Maly | Fräulein Mozart und der Klang der Liebe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 400 Seiten

Reihe: Ikonen ihrer Zeit

Maly Fräulein Mozart und der Klang der Liebe

Roman
21001. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8437-2508-8
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 4, 400 Seiten

Reihe: Ikonen ihrer Zeit

ISBN: 978-3-8437-2508-8
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Pianistin - Komponistin - Liebende: Eine Frau, die dem Klang ihres Herzens folgt Salzburg 1766: Die junge Maria Anna, liebevoll Nannerl genannt, kann sich vor Verehrern kaum retten und hat doch nur die Musik im Sinn. Gemeinsam mit ihrem Bruder Wolfgang Amadeus spielt sie an den vornehmsten Höfen Europas Klavier, bis sie die Bühne für ihren kleinen Bruder räumen muss. Enttäuscht versucht sie sich mit eigenen Kompositionen und zahlreichen Bällen abzulenken. Eines Abends lernt sie den charmanten Franz Armand d'Ippold kennen und fühlt sich dem klugen Mann gleich verbunden. Nur ist Franz mitnichten eine gute Partie und die Schulden der Familie lassen keine Liebesheirat zu. Doch Nannerl Mozart lässt sich nicht beirren und wird weder ihre Musik noch ihre große Liebe aufgeben.

Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.
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Prolog


Salzburg, 30. Juli 1751


Seit den frühen Morgenstunden hielt sich die Hebamme Hilde Pfeiffer in der Schlafkammer von Anna Maria Mozart auf. Die ersten Gewitterwolken waren über der Stadt aufgezogen, als die Geburt begonnen hatte, und Hilde hatte die Kammer seither nur ein einziges Mal verlassen. Sie hatte Sopherl, die neue Magd der Familie Mozart, angewiesen, ein Schmerzmittel aus Wacholder, Kamille, Beifuß und Mohn zu mischen. Wie gern hätte Leopold diese Aufgabe übernommen.

Stattdessen war er seit Stunden zur Tatenlosigkeit verdammt. Nervös marschierte er in der niedrigen Stube auf und ab. Drei Schritte zum Fenster, zwei weitere zum Esstisch, vier zu seinem Klavier und dann wieder zurück zum Tisch. Bei jedem Schritt knarrten die Holzbretter unter seinen Füßen, und die Absätze der neuen Schuhe mit den hübschen Schnallen schlugen hart auf dem Boden auf. Zuvor hatten Donnergrollen und das Rauschen der Blätter in den knorrigen Ästen des alten Nussbaums die Geräusche seiner Schritte übertönt. Doch das Gewitter war inzwischen über Salzburg hinweggezogen, und bis auf ein paar helle Blitze in der Ferne war es ruhig geworden in der Stadt. Sicher hatte der Wind die drückende Hitze mitgenommen, unter der seine Frau Anna Maria seit Wochen litt. Leider war davon in der Stube, deren Fenster nicht auf die Getreidegasse, sondern in den geschützten Innenhof des Wohnhauses führten, noch nichts zu merken. Obwohl Leopold die hölzernen Fensterläden weit geöffnet hatte, hing immer noch die stickige Luft im Raum.

Wieder drang ein lauter Schmerzensschrei aus der Schlafkammer, gefolgt von leisem Wimmern. Die Stimme seiner Frau war so entstellt, dass Leopold sie kaum wiedererkannte. Nervös knetete er seine Hände. Er hasste es, wartend auszuharren, ohne selbst mit anpacken zu können. Dabei kannte er die Situation. Anna Maria hatte bereits drei Kinder geboren: vor drei Jahren den kleinen Johann Joachim Leopold. Nach nur wenigen Stunden hatte Leopold den entzückendsten Säugling der Welt, mit rosigen Backen und einem winzigen kirschroten Mund, in den Armen gehalten. Wie unglaublich groß waren die Freude und der Stolz über das erste Kind, einen gesunden Sohn, gewesen. Und wie unendlich die Trauer, als er schon sechs Monate später verstarb. Anna Maria war zu diesem Zeitpunkt wieder schwanger gewesen, mit Maria Anna Kordula, die nur sechs Tage lebte, bevor Gott sie zu sich holte. Letztes Jahr kam dann Maria Anna Nepomuzena Walburga zur Welt. Zwei Monate lang durften Leopold und Anna Maria sich an ihr erfreuen, bevor sie ihren Geschwistern folgte. Und jetzt? Was hatte Gott in dieser Nacht mit ihnen vor?

Die rasch aufeinanderfolgenden Schwangerschaften hatten Anna Marias Körper geschwächt. Leopold hatte in den letzten Wochen gesehen, wie müde und erschöpft sie war. Trotzdem hatte sie sich kein einziges Mal beschwert und bis zuletzt den Haushalt geführt. Sie war eine tapfere Ehefrau, die schon in frühen Jahren gelernt hatte, sich auch in schwierigen Zeiten nicht unterkriegen zu lassen.

Warum dauerte es nur heute so lange? Was unternahm die Hebamme, um Anna Maria zu helfen? Leopold zahlte der Frau bei jedem Besuch einen großen Batzen Geld. Nicht viele Männer waren bereit, so tief in die Tasche zu greifen. Noch vor ein paar Jahren wäre auch Leopold nicht dazu in der Lage gewesen. Auf seinen Posten als Kammerdiener und Violinist im Dienste Sigismund III. Christoph von Schrattenbach, Fürsterzbischof von Salzburg, hatte er lange warten und ehrgeizig hinarbeiten müssen. Es war nicht leicht gewesen, das ansehnliche Gehalt zu erkämpfen, das ihm die Gründung einer Familie erlaubte.

Müsste er nicht längst das Schreien seines Kindes hören? Angestrengt lauschte Leopold auf die Geräusche hinter der niedrigen Holztür zur Schlafkammer. Jetzt war es beinahe gespenstisch still. Was ging da drinnen vor? Er hielt es kaum noch aus und hätte am liebsten die Tür mit einem Schwung aufgerissen. Hätte er lieber nach einer anderen Hebamme rufen sollen? Hilde Pfeiffer war eine seltsame Frau, die allein außerhalb der Stadtmauern lebte. Wiederholt war sie mit dem Stadtrichter in Konflikt geraten, weil sie auch unverheirateten Frauen half. Angeblich war ihr in all den Jahren noch nie eine Gebärende unter den Fingern weggestorben. Was, wenn Anna Maria … Leopold schloss die Augen und presste sie so fest zusammen, dass er helle Blitze sah. Er versuchte, sich zu beruhigen, indem er langsam ein- und ausatmete und sich selbst einzählte, wie er es sonst mit seinen Klavierschülern tat:

»Eins, zwei, drei, vier, eins …«

Sein Zählen wurde mit dem Aufreißen der niedrigen Tür jäh unterbrochen. Sopherl trat kreidebleich in den Raum. Leopold versuchte, an der zierlichen Person vorbeizuschauen, doch sie schloss die Tür hastig hinter sich.

»Bittschön, ich muss vorbei«, rief sie hektisch und durchquerte die Stube.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte Leopold. Die Angst in seiner Stimme erschreckte ihn selbst.

»Das Kind kommt gleich.« Sopherls letzte Worte konnte er nur erahnen, denn sie lief mit eiligen Schritten aus der Wohnung und polterte die drei Stockwerke hinunter in den Hof. Leopold hörte, wie sie sich unten am Brunnen zu schaffen machte. Kurz darauf stapfte sie die Holztreppe wieder hinauf. Die Köchin wartete bereits an der Tür auf sie und nahm den Eimer entgegen, um das Wasser in der Küche über dem Feuer zu wärmen.

Leopold hielt die Magd zurück. »Wie geht es meiner Frau?«

»Wie soll es ihr schon gehen?«, erwiderte Sopherl schnippisch. »Sie liegt seit Stunden in den Wehen. Das Kind steckt fest.«

Leopold hätte Sopherl niemals eingestellt. Es war nicht gut, wenn Dienstboten so frech auftraten. Doch Anna Maria hatte ihn dazu überredet: »Sie ist viel intelligenter als alle Mädchen, die wir bisher hatten.«

Leopold hatte schließlich nachgegeben und bereute diesen Schritt fast täglich.

»Ist sie bei Bewusstsein?«

Ein lauter Schrei aus der Schlafkammer beantwortete seine Frage. Leopold zuckte zusammen.

»Lassen S’ mich jetzt bitte wieder vorbei«, forderte Sopherl ungeduldig. »Plaudern können wir später noch.«

Widerwillig machte er einen Schritt zur Seite. Als die Magd die Tür öffnete, erhaschte er nur einen kurzen Blick in sein Schlafgemach, bevor ihm die Hebamme in den Weg trat. Doch er konnte seine Frau wimmern hören. Was hatte Gott sich dabei gedacht, Frauen derart leiden zu lassen?

Die nächsten Minuten erschienen Leopold wie die längsten seines Lebens. Margot, die alte Köchin, schleppte den Eimer mit dem erhitzten Wasser herbei. Der Behälter war so voll, dass bei jedem Schritt ein paar Tropfen auf den Fußboden schwappten. Ohne anzuklopfen, riss sie die niedrige Tür auf und verschwand ebenfalls in der winzigen Kammer. Im nächsten Moment schrie Anna Maria erneut auf. Diesmal war es ein hoher, greller Schrei, in dem nicht nur Schmerz, sondern auch Verzweiflung lag. Leopold hörte aufgeregte Stimmen. Die Frauen sprachen schnell und wild durcheinander. Die Köchin betete laut ein Ave-Maria und übertönte damit die beiden anderen Frauen. Leopold trat näher, wollte sein Ohr an die Tür legen, als er einen weiteren Schrei vernahm. Der Laut stammte nicht von seiner Frau. Es war der kräftige Schrei eines Säuglings, der das Licht der Welt erblickte. Erleichtert stieß Leopold die Luft aus, die er eben noch angehalten hatte. Doch die Tür blieb noch immer geschlossen. Warum verrieten ihm die Frauen nicht, ob er soeben Vater von einem Mädchen oder einem Jungen geworden war? Und was war mit Anna Maria? War sie wohlauf?

Er vernahm leises, aber freudiges Lachen hinter der Tür, Gemurmel und wieder den Schrei des Kindes. Es dauerte schier eine Ewigkeit, bis sich schnelle Schritte näherten. Leopold machte einen Satz rückwärts. Es gehörte sich schließlich nicht zu lauschen. Als die Tür sich öffnete, wirkte er beinahe verlegen.

»Herr Mozart, Sie haben eine gesunde Tochter bekommen«, verkündete die Hebamme müde, aber zufrieden. Sie hielt einen in saubere Tücher gewickelten Säugling im Arm und wirkte so erschöpft, als hätte sie selbst das Kind geboren.

»Und meine Frau?«

»Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Sie können bald zu ihr. Wir warten noch die Nachgeburt ab.«

Die Angst, die bis eben noch schwer auf seinen Schultern gelastet hatte, fiel mit einem Mal von ihm ab.

»Wollen Sie Ihre Tochter sehen?«

Ohne auf Leopolds Antwort zu warten, trat die Hebamme auf ihn zu und streckte ihm das Bündel entgegen, so als wollte sie ihm die Tochter in den Arm drücken. Wie kam sie auf diese befremdliche Idee? Noch nie hatte ein Vater seinen Säugling nach der Geburt gehalten. Dazu waren die Frauen da.

In dem Moment rief Sopherl aus der Kammer: »Die Nachgeburt kommt.«

Die Hebamme schaute über ihre Schulter. Anna Marias Jammern wurde lauter.

»Nun strecken Sie schon Ihre Arme aus«, forderte Hilde Pfeiffer Leopold ungehalten auf.

»Wie bitte?« Er musste sich verhört haben. Wie kam die Frau dazu, ihm Anweisungen zu erteilen?

»Es ist Ihr Kind, nun nehmen Sie es schon.«

Die Hebamme ignorierte Leopolds...


Maly, Beate
Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.



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