E-Book, Deutsch, Band 22, 256 Seiten
Reihe: Historical Lords & Ladies
Maitland Hoffnung auf das große Glück
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86349-482-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 22, 256 Seiten
Reihe: Historical Lords & Ladies
ISBN: 978-3-86349-482-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Heftig klopft Emmas Herz, als sie erfährt: Endlich ist Major Hugo Stratton nach dem Sieg gegen Napoleon nach England zurückgekehrt. Einst schwärmte Emma heftig für ihn, aber damals war sie viel zu jung für eine Romanze mit dem attraktiven Offizier. Jetzt eilt sie ihm aufgeregt entgegen, würde sich ihm am liebsten in die Arme werfen. Doch das Wiedersehen verläuft anders, als sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hat: Hugo ist nicht länger der unbeschwerte junge Mann von damals. Bis Emma einen tiefen Blick in seine Augen wagt. Denn was sie darin liest, weckt ihre zaghafte Hoffnung: Vielleicht ist es doch noch nicht zu spät für das große Glück ...
Joanna wurde in Schottland mit schottischen und irischen Wurzeln geboren. Sie studierte einschließlich eines Jahres in Frankreich als Sprachassistentin für Englisch und einem Semester auf einer Universität in Deutschland moderne Sprachen und Geschichte auf der Glasgow Universität. Während dieser Phase erhielt sie Einblicke in die Essgewohnheiten Frankreichs und die Gepflogenheiten des Biertrinkens in Deutschland. Natürlich lernte sie dabei auch die Feinheiten der beiden Sprachen besser kennen und entwickelte eine immer noch anhaltende Zuneigung zu beiden Ländern. Nach ihrem Studium arbeitete sie bei der Royal Air Force. Welche sie jedoch nach ihrer Heirat wider verließ um ins zivile Leben zurückzukehren. Unter anderem arbeitete sie für eine Wohltätigkeitsorganisation als Vorstandsvorsitzende, wo sie ihre Managementfähigkeiten gut einbringen konnte. Sie und ihr Mann leben in Südengland. Nachdem ihre Kinder längst flügge sind, genießen sie die Zeit und bereisen die Welt, wann immer es ihnen passt. Und dazwischen vergnügt sie sich mit lesen, Musik, Gartenarbeit, Handarbeit und spazieren am liebsten in einer Landschaft, die sie an ihre Heimat in Schottland erinnert die Zeit.
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PROLOG
1805
Emma Fitzwilliam ließ sich hoch oben in einer Astgabel ihrer Lieblingseiche nieder, und es machte ihr nicht viel aus, als sie dabei einen neuen Riss in ihrer Baumwollschürze bemerkte. Normalerweise war sie nicht so ungeschickt. Natürlich würde sie gerügt werden, wenn sie ins Haus zurückkehrte, aber ihre Bestrafung würde viel schlimmer ausfallen, wenn man entdeckte, dass sie immer noch auf Bäume kletterte. Ihre alte Gouvernante bemühte sich nach wie vor vergeblich, eine Dame aus ihr zu machen. Und Papa – der liebe Papa! – hatte erst vor Kurzem ein paar Mal angedeutet, dass er mit ihrem Benehmen alles andere als glücklich war.
Liebster Papa! Seinetwegen würde sie sogar versuchen, eine Dame zu werden – selbst wenn es ihr schwerfiel, denn es war entsetzlich langweilig. Damen mussten gemächlich einherschreiten, anstatt im Freien herumzutollen, sie durften niemals ohne Begleitung ausgehen, und auf gar keinen Fall war es ihnen gestattet, im See zu schwimmen, zu angeln oder gar auf Bäume zu klettern. Sie durften nicht einmal laut lachen. Bei diesem letzten Gedanken runzelte Emma die Stirn. Gentlemen war es erlaubt zu lachen – und sie taten es zuweilen auch –, doch von Damen erwartete man, dass sie nur schüchtern lächelten oder bestenfalls leise kicherten, um zu zeigen, dass sie sich amüsierten. Das war nicht gerecht. Und genauso wenig gerecht war es, den ganzen Tag mit damenhaften Tätigkeiten verbringen zu müssen. Emma konnte Klavier spielen und sang recht hübsch, und ihre Stickereien waren durchaus ansehnlich, indes vermochte sie sich einfach nicht vorzustellen, ihre Zeit ausschließlich mit diesen Beschäftigungen zu füllen, abgesehen von beschaulichen, eintönigen Spaziergängen in Begleitung eines würdevollen Dieners.
Sie beugte sich etwas zur Seite, um aus der Tasche ihr Buch und einen Apfel hervorzuangeln, in den sie kräftig hineinbiss. Dann machte sie es sich bequem, begann zu lesen und kaute dabei zufrieden. Dies gehörte zu den Vergnügungen, denen man nachgehen durfte, wenn man keine Dame war – und sie würde es auf keinen Fall aufgeben.
Der Butler stand an der Tür zum Arbeitszimmer. „Der junge Lord Hardinge und sein Freund sind gekommen und fragen nach Miss Emma, Sir“, verkündete er mit ernster Miene. „Aber niemand weiß genau, wo sie sich aufhält. Soll ich …?“
„Führen Sie die beiden herein, Godfrey“, erwiderte Sir Edward Fitzwilliam und erhob sich. Ein nachsichtiges Lächeln erschien auf seinem heiteren Gesicht. „Ohne Zweifel wird meine Tochter bald auftauchen. Sie scheint eine Art sechsten Sinn zu besitzen, wenn es um angenehmen Besuch geht. Der funktioniert allerdings ebenso bei unangenehmem.“ Er schmunzelte. Richard Hardinge war für sie so etwas wie ein großer Bruder, daher würde sie vermutlich erscheinen. Jahrelang war sie ihm nachgelaufen, und Richard hatte ihre bisweilen gewiss anstrengende Gesellschaft immer geduldet. Das würde bald ein Ende haben müssen. Emma wuchs rasch heran, und junge Damen trieben sich nicht mit männlichen Freunden in der Gegend herum, selbst wenn diese absolut vertrauenswürdig waren. Daran konnte auch ein toleranter Vater nichts ändern. Nein, man würde eine weibliche Gefährtin finden müssen für seine einzige Tochter, um ihr den Schliff zu verpassen, den sie brauchte und für den ihre liebe Mama gesorgt hätte, wäre sie noch am Leben.
Diese traurige Erinnerung entlockte Sir Edward ein leises Seufzen, als jedoch die Tür aufging, setzte er ein höfliches Lächeln auf, um seine Gäste zu begrüßen. Die jungen Männer sahen einander bemerkenswert ähnlich, beide groß und dunkelhaarig, mit offenen Mienen und von freundlichem Wesen. Sie schienen gerade über einen Scherz gelacht zu haben.
Richard Hardinge verneigte sich höflich vor seinem Gastgeber. „Sie ist mal wieder spurlos verschwunden, Sir“, verkündete er mit ironischem Kopfschütteln. „Dabei war Hugo ganz begierig darauf, sich in angemessener Form von ihr zu verabschieden.“ Er grinste seinen Begleiter an, der von der kleinen Stichelei seines Freundes völlig unbeeindruckt schien.
„Ich schlage vor, wir setzen uns erst einmal“, meinte Sir Edward und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Sessel gegenüber dem Kamin. „Früher oder später wird sie sich blicken lassen.“ Er wandte sich an Hugo Stratton. „Indes vernehme ich mit großem Bedauern, dass Sie uns verlassen werden, mein Junge. Ich hatte Lady Hardinge so verstanden, dass sie noch etwa einen Monat auf Harding bleiben wollen.“
„Das hatte ich geplant, Sir“, erwiderte Hugo. „Lady Hardinge besaß die Freundlichkeit, mich für den Sommer einzuladen, bis meine Ernennung durch ist. Nun ist allerdings … also, Tatsache ist, Sir, dass mein Regiment für nächste Woche nach Deal beordert wurde. Es geht das Gerücht, dass wir uns nach Norddeutschland einschiffen sollen. Und wenn ich mich diesmal nicht anschließe, muss ich wieder monatelang warten, abgesehen davon, dass ich die Gelegenheit verpasse, gegen Bonaparte zu kämpfen.“ Seine grauen Augen blitzten vor Begeisterung, als er weitersprach. „Sie sehen, Sir, ich muss einfach gehen. Heute Nachmittag schon reise ich heim.“
Sir Edward nickte weise. Er hatte Hugo Stratton in den vergangenen Wochen gut genug kennengelernt, um zu erkennen, dass aus dem jungen Mann einmal ein hervorragender Offizier werden würde. „Ich verstehe Ihre Eile, mein Junge. In Ihrem Alter war ich genauso. Unter diesen Umständen ist es sehr freundlich von Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, bei Emma vorzusprechen. Gewiss haben Sie viele andere Dinge im Kopf.“
Hugo war noch jung genug, um erröten zu können. Er geriet sogar ein wenig ins Stottern. „Nachdem Sie so gastfreundlich waren, Sir … ist dies das Mindeste, was ich tun kann.“
„Das war doch selbstverständlich“, erwiderte Sir Edward. Er erhob sich, trat ans Fenster und zog die schweren Samtvorhänge zurück, um den Blick auf die Terrasse und den Rasen dahinter freizugeben. „Dieses verflixte Kind“, murmelte er zu sich selbst. „Wo in aller Welt steckt sie bloß?“
Er drehte sich wieder zu seinen Gästen um und lächelte entschuldigend. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie in Eile sind, daher möchte ich Sie nicht aufhalten. Da Emma sich nicht dazu herablässt, zu erscheinen, werde ich ihr ausrichten, dass Sie hier waren und aus welchem Grund. Vielleicht wird ihr das eine Lehre sein.“
Hugo und Richard hatten sich ebenfalls erhoben, wie es die Höflichkeit gebot. Jetzt trat Hugo einen Schritt vor. „Mir bleibt etwa eine halbe Stunde, Sir. Dürfen wir uns nach Miss Emma umsehen? Sie muss irgendwo im Garten sein – und Richard weiß vielleicht, wo wir suchen können. Das sollte er jedenfalls, nachdem er so viele Jahre bei Ihnen ein und aus gegangen ist.“ Diesmal lächelte Hugo, als sein Freund sichtlich verlegen wurde.
Sir Edward nickte. „Aber gern, wenn Sie es wünschen. Allerdings dürfen Sie auf keinen Fall zulassen, dass Sie sich der kleinen Range wegen verspäten.“
Die beiden jungen Männer waren bereits in Richtung Garten unterwegs. Sir Edward blickte ihnen mit einem müden Kopfschütteln nach. „Der Himmel stehe mir bei. Was soll ich nur machen mit diesem Wildfang?“
Emma war so vertieft in die Abenteuer ihrer Romanheldin, dass es ein paar Minuten dauerte, bis die Stimmen zu ihr durchdrangen. Liebe Güte – sie standen praktisch direkt unter ihr! Sie sandte ein Stoßgebet zum Himmel und flehte, dass die beiden nicht aufschauen mochten, während sie vollkommen reglos dasaß.
„Nun, offensichtlich ist sie nicht hier.“
Sofort erkannte Emma, dass es Richard war, der da sprach – und dass er verärgert sein musste. Seit frühester Kindheit waren sie Freunde gewesen, obgleich er in letzter Zeit ihr gegenüber weniger nachsichtig war als früher. Ihr Vater meinte, Richard sei nun zu erwachsen, um sich mit einem ungestümen kleinen Wildfang abzugeben, und wenn er erst einmal sein Studium beendet hätte, würde er überhaupt keine Zeit mehr für Emma aufbringen. Doch so etwas würde Richard nicht tun, oder?
Emma wollte ihm gerade etwas zurufen, dann indes überlegte sie es sich anders. Da war jemand bei ihm …
„Wenn sie nicht gefunden werden will“, sagte sein Begleiter, „scheint sie sich in Luft aufzulösen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass du geradewegs zu ihrem Versteck gehst, Richard. Schließlich müsstest du hier jeden Baum und jeden Strauch kennen.“
Emma lächelte, als sie die zweite Stimme erkannte. Sie gehörte Richards Freund Hugo Stratton, und er wirkte eher amüsiert als verstimmt. Überhaupt war Hugo ganz anders als Richard – abgesehen von ein paar äußerlichen Ähnlichkeiten vielleicht. Hugo behandelte sie nicht wie eine kleine Schwester, die man necken und ärgern konnte. Er verhielt sich ihr gegenüber, als sei sie schon eine richtige Dame.
Fast, wiederholte sie im Stillen. Denn Hugo Stratton besaß einen boshaften Sinn für Humor. Er brachte es fertig, sich wie der perfekte Gentleman zu benehmen und sich gleichzeitig über jeden in der Umgebung lustig zu machen. Dann verriet ihn nur ein gewisses Funkeln in seinen Augen – und Emma hatte schnell gelernt, danach Ausschau zu halten.
Leider konnte sie von ihrem Hochsitz aus sein Gesicht nicht erkennen.
Plötzlich erbebte der Baum, als hätte sich ein Riese dagegengelehnt. Es war nur der Wind, doch Emma griff rasch nach dem Buch, das auf ihrem Schoß lag, damit es nicht herunterfiel....




