Mahanenko | Survival Quest: Der dunkle Schamane | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 509 Seiten

Reihe: Survival Quest-Serie

Mahanenko Survival Quest: Der dunkle Schamane

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7394-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 509 Seiten

Reihe: Survival Quest-Serie

ISBN: 978-3-7325-7394-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Computerspiel als Gefängnis? Längst ist es möglich, sein ganzes Leben in Onlinespielen zu verbringen, während der Körper in Überlebenskapseln versorgt wird. Daniel Mahan wurde zu acht Jahren in solch einem Spiel verurteilt. Er glaubt, dass ihn dort nur öde Quests erwarten, doch er merkt schnell, dass das Spiel einige Überraschungen für ihn in petto hält. Und bald ist er nicht nur Herr einer Goblinmannschaft, sondern auf den Spuren eines weltumspannenden Komplotts ...



Vasily Mahanenko wurde 1981 im russischen Severodvinsk geboren. Er gehört zu den erfolgreichsten Autoren des neuen Genres LitRPG, das Elemente des Online-Gamings mit SF- und Fantasyliteratur kombiniert. Während seines Studiums der Physik und Mathematik an der Belgorod State University war Mahanenko selbst begeisterter Gamer. Er lebt mit seiner Frau und Tochter in Moskau.
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Kapitel 2: Wölfe und andere Angelegenheiten


»Wann hast du dich denn rausgeschlichen?«, fragte Elisabeth, kaum dass ich den Hof betreten hatte. »Ich dachte schon, du wärst ein richtiger Langschläfer, aber so wie es aussieht, bist du wohl eher ein extremer Frühaufsteher.«

»Ich habe einen Spaziergang gemacht«, umging ich die Frage, unwillig, die Sprache auf das Monster zu bringen. »Ich wollte niemanden wecken, also bin über den Zaun geklettert und hab mich ein wenig in der Nähe umgesehen.«

»Wie hast du es geschafft, nicht vom Kleinen Tim zerfleischt zu werden?«

»Vom Kleinen Tim?«

»Unser Hund. Wir lassen ihn jeden Abend in den Hof raus. Er weiß, dass er nicht über den Zaun springen darf, aber er lässt auch niemanden über den Zaun klettern. Da drüben liegt er, siehst du?« Elisabeth deutete auf die andere Seite des Hofs, wo sich der Kleine Tim hinter einer kleinen Einzäunung ausgestreckt hatte. Er war ein Wolfshund, gut einen Meter groß, der leise knurrte und mich mit unverkennbarer Feindseligkeit anblickte. Wo warst du nur, mein Freund, als ich zu einem Respawn geprügelt wurde? Vermutlich saßt du in deiner kleinen Hütte und hast dir ins Pfötchen gelacht. Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, dass ich ein ernstes Gespräch mit dem Kleinen Tim führen musste. Das war natürlich lächerlich, aber seit meiner Initiation als Schamane hatte ich mir angewöhnt, auf solche plötzlichen Bauchgefühle zu hören.

»Was dagegen, wenn ich ihn ein wenig besser kennenlerne?« Fragend blickte ich meine Gastgeberin an.

»Sicher, ärger ihn nur nicht. Er würde bloß ein paar Sekunden brauchen, um sich durch den Draht zu beißen. Unser Kleiner Tim ist gut abgerichtet, und er greift normalerweise nicht an, solange er keinen guten Grund dazu hat. Aber man sollte das Schicksal nicht herausfordern.«

Ich versicherte Elisabeth, dass ich nichts tun würde, um das Tier zu provozieren, und ging zu dem Drahtzaun hinüber. Nachdem ich mich mit einem Blick vergewissert hatte, dass wir ungestört waren, ging ich in die Hocke und sah dem Wolfshund direkt in die Augen. Ich kann nicht sagen, warum ich das tat, aber es fühlte sich richtig an. Mit einem leisen Knurren kam der Kleine Tim zum Zaun herüber, und sein durchdringender Raubtiergeruch hüllte mich ein. Wir starrten einander für mehrere Sekunden in die Augen, und dann, plötzlich …

Wurde der Rest der Welt grau. Nebel hüllte alles um uns herum ein, und Stille sank herab. Es war, als hätte jemand mit einem beifälligen Wink jegliche Geräusche zum Verstummen gebracht. Eine schattenhafte Version des Kleinen Tim löste sich von seinem Körper und trottete durch den Zaun hindurch, als wäre er überhaupt nicht da. Anschließend drehte dieser Schatten in gemächlichem Tempo eine Runde über den Hof, so als ob all das hier ihm gehörte. Mein Blick wanderte zurück zum echten Kleinen Tim, und er sah mich ebenfalls an, seine Augen weit, sein Maul offen stehend, mit heraushängender Zunge. Er war die Verkörperung hündischer Verwirrung. In diesem Moment kauerte sich sein Phantom unvermittelt auf dem Boden zusammen, den Schwanz zwischen den Beinen, und begann, zurückzukriechen. Ich hatte nicht gewusst, dass Hunde rückwärts kriechen konnten. Sollten sie überhaupt in der Lage dazu sein? Egal. Ich beschloss, das als Laune der Entwickler abzutun. Das Phantom kroch jedenfalls durch den Draht des Zauns zur Hundehütte zurück, und als es mit dem Hintern die Wand erreicht hatte, schien es zu versuchen, sich im Boden zu vergraben.

»Hat dir etwas Angst gemacht?«, fragte ich leise. Meine Stimme klang trotzdem wie ein Donnerschlag. Was konnte einen so großen Hund in die Flucht schlagen? Mehr noch, was konnte ihn dazu bringen, ein Loch graben zu wollen, um sich zu verstecken?

Etwas Nebelverhülltes und Formloses erschien neben dem Hund. Ein paar Augenblicke lang ragte es über dem Phantom auf, dann wurde das lautlose Drama vom Wimmern des echten Kleinen Tims unterbrochen. Der Wolfshund legte sich auf den Boden, den Schwanz zwischen die Beine gezogen, und bedeckte das Gesicht mit seinen Pfoten. Eine Lache breitete sich um ihn herum aus, und er wirkte so verängstigt, dass ich unwillkürlich zurückwich – was dazu führte, dass ich das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern landete. Die Dunkelheit um uns löste sich auf, und das Winseln des Hundes reihte sich wieder in die Geräuschkulisse der Welt ringsum ein.

Quest-Update zu »Nächtlicher Schrecken«: Das Monster, das in Dochtheim sein Unwesen treibt, flößt selbst dem größten und wildesten Hund Furcht ein. Behalte das bei deiner Suche im Hinterkopf.

»Was hast du mit dem Kleinen Tim gemacht?« Brecher erschien neben mir. »Er hat Angst vor dir! Geh weg von ihm! Meister Schiefer hatte recht – du bist ein Hexenmeister! Hab keine Angst, Kleiner Tim, ich lasse nicht zu, dass er dir wehtut.« Der Junge stellte sich zwischen mich und den Zaun, bereit, für seinen Hund zu kämpfen.

Ich hatte keine Lust, diesem kleinen NPC alles zu erklären, also stand ich auf und ging zum Sommerhaus hinüber. Wie erwartet lag mein Gold hinter dem Bett, und nachdem ich es automatisch in meinem Geldbeutel platziert hatte, legte ich mich hin. Die Wölfe würden mir schon nicht wegrennen, außerdem musste ich mir jetzt wirklich erst mal das Handbuch und die Foren ansehen. Dieser Ort, an den es mich verschlagen hatte, schien interessanter zu sein, als ich gedacht hatte, aber ich würde ganz sicher nicht den Helden spielen und versuchen, das Geheimnis des Monsters ganz allein zu lüften.

Ich überlegte. Welche Ergebnisse erzielt wohl eine Suche nach »Dochtheim«? Sehen wir zunächst im Handbuch nach. Da haben wir’s: ein Dorf am Rande des Imperiums, in der Provinz Krong. Das wusste ich bereits. Ich überflog die Anzahl der Bewohner, Größe des Viehbestands und andere NPC-Statistiken, die mich nicht interessierten. Dann wurde es wärmer. Der Vorsteher von Dochtheim war vor Kurzem gestorben. Todesursache unbekannt. Er war durch einen Abgesandten des Industrieverbandes von Fernstatt ersetzt worden. Und keiner der Bewohner von Dochtheim hatte Quests zu bieten.

Der letzte Satz ließ mich stutzen. Laut Handbuch gab es keine Quests in diesem Dorf. Aber ich hatte bereits zwei angenommen: »Jagd auf Grautod« und »Nächtlicher Schrecken«. Etwas passte hier nicht zusammen.

Ich suchte nach den Quest-Namen. Gut, sie existierten also zumindest. Aber ihre Beschreibung gab mir zu denken. »Variable Quest, nicht an einen bestimmten Ort gebunden«, hieß es über beide. Also gab es hier keine Quests, und trotzdem gab es welche. Das war einfach dämlich. Zurück zum Handbuch. Suche: »Variable Quest«. Definition: »Eine Quest, die von einem NPC ausgegeben wird, abhängig von deinem Fortschritt innerhalb eines Szenarios.«

Jetzt war ich vollends verwirrt. Was für ein Szenario? Warum sollte es hier, in Dochtheim – einem Dorf mitten im Nirgendwo – ein spielbares Szenario geben? Es gab hier doch nicht mal Spieler!

Also gut, weiter zum Forum. Was ließ sich hier über »Dochtheim« in Erfahrung bringen? Nicht allzu viel, wie sich herausstellte. Meine Suchanfrage förderte gerade mal eine Nachricht zutage, die schon über ein Jahr alt war.

»Blödes Dorf! Mitten in der Pampa, Greifen fliegen nicht hin, das Portal zur nächsten Stadt kostet tausend Gold! Die Entwickler müssen bekloppt sein, wenn sie solche Preise ansetzen. Ich habe in Fernstatt eine Quest angenommen, sollte ein Päckchen zum Vorsteher bringen. Die nächsten zwei Tage bin ich mit einem Karren durchs Land geholpert. Das ist vollkommen lächerlich! Als ich schließlich ankam, hab ich die Quest erfüllt. Dann dachte ich mir: Bleib ein bisschen, mal sehen, was hier nachts so los ist. Leider wird es so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sieht. Und dann wird das Dorf auch noch von einem Vagren unsicher gemacht! Ein Vagren mit Level 100! Und ich bin nur Level 30! Ich konnte ihn nicht mal treffen. Ist allen Angriffen ausgewichen, das Drecksvieh! Mein Rat: Dochtheim ist Zeitverschwendung! Ich hab mich bei Tag im Dorf umgesehen, und es gab nicht eine einzige Quest! Warum zum Teufel existieren solche Dörfer überhaupt, wenn echte Spieler dort nichts tun können? Das einzig Gute ist, ich hab die Quest aus Fernstatt abgeschlossen und meine Reputation in der Provinz ein bisschen verbessert.

Übrigens: Der Vorsteher hat ’ne süße Tochter! Aber sie lässt sich nicht mit Blumen oder Geschenken beeindrucken. Dämliche NPCs!«

Ich führte eine neue Suche im Handbuch durch:

»Vagren: Ein Typ Werwolf, der auch nach der Verwandlung seine Intelligenz behält. Vagren können ihre Gestalt jederzeit ändern, unabhängig von den Mondphasen. Sie sind eines der wenigen nicht spielbaren Völker in Barliona. Eigenschaften: Schnellere Bewegung in Vagren-Form, können Panik in Hunden auslösen, + (Level) auf Rüstung wegen des dicken Fells. Hier klicken für Bild eines Vagren.«

Ich tippte die Option an und sah einen großen, humanoiden Hund oder besser Wolf. Pfotenartige Hände endeten in vier langen Klauen, die genauso aussahen wie die, mit denen ich letzte Nacht Bekanntschaft gemacht hatte. Dann gab es also tatsächlich einen Vagren in Dochtheim. Folglich war die Reaktion des Kleinen Tim nur verständlich gewesen. Panik ist kein Witz, erst recht nicht, wenn man sich einem Level-100-Wermonster gegenübersieht. Schade, dass ich nicht geradewegs zum Priester gehen und diese Informationen mit ihm teilen konnte. Er würde es nicht hören, nicht einmal, wenn ich es ihm ins Ohr brüllte; die Quest war nicht...



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