Manger | Das Dach der Welt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 388 Seiten

Reihe: Read! Sport! Love!

Manger Das Dach der Welt

Roman
19001. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-98609-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 388 Seiten

Reihe: Read! Sport! Love!

ISBN: 978-3-492-98609-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine tragisch-romantische Geschichte um ein berühmtes Bergsteiger-Paar und das Abenteuer ihres Lebens: die Expedition zum höchsten Berg der Erde»Hier oben war ich Zuhause, sicher vor den Härten des Lebens, fernab aller Probleme, die sich auf Meeresspiegelhöhe an mir festbissen. Hier oben konnten sie nicht mithalten.«Alicia Fischer und Robin Voss sind bekannte Gesichter der deutschen Bergsteigerszene. In der schillernden Social-Media Welt gelten sie als das perfekte Traumpaar, doch hinter den Kulissen gehen sie schon lange getrennte Wege – Grund dafür ist Robins Alkoholproblem und die öffentliche Zurschaustellung ihrer Liebe. Für die gesponserte Expedition zum Mount Everest, die sich keiner von beiden entgehen lassen will, müssen sich Alicia und Robin wohl oder übel wieder zusammenraufen. Auf dem Dach der Welt wird den jungen Bergsteigern schließlich klar, dass sie noch immer etwas füreinander empfinden. »Das Dach der Welt« ist der erste Band der Sports-Romance Serie Read! Sport! Love! von Piper Gefühlvoll. Die Bände der Serie stammen von verschiedenen Autorinnen und hängen inhaltlich nicht zusammen, aber in jeder Geschichte stehen Sport und große Gefühle im Zentrum.
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Eins


25. März, Flughafen Friedrichshafen


Alicia, Gegenwart

Der Kragen meiner Jacke klebte mir noch immer nass im Nacken, als ich aus dem Bus stieg und mir meinen Expeditionsrucksack auf die Schultern wuchtete.

Ein hartnäckiger Platzregen hatte mich an diesem Samstagmorgen von meiner Haustür bis zum Busbahnhof begleitet, und auch jetzt durchnässte er mich im Handumdrehen bis auf die Haut, bevor ich mich unter dem Vordach der Abflughalle ins Trockene bringen konnte. In der Drehtür wehte mir warme, abgestandene Luft entgegen. Ich schob mich hinter schnatternden Touristen in die Eingangshalle des Flughafens.

Dass ich Robin nirgendwo entdeckte, als ich unseren Abschnitt erreichte, überraschte mich nicht. Robin war nicht der Typ, der untätig herumstand und mir die zehn Minuten Verspätung verzieh, natürlich war er schon vorgegangen. Also reihte ich mich allein in die kurze Warteschlange am Terminal ein. Mein Herz klopfte ein paar Takte schneller, als ich mein Flugticket entgegennahm.

Ich gab meinen Rucksack ab, brachte die Sicherheits- und Passkontrolle hinter mich und schloss mich dann einer kleinen Gruppe an, die ebenfalls die Treppe nahm und auf das Gate zusteuerte.

Der Wartebereich war noch recht leer, schließlich würde das Boarding erst in einer halben Stunde beginnen. Robin saß mit dem Rücken zum Eingang auf einer der Bänke und wühlte in seinem Handgepäck herum. Als er mich aus den Augenwinkeln sah, hielt er inne. Ein Grinsen schob sich auf sein bärtiges Gesicht.

»Alicia Fischer«, flötete er, fegte seine Jacke vom Nachbarsitz und wies mich an, mich zu setzen. »Nur zwanzig Minuten zu spät. Rekord, würde ich mal sagen.«

Ich ließ mich auf den Sitz fallen, schälte mich aus der nassen Jacke und strich mir das feuchte, braune Haar aus der Stirn.

»Wow, Bart und Mähne?«, fragte ich, seine Bemerkung zu meiner Verspätung übergehend und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Steht dir, Jesus.«

Seine Haare, die er schon in den letzten Monaten unserer Beziehung hatte wachsen lassen, reichten ihm ein halbes Jahr nach unserem letzten Treffen bis zu den Schultern und sein Bart war ein einziges, dunkles Wirrwarr. Er trug das gleiche schwarze Sweatshirt wie ich, verziert mit dem Logo von Koloss, einem steinernen Riesen.

Plötzlich brach mir der Schweiß aus. Robin schien die Vorbereitungen auf das, was in den nächsten Wochen auf uns zukommen würde, um einiges ernster genommen zu haben als ich. Unter dem Sweatshirt zeichnete sich sein Körper so massiv ab, wie er es zuletzt in Russland gewesen war.

Robin lachte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Ja, wie auch immer.« Er machte eine wegwerfende Geste in meine Richtung. »Wird schließlich kalt da oben.«

Ich beobachtete ihn dabei, wie er einen Haargummi vom Handgelenk zog und sich die Haare zu einem Dutt zusammenband.

»Besser?« Das Blau seiner Augen leuchtete viel zu intensiv.

Ich hob die Schultern. »Das ist Ansichtssache …«

Robin schnaubte. »Scheißegal, Mann. Wir fliegen nach Nepal!«

Er klatschte sich mit den Handflächen auf die Knie und wippte von links nach rechts, sodass er einige Male mit dem Arm gegen meine Schulter stieß. Das Leuchten in seinen Augen weckte eine Reihe von Erinnerungen, an die ich jetzt lieber nicht denken wollte.

»Ja«, presste ich stattdessen hervor. »Verrückt. Wir machen es schon wieder.«

»Wir gehen echt den Everest an, Ali!«

Diese verrückte Idee laut ausgesprochen zu hören, entlockte mir ein Lachen, das mehr nach einem Würgen klang. Ich bohrte meine Fingernägel in meine feuchten Handflächen, um mich unter Kontrolle zu halten. »Bescheuert. Einfach nur bescheuert.«

Robin warf mir einen raschen Seitenblick zu. »Und wir werden sogar dafür bezahlt. Übrigens, was sagt dein neuer Freund eigentlich dazu, dass du die nächsten zwei Monate mit mir verbringst?«

Als ich die Augen verdrehte, hob er abwehrend die Hände.

»War nur ’ne stinknormale Frage, okay?«

»Ich hab keinen neuen Freund, Robin. Lass den Scheiß.«

Ausnahmsweise nahm er die Gereiztheit in meiner Stimme wahr, denn anstelle einer Antwort stand er auf.

»Schon klar.« Er grinste. »Ich besorg mir Kaffee. Willst du auch was?«

Ich schüttelte den Kopf und sah ihm nach, als er langsamen Schrittes verschwand. Mein Herz klopfte jetzt so heftig gegen meinen Brustkorb, dass ich für einige Augenblicke die Luft anhielt, um mich zu beruhigen.

Wir gehen echt den Everest an, Ali. Robins Stimme hallte in meinen Ohren wider. Endgültig. Beunruhigend. In knapp einer Stunde würden wir auf dem Weg nach Nepal sein, um die kommenden acht Wochen damit zu verbringen, den höchsten Berg der Welt zu begehen. Oder es zumindest zu versuchen. Ich schluckte schwer.

Robin und ich waren Extremsportler. Bergsteiger, um genau zu sein. Vier große Gipfel lagen bereits hinter uns, zwei davon durch ein Sponsoring finanziert. Und jetzt ermöglichte uns die Koloss GmbH, ein großes, österreichisches Unternehmen für Energydrinks, eine weitere Expedition.

Dennoch könnte ich mich dafür ohrfeigen, dass ich Robin dieses dämliche Versprechen gegeben hatte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, meinen Sponsorenvertrag mit KOLOSS wieder aufzunehmen?

Natürlich würde ich es Robin gegenüber ungern zugeben, nach all den Gipfeln, die wir gemeinsam bestiegen hatten, doch die Wahrheit war, dass ich mich vor den nächsten Wochen fürchtete. In den letzten Monaten hatte sich einfach zu viel verändert. Das sichere Gefühl, was mich früher umgeben hatte, wenn ich mit Robin zu einer neuen Reise aufgebrochen war, wollte sich einfach nicht einstellen. Nicht einmal die Aussicht, morgen in Kathmandu auf das Team zu treffen, konnte mich beruhigen. Zudem machte es mich nervös, wieder in seiner Nähe zu sein. Vielleicht war ich nicht so endgültig über ihn hinweg, wie ich es mir das letzte halbe Jahr eingeredet hatte.

»Hey.«

Robin war zurück, einen dampfenden Becher Kaffee in der Hand. Geistesabwesend blickte er zum Gate und setzte sich wieder neben mich. Sonnenlicht fiel durch die Fensterfront vor uns und beleuchtete seine Züge. Er hatte viel von seiner früheren Gesichtsfarbe verloren.

»Geht’s dir gut?« Es war, als würde ich mich nach all der Zeit immer noch für ihn verantwortlich fühlen. Und womöglich tat ich das auch. Sein Blick flatterte zurück zu mir. Ich starrte stur auf seine feingliedrigen Finger, die den Becher umschlossen.

»Ja. Klar. Und dir?«

Ich setzte mich auf und spannte die Bauchmuskeln an, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Es wurde Zeit, dass ich mich verdammt nochmal zusammenriss. »Äh … ja«, hörte ich mich mit leichter Verzögerung erwidern. Ein unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen uns aus und als einige Minuten später endlich der Aufruf zum Boarding aus den Lautsprechern über uns drang, kam er mir vor wie eine Erlösung.

Robin erhob sich, als die anderen Passagiere Anstalten machten, eine Schlange vor dem Schalter zu bilden.

»Wollen wir?«

»Klar.« Ich nahm meine Tasche an mich, während mir der schmerzlich vertraute Duft seines Deos in die Nase stieg.

Für den kurzen Flug von Friedrichshafen nach Frankfurt gingen wir an Bord einer kleinen Maschine, deren Sitzreihen so eng angelegt waren, dass Robin sich die Knie an der Rückenlehne seines Vordermanns quetschte und wir viel zu dicht beieinandersaßen. Die Sicherheitshinweise der Stewardess rauschten ungehört an mir vorbei, doch als das Flugzeug nach einer halben Ewigkeit endlich abhob, wurde ich ruhiger. Wenigstens konnte ich jetzt nicht mehr kneifen.

Wir erreichten Frankfurt planmäßig gegen zwölf Uhr Mittag. In den zwei Stunden, die wir auf unseren Anschlussflug warten mussten, sprachen wir nicht viel. Worüber sollte man auch sprechen, wenn man sich nach sechs Jahren Beziehung allmählich ein neues Leben aufgebaut hatte, nur um dann auf die hirnrissige Idee zu kommen, mit seinem Ex-Partner auf den verdammten Mount Everest zu steigen.

Als wir an Bord des um einiges größeren Airbus gingen, der uns nach Maskat bringen würde, brach Robin schließlich das Schweigen. »Und, wie läuft’s so bei dir?«, fragte er die unverfänglichste aller Fragen, während er mit den Fingern auf der Lehne seines Sitzes trommelte. »Du gibst doch noch Kletterkurse am Nebelhorn, oder?«

»Es läuft gut«, entgegnete ich beinahe hastig. Ich war froh, dass die unangenehme Stille zwischen uns endlich aufgehoben wurde.

»Und bei dir? Was macht der Job?«

Er wartete, bis sich eine Gruppe Passagiere an seinem Sitz vorbei gequetscht hatte, dann strich er sich die Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus seinem Dutt gelöst hatten.

»Och, es läuft. Schmitti hat einen Haufen Ausrüstung für mich dabei, die man mir zum Testen am Everest zugeschickt hat«, sagte er. »Und sonst arbeite ich immer noch bei Gabriel im Laden.«

Gabriel, der wie Sebastian ein langjähriger Kletterkumpel von uns war, gehörte ein großes Sportgeschäft in Oberstdorf, das sich auf Kletterbedarf spezialisierte. Sebastian Schmitter, oder Schmitti, wie Robin ihn zu nennen pflegte, war unser von KOLOSS zur Verfügung gestellter Bergführer. Sowohl Robin als auch ich vertrauten diesem Mann blind. Wir hatten ihn vor fünf Jahren in Indonesien kennengelernt.

Ich versuchte ein Lächeln. »Klingt gut.«

Auch Robins Mundwinkel hoben sich an. »Schätze schon.«

Und damit setzte das betretene Schweigen wieder ein.

Nach dem halbherzigen Herumgehampel der Stewardess rollte der Airbus auf die Startbahn und...


Manger, Mira
Die Kölnerin Mira Manger wurde 1996 geboren und wuchs im Bergischen Land auf. Sie ist Studentin der Germanistik und der Psychologie in Bonn. Schon im Alter von sieben Jahren schrieb sie erste, selbst ausgedachte Geschichten, seit 2016 widmet sie sich vorrangig Contemporary-Projekten. »Das Dach der Welt« ist ihr erster Roman.



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