam. Kate meinte, einen oder zwei goldene Streifen weniger an seinem Arm entdecken zu können. Er lächelte. Zweifellos meinte sein Lächeln sie. Kate Cole starrte den Offizier an, dessen Lächeln tatsächlich irgendwo zwischen George Clooney und Brad Pitt anzusiedeln war. Sein Haar war haselnussbraun und seine Augen umwerfend. Kate ließ sich zurück auf die Bank fallen, ohne den Blick von dem Mann wenden zu können. Irgendwie fühlte sich ihr Kopf plötzlich heiß an. „Lass das!“, schrie eine Stimme in ihr. Mit aller Gewalt riss sie den Blick von dem Offizier und starrte auf den Boden zu ihren Füßen. Sie war sicher, er amüsierte sich prächtig über sie. Dann war auch er hinter einer der Türen verschwunden. Vorsichtig blickte Kate wieder hoch. Eine Beamtin ging breit grinsend an ihr vorbei. „Das passiert jeder von uns“, sagte sie. „Solange die Jungs Uniformen tragen, haben sie das gewisse Etwas.“ Sie öffnete eine der Türen. „Aber so ganz ohne sehen sie aus wie jeder andere Kerl auch.“ Die Tür schloss sich. Mein Gott! Wie peinlich!, dachte Kate und vergaß ihren Hunger. Kurz darauf rief man Kate Cole auf und bat sie herein. Jetzt saß sie auf einem unbequemen Holzstuhl in einem spärlich eingerichteten Raum, der nicht einmal ein Fenster hatte und sie an ein Vernehmungszimmer aus dem Fernsehen erinnerte. Die Wände waren schmutzig weiß und an einigen Stellen blätterte die Farbe ab. Die beiden Männer von vorhin blickten sie aufmerksam an. Der Mann in Zivil hatte sich als Chief Inspector Darnley vorgestellt. Der Mann in der schwarzen Uniform als Lieutenant Commander Sandler. Hinter ihr, an der Tür, stand der junge Offizier, und Kate glaubte, seinen Blick in ihrem Nacken spüren zu können. „Nun, Miss Cole, dann erzählen Sie uns einmal Ihre Geschichte.“ Sandler lehnte sich zurück, verschränkte seine Arme vor der Brust und wartete. Vor ihm lag eine Akte. Kate konnte Phils Namen auf dem Deckel erkennen. Die Akte war dick. In welche Schwierigkeiten war er bloß geraten? Sie räusperte sich. Wieder einmal fühlte es sich an, als habe sie an allem schuld. „Warum interessiert sich die Marine für meinen Bruder?“, fragte Kate so ruhig es ging. Ihre Handflächen waren feucht und die Kehle trocken. Sandler sah sie lange an, dann meinte er: „Philip Ashton dient seit zwei Jahren bei der Royal Navy in Devonport. Er wurde kürzlich befördert und erhielt den Rang des Petty Officer.“ Sandler blickte sie aufmerksam an. „Sie wussten nichts davon?“ Kate schüttelte den Kopf. Sie konnte sich ihren rebellischen Bruder weder in einer Uniform vorstellen noch Befehle kommentarlos hinnehmend. Früh aufstehen war ihm ein Graus, und wenn ihm etwas nicht passte, knallte er die Haustür zu und verschwand. So einfach hatte es sich der Phil gemacht, dem sie erfolglos versuchte hatte, die Mutter zu ersetzen. „Wann haben Sie Ihren Bruder das letzte Mal gesehen?“ „Vor drei Jahren“, flüsterte Kate und versuchte zu verstehen, was sie eben gehört hatte. Die Männer schwiegen, gaben ihr Zeit. Plötzlich hörte sie eine Stimme direkt hinter sich. Kate fuhr herum. „Ein Glas Wasser, Miss Cole?“ Lächelnd hielt der junge Offizier ihr einen Pappbecher hin. Sie hatte nicht gehört, dass er den Raum verlassen hatte. Kate nickte und nahm den Becher, als sie seine Grübchen bemerkte. Seine Haare waren ein wenig länger, als sie es von einem Marinemann erwartet hätte, aber es stand ihm ausnehmend gut. „Danke“, murmelte sie und wandte sich wieder Sandler und Darnley zu. Dann atmete sie tief ein und erzählte ihre Geschichte. „Nach dem Krebstod unserer Mutter kam Phil ins Heim. Ich selbst war zu jung, um ihn bei mir aufzunehmen. Damals hatte ich gerade mit meiner Ausbildung zur Krankenschwester begonnen und lebte im Studentenwohnheim.“ Kurz stockte sie, als ihr Blick auf Philips Akte fiel. „Er hat es mir nie verziehen, dass ich ihn nicht zu mir genommen habe.“ Sie sah Darnley an. „Er wollte so sehr eine richtige Familie haben.“ „Und der Vater?“ „Mein Vater starb früh. Und Phils Vater vergaß, meiner Mutter rechtzeitig zu sagen, dass er bereits verheiratet war und zwei Kinder in Northumberland hatte. Phil hat ihn nie kennengelernt.“ Bilder schossen durch ihren Kopf, wo ein kleiner Junge seine Mutter anschrie, sie solle ihm endlich sagen, wer sein Vater sei. Doch die tat es nicht, weinte still vor sich hin und schwieg. „Unsere Mutter heiratete später einen Mann namens Ashton. Der Mann war Trinker und verließ uns ziemlich bald.“ Kate suchte nach Worten. „Als ich dann später, nach meiner Ausbildung, eine Wohnung hatte und einen festen Job, war Philip siebzehn und zog zu mir.“ Kate hörte sich reden und fragte sich, ob es wirklich ihr Leben und das ihres kleinen Bruders war, das sie hier vortrug. Und was ging diese Fremden das Leid zweier Kinder an, die sie nicht interessierten? Lieutenant Commander Sandler klappte die Akte auf und schaute kurz hinein. „Dann begann er eine Ausbildung als Automechaniker, wie ich sehe.“ „Ja“, nahm Kate den Faden wieder auf. „Er schaffte die Prüfung nur knapp. Dabei ist er wirklich intelligent. Als kleiner Junge hatte er sich für so viele Dinge interessiert. Aber unser neuer Vater ...“ Kate stockte. „Entschuldigung.“ Sie räusperte sich. „Nach der Ausbildung war Phil arbeitslos und hing bei mir zu Hause rum. Eines Abends kam es zu einem schlimmen Streit und er verschwand. Das war vor drei Jahren.“ „Haben Sie nicht versucht, Ihren Bruder zu finden?“, wollte Chief Inspector Darnley wissen. Kate wurde ärgerlich. „Natürlich habe ich das versucht! Leider wollte die Polizei mir nicht helfen. Nächtelang bin ich durch die Straßen von London gelaufen und habe ihn gesucht.“ Sie sah Sandler an. „Wo ist mein Bruder?“ Die Männer wechselten einen Blick. „Das wüssten wir auch gerne, Miss Cole“, sagte Sandler. „Vor sechs Wochen erschien ihr Bruder nicht mehr zum Dienst. Seither ist sein Aufenthaltsort unbekannt.“ Chief Inspector Darnley mischte sich ein. „Hatten Sie zwischenzeitlich Kontakt zu ihm?“ Kate schüttelte den Kopf. Darnley lehnte sich ein wenig zu ihr über den Tisch. „Und woher wissen Sie, dass Mr Ashton in Cornwall ist oder war?“, fragte er fast flüsternd. Sie sah in die blassen Augen des Mannes, bemerkte die schweren Lider darüber und graue Tränensäcke darunter....


Anja Marschall lebt und schreibt in Schleswig-Holstein, wo sie seit mehreren Jahren als Publizistin arbeitet. Ihr erster Roman, "Fortunas Schatten", ist beim Dryas Verlag erschienen.



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