E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Maguire Heute Nacht - das Fest der Liebe
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5986-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5986-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Schnee, Eis - und ganz schön heiß! Als Carrie sich mit Daniel einen Mietwagen teilt, weil ihre Flüge ausgefallen sind, steigt die Temperatur mit jeder Meile. Der Schneesturm wird schlimmer, es ist die Weihnachtsnacht - da ist ein Motelzimmer für zwei die beste Lösung ...
Bevor Meg Maguire Schriftstellerin wurde arbeitete sie in einem Plattenladen, als Barista in einem Coffee - Shop und als annehmbare Designerin. Heute liebt sie es sexy Geschichten über starke Charaktere zu schreiben. Meg Maguire lebt mit ihrem Ehemann im Norden von Boston. Wenn sie nicht gerade neue Geschichten erfindet oder schreibt, findet man sie in der Küche, dem Coffee - Shop um die Ecke oder joggend um den Ententeich.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Carrie lehnte sich zur Seite, um zu sehen, ob die Schlange, in der sie stand, bereits kürzer geworden war. Doch es schien sich immer noch nichts verändert zu haben. Es ging einfach nicht weiter.
„Alle Kunden, die einen Wagen reserviert haben, kommen bitte zum rechten Schalter“, verkündete ein Angestellter der Mietwagen-Agentur erneut. „Die anderen bleiben bitte links. Wir werden uns Mühe geben, Ihren Wünschen nachzukommen.“
Carrie zwang sich, ruhig zu bleiben, aber es sah nicht gut aus. Ihr Flug von Sacramento nach Portland würde wohl nicht das Einzige bleiben, was heute nicht klappte. Der für West-Oregon ungewöhnliche Schneesturm war zwar verglichen mit den Wetterverhältnissen im Mittleren Westen lächerlich, aber er genügte, um die Region ins Chaos zu stürzen. Jeder in dieser Schlange hatte dieselbe Idee – niemand wollte auf den nächsten Flug Richtung Norden warten, denn das könnte einen Tag oder vielleicht sogar noch länger dauern. Stattdessen wollte jeder einen Wagen mieten und die Nacht durchfahren, damit er am Weihnachtsmorgen zu Hause ist.
In der Schlange befanden sich Geschäftsleute, die wahrscheinlich auch Kinder hatten und die auf die Ankunft ihrer Väter ebenso sehnsüchtig warteten wie auf die Geschenke vom Weihnachtsmann. Es gab auch Familien wie die junge Mutter ein paar Meter vor Carrie, die ein Baby auf dem Arm trug, dessen rosige, pausbäckige Wange auf ihrer Schulter ruhte. Und es gab sie, Carrie, die keine Kinder hatte, aber deren jüngerer Bruder Shawn morgen Mittag an der Bahnstation in Grafton ankommen würde. Um nichts auf der Welt würde sie den Moment vermissen wollen, ihm neben ihrer Mutter und ihrem Vater auf dem Bahnsteig zuzuwinken. Sie hatte Shawn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Nicht mehr, seit sie ihn das letzte Mal zum Abschied umarmt hatte, bevor er zu seinem zweiten Einsatz in Afghanistan ausgeschifft worden war. Normalerweise hätte sie immer Leuten mit Kindern den Vorrang gelassen. Aber dieses Mal brauchte sie genauso dringend einen Mietwagen wie sie.
Jemand, der nicht so dringend einen Wagen benötigte, war allem Anschein nach der Mann, der vor ihr stand. Sie hatte sein Gesicht nicht gesehen, aber er musste wie sie ungefähr Anfang dreißig sein, und er war Single oder zumindest kinderlos. Das wusste sie, weil sie ein Handygespräch mitgehört hatte, als sie sich vor einer halben Stunde hinter ihn an der Schlange angestellt hatte. Er hatte seine Mutter begrüßt, ihr erklärt, dass sein Flug gestrichen worden war und dass er sich wieder melden würde, wenn er mehr wüsste. Das war alles gewesen. Kein „Sag den Kindern, ich komme so schnell ich kann“. Kein Folgegespräch mit einer Ehefrau. Er hatte müde und schlecht gelaunt geklungen. Seine ganze Haltung strahlte aus, dass diese Reise nur eine Verpflichtung und nichts weiter war.
Du, dachte Carrie, und starrte auf seinen Nacken, über seiner schwarzen, nach Rauch riechenden Jacke, du solltest die Nacht hier im Flughafen verbringen, wenn der Agentur die Wagen ausgehen. Lass die Menschen, die sich nach Hause sehnen, ihren Wunsch erfüllt bekommen.
Sie betrachtete sein kurzes dunkles Haar und versuchte, etwas zu finden, das sie kritisieren könnte. Doch es gab nichts zu bemängeln. Auch nicht an dem olivfarbenen Seesack, den er sich über die Schulter geschwungen hatte. Der erinnerte sie schließlich an ihren Bruder. Und dann der Hintern in der Jeans – verdammt, er war so wohlgeformt und knackig, dass man daran beim besten Willen nichts aussetzen konnte.
In der Zwischenzeit war Bewegung in die Schlange gekommen, und die junge Mutter mit dem Baby stand jetzt am Schalter. Carrie wäre also gleich nach dem übel gelaunten Mann vor ihr an der Reihe. Gott sei Dank! Sie konnte fast nicht mehr stillstehen. Es war ein Wunder, dass ihr niemand in der Grundschule den Stempel „ADHS“ aufgedrückt hatte. Aber ihre Mutter hatte gemeint, dass sie einfach nur zu viele „Hummeln im Hintern“ hätte, und hatte sie im Sportverein angemeldet. In der Highschool hatte sie als Leichtathletin sogar an Landesmeisterschaften teilgenommen und später für ihre Leistungen ein Stipendium erhalten. Was würde sie jetzt für einen Sport-BH geben! Allerdings war es nicht sicher, was die Flughafensicherheit mit einer Frau anfangen würde, die durch den Terminal sprintete, um nicht verrückt zu werden.
„Der Nächste bitte!“, rief der Angestellte aus, und der Miesepeter trat vor.
„Ich nehme, was ich bekommen kann“, meinte der Mann.
„Wir haben noch genau einen Wagen“, erwiderte der Angestellte, während er etwas eintippte.
Carries Herz setzte einen Moment aus.
„Ich hoffe, Sie fahren gerne Kleinwagen“, fügte er dann mit einem Lächeln hinzu, und sie trat aus einem Anflug von Verzweiflung vor.
„Warten Sie! Entschuldigung“, sagte sie halb zu dem Angestellten, halb zu dem Mann vor dem Schalter. „Es gibt wirklich nur noch einen Wagen?“
In der Schlange hinter ihr, in der ein Dutzend oder mehr Leute warteten, breitete sich ein Raunen aus.
Der Angestellte schien sich zu wappnen, als er sich den Leuten zuwandte. „Das stimmt. Es steht nur noch ein Wagen zur Verfügung. Ich schlage vor, dass sie es nebenan versuchen. Vielleicht haben die ja mehr Autos.“
„Wann kommt der nächste Wagen zurück?“, rief jemand.
„Versuchen Sie es bei der Autovermietung nebenan“, wiederholte der Mann. „Es tut mir leid, aber durch die gestrichenen Flüge haben wir eine größere Nachfrage als erwartet.“
Das rief noch mehr frustriertes Gemurmel hervor, aber viele Leute bewegten sich auch und liefen zur Schlange des anderen Schalters hinüber, um dort ihr Glück zu versuchen. Carrie war das egal. Sie wollte in überhaupt keiner Schlange mehr stehen. Sie wollte endlich losfahren, und dieser Griesgram hatte den letzten Wagen nicht verdient.
„Könnten Sie bitte noch einmal nachschauen?“, fragte sie, während sie neben dem Mann stand, als ob sie ein Paar wären. Sie schaute ihn nicht an, aber sie konnte spüren, wie schlecht gelaunt er war. „Bitte“, sagte sie. „Ich muss unbedingt morgen früh zu Hause sein.“
„Wollen wir das nicht alle?“, murmelte der Angestellte. „Es tut mir leid, Ma’am, aber wir sind ausgebucht.“
Carrie wandte sich dem Muffel an ihrer Seite zu und schaute in haselnussbraune Augen und einen dunklen Drei-Tage-Bart. Ein seltsam vertrautes Gefühl durchfuhr sie. Ein Gefühl, das sie nicht deuten konnte. Aber eines war sicher. Dieser Mann war unverschämt gut aussehend. Hatte sie hier jemanden vor sich, der bekannt war?
„Ich gebe Ihnen einhundert Dollar“, bot sie. „Bitte! Einhundert Dollar, wenn Sie mir diesen Mietwagen überlassen.“
„Ma’am“, begann der Angestellte, doch der schlecht gelaunte Mann unterbrach ihn, als er die Frau, die neben ihm stand, mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarrte. „Carrie?“
„Wie bitte?“
„Carrie Baxter.“
Sie blinzelte. „Ja. Kenne ich Sie?“
Seine Augen verdunkelten sich bei ihrer Frage. Er hätte wahrscheinlich die Stirn gerunzelt, wenn er nicht sowieso schon so grimmig ausgesehen hätte. Sie betrachtete ihn, und erneut überfiel sie ein Gefühl des Vertrauten. Im Bett war sie ganz bestimmt nicht mit ihm gewesen. Sie hätte sich an einen so gut aussehenden Mann erinnert. Er hatte ein markantes Gesicht und Augen mit einem unglaublich intensiven Blick.
Oh, verflixt. Warte mal. Diese Augen!
Ein erstauntes „Daniel?“ entfuhr ihren Lippen.
Daniel Barber. Ach, du meine Güte! Der beste Freund ihres Highschool-Freundes. Er kam in der Schule beim Aufrufen immer vor ihr, bis Andrea Batagglia in die Stadt zog und sich symbolisch betrachtet im Alphabet zwischen sie drängte. Er sah immer noch so verärgert und missmutig aus, wie er es bereits als Teenager getan hatte. Und er zeigte ebenso wenig Mitgefühl wie am Tag, als er ihre Beziehung zerstört hatte.
„Willst du nach Hause fahren?“, fragte er. „Nach Grafton?“
„Ja.“ Oh … „Du auch?“
„Ja.“
Oh …? Oh, nein! Acht Stunden mit Daniel Barber in einem Wagen zu sitzen, bei Eis und Schnee wahrscheinlich noch länger, wäre unerträglich.
„Zweihundert Dollar?“, wagte sie sich vor.
„Lass uns doch den Wagen gemeinsam nehmen“, erwiderte er steif. Sein Ton verriet, dass ihm dieses Angebot niemals in den Sinn gekommen wäre, wenn mehr Autos zur Verfügung gestanden hätten.
Hatte sie überhaupt eine Chance, als stundenlang in einem Wagen mit der Erwachsenen-Version des ewig schlecht gelaunten Teenagers zu sitzen, der sie in der Highschool immer ein wenig eingeschüchtert und sie finster angeschaut hatte, wenn sie ihn und ihren Freund in einem ihrer unsinnigen Jungsgesprächen gestört hatte. Der sie vielleicht zweimal in der insgesamt zwölfjährigen Kleinstadt-Schulzeit angelächelt hatte. Der zwischen ihrem Lauftraining auf der Tribüne geraucht und sie durch die Treppen hinweg kühl und irgendwie geheimnisvoll angeschaut hatte. Er hatte auch Bass in der Band ihres Freundes gespielt und sie mit verächtlichen Blicken dafür gestraft, wenn sie beim Üben dabei war. Und er hatte mutwillig ihre Beziehung mit Matt zerstört.
Aber jetzt, dreizehn Jahre später, waren sie nur noch Fremde. Zwei Menschen Anfang dreißig, die in die gleiche Richtung fahren wollten und die beide nur einen Wunsch hatten: an Weihnachten zu Hause zu sein.
„Also gut“, erklärte sie. „So machen wir es. Wir können uns mit dem Fahren abwechseln.“ Und auch mit dem...