E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Lutzer Kein Grund, sich zu verstecken
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98963-532-6
Verlag: Christliche Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Denen, die anders glauben, mit Überzeugung und Mitgefühl dienen
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-98963-532-6
Verlag: Christliche Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Dr. Erwin W. Lutzer ist seit über 20 Jahren Hauptpastor der Moody Church in Chicago. Zu den Veröffentlichungen des promovierten Theologen zählen zahlreiche preisgekrönte Bücher. Außerdem ist Dr. Lutzer Gastsprecher in einer täglichen Radiosendung. Er und seine Frau Rebecca leben in Chicago und sind Eltern von drei Kindern.
Zielgruppe
Christen, die nach Orientierung suchen; Leiter und Mitarbeiter in der Gemeinde, die Impulse und Leitlinien für ihren Dienst benötigen
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KAPITEL 1
Aufgeben, untergehen oder schwimmen
.
JOSUA 24,14-15
Es gab eine Zeit in Amerika – und das ist noch gar nicht so lange her – da mussten wir Christen in den sogenannten Kulturkriegen um uns herum nicht Partei ergreifen. Wir konnten inmitten aller Menschen leben und unsere Ansichten für uns behalten. Aber auch wenn wir unsere Meinung sagten, ging man davon aus, dass wir das Recht dazu hatten. Wir konnten sagen, was wir von einer bestimmten Sache hielten, und weitergehen.
Das hat sich geändert.
Nach der heutigen Auffassung bedeutet Toleranz nicht mehr die Bereitschaft, andere Standpunkte zu dulden, sondern vielmehr, sich der Revolution anzuschließen und sich auf die „richtige Seite der Geschichte“ zu stellen. Schon bald wird man von Ihnen erwarten (oder sogar ), dass Sie auf Bewerbungen für Stellen im Bildungswesen, in der Wirtschaft, in der Kunst und in anderen Bereichen angeben, wie Sie über Themen wie Gender und Rassismus denken. Eltern werden verachtet werden, wenn sie sich weigern, ihre Kinder mit linksradikalen Lehren indoktrinieren zu lassen. Sie werden ideologisch motivierten „Diversitätsseminaren“ unterzogen. Und diejenigen, die glauben, einfach neutral bleiben zu können, werden öffentlich bloßgestellt. Wie wir später in diesem Buch sehen werden, sind auch Kirchen und Gemeinden davon nicht ausgenommen.
Heute wollen diejenigen, die behaupten, zu sein, in Wirklichkeit sein. Wahrheit wird nicht mehr als Suche nach einer objektiven Realität betrachtet, sondern als individuelle Entscheidung, die nicht von außen überprüft werden kann. Richtig oder falsch, gesunder Menschenverstand oder Irrationalität, echter Dialog oder Verunglimpfung – all diese Unterscheidungen verlieren sich in einem Labyrinth von Ideologien, die nicht infrage gestellt werden dürfen. Die Ideologie übertrumpft sogar die Wissenschaft und bekannte historische Fakten.
Seien Sie gewarnt: Amerika ist nicht mehr das Land, an das sich einige von uns erinnern. Der kulturelle Tsunami ist bereits da, und es gibt keinen Ort mehr, an dem man davor sicher ist.
Aufgeben, untergehen oder ans Ufer schwimmen.
Manchmal werden Menschen durch ihren Mut zu Helden, manchmal durch ihre Umstände. Manchmal freiwillig, manchmal, weil sie keine andere Wahl haben.
Während des Zweiten Weltkriegs stand ein 26-jähriger Leutnant der US Navy namens John F. Kennedy am Steuer eines Patrouillenboots, das mit einem japanischen Zerstörer zusammenstieß. Das Boot wurde beschädigt, und die Besatzung war gezwungen, dreieinhalb Meilen zu einer nahe gelegenen Insel zu schwimmen und dort ein Lager aufzuschlagen. Sie hatten keine Vorräte und aufgrund der Nähe zu den Japanern große Angst. Einige Tage später schwammen sie schließlich zu einer anderen Insel, auf der sie nur wenig Nahrung und Schutz hatten.
Kennedy, der später der 35. Präsident der USA werden sollte, war schon immer im Wasser zu Hause gewesen. Er schwamm auf der Suche nach Unterstützung für seine Besatzung zu einer weiteren Insel. Dort fand er Hilfe, die den Kontakt mit anderen alliierten Streitkräften herstellte, die dann seine Kameraden retteten. Am Morgen des 18. Augusts 1943 kehrten sie sicher zur US-Basis auf der Insel Rendova zurück.
Später wurde Kennedy für seine Tapferkeit und die erlittenen Verletzungen mit der und einem ausgezeichnet. Auf die Frage, wie er zum Helden wurde, antwortete er: „Es war unfreiwillig. Sie haben mein Boot versenkt.“1
Wenn Ihr Boot versenkt wird, haben Sie die Wahl: Sie können sich vom Feind gefangen nehmen lassen, untergehen oder schwimmen. Wenn Sie sich weigern, sich zu ergeben, können Sie lautlos unter den Wellen verschwinden oder den Mut aufbringen, ans Ufer zu schwimmen und ein Held zu werden. Vielleicht ein Held wider Willen, aber dennoch ein Held. Und durch diesen Mut können Sie ein treuer Zeuge für Christus bleiben.
Die heutige Zeit verlangt nach Helden – ob freiwillig oder unfreiwillig. Sie halten ein Buch in den Händen, das Ihnen helfen soll, sich auf eine Zukunft vorzubereiten, die bereits begonnen hat. Die moralische und geistige Revolution, die sich in Amerika vollzieht, schreitet schnell und unaufhaltsam voran; diejenigen, die sich dieser Revolution widersetzen, zahlen bereits einen hohen Preis. Unsere Gesellschaft treibt uns immer mehr in die Enge, und es gibt kein Entrinnen. Wir müssen unseren Standpunkt bekennen und darauf vorbereitet sein, verachtet, abgelehnt oder bloßgestellt zu werden. All dies ist eine Gelegenheit für uns zu beweisen, dass Christus für uns wertvoller ist als unsere finanzielle Lebensgrundlage, unser Ruf oder sogar unsere Familien.
Aufgeben, untergehen oder schwimmen.
Das sind unsere Optionen. Der Druck, der von verschiedenen Seiten auf uns einwirkt – aus den Bereichen Recht, Kultur, Bildung und Politik –, ist groß, und wir müssen uns entscheiden. Zum Glück kann Gott uns Dinge beibringen, selbst wenn wir in offenen Gewässern treiben, die wir noch nie zuvor befahren haben. Ob Sie es glauben oder nicht, dies ist tatsächlich ein Buch der Hoffnung.
Ich wurde oft gefragt: „Sollte sich die Gemeinde in die Politik einmischen?“ Das hängt davon ab, unter Politik verstehen. Politik lässt sich nicht von Moral trennen, und Moral lässt sich nicht vom Christentum trennen. Und wenn die Gemeinde unserer politisierten Kultur nichts entgegensetzt, bleiben nur selbstzerstörerische säkulare Ideologien übrig. Unsere Treue zu Christus bedeutet, dass wir es nicht wagen können zu schweigen.
Der berühmte Theologe Jonathan Edwards (1703–1758) aus Neuengland glaubte – und ich stimme ihm zu –, dass Gott uns von politischen Strukturen abhängig gemacht hat; Gott hat uns sogar von unseren nichtchristlichen Mitmenschen abhängig gemacht. Edwards schrieb, dass das Versäumnis, unsere gegenseitige Abhängigkeit anzuerkennen, „eher für Wölfe und andere Raubtiere geeignet ist als für menschliche Wesen“.2 Diese Überzeugung rührte von Edwards’ Glauben her, dass Gott die gesamte Menschheit mit guten Gaben ausgestattet hat. Manche Theologen bezeichnen dies als allgemeine Gnade.
Edwards war auch der Meinung, dass Christen sich mit Nichtchristen öffentlich zusammentun sollten, um auf gemeinsame moralische Ziele hinzuarbeiten. Der Grund dafür ist, dass Gott seine Gesetze in die Herzen aller Menschen eingeprägt hat. Aufgrund dieser Überzeugung setzte sich Edwards für die Gleichberechtigung der amerikanischen Ureinwohner ein, z. B. auch dafür, dass deren Mädchen die Möglichkeit haben sollten, zur Schule zu gehen. Er schrieb mehrere Briefe an die nationale Versammlung von Massachusetts, in denen er die Kolonie aufforderte, ihren Vertrag mit dem Stamm der Housatonic einzuhalten und ihnen Decken und Kleidung zur Verfügung zu stellen.3
Die Quintessenz: Dadurch, dass wir die Gesellschaft voreilig in verschiedene Lager einteilen, vergessen wir als Christen allzu oft, dass die allgemeine Gnade bedeutet, dass wir in einigen Fragen zusammenarbeiten können. Manchmal sollten wir Politiker unterstützen und manchmal nicht; wir können einige politische Maßnahmen unterstützen und andere nicht. Aber wir sollten zu jeder Zeit über uns selbst hinausblicken, um einer müden und missmutigen Welt Hoffnung und Gnade weiterzugeben. Das Evangelium von Jesus Christus ist ein besonderer Schatz, den wir nicht verlieren oder vernachlässigen dürfen.
Einige Christen erinnern uns daran, dass das Christentum auch unter den schlimmsten politischen Regimen überlebt hat. Das mag zwar zum Teil zutreffen, aber wir müssen den heutigen Unterschied zwischen der Gemeinde in Nordkorea und in Südkorea bedenken. Als ich mit einigen Gemeindeleitern aus Südkorea sprach, fragte ich sie nach der Gemeinde auf der anderen Seite der demilitarisierten Zone. Sie sagten, man höre sehr wenig über das Schicksal ihrer Brüder und Schwestern im Norden, aber man wisse, dass ein Rest trotz schrecklicher Verfolgung überlebt habe. Die Familien sind getrennt, die Gläubigen sind verstreut und verstecken sich im Untergrund. Laut einer jährlich von Open Doors USA erstellten Stellungnahme ist es in Nordkorea ein Todesurteil, als Christ entlarvt zu werden. „Wenn man nicht sofort getötet wird, wird man als politischer Gefangener in ein Arbeitslager gebracht. In diesen unmenschlichen Gefängnissen herrschen entsetzliche Zustände, die nur wenige Gläubige überleben. Jeder in der Familie wird die gleiche Strafe...