E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Mackenzie Bittere Tränen - strahlendes Glück
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-7332-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7332-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nach schweren Schicksalsschlägen zieht sich der umschwärmte Arzt Donovan Barrett in sein traumhaftes Herrenhaus zurück. Seine Ruhe stört nur die Frau, die sich um das Anwesen kümmert. Aber Anne ist viel zu anziehend, um sie einfach zu entlassen ...
Myrna Mackenzie wusste in ihrer Jugend zunächst nicht, was sie später einmal beruflich machen wollte. Aber sie wusste, dass sie Geschichten und Happy Ends liebte. Und so war der Schritt zur Liebesroman-Autorin nahezu unvermeidlich. Die inzwischen preisgekrönte Autorin von über 35 Romanen wurde in einer kleinen Stadt in Dunklin County im US-Bundesstaat Missouri geboren und wuchs in der Nähe von Chicago auf. Auch nach vielen Jahren der Nutzung kommt ihr das Internet immer noch wie eine magische Welt vor. Ihr Lieblingsbeschäftigung ist Kaffee, und sie strickt, kocht und wandert gerne. Außerdem versucht sie sich gern in Gartenarbeit, was ihr nach eigenen Angaben nicht so gut gelingt. Myrna Mackenzie freut sich über Besuche auf ihrer Internetseite www.angelfire.com.
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1. KAPITEL
Anna Nowell starrte auf den Telefonhörer, den sie gerade aufgelegt hatte. „Na gut, jetzt bloß keine Panik“, sagte sie sich. „Das ist nur ein kleines Problem. Kein Grund zur Aufregung.“
Doch noch während sie die Worte flüsterte, wusste sie, dass sie allen Grund hatte, sich Sorgen zu machen.
Seit zwei Jahren kümmerte sie sich um Morning View Manor, Donovan Barretts Villa am Lake Geneva in Wisconsin. Und in der ganzen Zeit hatte ihr reicher Arbeitgeber sein wunderschönes, direkt am Ufer gelegenes Anwesen kein einziges Mal betreten. Abgesehen von den Gärtnern, die regelmäßig kamen, um das makellose Anwesen zu pflegen, lebte Anna allein hier und spielte die Dame des Hauses.
Jetzt aber hatte Donovan Barrett sein Kommen angekündigt. Was hatte das zu bedeuten?
Anna schluckte. Sie wusste genau, was es bedeutete: dass sie nicht mehr gebraucht wurde und ihren Job verlieren würde.
Sie strich mit der Hand über die glänzende Platte eines Eichentischs und das taubenblaue Polster eines Sessels. Vorbei waren die Tage, an denen sie so tun konnte, als würde sie hierhergehören, als wäre sie mit einem Silberlöffel im Mund geboren worden. Aber dass sie sich nicht mehr einbilden konnte, dass dieses Traumhaus am See ihr gehörte, war im Moment ihre geringste Sorge.
Weil sie die ganze Zeit hier wohnen konnte, ohne Miete zu zahlen, hatte sie einen großen Teil ihres Gehalts sparen können – und sie verdiente mehr, als sie in den meisten anderen Jobs bekommen hätte, die für eine Frau ohne Universitätsabschluss infrage kamen. Die Arbeit hatte ihr nicht nur erlaubt, ihre Fantasie auszuleben, sondern Anna war auch ihrem Ziel, ein Kind zu adoptieren, ein großes Stück nähergekommen.
Näher, aber leider nicht nahe genug. Zwar hatte sie etwas Geld zurückgelegt, aber es reichte noch immer nicht für zwei, jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum. Auf keinen Fall würde sie einem unschuldigen Baby die Armut zumuten, in der sie aufgewachsen war. Eine Armut, in der ihr Vater seine Familie zurückgelassen hatte, die Anna eine schmerzhafte und einsame Kindheit beschert hatte. Nein, zu einem solchen Leben würde sie keinen anderen Menschen verurteilen. Niemals.
Ihr wurde weh ums Herz, denn sie hatte so lange darauf gewartet, einem Kind die Liebe zu schenken, die sie selbst nie gekannt hatte. Die Wahrheit war bitter, ließ sich jedoch nicht ändern, und Anna war es gewohnt, der Realität tapfer ins Auge zu schauen, wenn sie sich nicht ändern ließ.
Anna schluckte mühsam. „Finde dich damit ab. Die Situation hat sich verändert“, murmelte sie. Was blieb ihr auch anderes übrig?
Die Anruferin war Donovan Barretts Assistentin in Chicago gewesen. Morgen früh würde Mr Barrett aus einer Stadtwohnung in die Villa am Lake Geneva ziehen. Mit dem Auto würde er keine zwei Stunden brauchen, aber die kurze Fahrt würde ihr Leben in mehr als nur einer Hinsicht auf den Kopf stellen.
Anna holte tief Luft. Sie war hier, um einen Job zu erledigen, und das hatte sie auch getan. Donovan Barrett hatte jemanden gebraucht, der sich um sein Haus kümmerte, solange er es nicht bewohnte. Jetzt brauchte er niemanden mehr. Der Mann konnte nichts dafür, dass es ihr lieber wäre, wenn er in Chicago bliebe. Sie musste alles für seine Ankunft vorbereiten. Noch war sie nicht arbeitslos.
„Und ich bin auch noch nicht am Ende“, sagte sie und wehrte sich gegen die Angst. Abgesehen von dem, was seine Assistentin ihr widerwillig erzählt und was die Klatschtanten der Gegend im Internet über ihn herausgefunden und nur zu gern verbreitet hatten, wusste sie herzlich wenig über den Mann. Er war in eine reiche Familie hineingeboren und ein renommierter Arzt gewesen – bis zum tragischen Unfalltod seines jüngsten Sohns. Danach hatte Dr. Barrett seine Praxis geschlossen und war zum Einsiedler geworden. In achtzehn Monaten war aus ihm ein schwieriger Mensch geworden, der vollkommen zurückgezogen lebte, die Nähe anderer Menschen scheute und Dunkelheit und Stille jeder Gesellschaft vorzog.
Anna dagegen liebte das Licht, obwohl – oder gerade weil – sie auf der Schattenseite des Lebens aufgewachsen war. Sie war gesellig und liebte Gespräche und Musik, denn davon hatte es in ihrer Kindheit viel zu wenig gegeben.
Kein Zweifel, sie gehörte zu dem Menschenschlag, den Mr Barrett verabscheute, aber trotzdem …
„Er wird Personal brauchen“, sagte sie sich. „Eine Köchin vielleicht?“
Wäre sie in der Stimmung dazu gewesen, hätte sie gelacht, bis ihr die Tränen kamen. Sie war eine miserable Köchin.
„Na gut, dann ein Dienstmädchen.“ Eine Villa mit zehn Schlafzimmern, sechs Bädern und einer Küche von der Größe eines Speisesaals musste oft sauber gemacht werden.
Konnte sie ihre Träume mit dem Lohn eines Dienstmädchens verwirklichen?
Anna runzelte die Stirn. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen brachte sie nicht weiter. Der größte Teil des Hauses war seit zwei Jahren unbewohnt und verschlossen, jetzt musste alles für Mr Barretts Einzug vorbereitet werden. Und zwar in weniger als vierundzwanzig Stunden. Wenn nicht alles perfekt war, wenn nicht alles den zweifellos hohen Ansprüchen eines Mannes wie Donovan Barrett genügte, würde er sie für unfähig halten. Dann konnte sie den neuen Job bei ihm vergessen. Sie wäre nicht nur arbeitslos, sondern auch ohne Wohnung. Bis sie eine andere Stelle fand, würde sie von ihren mageren Ersparnissen leben müssen, und ihre Hoffnung, Mutter zu werden …
Trübsinnig schloss Anna die Augen. Bloß jetzt kein Selbstmitleid. Das führte zu nichts.
„Reiß dich zusammen“, befahl sie sich und straffte die Schultern. „Geh an die Arbeit.“
Wenn sie es schaffte, aus der Villa ein gemütliches, einladendes Zuhause zu machen, würde Donovan Barrett ihr vielleicht einen neuen Job geben. Als was auch immer.
„Manchmal geschehen Wunder“, flüsterte sie und machte sich daran, in den Räumen, in denen sie sich nur selten aufgehalten hatte, die schützenden Laken von den Möbeln zu entfernen. Sie musste alles tun, um dem Mann zu imponieren, der ihr Schicksal und das ihres unbekannten Kindes in den Händen hielt.
Sie war auf seine Großzügigkeit angewiesen, aber nach allem, was seine Assistentin angedeutet hatte, war Donovan Barrett niemand, der anderen Menschen bereitwillig einen Gefallen tat.
Donovan Barrett interessierte sich nicht besonders für das, was ihn an seinem neuen Wohnort erwartete. Aber er hatte seine Gründe, nach Lake Geneva zu ziehen, und er wollte dort bleiben.
Wenigstens vorläufig.
Er war erst ein einziges Mal in dem malerischen Ort zwischen den Ballungsgebieten von Chicago und Milwaukee gewesen und erinnerte sich kaum daran. Er wusste, dass seit dem Bürgerkrieg viele wohlhabende Familien aus der Großstadt dort den Sommer verbrachten. Es war seine Exfrau Cecily gewesen, die das Haus ausgesucht hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn lange genug von der Praxis fortlocken wollen, um ihn für seine Familie zu interessieren, aber es hatte nicht funktioniert. Er war kurz in Lake Geneva aufgetaucht, hatte den Kaufvertrag für die Villa unterschrieben und war sofort wieder zu seinen Patienten zurückgekehrt. Danach war er nie wieder hingefahren.
Auf dem Weg durch die kleine Einkaufsstraße kam er an einem langen, flachen Gebäude vorbei, dessen Baustil an den des berühmten Architekten Frank Lloyd Wright erinnerte. Es war die Bibliothek mit Blick auf einen grünen Park, einen Strand und das östliche Ende des Sees. Auf dem Wasser schwammen kleine Motorboote, Jachten mit Segeln in den Farben des Regenbogens und ein altmodischer Raddampfer mit einem Sonnendeck voller Passagiere. Einen Moment lang stellte Donovan sich vor, wie gern Ben damit einen Ausflug unternommen hätte.
Hätte er seinen Sohn doch nur hergebracht. Nur ein einziges Mal. Ben war erst vier gewesen, als er ums Leben kam.
Donovan packte das Lenkrad fester, und auf dem Weg zum Morning View Manor verfluchte er sich dafür, dass er Bens Leben nicht hatte retten können, obwohl er Arzt war. Wut überkam ihn, und plötzlich fiel ihm ein, warum er hergekommen war.
Um nicht zu vergessen.
„Das werde ich niemals tun“, schwor er sich, als er die kurvenreiche Straße zu seinem Anwesen entlangfuhr.
Seinen Sohn würde er nicht vergessen, aber er musste ein anderer Mensch werden. Hier würde er sein altes Leben hinter sich lassen. Das Jahr nach Bens Tod hatte er wie im Nebel verbracht, doch seit sechs Monaten drängten ihn Freunde und Kollegen dazu, einen Neuanfang zu wagen. Erst sanft und behutsam, dann hatten sie es ihm immer eindringlicher geraten. Sie verstanden einfach nicht, warum er seine erfolgreiche Karriere als Arzt nicht wieder aufnehmen konnte, warum er nicht mehr dauernd daran erinnert werden wollte, was er alles verloren hatte.
Er wollte sie weder verletzen noch enttäuschen, aber er brachte nicht fertig, was sie von ihm erwarteten.
Donovan wehrte sich gegen die Verzweiflung, die ihn zu übermannen drohte. Er konnte nicht mehr als Arzt arbeiten, er würde es nie können. Es würde keine langsame Überwindung des Schmerzes geben, keine gemächliche Wiederannäherung an Menschen, die ihm etwas bedeuteten. Er war schuld am Tod seines Sohnes, in mehr als nur einer Hinsicht. Damit musste er leben, aber er würde es auf seine Weise tun.
Nie wieder würde er das Risiko eingehen, jemanden im Stich zu lassen. Hier, wo die Leute dem harten Alltag für ein kurzes Wochenende entflohen, wo niemand ihn kannte, würde er sich ablenken, würde er den mitleidigen, hoffnungsvollen Blicken...