Mänken | Mütter der Neuen Zeit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Mänken Mütter der Neuen Zeit

Wir plädieren für eine kindgerechte Entwicklung
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-89060-345-2
Verlag: Neue Erde
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wir plädieren für eine kindgerechte Entwicklung

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-89060-345-2
Verlag: Neue Erde
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Anhand von 21 biographischen Berichten über die Erfahrungen und Beobachtungen junger Mütter in der Selbstbetreuung möchte dieses Buch jungen Müttern Mut machen, auf die eigene innere Stimme zu hören, wenn sie beobachten, dass ihr Kind noch nicht reif ist für eine Fremdbetreuung. Diese Berichte zeigen klar die individuellen Motive und Umstände, die zur Entscheidung für eine kindgerechte Entwicklung jenseits von Krippe und Kita geführt haben. Die selbstbetreuten Kinder sind zwischen 1 und 5 Jahre alt. Es sind ganz unterschiedliche Frauen, die hier zu Wort kommen und jeweils ganz eigene Wege beschreiben, die sie zur Selbstbetreuung geführt haben. Einige dieser Frauen haben selbst in Kitas als Erzieherinnen gearbeitet; so kennen sie beide Seiten. Zwischen den einzelnen Erfahrungsberichten werden kurze Sachtexte von Experten den notwendigen Einblick in die komplexe Thematik der Selbstbetreuung im gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Kontext geben. Mit Hinweisen zu weiterführender Literatur oder Webseiten können sich interessierte Leser zusätzlich informieren.

Die Herausgeberin Sabine Mänken, Jahrgang 1964, ist Mutter von drei Kindern, Diplom Volkswirtin und zertifizierte Biographieberaterin, seit 2010 Seelenwegbegleiterin auf der Grundlage biographischer Rhythmen. Sie war zwei Jahre stellv. Vorsitzende des Verbandes Familienarbeit, ist Netzwerkerin und hält Vorträge. Dieses Buch schenkte ihr die Inspiration für eine Bewegung 'Mütter der Neuen Zeit', die sich über die sozialen Netzwerke und ihre Botschafterinnen formiert.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort von Gerald Hüther
Vorwort von Dr. Rainer Böhm
Einführung von Sabine Mänken
Die Kunst der Mütterlichkeit . Dr. Sara Tröster Klemm
Dabeisein ist alles . Lini Lindmayer
Fremdbetreuung darf sich nicht fremd anfühlen . Isabell Melzer
Das erste Jahrsiebt – Basis für Selbstannahme und Weltbeziehung . Dr. med. Susanne Hofmeister
Auf der Reise zu uns selbst . Julia Wittor
Hebammen am Limit . Anja Lehnertz
Herzensentscheidung . Lena Bergmann
Das Wunder des Gebärens . Jamina Ruth Hildegard Ehrhardt
Mein Plädoyer für ein freies Leben mit Kind . Nancy Matschke
Das Elterngeld – Ungleicher "Lohn" für gleiche Arbeit . Gertrud Martin
Wir brauchen Mutterliebe, keine Kindergärten! . Ille Bläse
Die unbezahlte Arbeit von Müttern – eine Historie . Wiltraud Beckenbach
Berufung Mami . Jenniffer Ehry-Gissel
Gute erste Kinderjahre . Gisela Geist
"Du kannst doch nicht…" "Und ob ich kann!" . Marion Hackl
Schwierige Kinder – Ein Perspektivwechsel . Danielle Stephano
Begleiten statt Erziehen . Elisabeth Glöckner
Vom Generationenvertrag zum Generationenbetrug . Dr. Johannes Resch
Deine Berufung – dein Platz – deine Erfüllung . Lydia Islami
Von der Nachahmungswürde . Heidrun Hamel
Fürs Dasein entschieden… . Lini Lindmayer
Mit der Stimme berühren . Christine Veicht
Die heilige Mutter-Kind-Verbindung . Andrea Diaz Caceres
In Beziehung sein mit dem Kind . Sabine Mänken
Selbstbetreuung ohne Grenzen . Dorothee Dätwyler
Matrifokalität – Die Revolution im Kopf . Dr. Kirsten Armbruster
Das Wertvollste möchte ich euch schenken . Anne Bernecker
Für eine friedfertige und demokratische Zukunft . Dr. med. H.-J. Maaz
Mutter werden – Mutter sein . Anja Fourmont
Das kleine Kind als seelisch-geistiges Wesen . Ariane Eisenhut
Ein Zuhause haben . Angelika Zielonka
Motive der Waldorfpädagogik . Dr. phil. Angelika Wiehl
Wachsam sein für unsere Kinder . Sandra Heim
Ungeborene haben keine Stimme . Dr. Almut Paluka
Pionierin in der Neuen Zeit . Lotte W. (Anonym)
CARE-Revolution . Aura-Shirin Riedel
Es gibt immer einen Weg . Julia Schirmer
Geburt gehört den Müttern . Sarah Schmid
Muttersein – Verantwortung als heilige Aufgabe! . Marjam Beyg
Von Natur aus immun . Anja Tochterm " ann
Leuchtturm sein für ein natürliches Leben . Nadine Wenger
Vom Spiel zur Kunst und zum freien schöpferischen Menschen .
Patricia Aymara Bailer
Nachwort von Sabine Mänken
Danksagung
Über die Herausgeberin


Dr. Sara Tröster Klemm

Die Kunst der Mütterlichkeit


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Auf dem weinroten Teppich, den unsere Vormieter hinterließen, klebt ein gräulicher Kaugummi, für immer untrennbar verschmolzen mit dem Teppichgewebe. Er ist schon immer dagewesen, keiner war‘s. Der Samstagnachmittag ist noch lang, und ich habe es mir bäuchlings auf dem Boden liegend gemütlich gemacht. Die Ideen sprudeln.

Es ist 1989. Wir leben in Basel in einer einfachen Dreizimmerwohnung am Stadtrand. Mit meinem silbernen Füller kritzle ich die Geschichte über ein fast unbekanntes Bergdorf tief in den Schweizer Alpen auf ein weißes Stück Papier. Meine Mutter möchte unbedingt wissen, wie sie ausgeht und ermutigt mich, weiterzuschreiben. Wie am Fließband erfinde ich zur Zeit die wildesten Erzählungen. Märchen und Selbsterlebtes fließen nahtlos ineinander, mein kleiner Bruder hängt mir an den Lippen. Meine Mutter nimmt viele meiner Live-Erzählungen auf Tonband auf. Diese aber schreibe ich auf. In der Küche klappern die Töpfe, der Duft von frisch gebackenem Brot steigt mir in die Nase, die Meerschweinchen quieken aus ihrem Stall heraus, mein Bruder spielt mit seinen Legosteinen und auf dem Schreibtisch meiner Mutter stapeln sich Seminararbeiten, Schulbücher und Kunstbildbände. Sie ist Lehrerin.

Als ich fertig bin, entziffert sie gespannt meine fantastisch-lakonische Story, schmunzelnd, gerührt, mütterlich stolz. Sie lacht! Die Geschichte handelt von »unserem« Dorf, und es ist eine so komische Geschichte, dass sie es sogar ins Schweizer Radio schafft. Denn meine stolze Mutter schickt den Text zu einem Schreibwettbewerb für Kinder und Jugendliche. Sie ermutigte mich auch später immer, meine Ideen durchzudenken, aufzuschreiben, mich auszuprobieren und »out of the box« zu denken.

Der Impuls, zu promovieren entstand bei mir kurz nach der Geburt meines ersten Kindes. Ich fühlte eine ungeheure Energie und Euphorie in mir, obwohl es eine schwere Geburt und meine Tochter ein wirklich anspruchsvolles Baby war. Neugeboren lehrte sie mich, dass sie möglichst rund um die Uhr getragen und viel mehr gestillt werden möchte, als ich es mir zuvor vorgestellt und auch sagen lassen habe. Der Stubenwagen stand bei uns schnell nur noch als hübsche Innendekoration im Wohnzimmer und verschwand alsbald im Keller. Mit Selmas Geburt wurde aber nicht nur ein neues Kind geboren, sondern auch ich fühlte mich als ganz anderer Mensch. So viel Liebe, so viel Energie, so viele und starke, intensive Emotionen. Auch ich war wie neugeboren im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war ein anderer Mensch. Und jedes neugeborene Kind wurde zur Liebe meines Lebens. Nur fünfzehn Monate später kam mein erster Sohn zur Welt. Zwei Jahre darauf hatte ich ein großzügiges Promotionsstipendium und eine Vereinbarung mit dem Wissenschaftsverlag meiner Träume in der Tasche.

Natürlich wollte ich meine Doktorarbeit auch bewältigen und mir damit eine berufliche Zukunft als Autorin und Kunstwissenschaftlerin aufbauen. Mich interessierte das Thema ausgesprochen. Ich war ehrgeizig, vor allem wollte ich aber nicht im Kleinklein von Brotjobs versumpfen, sondern meinem Leben eine klare Richtung geben: Das Schreiben und Sprechen über Malerei und die Bildbetrachtung machten mich glücklich, warum also nicht daraus einen tragfähigen Beruf für mich kreieren?

Die beiden kleinen Kinder aber hielten natürlich nicht immer gleichzeitig und gleich lang ihre Siesta. Ihre nicht immer reibungslos planbaren Schlafenszeiten genügten mir nicht: Ich brauchte ein bisschen mehr Zeit für die konzentrierte Schreibarbeit. Meine zwei ersten Kinder gingen deshalb mit 2¼ Jahren beziehungsweise schon mit 13 Monaten zu ihrer Tagesmutter Bettina, damit ich an der TU Dresden meine Doktorarbeit über zeitgenössische Malerei verfassen konnte. Ich sah es schon damals nicht ein, weshalb meine ältere Tochter woanders fremdbetreut werden sollte, wenn ich mit dem zweiten Baby ohnehin zu Hause wäre. Deshalb ging sie für heutige Verhältnisse erst so spät in eine Tagesbetreuung.

Von unseren Familien erhielten wir leider so gut wie keine Unterstützung. Die Großeltern wohnten in einer anderen Stadt, und die Schwiegermutter erklärte mir rundheraus, sie hätte mit ihren fünf Kindern schon genug geleistet, nun lägen ihre Interessen woanders (in der Arbeit und der Erholung). Da es auch finanziell sehr schwierig war, entschied ich mich schließlich für die Tagesmutter. Es musste sich einfach etwas ändern, denn ich hatte es satt, immer am Rande des Existenzminimums zu vegetieren. Das Gehalt meines damaligen Mannes als Theaterschauspieler reichte trotz Festanstellung, großformatigen Plakaten und üppigem Applaus leider gerade so für die Basics – zum Glück bezahlte meine Mutter uns die wöchentliche Kiste mit Biogemüse vom Bauern, aber das nur am Rande. Es war eine rein rationale und auch aus der Not getroffene Entscheidung, die beiden kleinen Kinder in fremde Hände zu geben. Mein Mann konnte sich nicht dazu durchringen, seine Arbeitszeiten zugunsten der Kinder und mir einzuschränken. Innerlich waren weder ich noch Selma und Timon soweit, einen wesentlichen Teil des Tages getrennt zu verbringen, nicht mehr morgens miteinander auf den Spielplatz zu gehen, durch den Auwald zu abenteuern, nicht mehr gemeinsam »Zmittag« zu kochen und zu essen und auf die ruhige Geborgenheit der Siesta zu Hause zu verzichten. Für mich war es eine seltsame Vorstellung, die Kinder woanders schlafen zu lassen.

Sicher hat das auch viel mit meiner Schweizer Sozialisierung zu tun, wo es die längste Zeit einfach nicht üblich war, Kleinkinder überhaupt fremdbetreuen zu lassen und der Kindergarten auch heute nur drei bis vier Stunden am Vormittag dauert. Doch ganz unabhängig davon musste ich zusehen, wie meine Kinder bei fast jedem Abschied heulten. Zwar erklärte uns die liebevolle Tagesmutter geduldig, dass dies ganz normal sei und sie sich beruhigen würden, für mich aber fühlte es sich falsch an. Eigentlich hätte ich die beiden quirligen Zwerge lieber immer um mich gehabt oder aber sie in den Händen von Familienmitgliedern gewusst.

Mir fehlten meine Großmütter, meine Tanten und Schwestern, meine Freundinnen. Für meinen Mann war ich (von Berlin) nach Leipzig gezogen, wo ich niemanden kannte. Im Grunde genommen fühlte ich mich einsam und auch teils überfordert von den andauernden existenziellen Bedürfnissen der Kinder. Mit der bisherigen Gleichberechtigung war es nach den beiden Geburten nämlich schlagartig vorbei. Mein Mann tauchte tagsüber jeweils für ein paar Stunden auf, um die Kinder nachmittags mit seinen Schauspielkünsten zu bespaßen und zu bezirzen – für den nicht immer zuckersüßen Rest war im Wesentlichen ich zuständig. Er nahm damals noch nicht einmal die sonst üblichen zwei Monate Elternzeit. Sie tagsüber für ein paar Stunden betreuen zu lassen, war damals die einzige Lösung. Weder konnte ich mir mein Netzwerk in die fremde Stadt zaubern noch meinen Mann dazu bewegen, mehr da zu sein.

Mit Bettina hatten wir großes Glück: Neben meinen beiden Kindern betreute sie nur noch eine Spielkameradin meiner Kinder, die wir ohnehin regelmäßig trafen. Wir brachten sie um 9 Uhr morgens und holten sie nach der Siesta so früh wie möglich ab, oft ließ ich sie auch ein oder zwei Tage zu Hause, fuhr mit ihnen zu meiner Verwandtschaft und den Freunden in Basel. Das war mein Kompromiss. Unsere Tagesmutter war der pure Luxus im Vergleich zum regulären Betreuungsschlüssel: Ehrlich gesagt kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich sechs Kindern unter drei Jahren so viel Kraft und Aufmerksamkeit entgegenbringen könnte, wie sie es zu Hause einfordern.

Heute bin ich 39 Jahre alt, geschieden und lebe in einer neuen Partnerschaft. Inzwischen bin ich mit Auszeichnung promovierte Kunsthistorikerin, mehrfache Buchautorin und stolze Mutter von drei Kindern. Unser Nesthäkchen kam vor zwei Jahren zur Welt, und die beiden großen Kinder sind jetzt zehn und zwölf Jahre alt. Der Kleine geht erst in den Kindergarten, wenn er wirklich reif dafür ist, von der Umgebung profitiert – und nicht in erster Linie, damit ich noch mehr meinem Beruf nachgehen kann. Meine beiden Fast-Zwillingskinder begannen, rückblickend betrachtet, erst im Alter von etwa dreieinhalb, vier Jahren, wirklich intensiv mit anderen Kindern zu spielen. Erst ab diesem Alter gingen sie auch gerne und von sich aus in den Kindergarten.

Vor kurzem brachen wir nach nur vier Wochen Valentins Eingewöhnung ab, weil er deutlich zeigte, dass er noch nicht so weit war. Unter anderem wurde er sehr krank, was mich zutiefst beunruhigte: Für mich war es ein deutliches Warnsignal, dass sein ganzer Körper auf diesen Löseprozess noch mit Stress und Überforderung...


Die Herausgeberin Sabine Mänken, Jahrgang 1964, ist Mutter von drei Kindern, Diplom Volkswirtin und zertifizierte Biographieberaterin, seit 2010 Seelenwegbegleiterin auf der Grundlage biographischer Rhythmen. Sie war zwei Jahre stellv. Vorsitzende des Verbandes Familienarbeit, ist Netzwerkerin und hält Vorträge. Dieses Buch schenkte ihr die Inspiration für eine Bewegung "Mütter der Neuen Zeit", die sich über die sozialen Netzwerke und ihre Botschafterinnen formiert.



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