E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Reihe: HarperCollins
Mallery Die Liebe der Sonnenschwestern
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95967-905-3
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Reihe: HarperCollins
ISBN: 978-3-95967-905-3
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liebe geht, und Liebe bleibt: der neue berührende Frauenroman von Susan Mallery
Finola, Zennie und Ali sind einer Meinung, als ihre Mutter sich wieder einmal darüber beklagt, dass sie schon lange auf Enkelkinder wartet: Das ist nicht hilfreich. Denn die Schwestern haben gerade ganz andere Sorgen. Alle drei wurden in derselben Woche verlassen. Finolas Mann hat eine Jüngere. Zennies Freund macht aus heiterem Himmel Schluss. Und Alis Verlobter schickt sogar seinen Bruder vor, um die Hochzeit abzusagen. Während die drei ihrer Mutter vor dem Umzug beim Aussortieren helfen, erkennen sie nicht nur, wie viel sie einander bedeuten, sondern auch, was wahre Liebe ist.
Einfühlsam, mit Herz und Humor beschreibt Susan Mallery drei Schwestern, die es nicht leicht haben in der Liebe
Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren herzerwärmenden Frauenromanen, die in 28 Sprachen übersetzt sind. Sie ist dafür bekannt, dass sie ihre Figuren in emotional herausfordernde, lebensnahe Situationen geraten lässt und ihre Leserinnen und Leser mit überraschenden Wendungen zum Lachen bringt. Mit ihrem Ehemann, zwei Katzen und einem kleinen Pudel lebt sie in Washington.
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1. KAPITEL
»Sie braten Bacon!«
Finola Corrado versuchte, nicht über den panischen Blick ihrer Assistentin zu lachen. »Im Rezeptsegment sind fünf Kartoffelsalat-Variationen vorgesehen. Bacon ist der Preis, den wir zahlen müssen, wenn wir unserem Geschäft nachgehen wollen.«
Rochelles Entsetzen mutierte zu blanker Empörung. »Ja, und das vor dem Segment ›Neue Sommerkleider‹. Ich bin durchaus vertraut mit der Planung.« Sie legte ihr Tablet ab, stemmte die Hände in die schmalen Hüften und beugte sich vor, als wolle sie so das Gesagte betonen. Ihre langen dunklen Zöpfe bewegten sich mit. »Finola, wir haben Models im Haus. Große, hagere, hungrige Models. Die bekommen schon den Bestienblick und gehen aufeinander los. Und das liegt garantiert am Bacon-Geruch. Können die den nicht woanders braten?«
Und da glauben die Leute, Fernsehen sei nur Pomp und Glitzer, dachte Finola, die sich immer noch bemühte, ernst zu bleiben.
»Bring die Models in den Aufenthaltsbereich und sag ihnen, wir haben ein Feuchtigkeitsproblem am Set, weshalb sie mehr Haarspray benutzen müssen. Danach riechen sie den Bacon nicht mehr. Und sag in der Küche Bescheid, dass alles geputzt werden soll, wenn der Bacon fertig angebraten ist, dann ist der Geruch weg.«
»Ah ja, das wird funktionieren.« Rochelle, die kluge, ehrgeizige Absolventin eines Kommunikationsstudiums, entspannte sich. »Darauf hätte ich selbst kommen müssen.«
»Wirst du schon bald.«
Meine dunkelhaarige und dunkeläugige fünfundzwanzigjährige Assistentin ist durchaus imstande, alles allein zu leiten, dachte Finola, als die junge Frau ging. In wenigen Monaten würde Rochelle weiterziehen, einen Job mit mehr Verantwortung annehmen, und sie würde eine neue Assistentin einstellen, um wieder von vorn anzufangen.
Im Fernsehgeschäft einen Fuß in die Tür zu bekommen, war nicht leicht. Es gab jede Menge miserable Jobs, doch nicht bei allen konnte man die richtigen Erfahrungen sammeln. Finola bildete sich einiges auf ihr Talent ein, die Klügsten und die Besten einzustellen. Was ihre Erwartungen anging, war sie sehr klar – sie verlangte mordsmäßige Arbeitsmoral, absolute Loyalität und hundertprozentige Konzentration. Im Gegenzug brachte sie ihnen das Geschäft bei, stellte sie den richtigen Leuten vor und schmiss ihnen eine große Party, wenn sie in aussichtsreichere Gefilde aufbrachen.
Ihre Garderobentür ging erneut auf, eine Produktionsassistentin schaute herein und flüsterte: »Sie ist da! Sie ist da. Ich kann es gar nicht fassen. Ich bin total aufgeregt. Bist du nicht aufgeregt?«
Ehe Finola antworten konnte, war die Frau wieder weg, zweifellos, um ihre Freude mit anderen zu teilen.
Finola wollte zynisch sein, doch selbst sie musste zugeben, dass sie sich darauf freute, Treasure kennenzulernen. AM SoCal war eine erfolgreiche Show in einem überfüllten Medienmarkt. In Los Angeles zu arbeiten bedeutete, leichteren Zugang zu Stars zu haben als die meisten anderen Shows in ihrer Sparte, aber nicht mal sie hatten erwartet, einen riesigen Country-Popstar wie Treasure bekommen zu können.
Treasure war dreiundzwanzig und ein Musikphänomen. Ihre letzte Single verzeichnete in den ersten sechs Stunden nach Erscheinen eine Million Downloads, und ihre YouTube-Videos hatten alle über eine Milliarde Klicks. Heute Vormittag kam sie für ein zehnminütiges Interview in die Show, gefolgt von einer Live-Performance ihrer neuen Single »That Way«. Danach würde die Modenschau der hungrigen Models und der Teil mit den Kartoffelsalaten folgen.
Abgesehen von Treasures Star-Auftritt war der heutige Ablauf ziemlich durchschnittlich. Sie begrüßte ihr Publikum – alles live im Fernsehen – mit ein bisschen Geplauder und einigen Scherzen, dann lud sie ihren ersten Gast ein. Gegen elf wäre die Sendung vorbei, und um zwölf waren alle schon wieder mit der nächsten Show beschäftigt. Alle außer mir, dachte sie lächelnd. Sie hatte die nächste Woche frei.
»Hawaii, wir kommen«, murmelte sie vor sich hin.
Ihr Mann und sie brauchten die Pause. In letzter Zeit hatten sie beide so viel zu tun gehabt und waren so sehr mit ihrer jeweiligen Karriere beschäftigt gewesen. Die Woche gäbe ihnen die Möglichkeit, sich wieder aufeinander und auf ihre Ehe zu konzentrieren. Vielleicht sogar noch ein klein wenig mehr.
Sie war bereit – endlich – schwanger zu werden. Nigel wollte schon seit ein paar Jahren eine Familie gründen, aber sie hatte gezögert. Doch vierunddreißig zu werden und sich die Klagen ihrer Mutter anzuhören, sie hätte drei erwachsene Töchter und kein Enkelkind, ganz zu schweigen von der Einsicht, dass es den idealen Zeitpunkt nie geben würde, hatten sie überzeugt, es nun anzugehen. Zu Ehren dieser Entscheidung hatte sie ein Geschenk für Nigel eingepackt, das er öffnen sollte, wenn sie in ihrer Suite auf Maui waren. Sie fand, dass Sexspielzeug und Babyschühchen eine recht klare Botschaft sandten. Nigel war auf jeden Fall ein Mann der Tat. Sie würden Spaß haben.
Es klopfte an der Tür, und ein Ruf folgte: »Dreißig Minuten.«
Dreißig Minuten bis Showbeginn. Finola lehnte sich in ihrem Make-up-Stuhl nach hinten und schloss die Augen.
Sie war bereits angezogen und geschminkt, kannte ihre Themen, hatte sich genug von Treasures Musik angehört, um sich für eine Mitgliedschaft in deren Fanclub zu qualifizieren, und sie hatte die Kohlenhydrate beim Frühstück weggelassen, sodass sie Kartoffelsalate probieren durfte, so viel sie wollte.
»Gute Show«, flüsterte sie und verlangsamte ihre Atmung für ihr Entspannungsritual vor der Show.
Ihr blieben fünfzehn Minuten Stille. Eine Viertelstunde, in der keiner anklopfte oder ins Zimmer gestürmt kam. Sie würde sich sammeln und dann zum Set gehen, wo man sie mit einem Mikro ausstatten und ein letztes Mal pudern würde, ehe es losging.
Beim Einatmen zählte sie bis vier, hielt die Luft an, wobei sie bis acht zählte, und atmete wieder aus …
Ihre Tür wurde geöffnet.
»Finola, wir müssen reden.«
Sie schlug die Augen auf. Vor ihr stand Nigel, die Hände auf die Armlehnen ihres Stuhles gestützt, und sah sie an.
»Nigel, was machst du hier? Ich gehe in nicht mal dreißig Minuten live. Was ist los?«
Nigel war Schönheitschirurg in Beverly Hills und empfing freitags keine Patienten. Morgen früh wollten sie abreisen. Was war so wichtig, dass es nicht bis nach der Show warten konnte?
Er blickte ihr in die Augen. »Es tut mir leid.«
Es waren weniger seine Worte als sein Tonfall, der sie aufmerken ließ – und auch seine gequälte Miene. Ihr Magen verkrampfte sich. »Was ist passiert?«
In ihrem Kopf tauchten Bilder von ihren Schwestern und ihrer Mutter auf, die reglos auf der Straße lagen. Vielleicht hatte es einen Brand gegeben. Oder …
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, begann er und verstummte wieder.
Ihr wurde übel. Ihr Herzschlag vertausendfachte sich und es klingelte in ihren Ohren. Jemand war tot – sie wusste es.
»Ich habe eine Affäre.«
Während er sprach, ließ Nigel den Stuhl los und schritt durch den Raum. Er redete noch – sie sah, dass sich seine Lippen bewegten –, doch sie konnte überhaupt nichts hören. Das dröhnende Rauschen war zu laut.
Die Worte hallten durch ihren Kopf, bis sie deren Bedeutung erfasste. Vor Jahren war sie von einer hohen Terrasse auf den Rasen darunter gestürzt. Sie war auf der Seite gelandet, und ihr war die Luft weggeblieben. Dies hier fühlte sich genauso an. Sie konnte nicht atmen, konnte die Panik nicht drosseln, die sie überkam, ebenso wenig wie das einsetzende Zittern. Der Atemlosigkeit folgte stechender, Brechreiz erregender Schmerz in ihrem Herzen.
Wie konnte er? Wann? Mit wem? Warum? Sie waren verheiratet. Sie liebten sich. Er war ihr bester Freund. Sie wollte im Hawaii-Urlaub schwanger werden.
Nein, das musste ein Irrtum sein. Er konnte das nicht gesagt haben. Erst als sie sah, wie er sie beobachtete, begriff sie, dass er nicht log und dass er mit vier simplen Worten sie und ihre Ehe zerstört hatte.
»Du musst verstehen«, sagte er leise, »dass es mir leidtut, dir das jetzt sagen zu müssen. Mir ist klar, dass das Timing nicht optimal ist.«
»Nicht optimal?«, schrie sie und senkte die Stimme sofort wieder. »Nicht optimal? Ich gehe gleich live auf Sendung. Es reicht dir nicht, mir das vor die Füße zu knallen, sondern du musst es auch noch ausgerechnet jetzt machen, um mich besonders übel zu verarschen?«
»Ich habe in den letzten Wochen so oft versucht, es dir zu sagen, aber du hattest immer zu viel zu tun, um zuzuhören. Dauernd steht die nächste Show an.«
Sie fühlte, wie sich Wut bei ihr regte, und packte sie mit beiden Händen. Wenigstens verlieh die ihr vorübergehend Kraft.
»Gibst du mir die Schuld?«, fragte sie. »Du spazierst hier herein und verkündest, dass du eine Affäre hast, und es ist meine Schuld, dass du bis zu dieser Sekunde gewartet hast, um es mir zu erzählen?«
»So ist das nicht.«
»Ach nein?« Sie wischte sich die Tränen weg. »Wie ist es dann?«
Er drehte sich weg. »Ich dachte, du musst es erfahren.«
Bevor sie entscheiden konnte, ob sie zu sehr zitterte, um aufzustehen, ging er. Einfach so. Sie war allein mit der Übelkeit, dem Schmerz, dem zerbrochenen Leben und der tickenden Uhr, die ihr sagte, dass sie achtzehn Minuten und zwölf...