E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Maguire Hüte den Speer!
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6495-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6495-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was für ein stattlicher Mann! Keelin stockt der Atem, als sie Lord Marcus de Grant zum ersten Mal begegnet. Nur ein Blick in seine Augen und sie ist verloren. Doch ihre Liebe scheint hoffnungslos. Denn Keelin, die Hüterin des heiligen Speers, muss zurück nach Irland. Dort wartet der Clan auf sie - und ihr Verlobter ...
Seit 1999, als Margos erstes Buch ' The Bride of Windermere' erschien,, verkaufte sie mehrere historische Liebesromane an Harlequin. Inzwischen arbeitet sie hauptberuflich als Autorin und genießt die Flexibilität ihrer Tagesplanung, die sie zu ihrer Zeit als Krankenschwester nicht hatte. Mit drei Teenies zu Hause und einem regen Familienleben ist sie auf alles Mögliche vorbereitet. Als besonders erfreulich empfindet sie es, dass sie ihre künstlerische Seite ausleben und Romane verfassen kann.
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1. KAPITEL
Südlich von Chester, England
Winteranfang 1428
Hier und da drangen Sonnenstrahlen durch den dicht bestandenen Wald und leuchteten bis in die düsteren Winkel des Unterholzes. Es war spät am Nachmittag, und die Reiterschar eilte voran, um noch vor der Dunkelheit nach Wrexton Castle zu gelangen. Marcus de Grant ritt neben seinem Vater, der nun erneut ein Thema anschnitt, das Marcus Unbehagen bereitete.
Heirat.
„Es gibt auf Haverston Castle so viele bezaubernde junge Damen im heiratsfähigen Alter, Marcus“, begann Eldred de Grant.
„Vater …“
„Ich werde nicht jünger, mein Sohn, und du auch nicht“, fuhr Eldred unbeirrt fort. „Eines Tages wirst du Graf von Wrexton sein, und ich wünsche mir für dich, dass du dann nicht alleine bist, sondern eine Gefährtin hast … eine Gemahlin. Eine ehrenwerte Frau, so wie deine Mutter, meine Rhianwen.“
Die Hoffnung seines Vaters entsprach auch Marcus’ Wunsch, aber er hatte bisher noch keine Frau kennengelernt, bei der er sich ungezwungen geben konnte. Er fühlte sich in Gegenwart von Frauen unbeholfen und gehemmt und brachte lediglich mit den Gemahlinnen einiger Freunde ein Gespräch zu Stande. Sonst war er stets verlegen, wenn junge Damen von edler Herkunft zugegen waren, jene lieblichen und herausgeputzten, von Hofdamen und Bediensteten umringten Geschöpfe in Gewändern aus Samt und Seide, die gekonnt die Lippen schürzten, nichts von ihren sanften Rundungen verbargen und allerlei verworrene Wünsche äußerten.
Die Damen waren so zart und empfindlich. Und voller Geheimnisse. Marcus war ein Krieger und kein Höfling und hatte nicht die geringste Ahnung, wie man einer Dame den Hof machte. Hinzu kam, dass in seinem hünenhaften Körper eine solche Kraft steckte, dass er befürchtete, sie schon durch eine bloße Berührung zu verletzen.
„Eine Gemahlin, Onkel Eldred?“, drängte sich Marcus’ junger Vetter entrüstet in die Unterhaltung, als er nun auf gleicher Höhe neben den Männern ritt. Adam Fayrchild, ein ungestümer Bursche, war erst elf Jahre alt. Er hatte bereits vor geraumer Zeit seine Eltern verloren, und Eldred, ein ausgesprochen freigebiger und freundlicher Mann, hatte ihn aufgenommen, obgleich die Familie des Jungen nur entfernte Verwandte waren. „Wozu brauchen wir eine Gemahlin in Wrexton? Es ist doch alles geregelt, oder etwa nicht? Wir haben unsere Base Isolda, genügend Köche, jede Menge Bedienstete und …“
„Ein Mann braucht einen Erben, mein lieber Adam“, erwiderte Eldred lachend. „Eines Tages wirst du das verstehen, wenn dir die Dame deines Herzens begegnet.“
„Wer soll mir begegnen?“, fragte er, wobei er die mit Sommersprossen übersäte Nase rümpfte und nicht nachvollziehen konnte, warum der Graf gelacht hatte. „Onkel, in ganz Haverston gibt es kein Mädchen, das ich auch nur einen Tag lang ertragen könnte, ganz zu schweigen von einem ganzen Monat oder einem Jahr!“
Marcus lächelte, obwohl Adams Worte ihm bewusst machten, welche Einsamkeit er tief in seinem eigenen Herzen verspürte. Gewiss, er empfand eine enge Verbundenheit zu seinem Vater, und er hatte auch seinen frühreifen jungen Vetter schätzen gelernt. Aber in ihm war eine Leere, die sich umso schlimmer während der Hochzeitsfeierlichkeiten auf Haverston Castle bemerkbar gemacht hatte. Immer mehr seiner Freunde waren inzwischen verheiratet, und viele der jungen Paare erfreuten sich einer Verbundenheit, deren Tiefe Marcus nur erahnen konnte.
Doch solange er seine Schüchternheit bei Frauen nicht überwinden konnte, blieb ihm lediglich die Aussicht, sein Leben allein zu verbringen. Marcus wusste, dass er keineswegs unansehnlich war, aber Frauen wollten umworben werden. Sie wollten …
Plötzlich fuhr er zusammen, als über ihm ein wilder Aufschrei die Stille des Waldes durchbrach. Dem Schrei folgte ein raues Kriegsgeheul, als eine Horde bärtiger Barbaren mit einem Mal aus dem Schutz der mächtigen Bäume hervorstürmte, während andere sich in unmittelbarer Nähe von den Ästen herunterschwangen. Kelten! Mit gezogenen Schwertern und drohenden Lanzen standen sie vor den Reitern aus Wrexton. Marcus’ Streitross, das schon lange nicht mehr an das Blut und den gellenden Lärm eines Schlachtgetümmels gewöhnt war, bäumte sich auf, als die Ritter von den Kriegern angegriffen wurden. In dem Trupp des Grafen war heillose Verwirrung ausgebrochen, und schon waren mehrere seiner Getreuen verwundet, bevor sie in der Lage waren, ihre Pferde zu bändigen und die Schwerter zu ziehen.
Die Männer aus Wrexton sahen sich einer Übermacht gegenüber und stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung in den Kampf gegen ihre seltsam gekleideten, barbarischen Feinde. Von allen Seiten ertönte das Klirren von Schwertern, und Marcus sah mit Entsetzen, wie sein Vater aus dem Sattel gestoßen und hart von den wilden Kriegern bedrängt wurde.
Nein!, durchfuhr es ihn. Eldred de Grant war zu stark und noch so voller Leben, um auf diese hinterhältige Weise niedergemetzelt zu werden. Marcus konnte sich ein Dasein ohne seinen Vater nicht vorstellen. Dieser gute und gerechte Mann durfte nicht sterben!
„Dein Vater!“, rief Adam entsetzt. Noch hatte der Junge sich geschickt aus dem Kampf heraushalten können, indem er dicht hinter Marcus geblieben war, doch die Angreifer nahten nun von allen Seiten. Die Ritter aus Wrexton waren umzingelt.
Blindlings sprang Marcus von seinem Ross, packte Adam und zerrte ihn an den sichersten Ort, den er in der Eile zu finden vermochte – die Höhlung eines alten, gefällten Baumes. Dann hieb er unbarmherzig auf seine Feinde ein und bahnte sich mit blutiger Klinge einen Weg zu seinem Vater, der reglos am Boden lag.
„Mylord! Hinter Euch!“, rief einer seiner Kempen, bevor er seinen Vater erreicht hatte. Marcus fuhr herum und versetzte dem hitzigen, rothaarigen Angreifer einen Schlag, der diesen sofort niederstreckte. Schon tauchte ein weiterer bärtiger Krieger auf. Wild entschlossen biss Marcus die Zähne zusammen und setzte den Kampf fort, der kein Ende zu nehmen schien.
Weitere Getreue aus Wrexton fielen den Schwertern der Feinde zum Opfer, während Marcus unermüdlich kämpfte. Doch es gelang ihm nicht, bis zu seinem Vater vorzudringen. Dennoch kam es dem jungen Edlen nicht einen Moment in den Sinn, sich zu ergeben. Bis zum letzten Atemzug wollte er sich zur Wehr setzen, die eigene todbringende Waffe schwingend, bis so viele dieser furchtbaren Krieger zu Boden gestreckt waren, wie es ein Mann allein vollbringen konnte.
„Mylord! Da kommen Reiter!“, rief einer der Männer aus.
„Es sind Engländer!“
„Es ist Marquis Kirkham mit seinen Mannen!“
Die Kelten sahen, dass Verstärkung nahte, und ergriffen Hals über Kopf die Flucht, da sie bereits von den ersten heransprengenden Reitern verfolgt wurden.
Als Marcus seine letzten Gegner abgeschüttelt hatte, eilte er an die Seite seines Vaters. Einem Gefolgsmann war es gelungen, den Grafen aus dem Kampfgetümmel zu ziehen. Ein schwacher Hoffnungsschimmer glomm in Marcus auf, als er sah, dass sein Vater die Augen öffnete. Er kniete sich neben den Herrscher von Wrexton und nahm seine Hand.
„Mein Sohn“, flüsterte Eldred.
Marcus war nicht in der Lage zu sprechen. Die Kehle schnürte sich ihm zusammen, seine Zunge war wie gelähmt, und selbst sein Blick wurde verschwommen, als er wahrnahm, wie schwer sein Vater verwundet war.
„Trauere nicht zu sehr … wenn ich dahinscheide … Marcus“, keuchte Eldred angestrengt. „Ich muss nun gehen … um deine Mutter wiederzusehen. Wisse … dass ich nie … stolzer sein könnte auf … einen Sohn …“
Der Graf von Wrexton tat seinen letzten Atemzug und befahl seine Seele zu Gott.
Es herrschte völlige Stille. Nicht ein Vogel zwitscherte, nicht ein Blatt raschelte im Wind.
Die Ritter, die sich um ihren sterbenden Herrn geschart hatten, knieten nieder, bekreuzigten sich und brachten mit bewegenden Worten Trauer und Mitgefühl zum Ausdruck. Der neue Graf von Wrexton hörte kaum auf die aufrichtige Anteilnahme. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sein Vater ihn zum wiederholten Male darauf hingewiesen, baldmöglichst zu heiraten. Wie hatte sich alles so plötzlich ändern können? Wie war es möglich, dass Eldred von ihnen gegangen war?
„Mylord!“, rief jemand aus einiger Entfernung. „Kommt rasch!“ Marcus drehte sich ruckartig um und sah einen seiner Männer neben der mächtigen, gefällten Eiche stehen, in der er Adam versteckt hatte. Eine düstere Vorahnung bemächtigte sich seiner, als er zu dem Baum eilte.
Entweder war der Junge aus seinem Versteck gekrochen oder jemand hatte ihn aus dem hohlen Stamm gezerrt. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle! Der Junge lag reglos im tiefen, grünen Moos. Ein Pfeil ragte drohend aus seinem Rücken hervor.
Marcus kniete sich neben Adam. Niemals war ihm sein Vetter so klein und verletzlich vorgekommen. „Er atmet noch“, sagte er.
„Ja, Mylord“, erwiderte Sir Robert Barry, „wenn wir den Pfeil jedoch herausziehen, wird er vermutlich verbluten.“
„Es dauert noch Stunden, bis wir in Wrexton sind“, warf Sir William Cole ein. „Er stirbt uns, wenn wir …“
„Hier in der Nähe ist eine kleine Hütte, wenn ich mich recht erinnere. Hinter diesem Hügel, ganz nahe bei einem Bachlauf“, sagte Marcus mit düsterer Miene. Dann sah er seine Gefolgsmänner an. „Ich werde Adam tragen“, fuhr er fort, als...