Maly | Der Fluch des Sündenbuchs | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Maly Der Fluch des Sündenbuchs

Historischer Roman
13001. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8437-0634-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0634-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



1618: Die junge Apothekerin Jana und ihr Mann Conrad reisen in die Neue Welt. Sie folgen den Hinweisen des geheimnisvollen Sündenbuchs auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz im Herzen Amerikas - El Dorado. Doch Gefahren lauern überall: Auf dem Meer entkommen sie nur knapp Piraten, und an Land erwarten die Schatzsucher dessen feindselige Bewohner. Und dann ist da noch der dunkle Mönch, der Jana und Conrad folgt, seit sie die Alte Welt verlassen haben.

Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.
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Gran Canaria,

Oktober 1618

Janas Füße sanken knöcheltief im feinen weißen Sand ein. In jeder Hand trug sie einen ihrer Lederschuhe, gleichzeitig hielt sie den Rock ihres leichten Sommerkleides hoch, um nicht zu stolpern. Die Luft roch frisch und schmeckte nach Salz. Lachend lief sie auf die türkisblauen Wellen zu, auf denen winzige weiße Schaumkrönchen tanzten. Im regelmäßigen, sanften Rhythmus drängten sie rauschend an den Strand.

Jana drehte sich um. Conrad war nur eine Armeslänge hinter ihr. Gleich würde er sie eingeholt haben. Als sie einen weiteren Sprung nach vorne machte, spürte sie, wie seine Hand sich um ihren Oberarm legte. Augenblicklich geriet Jana ins Stolpern, ihre Schuhe fielen in den Sand, und kurz darauf landete sie ebenfalls auf dem weichen Untergrund. Sie zog Conrad mit sich.

Der Aufprall war sanft, wie der Kuss, der folgte. Jana wehrte sich nicht dagegen. Ganz im Gegenteil. Seine Lippen waren weich und salzig wie das Meer. Mit jeder Faser ihres Körpers drängte sie sich ihm entgegen. Bereitwillig ließ sie ihn das Oberteil ihres Kleides aufschnüren und seufzte zufrieden, als sie seine heiße Haut spürte. Ihre Körper bewegten sich im Rhythmus, der dem des Meeres glich. Aber Jana hörte weder das Rauschen der Brandung noch die Schreie der Möwen, die über ihnen kreisten.

Sie sah die weißen, majestätisch dahingleitenden Tiere erst, als Conrad etwas später neben ihr in einen zufriedenen Halbschlaf sank. Sie selbst blinzelte in den wolkenlosen, tiefblauen Himmel und beobachtete die Vögel. In den letzten Wochen und Monaten hatte sie immer wieder Möwen gesehen, wie sie am Hafen neben den Fischerbooten hockten und gierig auf Abfälle warteten. Dann erschienen sie ihr plump, ungeschickt, viel zu groß und schwer, um mühelos über ihrem Kopf zu segeln. Dasselbe galt für ihre Schreie. An Land klangen sie in Janas Ohren schrill und unmelodisch. Sobald die Tiere aber in der Luft segelten, konnte sie sich keine verheißungsvolleren Laute vorstellen. Jana verband die Schreie der Möwen mit Meer, Freiheit und Abenteuer. Begriffe, die für gewöhnlich den Männern dieser Welt vorbehalten waren, aber Jana hatte in den letzten Monaten dafür gekämpft, auch ein Stückchen davon abzubekommen. In Conrad hatte sie einen Mann gefunden, der ihre unkonventionelle, ja skandalöse Art zu leben guthieß und sie unterstützte.

Sie hätte die Tiere noch Stunden beobachten können, aber der etwas kühler werdende Wind trieb ihr eine feine Gänsehaut über Arme und Rücken. Langsam suchte Jana ihre Kleidungsstücke wieder zusammen und zog sich an. Bevor sie ihr Oberteil zuschnürte, hielt sie für einen Moment das goldene Amulett ihres Vaters fest. Es wog schwer in ihrer Hand. War wirklich erst ein halbes Jahr vergangen, seit er es ihr nach Prag geschickt hatte? Jana konnte es kaum glauben. Ihr Leben hatte sich seither grundlegend verändert. Sie hatte sich von ihrem Verlobten Tomek getrennt und ihre Familie sowie eine Apotheke, die eines Tages ihr gehört hätte, zurückgelassen. Sie hatte sich von ihrem besten Freund Bedrich verabschiedet und mit ihm ihre Vergangenheit endgültig hinter sich gelassen. Anschließend war sie an Conrads Seite quer durch Europa gereist, um das Geheimnis eines Buches zu enträtseln, das eng mit dem goldenen Amulett verbunden war. Als Jana ihre Reise begonnen hatte, hatte sie nicht geahnt, dass auch bestimmte Kreise innerhalb der Kirche das Buch besitzen wollten und dafür zu töten bereit waren. Man hatte Jana und Conrad einen gedungenen Mörder hinterhergeschickt. Jana erschauderte immer noch, wenn sie an das entstellte Gesicht ihres Entführers dachte. Aber all das lag nun hinter ihr, und schlussendlich hatten Jana und Conrad das Buch behalten und auch das Geheimnis enträtselt. Nur zu gut konnte Jana sich an Conrads Enttäuschung erinnern, als sich herausgestellt hatte, dass das Buch keine wissenschaftlichen Fragen beantwortete, keine neuen Erkenntnisse oder wichtiges Wissen barg, sondern zu einem der größten und wertvollsten Schätze der Welt führte, zu »El Dorado«, wie die Spanier ihn nannten. Conrad Pfeiffer war Arzt, ein Mann, dessen Religion die Wissenschaft war, der an die Logik und die Vernunft glaubte und davon überzeugt war, die Phänomene dieser Welt allein mit dem Verstand lösen zu können. Gold interessierte ihn nicht.

So als könnte er ihre Gedanken hören, blinzelte Conrad und richtete sich auf.

»Schade«, meinte er mit einem schiefen Lächeln. Dabei fiel ihm eine Strähne seiner rotblonden Haare ins Gesicht und bedeckte seine türkisblauen Augen. Auf seinen Wangen bildeten sich Grübchen und verliehen ihm ein jungenhaftes Aussehen.

»Was ist schade?«, wollte Jana wissen.

»Dass du dich schon wieder angezogen hast.«

Jana schüttelte lächelnd den Kopf und warf Conrad seine Hosen zu.

»Zieh dich lieber auch an, bevor jemand kommt und uns bei unserem unsittlichen Tun erwischt.«

»Wenn du mich endlich heiraten würdest, wäre es ganz und gar nicht unsittlich, sondern die Erfüllung unserer ehelichen Pflichten«, sagte Conrad. Er zog Jana erneut zu sich und beugte sich über sie. Jana schloss für einen Moment die Augen, dass ihre langen Wimpern ihre sonnengebräunten Wangen berührten.

Conrad küsste beide, ehe sie sie wieder öffnen konnte.

»Warum bleiben wir nicht einfach hier? Die Insel ist ein kleines Paradies. Die Winter sind milde und die Sommer warm. Es gibt Wasser und Früchte im Überfluss. Die Menschen sind freundlich, und du kannst jeden Tag frischen Fisch essen.« In Conrads Blick lag so viel Zärtlichkeit, dass es Jana schwerfiel, sich aus seiner Umarmung zu lösen. Dennoch richtete sie sich auf und schüttelte ihr Haar zurecht. Seit Tagen fürchtete sie, dass Conrad ihr diese Frage stellen könnte. Seine anfängliche Begeisterung über die bevorstehende Reise war längst abgeflaut. Reichtum war für Conrad kein erstrebenswertes Ziel. Solange er genug Geld zum Leben hatte, war er zufrieden.

Als die Santa Lucia, das Schiff, mit dem sie aus Lissabon gestartet waren, auf Gran Canaria angelegt hatte, war er fast erleichtert gewesen, und mit jedem Tag, den sie nun hier verbrachten, schien sein Wunsch nach der Reise in die Neue Welt kleiner zu werden. Jana hatte ihn beobachtet, wie er zwei Kinder einer altkanarischen Guanchen-Familie behandelt hatte. Selten zuvor hatte er bei seiner Arbeit so zufrieden und glücklich gewirkt.

»Ich hoffe, du machst bloß einen Scherz!«, sagte Jana ernst. Für sie war diese Reise noch lange nicht zu Ende. Jana war fest entschlossen, den Schatz zu finden. In den letzten Monaten hatte sie zum ersten Mal im Leben erfahren, was Freiheit bedeutete. Als Frau war ihr diese bis jetzt von der Gesellschaft verweigert worden. Man hatte von ihr erwartet, dass sie heiratete, Kinder zur Welt brachte und einem Ehemann gehorsam war. Mutig hatte sie sich allen Zwängen widersetzt, und Conrad, der Wissenschaftler, der an die Vernunft im Menschen glaubte, hatte sie nach anfänglichem Zweifel schließlich darin bestärkt.

Nun seufzte er schwer. Eine heftige Welle schwappte bis zu ihnen und erfasste seinen Schuh. Rasch sprang er auf und fischte danach, ehe der Schuh in den Wellen verschwinden konnte. Als er zurückkam, nahm er seine Hose, schüttelte sie aus und schlüpfte hinein. Der Wind wurde stärker und rauschte durch die riesigen Lorbeerbüsche und hohen Palmen hinter ihnen. Als Conrad wieder angezogen war, ergriff er mit einer Hand Janas Kinn, mit der anderen ihre Hände und zwang sie, ihn anzusehen.

»Ich habe meinen größten Schatz bereits gefunden«, sagte er ernst und leise. Aber laut genug, dass seine Stimme vom Wind nicht verschluckt wurde.

»Ich brauche weder Gold noch Edelsteine. Wenn du nicht hier bleiben willst, können wir nach Bologna oder Genua gehen. Ich kann als Arzt arbeiten und einen Lehrstuhl an einer Universität annehmen. Niemand kennt uns dort, und keiner weiß, dass wir die Karte besitzen. Du kannst eine kleine Apotheke eröffnen, und wir werden viele glückliche Kinder in die Welt setzen.«

Bei seinen letzten Worten bildeten sich winzige Lachfältchen rund um seine Augen. Jana wurde heiß, sie wich seinem Blick aus. Eine eigene Apotheke, Kinder, Familie, ein Mann, der sie liebte. All das waren Dinge, die sie sich als kleines Mädchen gewünscht hatte, und sie war sicher, dass sie es eines Tages wieder haben wollte. Aber nicht jetzt. Nicht, solange sie nur die Hälfte des Geheimnisses rund um die Schatzkarte ihres Vaters gelöst hatte. Sie konnte unmöglich irgendwo ein ruhiges Leben führen, während die Schatzkarte in einer Truhe lag und darauf wartete, entdeckt zu werden. Entschieden schüttelte sie den Kopf.

»Mein Vater hat wegen der Karte sterben müssen, und wir zwei haben ebenfalls unsere Leben aufs Spiel gesetzt, um in ihren Besitz zu gelangen. Wir wissen nicht, was wir an dem Ort El Dorado finden werden. Vielleicht ist es Gold, vielleicht ist es etwas anderes, das so wertvoll ist, dass es geschützt werden muss. Denk an das Gift, das die Muskeln lähmt. Noch vor wenigen Wochen hättest du alles dafür gegeben, die Rezeptur zu erfahren.«

Als Conrad nichts erwiderte, fuhr Jana fort: »Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass es Menschen gibt, die bereit sind, dafür zu töten. Wer garantiert uns, dass der Mönch mit dem hässlichen Gesicht aus der Geheimen Bruderschaft nicht immer noch hinter uns her ist? Er würde uns finden, ganz egal wo du einen Lehrauftrag annimmst.«

Conrads Gesicht wurde ernst. Die Erinnerungen an Janas Entführung in Lissabon waren noch frisch. In diesem Punkt hatte sie recht. Die Kirche bestand nicht nur aus mildtätigen Nonnen und Mönchen. Es gab auch Männer, die...


Maly, Beate
Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.

Beate Maly, geboren in Wien, ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Wien.



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