Marques | John Sinclair - Folge 1957 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1957, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

Marques John Sinclair - Folge 1957

Aibons Höllensee
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-2473-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Aibons Höllensee

E-Book, Deutsch, Band 1957, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

ISBN: 978-3-7325-2473-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Tatjana Müller blieb wie angewurzelt stehen. 'Jenny!', rief sie aufgeregt. 'Komm, das musst du dir ansehen!'
Jennifer Malwitz beschleunigte ihre Schritte. Es dauerte nicht lange, bis sie erkannte, warum Tatjana stehen geblieben war. Nur wenige Meter vor ihnen lag das Ufer eines kleinen Waldsees.
Jennifer stockte. Das konnte nicht sein! Sie kannte die Karte dieses Waldes genau, und sie waren auch schon auf dem Hinweg hier vorbeigekommen. Sie war ganz sicher - an dieser Stelle durfte es keinen See geben!

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Das Wetter zeigte sich wieder einmal von seiner schönsten Seite. Warme Sonnenstrahlen sickerten zwischen den hohen Wipfeln der Bäume hindurch. Von der grauen Wolkenwand, die in den letzten Tagen den Himmel beherrscht hatte, war nichts mehr zu sehen. Stattdessen waren die Temperaturen auf über zwanzig Grad gestiegen. Ihren Pullover hatte Jennifer Malwitz in den Rucksack gesteckt. Nach den Anstrengungen der letzten Tage genoss sie es, endlich nicht mehr dick eingepackt herumlaufen zu müssen. Ihre blonden, schulterlangen Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Der Blick vom Gipfel des Hohen Ziegspitz auf den Eibsee war einfach einmalig gewesen. Überhaupt war ihre Wanderung in den Ammergauer Alpen ein unvergessliches Erlebnis. Schon allein deshalb, weil es ihr erster gemeinsamer Ausflug mit Peter Kluge, ihrem neuen Freund, war. Die vierundzwanzigjährige Studentin hatte Peter in München kennengelernt, wo er in einem Café als Kellner arbeitete. Man konnte schon von Liebe auf den ersten Blick sprechen. Peter sah gut aus, war sportlich und witzig und lag mit Jennifer auf einer Wellenlänge. Vielleicht war er ja wirklich der Mann fürs Leben, den sie in ihrem Heimatort, einem kleinen Dorf in Niederbayern, nicht gefunden hatte. Aber das war alles Zukunftsmusik. Für Jennifer zählte jetzt nur der Moment, und den genoss sie in vollen Zügen. Neben einer mächtigen Tanne blieb sie stehen, schloss sie Augen und lehnte sich zurück. Tief atmete sie die klare Waldluft ein. »Hey, schläfst du etwa?« Jennifer öffnete die Augen wieder. Neben ihr erschien das runde Gesicht von Tatjana Müller, ihrer besten Freundin. Die dunkelhaarige Münchnerin runzelte die Stirn. »Machst du etwa schlapp? Jetzt, auf dem Rückweg?« »Unsinn. Ich will nur ein bisschen die Natur genießen.« »Als ob wir davon nicht schon genug hatten …« Kopfschüttelnd ging Tatjana weiter. Jennifer ließ sich von ihrer Freundin nicht die Stimmung vermiesen. Tatjana war eben ein echter Stadtmensch, ebenso wie ihr Freund Tim Heuberg. Warum die beiden ihrem Vorschlag zugestimmt hatten, gemeinsam mit Peter und ihr einen Wanderausflug zu machen, wusste sie immer noch nicht. Man konnte Tatjana förmlich ansehen, wie unwohl sie sich fühlte. Vielleicht hatte sie Jennifer einfach nur einen Gefallen tun wollen. Peter hingegen war von der unberührten Natur fasziniert. Lächelnd kam der dunkelhaarige Mann mit dem weichen Dreitagebart auf Jennifer zu. Auch er hatte seinen Pullover und die Jacke abgelegt. »Lass dir von ihr nicht die Stimmung verderben«, munterte er Jennifer auf. »Bestimmt nicht«, erwiderte sie. »Hauptsache, wir haben unseren Spaß.« »Allerdings.« Jennifer musste nur an ihre gemeinsamen Nächte in ihrem Zelt denken, um sich zu erinnern, wie viel Spaß sie gehabt hatten. Doch im Moment hatte sie nur Augen für die atemberaubende Umgebung. »Eigentlich könnten wir ja noch ein paar Tage bleiben«, schlug Peter vor. »Oder wir holen in Burgrain noch etwas Proviant und gehen auf die nächste Tour. Tatjana und Tim finden sicher auch ohne uns nach Hause. Oder musst du noch für dein Studium büffeln?« Lachend schüttelte Jennifer den Kopf. »Nein, die Semesterferien sind noch lang genug. Aber was wird aus deinem Job?« Peter Kluge winkte ab. »Ich habe noch eine Woche Urlaub, also noch genug Zeit für eine zweite Wandertour.« »Abgemacht«, antwortete Jennifer spontan. »Super. Aber lass uns erstmal unsere Freunde auf den richtigen Weg bringen.« »Hey, Tatjana kann richtig nett sein.« »Ja, kann. Das ist mir allerdings noch nicht aufgefallen.« »Du kennst sie ja auch nicht so gut wie ich.« Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Tatjana und Tim hatten bereits etwa hundert Meter Vorsprung herausgelaufen. Als sie den Hohen Ziegspitz hinaufgestiegen waren, hatten die beiden noch kaum Jennifers und Peters Tempo folgen können. Doch jetzt, wo es zurück ging, schienen sie es plötzlich sehr eilig zu haben. Offenbar setzte die Aussicht, endlich wieder in die Stadt zurückzukommen, bei ihnen neue Energien frei. Peter musste schmunzeln. »Irgendwie süß, wie die beiden versuchen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.« »Tja, die haben eben keinen solchen Sinn für die freie Natur wie wir.« »Aber jetzt machen sie auch schon wieder eine Pause.« Peter wies nach vorne. Tatjana und Tim standen nebeneinander und schienen auf etwas Bestimmtes zu warten. Oder sie beobachteten etwas, das Jennifer von ihrer Position aus nicht erkennen konnte. »Jenny!«, rief Tatjana laut. »Komm, das musst du dir ansehen!« Jennifer Malwitz löste sich von ihrem Freund und beschleunigte ihre Schritte. Es dauerte nicht lange, bis sie erkannte, warum Tatjana und Tim stehen geblieben waren. Nur wenige Meter vor ihnen lag das Ufer eines kleinen Waldsees. Das allein war nichts Besonderes. Allerdings war Jennifer davon überzeugt, dass es in dieser Gegend eigentlich kein Gewässer geben sollte. Zumindest war ein solches auf keiner Karte verzeichnet gewesen. Der See hatte ungefähr die Ausmaße eines kleinen Fußballfeldes. Die Oberfläche, auf der die kräftigen Sonnenstrahlen glitzerten, lag vollkommen ruhig vor ihr. Als sie näher an ihn herantrat, erkannte sie, dass das Wasser kristallklar war. »Hier dürfte es doch gar keinen See geben, oder?«, fragte Tatjana. Ihre Miene wirkte noch starrer als sonst. »Wir sind doch auf dem Hinweg auch hier entlanggekommen. Oder bin ich jetzt total neben der Spur?« »Eigentlich nicht«, antwortete Jennifer. »Aber über Nacht wird er sich auch nicht gebildet haben.« Als Peter neben sie trat, hob er nur die Schultern. »Vielleicht war er einfach zu klein, als dass man ihn auf einer Karte verzeichnet hätte. Und auf dem Hinweg haben wir ihn eben übersehen.« Neben einer Tanne ließ er seinen Rucksack zu Boden gleiten. »Aber wir sollten das Beste daraus machen.« »Was meinst du damit?« »Was wohl? Lass uns schwimmen gehen!« Das war eigentlich keine so schlechte Idee, fand Jennifer Malwitz. Tim Heuberg sah das offensichtlich ganz anders. Der blonde Brillenträger schüttelte nur den Kopf, während Tatjana mit offenem Mund beobachtete, wie Peter sich komplett auszog und in den See stieg. »Der spinnt doch«, sagte sie, und als auch Jennifer ihren Rucksack abstellte und begann, sich auszuziehen, wurden ihre Augen noch größer. »Das ist doch nicht dein Ernst. Du auch?« »Warum nicht? Bist du etwa wasserscheu? Oder zu prüde?« »Nein, aber …« Eine passende Antwort schien Tatjana nicht einzufallen. Jennifer war es auch egal. Nachdem sie auch ihren BH und den Slip ausgezogen hatte, löste sie das Band von ihrem Zopf und sprang ins Wasser. Peter war bereits einige Meter vom Ufer weggeschwommen. Das Wasser war längst nicht so kalt, wie Jennifer vermutet hatte. Vielleicht war es von der kräftigen Herbstsonne aufgewärmt worden. Noch einmal warf sie einen Blick zurück. Tatjana und Tim machten noch immer keine Anstalten, es ihnen gleichzutun. Stattdessen standen sie wie die Ölgötzen am Ufer und starrten auf den See hinaus. Als Jennifer ihren Freund erreichte, war er bereits bis zur Mitte des Sees hinausgeschwommen. Bevor er etwas sagen konnte, umarmte und küsste sie ihn, wobei sie ihren Körper eng an ihn presste. »Hey, nicht so stürmisch«, sagte er, als sie den Druck von seinen Lippen löste. »Sonst gehe ich noch unter. Ich glaube, der See ist ziemlich tief.« »Ach, Unsinn. Das kann doch gar nicht sein.« »Sieh doch selbst nach.« Er wies nach unten. »Das Wasser ist absolut klar. Trotzdem kann man den Grund nicht erkennen.« »Vielleicht ist da unten ja eine Höhle oder etwas Ähnliches.« »Wer weiß«, erwiderte er, bevor er nun seinerseits seine Freundin küsste. Plötzlich jedoch zuckte er zurück. »Was ist?«, fragte Jennifer überrascht. »Da war etwas. An meinem Fuß.« »Vielleicht ein Fisch.« »Nein, das …« Sie blickten beide ins Wasser hinab und sahen den dunklen, kompakten Schatten, der sich unter ihnen bewegte. Nein, ein Fisch war das ganz sicher nicht. »Scheiße!«, fluchte Peter, bevor etwas heftig von unten an ihm zerrte. Er hatte keine Chance. Das Wasser um ihn herum schäumte auf, als er von einer Urgewalt in die Tiefe gerissen wurde und einfach verschwand. Das Letzte, was Jennifer von ihm sah, war sein vor Schrecken verzerrtes Gesicht. Trotz des klaren Wassers war er schon Sekundenbruchteile später nicht mehr zu sehen, ebenso wenig wie der große Schatten. »Peter!«, rief Jennifer verzweifelt. »Peter!« Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Mehrmals atmete sie heftig ein und aus. Tränen traten in ihre Augen. Ein lauter Schrei ließ sie herumfahren. Tatjana hatte ihn ausgestoßen. Um sie herum waren mehrere merkwürdige Gestalten erschienen. Zunächst dachte Jennifer angesichts der zerlumpten Kleidung an Obdachlose, doch als sie genauer hinsah, zweifelte sie, ob es sich bei ihnen überhaupt um Menschen handelte. Ihre Haut war dunkelbraun und wirkte ledrig. Die Mundpartie war nach vorne gedrückt, fast wie bei einem Affen. Die drei Gestalten reichten Tatjana und Tim nicht ganz bis an die Schultern. Doch sie waren bewaffnet. Alle hielten altertümlich wirkende Lanzen in den Händen. Eine der Gestalten trat vor und packte Tatjana an den Schultern. »Lass sie in Ruhe!«, rief Tim und schlug...



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