Malinowski / Hein / May | Fantasy | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Malinowski / Hein / May Fantasy

Keine Lügen - Für unseren Traum riskierten wir (fast) alles
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7081-0526-0
Verlag: KOCH International
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Keine Lügen - Für unseren Traum riskierten wir (fast) alles

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7081-0526-0
Verlag: KOCH International
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Geschichte des Schlagerduos Fantasy alias Martin und Freddy klingt wie ein modernes Märchen – und sie ist es auch. Beide waren bettelarm, verfolgten aber ihren Traum: Sie wollten berühmt werden. Wer weiß, was aus den beiden geworden wäre, hätte nicht Schlagerstar Andrea Berg die sympathischen Sänger 2012 entdeckt. Sie engagierte sie als Vorband für ihre Tournee – und endlich, nach bald zwanzig harten Jahren, hatten sie Erfolg. Heute haben sie Millionen Fans und verkauften bisher rund zwei Mio. Tonträger. Ihr Album Freudensprünge, von Dieter Bohlen produziert, kam 2016 auf Platz 1 der deutschen Album-Charts.

Im September feiert Fantasy 20-jähriges Jubiläum. Anlass zum Rückblick auf zwei spannende Lebensläufe mit vielen Höhen und Tiefen.

Ende der 80er Jahre beschloss der Konstruktionsmechaniker Martin Hein aus Berlin, Schlagersänger zu werden. Er kündigte, nannte sich Martin Marcell und tingelte durch Dorfkneipen und Diskotheken, jobbte nebenbei als Kellner. Oft reichte das Geld nicht für die Miete, doch er glaubte fest an den großen Durchbruch. Ähnlich erging es zur selben Zeit Fredi Malinowski aus Essen. Der gelernte Schneider trat als Solokünstler Freddy März auf, doch bis auf eine Handvoll Fans wollte ihn niemand hören.

Über ihren gemeinsamen Manager lernten sich beide 1993 kennen. Immer öfter wurden sie in der Folge als Gesangsduo gebucht, und aufgrund der Fantasie vom gemeinsamen Erfolg gaben sie sich den Namen Fantasy. Doch der Weg dahin war lang; Existenzängste plagten die beiden Familienväter. Sie nahmen jeden Job an, der sich ihnen bot – und wurden am Ende belohnt. Freddy: „Wir waren uns für nichts zu schade, um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen. Armut ist für uns kein Fremdwort. Martin und ich hatten eine schwere Kindheit.“ Freddys Vater starb, als er ein Junge war. Martins Vater ließ die Familie im Stich: „Als ich zwölf war, zogen wir von Polen nach Deutschland. Dann trennten sich meine Eltern. Meine Mutter hat mit uns Kindern eine Wohnung mit nur einer Matratze bezogen.“

In ihrer Autobiografie Keine Lügen – Für unseren Traum riskierten wir (fast) alles öffnen beide Männer ihre privaten Fotoalben und reden offen und ehrlich über ihr Leben. Spannend: Auch ein brisantes Liebesgeheimnis wird erstmals gelüftet …

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Weitere Infos & Material


Kapitel 1:
Martin kommt in Polen zur Welt Der 12. Januar 1971 war ein Dienstag. Um die Mittagszeit wurde ich an jenem kalten Wintertag in dem Dörfchen Dramatal in Schlesien (Polen) geboren. Der offizielle Name dieser kleinen Gemeinde lautet seit 1945 eigentlich Zbroslawice. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörten wir zu Deutschland, bevor wir dann unter polnische Verwaltung gestellt und der Woiwodschaft Schlesien eingegliedert wurden. Damals bekamen alle Gemeinden polnische Ortsnamen. Aber ich sage immer noch Dramatal, da ich das Wort Drama so schön passend für mich finde … Mein Heimatdorf liegt idyllisch am Ufer des Flusses Drama, umgeben von landwirtschaftlichen Flächen und waldbewachsenen Hügeln. Die nächsten größeren Städte sind Gleiwitz und Kattowitz, beide rund 25 Kilometer entfernt. Als ich ein Kind war, lebten rund 400 Menschen in Dramatal, heute sind es noch weniger, weil viele junge Leute in den Westen gegangen sind. Die ersten Jahre meiner Kindheit habe ich größtenteils bei meiner Oma Christa und meinem Opa Walter in der Ortschaft Zerniki verbracht, gemeinsam mit meinen Eltern (und meinem jüngeren Bruder) wohnte ich zeitweise sogar in ihrem kleinen Häuschen. Man muss sich unser Dorf als Rechteck vorstellen, in dem 60 Einfamilienhäuschen angeordnet waren. Alles Häuser von Bergleuten, die im Oberschlesischen Industriegebiet arbeiteten und denen ein solches Haus zugeteilt worden war, welches sie dann im Laufe der Jahrzehnte abbezahlen mussten. Unsere Region war schon damals das wichtigste Industriegebiet Polens und Zentrum des polnischen Steinkohlebergbaus und der Schwerindustrie. Jedes Haus sah absolut gleich aus. Unseres, also das Haus meiner Großeltern, war wunderschön gelegen, da nach hinten raus der Wald, links und rechts Felder und nach vorn Hügel waren. Es gab eine große Straße, deshalb kannte jeder jeden. Vom Baby bis zur Oma waren mir alle Einwohner vertraut. Meist wohnten drei Generationen unter einem Dach. Wenn die Eltern also arbeiten gingen, waren immer die Alten da und passten auf die Kinder auf. Für mich als Dreikäsehoch war das absoluter Luxus. Noch heute durchflutet mich ein unheimlich wohliges Gefühl, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke. Wir waren natürlich nicht reich, eher arm, aber uns fehlte es an nichts, was wirklich wichtig war. Wollten wir Kinder etwas Süßes zum Naschen haben, rannten wir in Omas Garten. Er war voller Obstbäume und Gemüse. Das waren nicht die Süßigkeiten, wie sie die Kinder heute in Hülle und Fülle kennen. Aber für mich, meinen jüngeren Bruder und unsere Freunde waren Äpfel oder Beeren aus Omas Garten eine besondere Köstlichkeit. In unserem Dorf gab es nur einen einzigen Lebensmittelladen. Er lag im Zentrum, und wenn zum Beispiel eine Orangenlieferung kam, hat sich das in wenigen Minuten im ganzen Ort herumgesprochen. Alle rannten sofort hin und standen geduldig die nächsten zwei Stunden in einer Schlange an, um pro Familie zwei Orangen kaufen zu können. Mehr gab es nicht. Für uns war das allerdings absolut in Ordnung. Wir kannten es ja nicht anders. Wir waren glücklich, überhaupt in den Genuss von Zitrusfrüchten zu kommen. Das war dann für die ganze Familie ein riesiges Erlebnis. Meine Oma rief schon von weitem: „Maaartin! Guck mal, ich habe Orangen mitgebracht!“ Das war der Wahnsinn. Heute ist das selbstverständlich. Und doch sage ich aus tiefstem Herzen: Ich bin sehr, sehr glücklich aufgewachsen. Bis zu meinem dritten Lebensjahr haben wir zu Hause nur deutsch gesprochen. Meine Großeltern waren ja eigentlich Deutsche. Polnisch bzw. Schlesisch habe ich erst gelernt, als ich in den Kindergarten kam und mich mit Freunden, die kaum Deutsch konnten, zum Spielen traf. Schlesisch ist noch einmal etwas ganz anderes als Polnisch. In der Schule durften wir kein Schlesisch reden, das war verboten. Dort mussten wir Hochpolnisch sprechen. Als ich fünf Jahre alt war, kam mein Bruder Damian zur Welt. Meine Eltern Ursula und Anton waren ja noch verdammt jung. Meine Mama war 16, als sie mit mir schwanger wurde, mit 17 wurde sie dann Mutter. Mein Vater war bei meiner Geburt 24 und arbeitete als Bergmann. Sie kamen beide aus Zerniki, kannten sich bereits aus der Schule. Als meine Mutter schwanger war, bestanden meine beiden Omas darauf, dass sie sofort heirateten. Das musste man damals noch, damit es kein Getratsche unter den Nachbarn gab. Außerdem sind die Polen ja streng katholisch – und unser Dorf war es besonders. Wenn eine Familie sonntags nicht zur Kirche ging, wurde mit dem Finger auf sie gezeigt: „Guck dir die mal an. Was erlauben die sich vor Gott“ usw. Als 1978 der polnische Kardinal Karol Wojtyla zum Papst gewählt wurde, stand unser Dorf und natürlich ganz Polen Kopf. Es war das erste Mal, dass ein Pole Papst wurde. Ich bin mir sicher, dass jeder Einwohner des Landes vor Stolz platzte. Mein Vater bekam dann vom Bergbau eine eigene Wohnung für unsere Familie in einem Plattenbau zugewiesen, in der Stadt Sosnica, gut 15 Kilometer von meinen Großeltern entfernt. Was zunächst wie ein Glücksfall aussah, entpuppte sich leider recht schnell als Katastrophe. Wir wohnten direkt neben der Zeche in einer kleinen Wohnung, zwei Zimmer, Küche, Bad. Ich bin in dem Ort zunächst noch in den Kindergarten gegangen und kam dann nach wenigen Monaten in die Schule. Die Zustände in dem angeblich hochmodernen Plattenbau waren schlimm. Im Keller stand immer mindestens 15 Zentimeter Wasser. Überall sind Ratten herumgerannt. Zur Kommunion habe ich von meinen Eltern mein erstes Fahrrad geschenkt bekommen. Ich habe mich nicht getraut, es im Keller abzustellen, weil ich Angst vor den riesigen Ratten hatte. Stattdessen habe ich es jeden Morgen aus der dritten Etage nach unten getragen und abends wieder hochgeschleppt. Es einfach vor dem Haus abzustellen ging nicht, weil sie mir das Rad dann sicher gestohlen hätten. In unserer Siedlung wohnten nicht nur so anständige Jungen wie meine Freunde und ich, sondern auch richtige Gauner und Fieslinge, die uns Jüngeren das Leben nicht leicht gemacht haben. Wir kamen uns vor wie in einem Ghetto. Gefühlt wohnten dort 1.000 Kinder, davon viele aus sozial schwachen Familien. Es gab richtige Gangs. Einige von ihnen haben die Scheiben der Kellerfenster mit Steinen eingeschlagen und sind bei Nachbarn eingebrochen. Überall stand der Müll auf den Straßen, weil er nicht abgeholt wurde. Es stank fürchterlich, und deshalb fühlten sich die Ratten auch so wohl. Irgendwann kam schließlich die Müllabfuhr und packte den ganzen Dreck mit einem Greifarm hoch – um ihn dann auf dem nächstgelegenen Feld einfach wieder fallenzulassen. Man sah dann tagelang große schwarze Raben und Ratten, die sich wie im Schlaraffenland fühlten. Das war so eklig! Noch heute schüttelt es mich, wenn ich diese hässlichen grauen Nager sehe, und wenn es nur im Fernsehen ist. Irgendwann fuhr ein sehr guter Freund meiner Eltern nach Deutschland. Angeblich zu Besuch. Doch er ist dann für immer dort geblieben. Mein Vater war ab da ganz euphorisch. Er wollte auch endlich im Westen leben, um uns Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen zu können. Er und sein Freund dachten sich also für die Behörden in Polen und Deutschland frei erfundene Verwandtschaftsbeziehungen aus: Angeblich sei mein Vater dessen Cousin und von ihm nach Deutschland eingeladen worden. Ich war damals sieben Jahre alt und bekam die Pläne meiner Eltern natürlich nur am Rande mit. Eben nur das, was sie uns verrieten. Mein Vater fuhr schließlich eines Tages mit dem Zug nach Deutschland, um seinen (erfundenen) Cousin zu besuchen. Meine Eltern hatten abgesprochen, dass auch mein Vater in Deutschland bleiben und sich einen Job suchen sollte. Wir, meine Mutter, ich und mein kleiner Bruder, wollten nachkommen, sobald wir die Genehmigung der polnischen Regierung bekommen würden. Tja, es sollte fünf Jahre und sieben Monate dauern, bis wir Jungen unseren Vater und unsere Mutter ihren Ehemann wiedersehen sollten! In dieser langen Zeit haben wir alle drei Monate einen Ausreiseantrag bei der Polizei im 25 Kilometer entfernten Gleiwitz gestellt. Eine Woche später gab es dann in einem Glaskasten vor dem Revier einen Aushang, auf dem die Namen der Glücklichen standen, die einen positiven Bescheid bekommen hatten. Wir sind bei jedem Versuch mit Bus und Bahn dorthin gefahren, weil damals kaum jemand ein eigenes Auto besaß. Das war jedes Mal ein so nerviges wie zeitaufreibendes Gezockel hin und wieder zurück. Und zudem wurde unser Gesuch immer wieder abgelehnt. Mein Vater lebte damals in Burscheid bei Köln. Es war für uns alle nicht einfach. Vor allem in der Schule, da viele meiner Lehrer eher linksgerichtet waren und überhaupt kein Verständnis dafür hatten, dass mein Vater sein Glück im Westen suchte. Dies bekamen mein Bruder und ich natürlich immer wieder heftig zu spüren. Meine Mitschüler gaben mir sogar deshalb eigens einen Spitznamen: Angelehnt an einen Film über einen Nazi-Soldaten, der Hannes hieß. In Polen wurden alle Deutschen „Hannes“ genannt. Da mein Nachname Hein ist und ja alle wussten, dass wir irgendwann nach Deutschland ziehen wollten, nannten mich plötzlich alle nur noch „Hannes“. Deutschland war für viele immer noch ein Feindbild, obwohl der Zweite Weltkrieg ja damals schon mehr als dreißig Jahre zurücklag. Die siebziger Jahre waren geprägt vom Kommunismus und standen im Zeichen von Preiserhöhungen, Versorgungsengpässen und Repressionen. In den achtziger Jahren, beginnend im Sommer 1980, hielt die...


May, Tanja
Tanja May ist stellvertretende Chefredakteurin bei der Zeitschrift Bunte. Sie unterstützte bereits Thomas Anders bei seiner Autobiografie 100 Prozent Anders, die ebenfalls bei Edition Koch erschien.

Hein, Martin
Fredi Malinowski und Martin Hein stehen als Duo Fantasy seit 20 Jahren gemeinsam auf der Schlagerbühne. Mehrfach waren sie für den Echo nominiert; ihre Alben Eine Nacht im Paradies und Freudensprünge wurden mit Gold und Platin ausgezeichnet.

Malinowski, Fredi
Fredi Malinowski und Martin Hein stehen als Duo Fantasy seit 20 Jahren gemeinsam auf der Schlagerbühne. Mehrfach waren sie für den Echo nominiert; ihre Alben Eine Nacht im Paradies und Freudensprünge wurden mit Gold und Platin ausgezeichnet.



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