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Mafi | Watch Me – Ein Shatter-Me-Roman | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten

Reihe: Die Shatter-Me-Reihe: The New Republic

Mafi Watch Me – Ein Shatter-Me-Roman

Der Auftakt der heiß ersehnten Spin-off-Trilogie der Weltbestsellerreihe »Shatter Me«.

E-Book, Deutsch, Band 1, 352 Seiten

Reihe: Die Shatter-Me-Reihe: The New Republic

ISBN: 978-3-641-33176-4
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Welt kurz vorm Krieg - und zwei Jugendliche, die auf verfeindeten Seiten stehen
Vor zehn Jahren versank die Welt im Krieg: Rebellen stürzten das grausame Reestablishment und gründeten die Neue Republik voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Doch die Macht der Republik ist fragil, ihre Feinde lauern überall. Als sich die Lage immer weiter zuspitzt, wittert James Anderson seine Chance, endlich aus dem Schatten seines Bruders Aaron Warner heraustreten und sich beweisen zu können.
Auf der Seite des Reestablishment hat Rosabelle Wolff ebenfalls auf diesen Moment gewartet. Militärisch abgeschottet auf einer Insel planen die überlebenden Anhänger des Reestablishment, die Macht wieder an sich zu reißen. Tödlich präzise und gerissen ist Rosabelle ihre perfekte Waffe.
Der Weltbestseller der dystopischen Fantasy geht endlich weiter! Das Spin-off zur Shatter-Me-Reihe von Tahereh Mafi

Tahereh Mafi ist die internationale Bestsellerautorin und »National Book Award«-nominierte Autorin von mehr als einem Dutzend Büchern, darunter die »Shatter Me«-Serie, die »Woven Kingdom«-Serie, »Wie du mich siehst« und »Wie ein leuchtender Stern«. Ihre Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Autor Ransom Riggs, und ihrer Tochter in Südkalifornien. Die Autorin ist online unter taherehmafi.com zu finden.
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2
Rosabelle


Ich weiche Lieutenant Soledad aus, berühre dabei unwillkürlich die kalte Waffe vor meiner Brust. Soledad ist kein Lieutenant wie früher mehr, der militärische Titel ist ein Relikt aus der Vergangenheit. In dieser neu erfundenen Zeit ist er Chef der Sicherheitskräfte der Insel und somit ein verherrlichter Wichtigtuer, der überall seine Nase reinsteckt. Und ein Tyrann.

Im Vorbeigehen nicke ich Bekannten zu, die mich und Soledad, der neben mir herschreitet, ängstlich mustern. Der Schnee scheint jetzt liegen zu bleiben. Aus Schornsteinen quillt Rauch. Ich zupfe die Sturmhaube zurecht, die alte Wolle ist kratzig, und merke, dass ich nervös bin.

»Ich dachte, mein Termin sei morgen«, sage ich tonlos.

»Und ich dachte, ich überrasche Sie«, erwidert er. »Spontanverhöre erbringen oft interessante Ergebnisse.«

Ich bleibe stehen, sehe ihn an.

Ich kenne Soledad schon seit der Zeit, als er noch jung und kraftvoll und wagemutig war – damals, als er unter meinem Vater diente, dem Oberkommandeur und Regenten von Sektor 52. Inzwischen hat der Lieutenant gebeugte Schultern, seine Haut wirkt wächsern, sein Haar wird schütter. Ihm haftet die Schalheit des Vergangenen an, einer zurückliegenden Epoche, die nur noch an seinem Gesicht zu erkennen ist. Blaues Licht pulsiert an seinen Schläfen, seine schwarzen Augen leuchten gelegentlich auf, werden dann wieder dunkel.

Mein rechter Arm zittert leicht.

Ich spüre das Gewicht des Schlüssels in der eingenähten Geheimtasche von Papas Mantel und ändere in Gedanken meine Tagesplanung. Das einzige Schloss, das ich mein Eigen nennen kann, befindet sich an einem getarnten Schuppen in der Wildnis hinter unserer Hütte. Den Schuppen hatte ich aufsuchen wollen, doch das muss ich jetzt verschieben. Niemand in der Strafkolonie weiß davon, denn Schlösser sind verboten, alle Unterkünfte müssen permanent zugänglich sein, ebenso wie unser Geist. So hielten es unsere Eltern, das war vorgeschrieben im Reestablishment.

, pflegte Papa zu sagen.

Soledad trägt seinen Tarnanzug von damals mit dem dreifarbigen Emblem einer vergangenen Ära auf der Brusttasche. Bei den Gefechten während der Revolution hat er einen Arm verloren und stellt seither mit hochgerolltem Ärmel stolz seine silbern glänzende Prothese zur Schau.

»Also«, sagt er. »Wir können uns hier unterhalten oder zum Hauptgebäude gehen. Überlasse ich Ihnen.«

Ich werfe einen flüchtigen Blick auf die Hütten der Strafkolonie. Einzelne Fenster sind in der Morgendämmerung erleuchtet. Die Leute hasten an uns vorbei, vermeiden Blickkontakt mit Soledad, der die Kolonie noch nie aufgesucht hat, ohne etwas Unangenehmes zu verursachen. Wer dort lebt, wurde wegen diverser Vergehen von der Gemeinschaft ausgesondert. Aber niemand ist länger hier als Clara und ich, wir haben immer nur in der Strafkolonie gewohnt, seit wir auf der Insel sind. In den chaotischen Wochen, nachdem unsere Obersten Befehlshabenden umgebracht worden waren, hatte Papa uns mit Mama nach Ark Island geschickt und versprochen, so bald wie möglich nachzukommen. Doch dann stellte sich heraus, dass er vorsätzlich zurückgeblieben war, um sich den Rebellen auszuliefern. Zur Belohnung wurden wir bei unserer Ankunft in die Strafkolonie abgeschoben.

»Müssen wir das jetzt machen?«, frage ich, weil ich an die hungernde, frierende Clara denke. »Ich würde lieber den Termin morgen wahrnehmen.«

»Wieso, haben Sie Pläne heute Vormittag?«, fragt er mit ironischem Unterton. »Sie haben heute keine Schicht in der Fabrik bekommen.«

Ein schneidendes Hungergefühl durchfährt mich so heftig, dass mir der Atem stockt. »Muss nur ein paar Dinge erledigen.«

Soledad packt mich am Kinn, und ich unterdrücke ein erschrockenes Zurückzucken und sehe ihn gleichmütig an. Er starrt mir lange in die Augen, bevor er mich loslässt, und ich bezwinge meinen Abscheu, konzentriere mich darauf, meinen Herzschlag zu verlangsamen.

Rufe mir in Erinnerung, dass ich innerlich tot bin.

»Wie seltsam, Ihre Gedanken nicht zu kennen«, sagt er stirnrunzelnd. »So viele Jahre, und ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt. Deshalb ist es schwer zu glauben, dass Sie die Wahrheit sagen.«

Wieder spüre ich ein leichtes Zittern in meiner rechten Hand. Ich bin die einzige Person hier, die nicht mit dem Nexus verbunden ist. Sogar Clara wurde schon vor Papas Verhaftung ans Netz angeschlossen. Kurz vor dem Niedergang wurde auf Geheiß des Reestablishment die gesamte Zivilbevölkerung mit dem neuronalen Netzwerk verbunden, einem Programm, das dann von der neuen Regierung rasch außer Kraft gesetzt wurde. Soledad und die anderen halten uns gern vor, dass wir den Krieg deshalb verloren haben, weil die Rebellen nicht gechipt waren.

Mir fällt keine plausible Entschuldigung ein.

»Ein Jammer, dass wir Sie nicht ans System anschließen können«, sagt Soledad schließlich. »Dann wäre vieles einfacher für Sie.«

Erinnerungen flackern auf: kaltes Metall, erstickte Schreie, drogeninduzierte Albträume. Nach Mamas Tod gab es niemanden mehr, der flehte, mit den Experimenten aufzuhören, die mich womöglich umbringen würden.

»Ich kann Ihnen nur beipflichten«, lüge ich.

Soledad verlagert sein Gewicht. An dem Metallarm pulsieren bläuliche Lichtadern, die silbrigen Finger glitzern, als sie angespannt und wieder entspannt werden. »Also«, sagt er wieder. »Wieso haben Sie nicht am Treffen letzte Woche teilgenommen?«

Und so beginnt von jetzt auf gleich ein Verhör. Hier, in der eisigen Kälte. Wo meine Nachbarn uns beobachten können. Mir wird klar, dass vermutlich auch Clara uns durchs Fenster sehen kann.

Plötzlich ist Geschrei zu hören, mein Herzschlag holpert und beruhigt sich erst wieder, als ich Zadies Zwillinge sehe, Jonah und Micah, die im Schnee rangeln. Einer drischt dem anderen laut lachend die Faust in den Bauch. Der Duft von Frühstücksfleisch weht durch die Luft, und mir werden fast die Knie weich.

Ich richte den Blick wieder auf Soledad. »Clara war krank.«

»Koma?«

»Nein.« Ich schaue an ihm vorbei. »Sie hat die ganze Nacht erbrochen.«

»Essen?«

»Blut.«

»Stimmt.« Soledad lacht. Er mustert mich, versucht, durch Papas dicken Mantel meine Figur zu erkennen. »Das leuchtet ein, da Sie ja beide am Verhungern sind.«

»Wir sind nicht am Verhungern.« Eine weitere Lüge.

Neuer Lärm stresst mein Nervensystem. Eine Schar Krähen landet auf einem Hüttendach, flatternd und bedrohlich krächzend. Ich beobachte sie, einen Moment lang fasziniert vom Schillern der schwarzen Federn, da zerreißt plötzlich der Knall zweier Schüsse die Luft.

Ich erstarre unwillkürlich. Zwinge mich dann, die Finger zu bewegen, mich zu regen, den Herzschlag zu beruhigen.

»Drecksvögel«, murmelt Soledad.

Er marschiert zu den beiden herabgestürzten Krähen, stampft auf den hohlen, brüchigen Knochen herum, bis der Schnee rot ist von Blut und schwarz von Federn. Ich blinzle, lasse langsam den Atem in die kalte Luft strömen. Halte mir vor Augen, dass ich seit Jahren innerlich tot bin.

Die meisten Menschen hier verabscheuen die Vögel, weil sie ein Zeichen für den Sturz des Reestablishment sind, ein Symbol für das Scheitern des Projekts. Die New Republic und deren Regierung, bestehend aus den verräterischen Kindern unserer einstigen Obersten Befehlshabenden, werden seither abgrundtief gehasst.

Clara, wird mir klar, wird über die Schüsse beunruhigt sein.

»Ich habe echte Arbeit für Sie, falls Sie interessiert sind«, sagt Soledad und säubert seine Stiefel im frischen Schnee.

Ich schaue auf. Und verstehe sofort. »Sie sind nicht wegen eines Verhörs hier.«

Soledad lächelt, aber seine Augen sind ausdruckslos. »Ihnen entgeht auch gar nichts. Das konnte ich schon immer nicht leiden an Ihnen.«

»Wie viele diesmal?«, frage ich, während mein Puls sich beschleunigt.

»Insgesamt haben wir vier geschnappt. Drei sind bereits abgefertigt. Ein neuer kam gestern Abend dazu, und der ist eindeutig –« Soledads Augen leuchten plötzlich auf, in einem metallischen Blau. Er fährt abrupt herum, stapft zu den Zwillingen, die immer noch im Schnee rangeln, packt einen der Jugendlichen – Micah – und schleudert ihn zu Boden. »Eure Rationen für diese Woche sind gestrichen.«

Jonah springt auf ihn zu. »Aber … wir haben doch nur gespielt –«

»Er hätte dir das Auge ausgeschlagen«, bellt Soledad und macht die typische ruckartige Kopfbewegung.

Micah schreit.

Jonah erstarrt, den Blick auf seinen Zwillingsbruder gerichtet, der noch immer am Boden liegt, aber jetzt unkontrolliert zuckt. Ein Türknallen, dann ein Schrei, und die Mutter der beiden, Zadie, kommt angerannt. Soledad schüttelt angewidert den Kopf, und Micahs Zucken hört auf. In den Armen seiner Mutter beruhigt sich der Junge.

»Entschuldigung, Sir«, keucht er, »ich wollte nicht –«

Soledad wendet sich an Zadie. »Wenn diese beiden Idioten nicht aufhören, sich wie Tiere aufzuführen, bleibt ihr ein weiteres Jahr im Lager, ist das klar?«

In Fenstern rundum tauchen Köpfe auf, verschwinden dann wieder.

Zadie nickt, murmelt etwas Unverständliches und eilt hastig mit den beiden Jungen ins Haus zurück.

Als erneut Stille eingetreten ist, tritt Soledad wieder zu mir und beäugt mich prüfend, aber ich lasse mir keinerlei...


Mafi, Tahereh
Tahereh Mafi ist die internationale Bestsellerautorin und »National Book Award«-nominierte Autorin von mehr als einem Dutzend Büchern, darunter die »Shatter Me«-Serie, die »Woven Kingdom«-Serie, »Wie du mich siehst« und »Wie ein leuchtender Stern«. Ihre Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Autor Ransom Riggs, und ihrer Tochter in Südkalifornien. Die Autorin ist online unter taherehmafi.com zu finden.


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